P. Paoli.[]
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Paoli (P.) geboren zu Genua, von wo aus ihn sein Vater 1755 zu den Korsen sandte, die ihn, ob er gleich erst 29. Jahre alt war, als Generalkommissär der ganzen Insel anerkannten. Er nahm nicht, wie es Theodor von Neuhof gethan hatte, den Titel eines Königs an, war es aber wirklich in mehrerer Rücksicht, indem er sich an die Spitze einer demokratischen Regierung stellte. Er setzte eine geordnete Verwaltung bey einem undisciplinirten Volke ein; errichtete regelmäßige Truppen und gründete eine Universität, um durch die Betreibung der gelehrten und schönen Wissenschaften die Sitten zu verfeinern. Die Mordthaten geschahen vor ihm ungestraft; er wußte diese Zügellosigkeit zu bezäumen und fand die Kunst, sich gehorcht und doch geliebt zu machen. Er bewirkte, daß die Korsen dem Gelde der Genueser und den Waffen der Franzosen widerstanden. Als diese letztern im Jahre 1769 die Insel eroberten, ging er nach London und wurde daselbst als der Gesetzgeber und Vertheidiger seiner Vaterlandes angesehen; allein die Unruhen, die in Frankreich eintraten, eröffneten diesem feurigen Charakter eine neue Laufbahn. Er wünschte 1789 der National-Versammlung, die Korsika in die Zahl der französischen Provinzen aufgenommen hatte, Glück, und kehrte 1790 in sein Vaterland zurück, wo er einen grossen Theil seines Einflusses noch nicht verloren hatte. Es kostete ihm wenig mühe, die Gunst der Revolutionärs zu gewinnen, indem er die Miene annahm, ihrer Parthey beyzutreten. Im Februar wurde er zum Kommandanten von Bastia ernannt, und im April begab er sich nach Frankreich, wurde Ludwig XVI. von Lafayette vorgestellt, erschien vor den Schranken der National-Versammlung und leistete den Bürgereid. Seine Gegenwart erweckte selbst in Paris eine Art von Enthusiasm, und er erhielt die Beweise der Volksgunst bey seinem Empfange. Nach seiner Rückkehr nach Korsika wurde er zum Kommandanten der National-Garde und zum Präsidenten dieses Departements gewählt. Diese Stellen bekleidete er noch in den Jahren 1791 und 92 und fuhr fort, wenigstens dem Scheine nach, die Grundsätze der Revolution zu befolgen; 1793 fing man aber an, gewahr zu werden, daß sein republikanischer Eifer nur eine Larve war, unter der er ungestörter zu seinen ehemaligen Planen zurückzukommen gedachte; und der Konvent, nachdem er ihn umsonst vor seine Schranken geladen hatte, erklärte ihn als einen Vaterlandsverräther, der sich unter dem Schutze der Engländer zum unumschränkten Herrn von Korsika habe machen wollen und eine Expedition gegen Sardinien habe fehlschlagen lassen. In demselben Augenblicke (im May) ließ er sich in einer Consulta, die er zusammenberufen hatte, zum Präsidenten und Generalissimus der Korsen ernennen. Bis dahin hatte er mit der Familie Bonaparte in Verbindung gestanden; diese löste sich aber jetzt auf, da diese Familie eine andere Richtung nahm. Um die Empörung seiner Landsleute mit Muth zu beleben, versprach er ihnen die Unterstützung Großbrittaniens, mit dem er auch wirklich Unterhandlungen eröffnet hatte; und im Februar 1794 begünstigte er die Landung der englischen Truppen auf der Insel. Einige Zeit hindurch hatten die Engländer ziemliche Achtung für Paoli, der zur Vertreibung der französischen Truppen mehr als die brittische Macht selbst beygetragen hatte, und seine Büste wurde in dem Saale des zu Bastia errichteten Parlaments aufgestellt; bald aber zeigte sich dieser ehrgeitzige unruhige Kopf wenig mit dem Theile der Macht, die man ihm gelassen hatte, befriedigt, und seitdem erhob sich zwischen ihm und dem Vizekönig Eliot eine Kälte, die nachher in Feindschaft ausartete. Er hielt es nunmehr für besser, gänzlich auf die Regierung Verzicht zu leisten, und zog sich nach England zurück. Den 5. Februar 1807 ist er zu London gestorben.
Zeitungsnachrichten.[]
1793.[]
Livorno, vom 19. April. [2]
In Corsica ist ein Corps Französischer Truppen von 1000. Mann mit 2. Commissarien des N. Convents angekommen, die sich nach Corti begaben, um dem General Paoli anzuzeigen, daß er an den Schranken des N. Convents erscheinen soll; man weiß aber nicht ob es geschehen wird, weil diese Insulaner dem Paoli zu treu ergeben sind, und deklariert haben, daß sie sich seiner Abreise wiedersezen wollen.
Livorno, vom 26 April. [3]
Ein von Calvi hier eingelauffenes Schiff hat die Nachricht mitgebracht, daß ganz Corsika unter den Waaffen sey. Die Bergbewohner halten es mit dem General Paoli und die Einwohner des flachen Landes mit den Franzosen. Paoli habe bekannt machen lassen, daß er die Waaffen zu Gunsten der Engelländer ergriffen. Ein anderes gestern von Bastia angekommenes Schiff berichtet, alle Provinzen von Corsika haben sich mündlich und schriftlich erklährt, das Commando von dieser Insul dem General Paoli zu übergeben; die Französis. National-Commissarien in Bastia haben ihre Wache verstärkt, sie wagen es nicht auszugehen, und die Armee des Paoli bestehe bereits aus 15000. Mann.
Von dem Nationalkonvent.[]
- [1793]
Paris, vom 1. April. [4]
Der berühmte Corsikaner Paoli ist beschuldiget worden, daß er die Insul Corsika von der französischen Republick habe trennen, und unter dem Schuz von Groß-Brittannien sich zum Diktator in derselben aufwerffen wollen; er soll deswegen in Verhaft genohmen worden seyn, und unverzüglich nach Paris gebracht werden.
Paris, vom 6. May. [5]
In der vorgestrigen Session erhielt das N. Convent Nachrichten, welche melden, daß man über die Rebellen in Bretagne und dortherum verschiedene Vortheile erfochten habe. Der National-Commissar in Corsika berichtete demselben: Er habe zwar das Verhafts-Dekret gegen Paoli erhalten; weil aber derselbe die dortigen Truppen und das Departement auf seiner Seite habe, so werde es gefährlich seyn, dieses Dekret vollziehen zu lassen; indessen habe er es den Constituierten Autoritäten zugestelt. --
Paris, vom 20. May. [6]
In der Seßion des N. Convents am 16. dieses wurde ein Schreiben von dem General Paoli aus Corte vom 26. April verlesen, worinn er sein Bedauren darüber äussert, daß sein hohes Alter und die damit verbundenen Gebrechen es ihm unmöglich machen, vor dem National-Convent zu erscheinen und die über ihn ausgesagten Verläumdungen, wie es ihm leicht seyn würde, zu wiederlegen. Wenn man es übrigens für den Frieden und die Sicherheit des Landes und zur Befestigung der Freiheit und Gleichheit in Corsika nöthig finde, daß seine dortige Anwesenheit keinen weitern Anlaß zum Mißtrauen, Haß und Eifersucht gebe, so dörfe man es ihm nur wissen lassen, und er wolle sich ohne Murren aus seinem Vatterland entfernen. --
Paris, vom 5. Heumonat. [7]
-- Aus Corsika hat man Nachrichten erhalten, welche zufolg in diesem Departement die Gegen-Revoluzion völlig ausgebrochen ist. Ein von dem Wohlfahrts-Committe dem N. Convent zugestelltes Schreiben von einem der 3. dortigen Commissarien aus Bastia vom 27. Junius ertheilt darüber folgenden Bericht: Alles ist nun vollendet, die Contre-Revolution ist vollständig, Paoli ist zum Generalißimus ernannt; die Geistlichkeit ist wieder in ihre vorigen Rechte eingesezt; die Emigrierten sind zurük gekommen. Paoli hat der Masque, der Religion sich bedient; er ist zum Presidenten der Consulta oder ausserordentlichen Versammlung der Deputierten aller Commünen von Corsika gewählt worden; vier Fünftheile der Einwohner dieser Insel haben sich von ihm verführen lassen. In verschiedenen Gegenden haben sie bey 1000. bis 1200. an der Zahl die Waaffen ergriffen, und zwar auf Kosten der Republik, indem sie sich der Magazine bemächtigten. Diejenigen welche noch einigen Muth in der Vertheidigung der Repu~~ nischen Parthey zeigen, werden niedergeschossen; die St__te werden als rebellisch deklariert, wenn sie für die Republik sind, und durch starke Besazungen im Zaum gehalten. Paoli hat eine Schrift gegen die Commissarien pub__ziert, die er Zerstörer aller Ordnung und Agenten von Genua nennt. St. Florent, Bastia und Calvi halten es noch mit der Republik, und unsere dortigen Besazungen sind sehr zu gelegener Zeit durch das Bataillon von Aveyron verstärkt worden. Die Consulta hat am 26. May ihre Sizungen unter Paolis Presidium eröfnet. Diese Versammlung hat alle patriotischgesinnten Deputierten proscribirt; ihre Familien sind in Verhaft genommen und ihre Häuser in Brand gestekt worden. Sie haben verordnet, daß alle Militärs, die für die Republik waren, aufgefordert werden sollen, innerhalb 3. Tagen ihre Fahnen zu verlassen, in welchem Fall sie Pardon erhalten, sonst aber, wenn sie der Aufforderung nicht folgen, gefangen genommen und ihre Güter konfisziert werden sollen.
Quellen.[]
- ↑ Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 8. May, 1793. Num. 37.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 15. May, 1793. Num. 39.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 10. April, 1793. Num. 29.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 15. May, 1793. Num. 39.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 29. May, 1793. Num. 43.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 13. Heumonat, 1793. Num. 56.