Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Norwegen.[]

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Norwegen, dän. Norge, schwed. Norrige, Königreich, in Europa, wird durch hohe Gebirge oder Ströme von Schweden und Rußland getrennet, und auf den übrigen Seiten vom Meer umgeben. Ostwärts hat man vom Jahr 1751 - 65 eine genaue Gränzlinie, durch schwedische und norwegische Commissarien, nach den alten Gränzbeschreibungen und dem lezten Gränzvertrage vom Jahr 1749 ziehen und mit Steinen und Pfählen befestigen lassen. Die südlichste Gränze ist der Svinasund, welcher das schwedische Bahus-Lehn vom Stifte Christiana absondert, und die nördlichste ist Pasvigelv, an der russischen Provinz von Archangel. Die Breite des Reichs ist sehr verschieden; die größte beträgt 63 und die kleinste 7 ½ deutsche Meilen; der ganze Flächeninhalt des Landes beträgt 6,966 geographische Quadratmeilen. Es ist in die 4 Stiftsämter, Christiania, Christiansand, Bergen und Drontheim eingetheilt. Die östlichen Gegenden haben reine Luft und harten Winter; an der westlichen Küste ist derselbe gemässigt, und die Luft feucht. Der Sommer ist warm, und bisweilen sehr heiß, theils wegen der Sonnenstrahlen, die sich an den Felsen brechen, theils wegen der kurzen Nächte.

Das Land ist voll von Morästen, Wäldern, Bergen und Wüsteneyen, und die Wege sind an mehrern Orten höchst beschwerlich und gefährlich. Hier und da giebt es gute Weiden, und da wird genugsames Rindvieh gezogen, welches aber, so wie die Schafe, nur klein ist. Eben so sind auch die Pferde, aber doch dabey stark und schnell. Wild und Geflügel findet sich in den Wäldern und auf den Klippen; und Fische hat man in den Strömen und Meerbusen in solcher Menge, daß damit ein beträchtlicher Handel getrieben wird. Inzwischen kann doch Norwegen, mit allen seinen getrokneten Fischen, die es in Deutschland absetzt, kaum den Brandwein, den es von daher bekommt, bezahlen. Die Norwegischen Heringe bekommen von den fichtenen Tonnen, worein si gepakt werden, einen besondern Geschmack, der den meisten Nationen zuwider ist: nur die Polen lieben ihn. Daher die Regierung, welche den Gebrauch eichener Tonnen einführen wollte, davon abstehen mußte, um den Absatz in Polen nicht zu verlieren. Die Wälder geben Bauholz, vorzüglich Eichen und Tannen zum Schiffbau und zu Masten, im Ueberfluß. Indessen ist doch die Ausfuhr der Eichen verboten, weil sie blos für die königliche Flotte und für die Kauffahrtheyschiffe bestimmt sind. Ueberhaupt fängt das Holz in der Nähe der Küste an selten zu werden. Getreide wird nicht genug gebauet, und es verdirbt öfters auf dem Felde durch plötzliche Kälte, Regen oder Hitze. Von Mineralien findet man Magnete, Amiant, Krystalle, Granaten, Jaspis, Agat, und verschiedene Marmorarten. Sehr beträchtlich sind die Erzgruben, welche Eisen, Kupfer und Bley in Menge, auch etwas Silber und Gold liefern. Das im Lande verfertigte Glas ist schöne; und die sehr vorzüglichen eisernen Oefen werden weit verführt. Auch verfertiget man eine Menge großer und kleiner Schiffe, welche an Fremde verkauft werden.

Die Zahl der Einwohner in Norwegen betrug im Jahr 1796. 897,874. Sie sind starke, muntere, dauerhafte Leute, von guter Anlage zu allen Künsten, Freunde der Tugend und Freyheit. In den Strandgegenden, im Stiftsamt Bergen, sind sie mit Jütländern, Seeländern, Engländern und Deutschen, die der Handel dorthin gezogen, und in den Sundhordischen und Nordhordischen Vogteyen des gedachten Stifts, sind sie auch mit Schottländern untermischt. Die nach eigener Weise lebenden alten Norweger lieben die Gebräuche ihrer Vorfahren, und bauen sich Häuser von unbehauenen Bäumen, welche auf einander gelegt, und mit Moos oder Wollenzeug umhüllet werden. Im nördlichen Theile des Stifts Bergen behält man selbst die alten Rauchstuben bey, welche in der Mitte einen Feuerheerd und oben in der Decke, (die mit Torf und Rinde bedeckt ist,) ein Fenster (Liux) von durchsichtigen Häuten haben. Nordwärts wohnen die Finlappen, in Finmarken und Nordland, gutentheils unter Zelten von Rennthierfellen. Andere Lappen ziehen umher, und sind bald auf den Gebirgen des Dänischen, bald des Schwedischen Gebiets. Bey dem Eintritt in eines der beyden Reiche muß ein solcher Lappe dem Landesherrn das 20ste Stück von seinen Rennthieren geben. Aber steuerbares Land darf kein Lappe auf dänischem und schwedischem Boden zugleich besitzen; auch darf keiner in dem Gehäge eines Norwegers jagen. Diese Völkerschaft unterscheidet sich durch ihre kleinen, dicken Körper und flachen Gesichter. Seit dem sich das Christenthum im 18ten Jahrhundert unter ihnen ausgebreitet, gewöhnen sie sich auch zum Ackerbau, den sie durch die Missionarien kennen lernten. Uebrigens ist noch anzumerken, daß man in Norwegen keine Dörfer findet, sondern nur einzelne Höfe, die aber meistens aus vielen Gebäuden bestehen und einem Dorfe ähnlich sehen. Die Abgaben welche der König bezieht betragen im Durchschnitte jährlich 1,140,000 Thaler. Ueberdies gewinnt der Däne durch den ausschließenden Handel mit Getreid und einigen andern Gegenständen. Manufakturen hat Norwegen äusserst wenige.

Norwegen, das ehemals eigene Könige hatte, ist seit 1387 mit Dänemark vereinigt, da Margaretha, Wittwe K. Hakons VIII von Norwegen und Tochter K. Waldemars III von Dänemark, nach Absterben ihres Sohns Olav, der schon 1376 von den Dänen zum Könige gewählt worden war, in beyden Reichen als Königin erkannt wurde.

Das für Norwegen geltende Gesetzbuch vom J. 1687 ist mit dem Dänischen, nur die Lokalverhältnisse ausgenommen, ganz gleich. Das Oberappellationsgericht für Civil- und Kriminalfälle ist aber in Koppenhagen. Die Landessprache ist die Dänische, sie nähert sich aber der Schwedischen mehr.

Zu Norwegen werden auch die Färöischen Inseln, nebst Island und Grönland, mit gerechnet, und ehedem gehörten auch die Schetländischen Inseln dazu, welche aber an Schottland kamen.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
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