Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Zeitungsnachrichten.[]

[1812]

Konstantinopel, den 25sten April. [1]

Die Reiterey des gegen die Wahabis im Felde stehenden Jusum Pascha, hat sich, wegen Mangel an Futter, in einem sehr schlechten Zustande nach Kairo zurückgezogen, ist aber vom Pascha unfreundlich empfangen worden. Dieser setzt die Rüstungen fort; eine Division Infanterie und viele Proviantvorräthe sind bereits zu Schiffe von Sues nach Jembo abgegangen, und eine andere Division und die Garde des Pascha werden zu Lande folgen. Jusum Pascha giebt noch nicht den Muth auf, obgleich die Wahabis durch ihren ersten Sieg sehr keck geworden sind. Sie bedrohen selbst Jembo, wie der Scherif von Mekka dem Jusum Pascha angezeigt hat. Jener will es mit keiner Partey verderben, und hat daher dem Pascha von Aegypten einige hundert Lasten Kaffee geschickt und gemeldet, daß er zwar sein Kontingent gegen die Türken stellen müsse, daß aber seine Landtruppen im Nachzuge wären und seine 12 Schiffe grüne, die 18 der Wahabis aber weisse Flaggen führten. Jusum Pascha hat gegen diese Flottille 3 seiner besten Fahrzeuge abgeschickt.


Konstantinopel, den 25sten April. [2]

Nachrichten aus Kairo vom 28sten Februar melden:

"Die Reiterey, welche Jussum Pascha nach Mueleh geschickt hatte, ist unvermuthet und im schlechtesten Zustande hier angekommen, weil sie sich dort aus Mangel an Lebensmitteln und Futter, weshalb ihr vorzüglich viel Vieh wegstarb, nicht halten konnte. Se. Hoheit war mit diesem willkührlichen Schritte sehr unzufrieden, und nahm sie sehr übel auf, so daß noch bis jetzt die Anführer derselben sehr hintenangesetzt werden. Er hat befohlen, daß man die Ausrüstung der neuen Armee mit verdoppeltem Eifer betreiben solle, und hat unverzüglich unter den Befehlen seines Hasnadar's (Großschatzmeisters) die erste Division abmarschiren lassen, die, weil sie in Suez Fahrzeuge zum Einschiffen bereit fand, sogleich abgegangen ist, und jetzt schon in Jembo angelangt seyn muß. In wenig Tagen wird die zweyte Infanteriedivision abmarschiren, und ihr werden die Leibgarden Sr. Hoheit folgen, die unter den Befehlen seines Silhadar's (Oberhofmarschalls) den Marsch zu Lande zurücklegen werden. Man hat schon eine Menge Lebensmittel und Fourage abgeschickt, und täglich gegen neue Transporte ab; daher braucht man in dieser Hinsicht nicht mehr in Sorge zu seyn. Was aber eher berücksichtigt zu werden verdient, ist der panische Schrecken, der sich unter den Truppen verbeitet hat, und der durch den ersten Sieg erhöhte Muth des Wahabis. Jussum Pascha beweist jedoch fortwährend alle nur mögliche Energie, und schreibt seinem Vater, er habe Nachricht erhalten, daß die Wahabis sich in Bereitschaft setzten, ihn aus Jembo el Bahr zu vertreiben, daß er sie aber ohne zu wanken und zu weichen erwarte, und nur 6000 Beutel zur Unterstützung begehre, um die Truppen bezahlen zu können. Der Sherif von Mekka hat kürzlich eine von seinen Barken mit einigen hundert Lasten Kaffee hierher geschickt, und schreibt Sr. Hoheit, daß die Wahabis ihn gezwungen hätten, mit ihnen zur Wiedereinnahme von Jembo auszumarschiren, das zu Lande und zu Wasser angegriffen werden soll. Er hat 30 Fahrzeuge ausgerüstet, wovon 18 den Wahabis und 12 dem Sherif gehören, der sich bey Sr. Hoheit entschuldigt, und ihn benachrichtigt, daß seine Fahrzeuge eine grüne und die der Wahabis eine weisse Flagge führen, und bey der Landarmee die Truppen der Wahabis sich vorn, die seinigen aber hinten befinden werden. Eine ähnliche Nachricht hat er auch heimlich an Jussum Pascha in Jembo geschickt, der alsbald drey seiner vorzüglichsten und am besten gerüsteten Fahrzeuge abgeschickt hat, um jener Flotte entgegen zu gehen, und zu versuchten, ihr eine Diversion zu machen. Man sieht, daß der Sherif es mit Niemand verderben will, und es ist sehr zu bedauern, daß Se. Hoheit ihm immer noch Glauben beymißt. Der Seid el Mahruki ist nebst verschiedenen andern Privatpersonen, die zu der Expedition gehörten, über Coseir hieher zurückgekommen. Man glaubt aber, daß Ersterer wieder zu Jussum Pascha zurückkehren werde. -- Der französische Konsul ist wieder hier angekommen, aber ohne Herrn Boutin, der seine Reise über Coseir fortgesetzt hat, und nach der Aussage des Konsuls von dort aus eine wissenschaftliche Reise an der Küste des rothen Meeres machen will. Immer geschieht von Malta und Spanien aus noch Nachfrage nach Getreide; aber der Pascha kann erst nach der nächstbevorstehenden Aerndte welches schaffen, da wegen des niedern Standes des Nils selbst dasjenige nicht hat herabgeschafft werden können, was sich in Oberägypten befindet. Die Bedrückungen dauern fort; der Geldmangel nimmt täglich zu, und versetzt, nebst der völligen Stockung des Handels, dieses Land in die größte Verlegenheit. Es ist nicht abzusehen, wie man in der Folge fortwährend im Stande seyn wird, die nöthigen Bedürfnisse des unternommenen Feldzugs zu bestreiten. Man sagt öffentlich, Mahmud-Chosrew Pascha habe, nachdem er kaum die Würde eines Kapudan Pascha erlangt, nach allen Häfen des ottomannischen Reichs strenge Verbote ergehen lassen, daß keine Truppen nach Aegypten eingeschifft werden sollten; was sich aber mit der Eifer, womit die Pforte fortwährend den Feldzug gegen die Wahabis betreibt, nicht zusammenreimt."


Konstantinopel, den 25sten May. [3]

Nachrichten aus Kairo vom 20sten März zufolge hatten die Wahabis eine Expedition zur See gegen Jembo unternommen, wurden aber durch das wohlbediente Geschütz dies Platzes schleunigst zum Rückzuge genöthigt. Man weiß nicht, ob es zwischen ihren Fahrzeugen und der gegen sie ausgelaufenen Eskadre des Jussum Pascha zu einem Gefechte gekommen ist. Die ungefähr 3000 Mann starke Landarmee, unter Kommando des Sherifs von Mekka, was bis Makseisehe, eine Tagreise weit von Jembo el Bahr, vorgerückt; da jedoch unter den verschiedenen Heerführern der Wahabis Streitigkeiten entstanden waren, schlug und plünderte sie bloß einige Araber in der Nähe, und zog sich hierauf wieder gegen Medina zurück. Als sie aber zu Birel Roha, eine Tagreise von dieser Hauptstadt, angekommen war, wurde der Sheriff bedeutet, nicht weiter vorzugehen, ausser er wollte allein, bloß von zwey seiner Sklaven begleitet, kommen; anders müßte man ihm den Eingang in die Stadt verweigern. Der Sherif, welcher sich hierdurch beleidigt fand, schlug einen andern Weg ein, und wandte sich gegen Mekka. Der Stadthalter von Aegypten, Mehemed Aly Pascha, höchst erfreut über den mißlungenen Angriff der Feinde auf Jembo, hat den Truppen, welche sich bereits zum Abmarsche rüsten, die möglichste Beschleunigung desselben anbefohlen; man glaubt, daß sie längstens in 14 Tagen aufbrechen werden; einige Tage nachher sollen 100 Mann Kavalleristen abgehen, um die in dem unglücklichen Gefechte bey Gedeide umgekommenen Kavalleristen von der Leibwache des Jussum Pascha zu ersetzen. Der Statthalter ist dem Vernehmen nach selbst entschlossen, zu dieser Expedition abzugehen; wenigstens haben seine Leute bereits Befehl bekommen, sich zur Abreise bereit zu halten."


Konstantinopel, den 10ten Juny. [4]

Nachrichten aus Kairo vom 30sten April melden Folgendes:

"Unser Statthalter ist unvermuthet mit einem sehr kleinen Gefolge nach Alexandrien abgegangen, wo er sich dem Vernehmen nach einige Zeit aufzuhalten gedenkt. Der wahre Beweggrund dieser Reise ist nicht bekannt. Mehrere Kouriere aus Jembo, welche dieses am 13ten d. verlassen hatten, sind ihm gleich nach Alexandrien nachgeeilt. Seitdem, und seit der zu gleicher Zeit erfolgten Ankunft mehrerer Fahrzeuge aus Gedda in Suez, verbreitet sich das Gerücht, daß 15 englische Schiffe in Gedda (Dschidda, am rothen Meere) eingelaufen seyen, von wo aus sie Depeschen an Jusum Pascha nach Jembo angeschickt, und daß diese Depeschen den Abgang obbesagter Kouriere veranlaßt hätten. Jusum Pascha hielt sich fortwährend in Jembo, ohne von den Wahabis beunruhigt zu werden, die allem Anscheine nach bald aus den Besitzungen der hohen Pforte werden vertrieben werden.


Konstantinopel, den 5ten September. [5]

Die Wahabis setzen ihre Vertheidigungsanstalten mit größter Anstrengung fort. Türkischer Seits werden fortwährend neue Truppen nach diesem Kriegsschauplatz gesendet. Man hält jedoch die ganze Unternehmung für sehr schwierig, da die Wahabis leicht eine ungeheure Macht aufbringen können. Inzwischen hat der Pascha die Oberhäupter der Volksstämme, die bereits unterworfen sind, aufgefordert, so viel streitbare Mannschaft, als verlangt wird, zu stellen und den nöthigen Proviant für sie herbeyzuschaffen, welches übrigens leicht ist, da die ganze Lieferung bloß in etwas Mehl und Datteln besteht, die auf Kameele geladen werden.


Konstantinopel, den 25sten September. [6]

Ueber die Angelegenheiten in Aegypten und auf der Halbinsel Arabien enthält ein Schreiben aus Kairo vom 10ten July Folgendes:

"Von der Erscheinung einer englischen Flotte vor Gedda am rothen Meer ist nun wieder Alles stille, und das Ganze scheint auf einem bloßen Gerüchte beruht zu haben, welches jedoch von allen türkischen Handelsleuten, die mit Gedda in Verbindung stehen, mit vieler Bestimmtheit behauptet und verbreitet wurde. Der Statthalter von Aegypten, Mehemed Aly Pascha, ist gegen Ende der vorigen Woche hierbey zurückgekommen; er wird sich, wie es heißt, in wenig Tagen nach der Provinz Tajom verfügen, wo er viele Oel- und Maulbeerbäume anzupflanzen gedenkt, letztere zur Kultur der Seitenwürmer, womit bereits vollkommen gelungene Versuche angestellt worden sind. Vier der vornehmsten Truppenanführer, nämlich Saleh Aga Coch, Salman Aga, Hedschia Bey und Hassan Aga Sari Cisme, erstere drey Arnauten, letzterer ein Muselmann, sind vor Kurzem aus Jembo über Koffein hier angekommen; man sagt, der Statthalter habe sie, aus Unzufriedenheit mit ihnen, zurückberufen, weil sie bey dem letzten mißlungenen Angriffe gegen die Wahabis nicht in gehörigem Einklange mit seinem Sohne Jussum Pascha agiren wollten. Bisher hat man nichts Neueres von Wichtigkeit aus diesen Gegenden erfahren, als daß die Wahabis ihre Vertheidigungsanstalten mit größter Anstrengung fortsetzen. Türkischer Seits werden fortwährend neue Truppen nach diesem Kriegsschauplatze gesendet, und noch immer Anstalten zur Abreise des Statthalters getroffen, welcher, wie es heißt, und er selbst versichert, gleich nach dem Ramadan (Ende Septembers) persönlich nach Jembo anzugehen Willens ist. Man hält jedoch die ganze Unternehmung für sehr schwierig, da die Wahabis leicht eine ungeheure Macht gegen ihn aufbringen können. Inzwischen hat er das System angenommen, bey allen Volksstämmen, die bereits unterworfen sind, eine verhältnißmäßige Zahl von Oberhäuptern zu ernennen, welche durch ein Cirkularschreiben aufgefordert wurden, jeder so viel streitbare Mannschaft, als von ihnen verlangt wird, zu stellen, und den nöthigen Proviant für sie herbeyzuschaffen, welches übrigens leicht ist, da die ganze Lieferung in etwas Mehl und Datteln besteht, die auf Kameele geladen werden."


Quellen.[]

  1. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 140. Dienstag, den 11. Juny 1812.
  2. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 156. Sonnabend, den 29. Juny 1812.
  3. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 180. Sonnabend, den 27. July /8. August 1812.
  4. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 183. Mittewoch, den 31. July /12. August 1812.
  5. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 267 Mittewoch, den 6. /18. November 1812.
  6. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 285 Mittewoch, den 27. November/9. December 1812.
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