Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Telegraph.[]

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TelegraphFig1

Telegraphen Fig. 1.

TelegraphFig2

Telegraphen Fig. 2.

Telegraphen Fig. 3. u. 4.

Telegraph, Fernschreiber, ein Instrument, mit dessen Hülfe man sich in einer beträchtlichen Weite durch allerhand Zeichen in großer Schnelligkeit Nachrichten kann zukommen lassen. Im J. 1794 den 30. Aug. ward ein Telegraph nach des Ingenieurs Chappe (st. den 23. Jan. 1805) Angabe in Paris errichtet, der bis nach Lille correspondirte. Diese Telegraphen-Reihe nahm ihren Anfang im Louvre, auf einem Observatorium, das auf dem mittelsten Pavillon errichtet war; ein zweiter stand auf dem Thurme zu Montmartre und so weiter auf allen Plätzen, die gegenseitig in Verbindung gesetzt werden konnten. Der Telegraph (Fig. 1.) selbst besteht aus einem aufrechten Balken, an welchem ein Querbalken mit Armen sehr leicht in alle damit vorzunehmende, verschiedene Stellungen gebracht werden kann. Jede besondere Stellung (a b c d) bedeutet einen Buchstaben oder eine Zahl, wozu man den Schlüssel nur am ersten und am letzten Telegraphen braucht, da die am mittlern Telegraphen angestellten Beamten nie entziffern, nur nachahmen. Signale rufen jeden auf seinen Platz, und jeder ahmt alsbald mit seinem Telegraphen das nach, was er durch sein Fernrohr an dem vordern beobachtete. Bei einem in England gebräuchlichen Telegraphen werden die Signale mit achtseitigen, beweglichen Tafeln (Fig. 2. b.) gemacht. Noch sind andere (Fig. 3. u. 4.) vorgeschlagen worden, die aus Zifferblättern mit beweglichen Weisern bestehen.

Der von Sir Home Popham im J. 1815 erfundene Telegraph ist von sehr einfacher Bauart, und dessen ungeachtet lassen sich einige hundert Zeichen mehr damit machen, als mit den bisher bekannten. Der 1818 auf dem Admiralitätshause in London errichtete Telegraph ist von der neuen Art, die man Semaphore (Zeichenträger) nennt. Seine Zeichen sind kenntlicher als Flaggen, Kugeln und Schieber; sie bestehn in Buchstaben oder in Zahlen mit 48 Veränderungen, von denen immer nur ein Zeichen auf einmal von dem einen oder den beiden Armen des Telegraphen dargestellt wird. Der Gen. Gouv. Hästing's hat diese Semaphoren jetzt auch in Indien eingeführt. Die wichtigsten Telegraphenlinien in Frankreich sind 1) von Paris nach Calais, wohin die Nachricht durch 27 Telegraphen binnen 3 Minuten gelangt; 2) von Paris nach Lille, durch 22 Telegraphen in 2 Min.; 3) von Paris nach Straßburg, durch 45 Telegraphen in 6½ Min. 4) von Paris nach Lyon, durch 50 Telegr. in 8 Min.; 5) von Paris nach Brest, durch 80 Telegr. in 13 Min. -- Im kriege kann die Telegraphie mit Vortheil beim Dienste der Vorposten und der Beobachtung angewandt werden.


Bericht von Lakanal.[]

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Lakanal's Bericht, im Namen des öffentlichen Unterrichts-Ausschusses, über das durch den B. Chappe erfundene Mittel, schnell in große Entfernungen zu correspondiren, durch eine Maschine, genannt Telegraph.

(Monit. Nro. 210.)

["Diese Erfindung ist von großem Nutzen in einer Menge von Umständen, besonders in Kriegen zu Land und zu Meer, wo schnelle Mittheilungen und die gleichbaldige Kenntniß der Manövres großen Einfluß auf den Erfolg haben können. -- Mittelst derselben kann die Uebersendung einer gewöhnlichen Depesche von Paris nach Valenciennes in 13 Minuten und 40 Sekunden geschehen. -- Der Preis für jede Maschine, mit Inbegriff des Apparats für die Nacht, kann sich auf 6,000 Livres belaufen; daraus folgt, daß man mit einer Summe von 96,000 Livres eine telegraphische Linie von Paris bis an die (damalige, oder ächte) nördliche Gränze Frankreichs in Stand setzen könnte; zieht man davon den Betrag der Telescopen und SekundenUhren ab, welche die Nation nicht erst zu kaufen braucht, so kommt eine solche Einrichtung nicht über 58,000 Livres." Lakanal, a. a. O.]

1793. 26 Julius.


Von Reisende..[]

Dr. Johann Friedrich Droysen.

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[1801]

Antwerpen, den 6ten July 1801.

Eine zweyte, sehr interessante Promenade ist die nach Schevelingen, das eine gute Stunde vom Haag, hart am Strande der Nordsee liegt. . . . .

HGA Den Haag

Am Ufer standen die Telegraphen, die aber bey weiten den Französischen nicht gleich kommen. Sie sind hier nur einzelne, hohe, aufgerichtete Mastbäume, an denen oben ein Querbalken befestigt ist, der eine Menge Rollen trägt, durch welche Stricke laufen. Zwey große, hölzerne Rahmen, beynahe wie Mühlenflügel gestaltet, mit Leinewand überzogen, mit großen Löchern versehen, und schwarz gefärbt, sind um eine in der Mitte des Mastbaums befindliche Achse beweglich und können gehoben und gesenkt werden, so daß sie mit einander nach oben und unten Winkel von verschiedenen Graden geben können; doch werden sie nur von 45°, 90°, 135° gebraucht. Damit der Wächter nicht irren könne, und genau den Winkel angebe, ist für jeden Winkel ein eigenes Strick, welches durch seine Bestimmte Länge den grössern Winkel verhindert. Da man hierdurch aber nicht genug Zeichen haben könnte, so sind noch zwey große Bälle von Leinewand an die Querstange angehängt, deren Heben oder Senken die Anzahl der Zeichen bis zu 32 vermehrt. Neben diesem Telegraphen, der in freyer Luft bewegt wird, ist eine kleine Hütte für den Wächter, der mit einem guten Fernrohre versehen ist; er sieht zuerst nach dem ihm vorgehenden Telegraphen, macht dessen Zeichen nach und läßt es so lange stehen, bis er an dem ihm folgenden, dasselbe Zeichen wahrgenommen hat. Die Entfernung der correspondirenden Telegraphen richtet sich nach dem Terrain und Locale. Diese Art von Telegraphen ist viel wohlfeiler als die Französischen, aber auch weit unbequemer und unsicherer.


Von Reisende.[]

Francis William Blagdon.

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[1802]

Es ist gewiß, daß man schon im Jahre 1684. in London Mittel vorschlug, in sehr großer Entfernung und in sehr kurzer Zeit durch Zeichen zu korrespondiren, und daß gegen das Ende des 17ten Jahrhunderte ein Mitglied der Akademie der Wissenschaften bey Paris kleine Versuche über denselben Gegenstand anstellte. Der Bericht, der in der königlichen Societät zu London vorgelesen wurde, und das Detail der Experimente, die in Frankreich angestellt wurden, scheinen auf dasselbe Resultat auf die

Telegraphen

geführt zu haben.

Neopolem

Die französischen sind darin von den unsrigen verschieden, daß sie in einer Hauptstange, und zwey an den Enden beweglichen Armen bestehen. Es sind ihrer 4 in Paris, einer auf dem Louvre, der mit Lille; auf der Place de Concorde, der mit Brest korrespondirt; ein dritter auf der Kirche St. Sulpice correspondirt mit Straßburg, und ein 4ter ebendaselbst, der mit Nizza korrespondiren soll, erstreckt sich jetzt nur bis Dijon. Zur Correspondenz nach Lille, 120 Meilen von Paris, braucht man nur 6 Minuten, 3 zur Frage und 3 zur Antwort. Ist indeß diese Art von Correspondenz auch sehr schnell, so kann die telegraphische Sprache doch noch mehr abgekürzt werden, wenn man jedem Zeichen mehrere Bedeutungen unterlegt: ohne daß diese dadurch schwankend werden.


Zeitungsnachrichten.[]

[1812]

Paris, den 14ten März. [5]

Man vervollkommnet gegenwärtig die telegraphischen Linien, und untersucht, wie man der Linie von Paris nach Mayland und Venedig eine Nebenlinie nach Toulon beyfügen könne, so daß der Kaiser aus seinem Pallaste die Bewegung seiner Flotten in den Häfen von Holland, Antwerpen, Brest und Toulon kombiniren, sie zugleich auslaufen lassen, und in wenigen Augenblicken die Nachricht von der Vollziehung seiner Befehle erhalten kann.


Paris, den 2ten Oktober. [6]

Zu Mayland hat man am 24sten September durch den Telegraphen die Nachricht von dem großen Siege an der Moskwa am 7ten September erhalten.


Quellen.[]

  1. Deutsche Taschen-Encyklopedie oder Handbibliothek des Wissenswürdigsten in Hinsicht auf Natur und Kunst, Staat und Kirche, Wissenschaft und Sitte. Vier Theile mit 50 Kupfern. Leipzig und Altenburg: F. A. Brockhaus. 1816.
  2. Chronologisches Register der fränkischen Revolution, von Eröffnung der ersten Versammlung der Notablen, bis zur Einführung der Consular-Regierung, 22. Febr. 1787 - 15. Dec. 1799. Von D. E. L. Posselt. Bedeutend vermehrt und fortgesetzt von Karl Jochmus, Königlich-Preußischem Geheimen Sekretär. Tübingen, in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. 1808.
  3. Dr. Johann Friedrich Droysen's Bemerkungen gesammelt auf einer Reise durch Holland und einen Theil Frankreichs im Sommer 1801. Göttingen bey Heinrich Dieterich. 1802.
  4. Paris wie es war und wie es ist. Ein Versuch über den vormaligen und heutigen Zustand dieser Hauptstadt in Rücksicht der durch die Revolution darin bewirkten Veränderungen. Nebst einer umständlichen Nachricht von den bedeutendsten National-Anstalten für Wissenschaften und Künste, wie auch von den öffentlichen Gebäuden. In einer Reihe von Briefen eines reisenden Engländers. Aus dem Englischen übersetzt und mit Erläuterungen und einer Einleitung versehen. In drei Theilen. Leipzig bey Gerhard Fleischer dem Jüngern. 1805.
  5. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 73. Montag, den 25. März 1812.
  6. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 245. Freytag, den 11/23. Oktober 1812.

Literatur.[]

  • Kurze Beschreibung des dänischen Telegraphen von Joh. W. Steenstrup, Landmesser und litterairen Telegraph-Directeur. Nebst einer Abbildung des Telegraphen. Aus dem Dänischen übersetzt und mit erläuternden Anmerkungen versehen von Carl Ferdinand Degen, der Philosophie Doctor, wie auch der Königl. Dän. Gesellschaft der Wissenschaften zu Kopenhagen ordentlichem Mitgliede. Neue Ausgabe. Kopenhagen und Leipzig, bey Johann Heinrich Schubothe. 1803.
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