Zeitungsnachrichten.[]
- [1793]
Brüssel, vom 7 Jenner. [1]
Das Dekret des Französischen Nationalconvents vom 15ten Christmonat, velches in mehrern unsern Provinzen grossen Lärm erregt hatte, ist in Flandern vorzüglich zu Gent, mit allen Freudenbezeugungen aufgenommen worden. Man hat daselbst bey dieser Gelegenheit Festlichkeiten und Beleuchtung~~ ~geste~, und die Zahl der Freyheitsfreunde hat sich seitdem ansehnlich vermehrt. Die Flamänder haben auch bereits Commissarien ernannt, um auf das Benehmen der reichen Abteyen, deren es in dieser Provinz in grosser Menge giebt, ein aufmerksames Auge zu haben. Die Grafschaft Namür, welche Anfangs grossen Hang für die Freyheit gezeigt hatte, scheint jezt von keinen Neuerungen in der alten Verfassung wissen zu wollen. Die Flecken und Dörfer in Brabant protestiren noch immer gegen alles, was nach dem Französischen System riecht. In allen diesen Protestationen heißt es, daß man in der heiligen römischen katholischen Religion leben und sterben, und keine andere Repräsentation jemals anerkennen wolle, noch werde, als die 3 Stände von Brabant. -- In Französisch Flandern werden dem Vernehmen nach grosse Vorräthe an Lebensmitteln aller Art, Fouragen, Kriegsmunitionen xc. zusammengebracht.
Brüssel, vom 24. Jenner. [2]
Die wechselseitige Erbitterung zwischen den Franzosen und Brabäntern steigt mit jedem Tage. Zwar kan die Gegenwart der französis. Armee es verhüten, daß keine blutige Auftritte daraus entstehen; allein, je mehr man dieselbe zu unterdrücken sucht, desto grösser wird ihr Bestreben. Die strengen Behandlungen geben dem unter der Asche glimmenden Feuer die stärckste Nahrung, und drohen einen Ausbruch bey der ersten Gelegenheit. Die Brabänter beklagen sich laut, daß man ihnen, anstatt der versprochenen Freyheit, nur die Alleinherrschaft einer wenig zahlreichen Parthey gegeben, und daß sie jezt unter dem Scheine der verheissenen Unabhängigkeit unter dem Despotismus einer fremden Kriegs-Macht schmachten. Von allen Seiten erschallen so laute als zahlreiche Beschwerden wider das am 15ten Dec. von dem N. Convent erlassene Dekret. Da die einstweiligen Repräsentanten von Namür beschlossen haben, da wider einzukommen, so sandte ihnen General Harville einen sehr weitläuftigen Brief zu, worinn er ihnen bedeutet, daß ehestens eine Armee von 120000 Franzosen in Belgien einrücken werden, um dem Willen des Konvents mehr Gewicht zu geben.
Brüssel, vom 28. Jenner. [3]Allem Ansehen nach, werden nun mit ehestem alle von dem Volcke gewählte provisorische Representanten abgeändert und an ihre Stelle ordentlich verwaltende Korps eingesezt werden. Sobald diese neuen Verwaltungen einstens organisirt sind, sollen sie eine neue Art zur Ausschreibung der Primar-Versammlungen in Vorschlag bringen, weil die Operationen jener vom 29sten Dec. für nichtig gehalten werden.
Da die Franzosen noch öftere Einfälle in die Provinz Luxemburg machten, die Kassen der Empfänger wegnahmen und unaufhörlich in die unbesezten kleinen Städte und Dörfer Unruhe und Lärm verbreiteten; so hat der Oesterreichische General Beaulieu, um ihnen darinn Schrancken zu sezen und die friedsamen Landbewohner zu beruhigen, in den solchen Einfällen am meisten ausgesezten Orten leichte Truppenkorps, die aus Husaren und Jägern bestehen, zum Kantoniren verlegt. Seitdem Baron Beaulieu diese Maaßregel getroffen hat, sind zwischen den beyderseitigen Vorposten einige kleine Scharmüzel vorgefallen. Durch die nemlichen Briefe, welche uns diese Nachricht geben, vernehmen wir auch, daß die Beaulieusche Armee wieder eine Verstärkung erhalten hat und alle Augenblike deren noch beträchtlichere erwartet.
Brüssel, vom 1. Hornung.
In unsern Provinzen herrscht eine allgemeine Stockung in allen Geschäften. Nichts geschieht, oder besser zu sagen, weil alles in einem verkehrten Sinne geschieht, so kömmt nichts zu Stande, und das gemeine Wesen leidet darunter. Sonst war es die Ständepartey, welche wieder die Regierung stritt. Da diese leztere verschwand, so war es die Partei der Franzosen, welche jener der Stände im Wege stand. Jezt ist auch die Französis. Partei unter sich nicht mehr einstimmig, so daß viele dieselbe verlassen, und die Zahl derjenigen, welche dem Französis. Sisteme im vollen Verstande folgen wolle, äusserst geringe wird.
Brüssel, vom 8. April. [4]
Gestern Abend sind Se. Exzell., der K. K. bevollmächtigte Minister, Graf von Metternich, von hier nach Antwerpen abgegangen, wo eine Art von Kongreß zwischen den verbundenen Mächten gehalten werden soll. Ausser obgesagtem Hrn. Minister werden diesem Kongresse noch beywohnen: der ehemahlige K. K. Bottschafter am französis. Hofe, Graf von Mercy-Argenteau, die Herzoge von York und Braunschweig, verschiedene Oesterr. Generals, wie auch einige General von der Armee des Dümourier. General Valence ist gestern hier angekommen. Auch die Tochter des Herzogs von Orleans ist in Mons eingetroffen. Se. Königl. Hoheit, der Erz-Herzog Karl, haben zur Besoldung der verschiedenen dieser Tage zu uns übergegangenen französischen Regimenter 40000. Florin vergeschossen. Diesen Morgen hat man einige Bösewichter hier eingebracht, welche gedungen waren, den Dümourier zu ermorden. Sie hatten eine starcke Bedeckung K. K. Truppen bey sich, und waren an Hand und Fuß geschlossen. Diese Gefangenen werden ebenfalls nach Mastricht geführt. Auch ist ein starker Transport Artillerie und Ammunition hier durch nach den Gränzen abgegangen.
Brüssel, vom 12. April. [5]
Der Hr. Feld-Marschall Prinz von Sachsen-Coburg hatte schon vorher eine Verordnung in Betreff der französischen Emigranten d. d. Hauptquartier Mons vom 3ten dieses erlassen, welche auch in den hiesigen Strassen angeheftet worden ist, und wodurch dem Herrn von Verteuil eingebunden wird, allen französischen Emigranten bekannt zu machen, welche so eben erst in die Niederlande gekommen sind, und wovon sogar einige, so sagt die Verordnung, die Unvorsichtigkeit gehabt haben, in mein Hauptquartier zu kommen, daß sie auf der Stelle die Niederlande räumen und in den Gegenden, wo sie sich ansässig gemacht haben, ruhig und geduldig die Ereignisse abwarten sollen. Nun hat auch der souveraine Rath von Brabant allen Emigranten und Fremden, welche keine besondere Erlaubniß von dem General-Gouvernemente aufweisen können, befohlen, innerhalb 8. Tagen das Land zu räumen. Weil man nun die Kriegs-Operationen in Franckreich aufs schleunigste und mit dem äussersten Nachdrucke vornehmen will, so soll das aus Deutschland kommende Belagerungsgeschüz nicht abgewartet werden; dagegen giebt Holland, welches eine ungeheure Menge schwerer Kanonen in seinen Zeughäusern vorhanden hat, der österreichischen und der preußischen Armee das nöthige Geschüz. Ungeachtet dem Dümourier sein Plan gescheitert ist, so wird er uns von grossem Nuzen seyn, wegen der Localkenntnisse, und dann wegen der Einverständnisse, die er noch immer in den französischen Vestungen hat. Die Gegenrevolution im Lande selbst muß überdies unsre Unternehmungen noch um so mehr erleichtern, da wir nun unverläßig vernehmen, daß die Engländer sich gefaßt machen, auf den Küsten von Bretagne und Normandie eine Landung zu wagen, um den grösten Theil der dasigen Bewohner so die Waafen ergriffen, und die weisse Kokarde aufgesteckt hat, zu unterstüzen. Hr. Gaston commandiert die Insurgenten.
Brüssel, vom 20. May. [6]
Jeder Tag giebt uns neue Beweise von der Gnade unsers Monarchen: auch jene Undankbare, welche noch vor dem Einfalle der Franzosen sich durch Verführung gegen ihren rechtmäßigen Herrn empörten, und unter dem Bethun Charost die Waffen ergriffen, haben eine allgemeine Verzeihung erhalten, in der Hoffnung, daß sie in Zukunft treue Unterthanen gute Bürger seyn und ihren Pflichten nachkommen werden. Diese Erklärung ist den 15ten May bekannt gemacht worden, welcher noch eine andere am 17ten erfolgte, worin den Einwohnern von ganz Brabant ohne Ausnahme jedes in dem Aufstande von 1789 und 90 begangene Verbrechen vergeben wird. Es ist nicht zu zweiflen, daß eine Menge Personen, welche sich entfernen mußten, diese Gnade benuzen, und in ihr Vaterland zurückkehren werden. Schon sind seit einigen Tagen viele nicht nur hier in Brüssel, sondern auch in verschiedene andere Oerter unserer Provinzen, wo die gnädige Erklärung des Kaisers bekannt gemacht wurde, zurückgekehret. Auch der berüchtigte van Eupen ist bereits in Antwerpen zurückgekommen.
Brüssel, vom 25. May. [7]
Se. Königl. Hoheit der Erzherzog Karl, haben unterm 18ten dieses an die Stände von Brabant eine Depesche erlassen, worinn Sie denselben die Aufhebung des Raths von Limburg und die Wiederherstellung des dasigen Hochgerichtes, so wie es zu Ende der Regierung Marien Theresiens bestand, anzeigen.
Brüssel, vom 8. Brachmonat. [8]
Die 3. Stände haben die Auflage auf die 4. Arten von Lebens-Mitteln und zwar auf den nämlichen Fuß, wie es ehemahls gebräuchlich war, vom Anfange dieses Monats bis zum Ende des künftigen Novembers beschlossen, und solches allgemein bekannt gemacht. Am 6ten dieses sind die Deputierten der Stände von Dornick hier eingetroffen. --
Ein anders, vom 8. Weinmonat. [9]
-- Die heutigen Briefe aus Nieuport melden, daß man in vergangener Nacht durch ein Gerücht die Franzosen näherten sich vom Meerufer her, von neuem beunruhiget worden. Die ganze Besazung war gleich unter den Waffen; allein, es war nur eine feindliche Patrouille, die sich hatte sehen lassen. Die Einwohner von Fürnes und andern Gränzorten wandern noch täglich aus, und suchen hier und an andern Orten Sicherheit, um der beständigen Furcht enthoben zu seyn, von den Feinden besucht und ausgeplündert zu werden, die noch immerfort Früchten und Hornvieh wegholen, und noch kürzlich einen Meyerhof in die Asche legten.
Brüssel, vom 9. Wintermonat. [10]
Die Zahl der in Flandern und in der Grafschaft Namür bewafneten Bauern beläuft sich schon an die 30000. Mañ die sich bereits in Bataillons und Compagnien formiren. Dieses Beyspiel muntert die Bewohner der übrigen Provinzen zur schleunigen Nachahmung auf. Schon haben jene von Hennegau durch ihre Stände bey der Regierung um Flinten ansuchen lassen, welche denselben sogleich Gewehre, Patrontaschen und scharfe Patronen zugestellt hat. Zudem schaffen die Provinzen auch noch die gehörigen Mitteln herbey, um eine so ungeheure Macht unterhalten zu können. So hat die Stadt Hal den grösten Theil des Silbergeräths aus der Liebfrauenkirche in die hiesige Münze geschikt, wofür sie von der Regierung einen Schein auf den Werth desselben erhalten hat, wovon die dasige Kirche nach geendigtem Krieg die Interessen bezieht. -- Nachrichten aus Ostende zufolge sind die Engl. Truppen, welche am 3. dieses ans Land gestiegen waren, wieder an Bord gegangen, dagegen neuerdings 20. Transportschiffe mit Cavallerie daselbst angelangt. Die erste Colonne der heßischen Truppen, welche auf dem Hierhermarsche begriffen ist, trift morgen zu Tirlemont und vermuthlich am 12ten hier ein. Die beyden andern fast eben so starken Colonnen werden vor und nach hier ankommen, und nach ihrer Bestimmung abgehen.
Die nach Mecheln zurück gebrachte Kanonen sind heute von dorten wieder hier durch nach der Armee gegangen. Man vermuthet daraus, daß die Belagerung von Landrecies werde vorgenommen werden.
Quellen.[]
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 23 Jenner, 1793.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 9 Hornung, 1793. Num. 12.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 13. Hornung, 1793. Num. 13.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 20. April, 1793. Num. 32.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 24. April, 1793. Num. 33.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 1. Brachmonat, 1793. Num. 44.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 5. Brachmonat, 1793. Num. 45.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 19. Brachmonat, 1793. Num. 49.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 19. Weinmonat, 1793. Num. 84.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 20. Wintermonat, 1793. Num. 93.