Ritter des goldnen Vliesses.[]
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Die Ritter des goldnen Vliesses, sind unter die ansehnlichsten zu rechnen. Philipp der Gütige, Herzog von Burgund, der die meisten der 17 niederländischen Provinzen am ersten zusammen gebracht, und einer der mächtigsten Fürsten seiner Zeit gewesen, hat sie 1430, oder nach der Flandrischen Jahrsrechnung 1429 zu Brügge, in Flandern, der heil. Jungfrau Maria und dem Apostel Andreas zu Ehren gestiftet, in der Absicht, den christlichen Glauben zu befördern, und die von den Türken eroberten Länder wieder zu befreyen, wider welche er einen gewaltigen Heerszug im Sinn hatte. Anfänglich benennte er nur 25 Ritter, nachmals aber 31, und Kaiser Carl V. hat diese Zahl bis auf 51 erweitert. Diese dürfen sonst keinen andern Orden annehmen. Die damaligen Herzoge von Burgund, und nach ihnen die Könige von Spanien, an welche die Erbschaft gekommen, waren Großmeister des Ordens. Der Ordenshabit ist dreymal geändert worden: die Kette besteht aus lauter goldenen Gliedern, so Feuersteine und den Stahl, womit man Feuer zu schlagen pflegt, vorstellen. Der Stifter wollte dadurch anzeigen, daß er nur gereizt und nicht freiwillig Krieg zu führen bereit sey. Unten hängt ein goldenes Lammsfell oder Vließ, mit der aus dem Dichter Claudian genommenen Ueberschrift: Pretium non vile laboris. Im Anfang mußten die Ritter solche Kette täglich tragen; doch Kaiser Carl V. überhob sie dieser Unbequemlichkeit und verstattete, daß man selbige nur an solennen Tagen anhängen, und an deren statt das goldene Vellus oder Vließ an einem rothen oder goldenen Bande tragen möchte. Die Kette bleibt nicht erblich, sondern muß nach eines jeden Tode wieder eingeliefert werden; wiewohl niemand für deren unverschuldeten Verlust haftet, wann sie etwan im Kriege oder durch andere unwidertreibliche Fälle verloren gienge. Die Spanier hielten anfangs diesen Orden nicht hoch, weil die übrigen älter waren; allein Kaiser Carl V. brachte ihn zum höchsten Aufnehmen, von dessen Zeiten an nicht allein viele große Fürsten und Könige, sondern auch die folgenden römischen Kaiser aus dem Erzhause Oesterreich selbigen getragen, und niemand damit haben beehren lassen, als der von hoher Extraction, und ganz ungemeinen Meriten gegen die Oesterreichischen und Spanischen Häuser gewesen ist. Als nach K. Carls II. in Spanien Tode Philipp von Anjou und Carl von Oesterreich um die Spanische Krone stritten, so maßten sie sich auch beyde das Großmeisterthum des Ordens an. Carl konnte Spanien nicht behaupten, bekam aber die ehemals Spanischen Niederlande, deren Besitzer der Ordensstifter war, und behielt also auch das Großmeisterthum. K. Philipp V. in Spanien maßte sich solches gleichfalls an, und protestirte auf dem Congresse zu Cambray 1721 darwider, daß K. Carl VI. es besitzen wollte, da er doch, seinem Vorgeben nach, mit der Spanischen Monarchie verknüpft wäre. in dem Wiener Frieden, 1725, verglichen sich beyde Monarchen, daß jeder die angenommenen Titel Zeitlebens behalten sollten; ihre Erben aber sollten nur die Titel der Länder führen, die sie wirklich besäßen. Unter diesen Titeln ward auch das Großmeisterthum des goldnen Vliesses stillschweigend begriffen. Nach Carls V. Tode protestirte Philipp V. 1741 zu Wien und zu Frankfurt, bey dem Wahlconvent, darwider, daß Maria Theresia das gedachte Großmeisterthum ihrem Gemahle, Franz Stephan, übertragen habe; und verlangte, daß das Haus Oesterreich weiter keinen Anspruch darauf machen, sondern der Krone Spanien solches gänzlich überlassen sollte. Bey den Friedenstraktaten zu Aachen 1748 wollte Frankreich, England und Holland es darauf antragen, daß der Streit über die Großmeisterstelle des goldnen Vliesses, zwischen Oesterreich und Spanien beygelegt würde. Allein K. Ferdinand VI. ließ durch seinen Gesandten erklären, daß es keines Beylegens bedürfe, und daß jene Stelle mit der Krone Spaniens unzertrennlich verknüpft wäre. Die Kaiserin Königin ließ wider diese Spanische Erklärung protestiren und behauptete, daß ihrem Gemahle die Großmeisterschaft allein zukäme; und so blieb die Sache unentschieden, und Oesterreich sowohl als Spanien, haben Ritter der goldnen Vliesses, die von den Regenten dieser Staaten ernennet werden. In Oesterreich sind jezt 48 Ritter dieses Ordens, alle vom hohen Adel, Großkreuz- und Commandeurs giebt es bey demselben nicht.
Zeitungsnachrichten.[]
1812.[]
Madrid, den 4ten März. [2]
Se. Majestät haben zu Rittern vom goldenen Vließ ernannt: den Generalkapitän der königl. Armeen D. Gonzalo O'Farill, Ihren Kriegsminister, und D. Mariano Louis d'Urquijo, Ihren Minister Staatssekretär.