Padua.[]
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Padua, Padova, alte und große Stadt in der Landschaft Padovano, unter dem Fluß Brenta, in welchen von hier ein Canal geht. Sie wird in die innere und äussere Stadt, davon jene die Stadt, diese aber die Vorstadt heißt, abgetheilt. Ihre Gassen haben auf beyden Seiten Reihen von bedeckten Gängen, welche bey schlechtem Wetter desto bessere Dienste thun, weil das Pflaster schlecht und die Strassen schmutzig sind. Sie wird von verschiedenen Canälen durchflossen, die für die Manufakturen bequem vertheilt sind. Die Kathedralkirche ist nicht sonderlich gebaut, aber eine der reichsten in Italien, die jährlich 100,000 Scudi Einkünfte hat. In der Sacristey dieser Kirche ist das Bild des berühmten Petrarcha, der Domherr bey derselben gewesen und ihr einen Theil seiner Bibliothek vermacht hat. Die Franciscanerkirche Chiesa des Santo, ist wegen ihrer Kostbarkeiten und prächtigen Denkmale sehenswürdig. Sie ist dem heil. Antonius von Padua gewidmet. Vor derselben ist eine Bildsäule zu Pferde, welche die Republik Venedig ihrem berühmten General Gattamelata, von Narni, aufrichten lassen. Die Kirche des Benedictinerklosters St. Justina, ist der Baukunst nach die schönste. In dem weitläufigen Klostergebäude dabey findet man eine schätzbare Bibliothek in ansehnlichen Behältnissen. Ueberhaupt hat die Stadt 96 Kirchen und Klöster. Das bischöfliche Seminarium, welches durch den 1697 verstorbenen Cardinal Barbarigo fast ganz von neuem gestiftet worden, ist eine der besten Anstalten zur Bildung 100 junger Geistlichen; es hat zugleich eine berühmte, mit lateinischen, griechischen, hebräischen und morgenländischen Schriften versehene Buchdruckerey, deren Ertrag der Stiftung zu Gute kommt. Die Universität macht Padua am berühmtesten. Sie ist von Kaiser Friedrich II. gestiftet worden. Es florirt sonderlich die Medicin, in welcher Facultät auch Juden und Türken das Privilegium haben, Doctores zu werden. Die deutsche Nation hat, unter andern Vorrechten, die Freyheit, einen Consiliarium zu erwählen. Deutsche Protestanten haben die Erlaubniß, sich in die Klöster begraben zu lassen, wenn sie sich nur vor ihrem Tode haben bey der Universität immatriculiren lassen. Die Zahl der Studierenden, welche in ältern Zeiten mehrere tausend betrug, ist jezt im Durchschnitte 600. Ausser der Universität ist auch zu Padua eine Gesellschaft der Wissenschaften, schönen Litteratur und Künste, die von dem Senat zu Venedig, 1779 bestätigt, und mit einem Fond zu Besoldungen und Preisen versehen wurde. Das vornehmste Universitätsgebäude ist Il Palazzo degli studii, (Universitätshaus), welches mit Bildnissen und Wappen der ehemals berühmtesten Professoren austapezirt ist. Zu der Universität gehören überdieß noch 12 zerstreut liegende Collegia, und die Sternwarte auf dem alten Schlosse. Der hortus botanicus ist vortreflich, so wie die Sammlung von physikalischen Instrumenten; dem theatr. anatomico aber fehlt es am Licht. Unter den weltlichen Gebäuden merken wir an das Rathhaus (Il Palazzo della Ragione), wegen seines großen Saales und der Denkmäler: seit dem aber ein Sturm das bleyerne Dach herunter geworfen hat, so erblickt man nur noch sehr wenig von diesen, worunter das vorgegebene Brustbild des Livii und eines seiner Freygelassenen in die Augen fallen; ferner Il Palazzo dél Podestà, samt der Stadtbibliothek, auch vielen Brustbildern, Bildnissen und Wappen; die schöne Piazza d' Nobili, das schöne Schauspielhaus, das vermeintliche Grab des trojanischen Helden Antenor, Il Palazzo di Soranzo, eine große Naturaliensammlung, des Abts Facciolati Gemäldecabinet zu Aufklärung der Geschichte der Malerey. Die Juden wohnen in einem besondern Quartier, und haben die wenige Handlung der unthätigen Einwohner dieser Stadt in den Händen. Doch ist eine wichtige Tuchmanufaktur vorhanden, und es werden auch Seidenzeuge verfertigt. Die Zahl der Einwohner macht höchstens 40,000 aus: es könnten aber weit mehrere seyn, indem ganze Strassen öde sind, und in den meisten Gras hervorwächst. Im Sommer wird die Stadt lebhaft, vorzüglich zur Zeit der Messe im Junius, weil sich reiche Leute aus allen umliegenden Gegenden hier einige Zeit aufhalten.
Von Reisende..[]
Elisa von der Recke
- [1804]
Padua den 29. Sept. Abends nach 7.
Durch eine fruchtbare Ebene führte uns eine trefliche Straße hieher. Weinreben ziehn sich an den Maulbeer- und Wallnußbäumen hin. Hier beginnt der Reißbau, und Wiesen wechseln mit Reißfeldern. Beim Anblick einzelner Strohdächer war es mit, als feierte meine Seele ein süßes Wiedersehn des Vaterlandes: so kann selbst das Minderschöne ein rührendes Interesse gewinnen, wenn es an geliebte Gegenstände erinnert.
Padua's Entstehung verliert sich in die Fabelzeit. Virgil nennt Antenor, als den Stifter dieser Stadt. Sie ist der Geburtsort des Livius. Durch Attila's Verheerungen litt sie wiederholentlich: die Einwohner flüchteten vor diesem Verwüster in die Sümpfe, aus denen Venedig empor blühte. So betrachtet sich den Padua als Venedigs erste Pflegerin. -- Die Stadt liegt an der Brenta, und ist in Form eines Triangels erbaut. Diejenigen Thore, welche dessen Ecken bezeichnen, sind einem Triumphbogen ähnlich. Das schönste ist la porta del portello, erbaut im Jahre 1539. Padua hat sieben Miglien im Umfang, und war eine Festung. Die Straßen, die durchgängig schlecht gepflastert sind, erhalten durch die Arkaden ein finsteres Ansehn. In der Mitte des verflossenen Jahrhunderts zählte man hier noch 40000, im J. 1798 nur 32888 Einwohner. Der Ort ist so weitläuftig, daß er entvölkert scheint.
Trauriger Wandel der Dinge! Verschwunden sind die goldnen Tage, in welchen Padua durch lebhaften Handel, durch Künste und Wissenschaften, alle Städte Europa's überstrahlte. In ihrer höchsten Blüthe stand die hiesige Universität zur Zeit des unsterblichen Galilei. Jünglinge aus verschiedenen Welttheilen versammelten sich hier um die- Lehrstühle der Weisen. Ariost, Tasso, Stephan Battori, Polens großer Sobieski, und Schwedens Gustav Adolph *), studirten zu Padua. Petrarka lebte hier als Kanonikus. In jenen frühern Zeiten zählte man in manchen Jahre 18000 Studirende, deren Anzahl in der Mitte des vorigen Jahrhunderts auf 800 sich beschränkte, und in unsern Zeiten auf 360 herabgesunken ist. Tartini, il maestro della nazioni genannt, gab noch im verflossenen Jahrhundert dieser Universität, als philosophischer und praktischer Tonkünstler, Glanz und Ansehn **); sein Andenken ist noch nicht erloschen. -- Außer der Universität, hat Padua mehrere gut ausgestattete Schulen, die freilich, so wie die Universität selbst, unter dem Einflusse der Geistlichkeit stehn, welche sehr bemüht ist dem Geiste Fesseln anzulegen.
- *) Von diesem Helden ist indeß die Angabe wohl unrichtig, und er mit einem andern Schwedischen Gustav, dem Sohne des entsetzten Königs Erich, verwechselt worden: wie dies der Kanzeleirath Adlerbeth auf das allerwahrscheinlichste erwiesen hat, selbst bis zur Ueberzeugung des (nachher S. 152 genannten) Memmo, der indeß doch des Königs Staue, als eines ehemaligen gelehrten Mitbürgers von Padua, dort aufstellen ließ. Man s. Berlinische Monatschrift 1809 Oktober, S. 234 fgg.
- **) Wie viel Naumann diesem vortreflichen, sich zur Mystik hinneigenden, Manne zu danken hatte, und mit welchen mystischen Ideen seine Gedanken über Musik durchwebt waren, findet man in "Naumanns Biographie" von Meißner.
Den 30. September.
Auch hier fanden wir, durch unser Empfehlungsschreiben an den geistreichen Arzt Caldani, und den äußerst gefälligen Banquier Fioravanti, eine Aufnahme die mich überraschte, und meine Idee von der liebenswürdigen Gefälligkeit gebildeter Italiäner sehr günstig bestätigte. Eben so freundlich nahm sich zu Vicenza das Haus Milano unser an. Nur der Charakter der niedern Volksklassen in Italien erscheint überall in mitleidswürdiger Verwahrlosung. Bettelhaftigkeit und Eigennutz sind die Hauptzüge desselben. Aber diese zurückstoßenden Fehler treffen, als anklagende Vorwürfe, mehr die Verfassung als das Volk. Gewalt und List haben ihm nach und nach alles Landeigenthum aus den Händen zu winden gewußt. Nichts blieb ihm übrig, als die Körperkraft; diese vermiethet das Individuum für einen Tagelohn: und so lebt es dürftig und gedankenlos aus einem Tage in den andern hinein. Mit dem Alter erwarten selbst den fleißigen Arbeiter Mangel und Elend. Eben so auffallend als diese Armuth, sind die sittlichen Unvollkommenheiten die sich bei dem sonst so geistreichen Volke offenbaren. Die niedre Klasse ist, mit geringen Abweichungen, überall einander gleich, überläßt sich ziemlich gutwillig der gewohnten Abhängigkeit, und kann nur durch eine weise Regierung und Religion bis zu der Stufe veredelt werden, daß statt bloß mechanischer Religionsübungen eine gebildete Gesinnung und eine selbstthätige Sittlichkeit in dem Charakter hervortrete.
Wer den angebauten Strich Landes, den wir hinter uns gelassen haben, besucht, wird die Reisebeschreiber, welche die Italiäner der Trägheit beschuldigen, der Ungerechtigkeit anklagen müssen: und wenn er dann gleichwohl den grellen Abstich zwischen dem reichen Lande und der so allgemeinen Verarmung des Volks wahrnimmt, so wird er sich, wenn er die Verfassung nicht berücksichtigt, diese Erscheinung nicht zu erklären wissen. So unbevölkert Padua ist, so mußten wir uns doch, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besuchen, durch ein unerträglich drängendes Gewimmer von -- Bettlern hindurch winden.
Zu den vornehmsten Merkwürdigkeiten wird der große Gerichtssaal gerechnet, der vielleicht einer der größten Säle in Europa ist: er hat 300 Fuß Länge, 100 Fuß Breite, und die nehmliche Höhe. Neunzig Pilaster sind inwendig an den Mauern angebracht; aber weder Pfeiler noch Säulen unterstützen seine bleierne Decke, welche bloß von starken eisernen Stangen getragen wird, die von den Wänden ausgehen. An die Wand des Hintergrundes mahlte Giotto 1350 die zwölf Zeichen des Thierkreises, andre Sterngruppen, die Planeten, die Monate, die Jahrzeiten, und die Apostel. Im J. 1762 restaurirte Francesko Zannoni dies wunderliche Bildergemisch. Mitten in diesem Saale steht noch der Sandstein, auf dem vormals die Bankerotirer mit entblößtem Haupte im Angesicht des Volkes ihre Armuth beschwören mußten, wenn sie der schimpflichen Gefängnißstrafe entgehen wollten. Aber schon im verflossenen Jahrhundert ist dieser Gebrauch abgekommen. -- Eben dieser Saal ist mit Marmorbüsten verschiedener Gelehrten und merkwürdiger Personen geschmückt. Keine dieser Abbildungen trägt das Gepräge der vollendeten Kunst. Die Büste des Livius wird für eine Antike gehalten, welches Kenner der alten Kunst schwerlich zugeben dürften *). Noch mindern Kunstwerth hat die Büste der Paduanischen Lukretia, Dondi Orologia; sie ist nur durch den tragischen Vorfall merkwürdig, an den sie erinnert. Diese berühmte Paduanerin war aus einer ansehnlichen Venezianischen Familie, eine geborne Orologia, und mit dem Marchese Pio Ena de gli Obizzi verheirathet. Sie liebte ihren Gatten und war ihm treu. Paganino Sala, ein schöner junger Mann, verliebte sich in die reizende Frau, fand aber kein Gehör; in seiner bis zum Wahnsinn gesteigerten Leidenschaft, raubte er ihr, während einer Abwesenheit ihres Gatten, das Leben. Sala ward ergriffen, des begangenen Mordes überwiesen, jedoch nicht zum Geständnisse gebracht, weshalb ihm nur eine funfzehnjährige Gefängnißstrafe zuerkannt werden konnte. Während dieser Zeit erwuchs der Sohn der Ermordeten, Ferdinand Obizzi, zum Mann. Unvergeßlich tönte in seinen Ohren das Geschrei der edlen Mutter, von deren Seite ihn Sala weggerissen hatte als er sich ihr näherte. Schon als fünfjähriger Knabe schwur er dem Mörder Rache, und nach Verlauf der funfzehnjährigen Gefangenschaft ward Sala von dem jungen Obizzi erschossen. Dieser verließ hierauf sein Vaterland und ging in östreichsche Kriegsdienste. Er starb, nachdem er funfzig Jahre ehrenvoll gedient hatte, 1710. Der Ruhm eines edlen Menschen und tapfern Kriegers schmückt sein Andenken.
Unter den Kirchen in Padua ist die der heil. Justina unstreitig die schönste. Sie wurde im J. 1520 auf dem Raume eines alten Tempels der Eintracht, durch Andreas Riccio, nach seinen eigenen Risse erbaut. Ihr Ansehn ist eines ernsten Heiligthums würdig. Mehrere Kuppeln erheben sich auf ihrer Decke; die mittlere ist die höchste, sie hat von außen, mit dem Kirchengebäude und der auf der Kuppel stehenden Bildsäule der Heiligen, 232 Fuß Höhe. Im Innern dieser schöngebauten Kirche herrscht eine anziehende Einfachheit und zweckmäßige Eleganz. Ueber dem Altare sieht man ein herrliches Werk der Kunst: die Abnahme Christi vom Kreuz in Marmor, von Filippo Parodi, einem Genueser. Die Gruppe soll aus Einem Blocke karrarischen Marmors gehauen seyn. Die Figuren sind in Lebensgröße. Maria, die neben dem Leichname ihres Sohnes steht, ist voll Hoheit, aber gebeugt von tiefem innigen Schmerz. Das Ganze ist ein stilles trauerndes Leben. Johannes Blick, voll weinender trostloser Liebe, ruht auf dem theuern Reste seines unvergeßlichen Meisters. Aber Magdalena, ganz aufgelöst in das Gefühl ihrer Verlassenheit, hat nichts mehr, hält nichts mehr fest als ihren unendlichen Verlust. Die schön gedachte und treflich aufgeführte Gruppe macht einen unaussprechlich rührenden Eindruck. -- Die Kuppelwölbung der Kirche ruht auf vier starken Pfeilern; das Licht fällt theils durch die Kuppel, theils durch die in den Seitenwänden angebrachten Fenster.
Die Kirche liegt an dem schönen Platze Prato della Valle, dem alten Campus Martius. In den Zeiten des Mittelalters wurden hier, zum Andenken der Befreiung vom Joche Ezzelins, festliche Pferderennen gehalten. Jetzt ist dieser große Platz mit Statuen von Männern der Vorzeit und unsers Jahrhunderts besetzt. Vormals war er ein Sumpf, aus welchem sich eine schädliche Luft entwickelte: selbst jetzt noch ist die Gegend ungesund. Ein reicher Venezianer, Andreas Memmo, welcher Gouverneur von Padua war, und in dieser Gegend der Stadt einen schönen Pallast bewohnte, fing vor ungefähr 30 Jahren an, diesen Platz austrocknen und verschönern zu lassen. Zu diesem Behuf sammelte er von reichen Klöstern und Privatpersonen seiner Vaterstadt Beisteuern. Das Wasser wurde abgeleitet, der gewonnene Boden mit guter Erde überdeckt, und mit Bäumen bepflanzt; als diese aber in dem untern Sumpfboden nicht gedeihen konnten, faßte Memmo den Entschluß den weiten öden Raum mit Bildsäulen einzufassen. Er wußte auch hier wieder Klöster und reiche Männer zu gewinnen, die leere Fläche durch die Bildsäulen verdienstvoller Päpste und ihrer Verwandten zu verschönern. Fremde Fürsten, die ihn besuchten, bewegte er, ihre Statuen dem Pratto della Valle zu schenken. Die geistvollen Könige Gustav III von Schweden und der letzten König von Polen schmückten den Platz mit den Statuen ihrer Vorgänger, Gustav Adolphs, Stephan Battoris, und Johann Sobieskis.
Der hiesige botanische Garten ist einer der schönsten in Italien. Nicht minder sehenswerth ist das Naturalienkabinet. Ein Todtenkopf, an welchen der Knochen eines Menschenarmes durch Versteinerung angeschlossen ist, gehört zu den Merkwürdigkeiten des Kabinetts. Dieser in einem Stalaktit eingeschlossene Todtenkopf ist in den Dalmazischen Gebirgen gefunden worden. -- Das Gymnasium ist eins der schönsten Gebäude in Padua. Am Eingange findet man die Statue der Helena Cornaro Puiscopia, eines Frauenzimmers, das zu ihrer Zeit viel Aufsehn erregte, und ihrer Gelehrsamkeit wegen den Doktorhut von der philosophischen Fakultät erhielt. Die Statue ist weder schön gearbeitet, noch durch Physiognomie und Figur anziehend. -- Ich übergebe die andern vorzüglichen Palläste, von denen der gräßliche Krieg die ausgezeichnetsten in Steinhaufen verwandelt hat, weil ihre Besitzer edle Patrioten waren, dem Französischen Systeme nicht beitreten wollten, sondern die Republik aufrecht zu erhalten strebten, und dem trugvollen Freiheitsschwindel entgegen arbeiteten. Die irdische Wohlfahrt dieser Patrioten ist vernichtet, aber heilig bleiben die Namen Corner, Zorzi und Vendramin, ihren Landsleuten. Wenn die Franzosen durch ihren vergiftenden Einfluß, wohon sie kommen, Staatsverräther bilden, so zeichnen sich doch fast an jedem Orte auch wieder edle Männer aus, die muthig ihre Wohlfahrt hinopfern, um nur ihre Tugend zu retten, obgleich sie das Vaterland nicht aufrecht erhalten können.
Zu den schönen Gebäuden in Padua gehört das neue, an der Brenta liegende, große Hospital, welches durch die Bemühungen des verehrten Erzbischofes Giustiniani erbaut ist. Dieser edel Menschenfreund veranstaltete vor wenig Jahren unter den reichen Venezianern zu diesem wohlthätigen Zwecke eine Beitragsammlung, welche hinreichte die nützliche Anstalt zu gründen und zu erhalten. Auch dies Hospital trägt die Spuren der Verwüstungen jenes unglücklichen Krieges, den ein künstlich verbreiteter Freiheitsschwindel veranlaßte. Das große schöne Gebäude lockte die Franzosen an, sie stießen die Kranken hinaus, überließen diese der Hülflosigkeit, und machten das Hospital zur Kaserne. Vieles ist daher in dieser wohlthätigen Anstalt vernichtet, doch ist man bemüht sie möglichst wieder herzustellen.
Padua hat, um dem verehrten Bischofe seinen Dank zu beweisen, ihm ein Denkmal in diesem Hospitale setzen lassen. Canova, den die Venezianer mit Stolz den ihrigen nennen, hat es verfertigt. Das in einem Zimmer zwischen zwei Fenstern eingemauerte Basrelief stellt die Stadt Padua vor: eine schöne weibliche Figur voll Würde, in sitzender Stellung und Lebensgröße. Auf dem Kopfe trägt sie die Mauer-Krone, das gewöhnliche Symbol personifizirter Städte, so anmuthsvoll geformt, daß sie wie ein lieblicher Schmuck erscheint. Das alte Stadtsiegel von Padua hängt an ihrem schönen Arme; der Genius der Humanität reicht ihr eine Marmortafel hin, auf welche sie den Namen des Stifters dieses Hauses schreibt. Minervens Vogel schwebt in einiger Entfernung über dem Genius. Die Füße der Figur ruhen auf einem schönen Piedestal, an welchem Antenor dargestellt ist, wie er den Grundriß der (nach alter Tradition von ihm erbauten) Stadt zeichnet, und Menschen und Thiere um ihn versammelt sind. Das Ganze ist so zart gedacht, als meisterhaft ausgeführt.
Der Druck der Zeiten, wie hart er diese unglückliche Stadt auch traf, hat dennoch nicht vermocht, den Sinn für die schönen Künste ganz aus ihr zu verscheuchen. Hier, wo Tartini so lange lebte, wird die Tonkunst auch jetzt noch, so wie sein Andenken, verehrt. Wir besuchten eine sehr geschätzte Familie Zigno. Der Mann ist ein leidenschaftlicher Freund der Musik. Sein Gemäldekabinet ehret, mit Unparteilichkeit, die Bildnisse und Virtuosen aller Zeiten und Völker. Von der Musik der neuesten Zeit denkt er nicht vortheilhaft: er findet in ihr ein gefallsüchtiges buhlendes Tongekünstel, welches in den Vorhallen der Seele zerfließt, nicht aber die Begeisterung der alten Musik, die bis in das innre Heiligthum dringet, und eine feierliche Stimmung, eine Erhebung des Gemüths zurück läßt. Auch er nimmt, wie Naumann, in der Musik eine Venus Urania an. -- Die Gebeine des unvergeßlichen Tartini ruhen in der Katharinenkirche, unter einem einfachen weißen Marmorsteine. Um die Grabstätte eines edlen Menschen schwebt eine Tempelheiligkeit, die hohe Ahnungsgefühle einflößt.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1812]
Vermischte Nachrichten. [3]
Zu Padua wurden im September 53 Mörder und Räuber verurtheilt.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
- ↑ Tagebuch einer Reise durch einen Theil Deutschlands und durch Italien, in den Jahren 1804 bis 1806. Von Elisa von der Recke, gebornen Reichsgräfin von Medem. Herausgegeben vom Hofrath Böttiger. Berlin, 1815. In der Nicolaischen Buchhandlung.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 273 Mittewoch, den 13. /25. November 1812.