Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Offenbach.[]


Offenbach,[1] eine wohlgebaute Stadt am südlichem Ufer des Mains mit einem schönen Schlosse, 850 Häusern und 8000 Einwohnern, unter der Souveränetät des Großherzogs von Hessen. Es war die Residenz einer Linie der Grafen von Isenburg, welche 1718 ausstarb, worauf die fürstlich isenburg-birsteinische Linie zum Besitz kam. Deutsche und französische Reformirte, und seit 1740 auch die Lutheraner heben hier eigne Kirchen. Offenbach ist die Residenz des Fürsten von Isenburg-Birstein u. der Sitz seiner Verwaltungsstellen. Die hiesigen Manufacturen von Schnupf- und Rauchtabak, Seidenzeugen, Strümpfen und Bändern, Hüten, Fayence, Tabaksdosen, Wachslichtern, Wachstuch, Bijouteriearbeiten u. s. w. sind von Bedeutung, so wie auch die Handlung, welche durch die Nähe von Frankfurt ihr Leben erhält. Täglich geht von hier ein Marktschiff nach Frankfurt.


Von Reisende.[]

August Josef Ludwig von Wackerbarth. [2]

[1791]

So segelten wir hinüber nach Offenbach, das eine sehr reizende Lage hat. Mehr als hundert kleine Schiffchen lagen hier vor Anker. Noch vor einigen Jahren war dieser Ort blos ein Dorf, jezt ist es zu einem der ansehnlichsten Städtchen Teutschlands gediehen. Sein Handel ist gross und ausgebreitet, seine Strassen wohlgebaut und seine Einwohner nähren sich redlich. Seiner Religionsduldung wegen wohnen hier alle Religionspartheien, sogar sechs hundert Polen, die ziemliches Aufsehen machten, haben sich hier niedergelassen. Buchhandel und Buchdrukkereien treiben ausgebreitete Geschäfte. Das Merkwürdigste im ganzen Offenbach ist unstreitig die grosse Tobaksfabrik des Herrn Bernhard, worin fünf und sechzig Leute, von deren jeder wöchentlich drei rheinische Gulden erhält, beständig fort arbeiten, und deren Besizzer dadurch ein Mann von einigen Millionen geworden ist.


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816
  2. Rheinreise herausgegeben vom Freiherrn v. Wakkerbart. Halberstadt in der Buchhandlung der Grossschen Erben, 1794.
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