Tuilerien.[]
Tuilerien [1] (nicht Thuilerien; von tuile, Ziegel, weil ehedem an diesem Platze eine Ziegelbrennerei war), das berühmte Residenzschloß der französischen Monarchen, an dem rechten Ufer der Seine zu Paris. Catharina von Medicis, die Gemahlin Franz II., fing den Bau desselben 1564 an. Heinrich IV. erweiterte es, und ließ die Galerie anlegen, die es mit dem Louvre verbinden sollte, und die er zur Wohnung für 2 Künstler bestimmte. Ludwig XIV. vergrößerte es (1654) und vollendete die große Galerie. Die Façade nach der Seite des Louvre besteht aus 5 Pavillons und 4 Hauptgebäuden; die entgegengesetzte Seite hat nur 3 Pavillons. In dem Pavillon der Flora wohnte ehemals Napoleon, jetzt wohnt Ludwig XVIII. darin. Das Aeußere der Tuilerien ist ohne gehörige Harmonie, weil zu verschiedenen Zeiten und nach sehr verschiedenen Rissen daran gebaut worden ist; aber das Innere ist prachtvoll. Die Galerie, welche die Tuilerien mit dem Louvre verbinden soll, ist an der Seite der Seine vollendet; der untre Theil derselben besteht aus offenen Bogen, im obern Stockwerk ist die Bildersammlung. Die zweite Galerie, nach dem Platz Rivoli und der Straße St. Honoré zu, wurde von Napoleon 1808 angefangen, ist aber nicht vollendet worden. Um Platz dazu gewinnen, wurden viele Häuser und ganze Straßen niedergerissen; jetzt liegt noch vieles in Schutt, und Häuser-Ruinen stehen neben angefangenen Palästen.
An den Palast der Tuilerien schließt sich gegen Westen der Garten an, der ein Viereck bildet, so breit als das Schloß selbst, und 1800 Fuß lang ist; sein Flächenraum soll 67 Arpens betragen. Auf zwei Seiten wird er von langen Terrassen, unter welchen die nach der Seine zu gelegene eine besonders schöne Aussicht gewährt, und von eisernen Gittern eingeschlossen. Dieser Garten, den Ludwig XIV. durch den berühmten Baumeister Le Notre anlegen ließ, und der in den neueren Zeiten sehr verschönert worden, ist in französischem Geschmack, und enthält Orangen- und andere Alleen, schattige Baumparthien, Rasenstücke mit Blumen und blühenden Gesträuchen, Springbrunnen und Bassins mit Schwanen und Goldfischen, eine große Menge Vasen und mehr als 60 Statuen, größtentheils nach Antiken geformt. Er ist dem Vergnügen des Publicums gewidmet, und den ganzen Tag über mit Spaziergängern und Leuten aus allen Volksclassen angefüllt. Zur Bequemlichkeit sind Stühle, und zur Unterhaltung alle öffentlichen Blätter um einen geringen Preis zu haben. Auch ein ansehnliches Kaffeehaus ist hier, bei der Terrasse Rivoli, ehemals der Feuillants (weil die gemäßigte republicanische Parthei dieses Namens hier ihre Sitzungen hielt). An den Tuilerien nach der Stadt zu, und von derselben durch ein schönes Portal und ein Gitter abgesondert, ist der Carroussel-Platz. Er hat seinen Namen von einem Carroussel, das Ludwig XIV. im J. 1664 hier gab. Napoleon vergrößerte ihn, indem er viele der benachbarten Häuser niederreißen ließ. Der Platz hat dadurch ein freieres Ansehn bekommen, ist ungefähr 400 Schritte breit, und es ist öfters über mehr als 15000 Mann Revue daselbst gehalten worden.
Cabinet der Tuilerien.[]
Cabinet der Tuilerien [2] wird in eben dem Sinne von dem System und der Handlungsweise der französischen Regierung in Rücksicht der auswärtigen Mächte gebraucht, wie man z. B. die englische Regierung das Cabinet von St. James nennt. Als der alte königliche Hof unter Ludwig XV. und XVI. zu Versailles residirte, brauchte man den Ausdruck: Cabinet von Versailles. Als Napoleon, als erster Consul, seinen Aufenthalt zu St. Cloud nahm, sagte man das Cabinet von St. Cloud. In der Folge war die gewöhnliche Residenz in den Tuilerien, und nun hieß es, und heißt es jetzt noch, das Cabinet der Tuilerien.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1812]
Paris, den 19ten November. [3]
Die kolossalen Statuen, die sich über den Gittereingängen des Pallastes der Tuillerien befinden, sind nun vollendet und aufgedeckt worden. Die erste rechts stellt die Siegesgöttin dar. Sie hält in der einen Hand eine Fahne und in der andern eine Krone; sie scheint die Krieger belohnen zu wollen. Die zweyte bezieht sich auf die Feldherren. Sie hält in ihren Händen ein Schwert und eine Palme, das Symbol des Heroismus. Die dritte zur Linken stellt Frankreich siegreich und triumphirend dar. Die vierte hält eine Tafel und den Griffel der Geschichte. Die beyden ersten sind durch den Bildhauer, Herrn Petitot, und die beyden andern durch den Bildhauer, Herrn Gerard, verfertigt worden.
Quellen.[]
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 288 Sonnabend, den 30. November/12. December 1812.