Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Jetziges Schicksal.

[1]
Von den übrigen Brigadegenerälen und kommandirenden Adjutanten der Rheinarmee und gallobatavischen Armee haben die meisten bei den Militärdivisionen Stellen erhalten, z. B. Gen. Becker bei der 5. Division zu Kolmar;


Leonard-Nicolas, Comte Becker du Bagert.[]

[2]

General-Lieutenant,

geb. zu Obernheim im Elsaß den 18. Jan. 1770.

Schon vor der Revolution war Becker Soldat; doch erst die Revolution eröffnete ihm die Aussichten zur Beförderung, die so schnell erfolgte, daß er schon 1795 in der Vendée Armeebefehlshaber einer Brigade wurde. Da ihm jedoch der Krieg gegen die Königlichgesinnten, wo Franzosen gegen Franzosen fochten, den größten Widerwillen einflößte, wurde er auf sein inständiges Bitten zur holländischen Armee versetzt und führte kurz darauf eine Division von dort zur Sambre- und Maas-Armee. In der Schlacht bei Salzbach, welche die Oestreicher (17. Aug. 1796) verloren, befehligte er ein Bataillon der 83. Halbbrigade und hatte den Auftrag, einige Bataillons der Division Le Fébvre zu unterstützen. Diese, so wie sein Bataillon, warfen sich mit so großem Ungestüm auf den linken Flügel der Oestreicher, daß diese dadurch genöthigt wurden, sich in großer Unordnung auf das Centrum zurückzuziehen. Dieser Angriff hatte den Sieg zur Folge. Der General Dejean, Oberbefehlshaber der Gallo-Batavischen Armee, bediente sich hierauf seiner, einen Aufstand in Friesland zu unterdrücken und er vollführte ihn auf eine solche Weise, daß die Beruhigung dieser Provinz mehr durch seine milden Maßregeln, als durch die Waffen herbeigeführt wurde.

Nach dem Frieden von Campo-Formio begleitete er den General Hedouville als Chef des Generalstabes nach St. Domingo und kehrte 1798 nach Frankreich zurück, nachdem er ungeachtet der wenigen Streitkräfte alles Mögliche gethan, um diese wichtige Colonie Frankreich zu erhalten. Im folgenden Jahre befehligte er in Italien eine Brigade der Division Serrurier, die den äußersten linken Flügel bildete. Als die Armee eine rückgängige Bewegung machte, führte Becker die Arrieregarde und ward bis Lecco von den Feinden immerwährend in Athem gehalten, wobei er längs der Adda mehrere übergegangene russische Detaschements glücklich zurücktrieb. Indeß wurde Becker da Suwarow bei Trezzo über diesen Fluß gegangen war, von der Division Serrurier getrennt. Grenier kam ihm zu Hülfe; dennoch gewannen die Russen immer mehr Terrain. Der Oberbefehlshaber schickte deshalb dem General Becker neue Verstärkungen und den Befehl dazu, ein Dorf zum Stützpunkt des linken französischen Flügels ersehen, mit dem Bajonette wegzunehmen. Das Dorf ward genommen, ungeachtet die Feinde dreimal so stark waren; als man aber den Angriff weiter fortsetzen wollte, zeigte der Feind bedeutende Massen Infanterie und so viel Kanonen, daß hierdurch die französischen Colonnen zum Rückzuge in das Dorf gezwungen wurden. Becker indeß, die Wichtigkeit der Besetzung dieses Dorfes einsehend, vertheidigte sich in demselben mit der größten Unerschrockenheit und verließ es nur, als die übrigen französischen Truppen schon längst das Schlachtfeld verlassen hatten. Auf dem Rückzuge wurden zwei Pferde unter ihm getödtet und eine Wunde im Unterleib veranlaßte die Seinigen, ihn als todt auf dem Schlachtfelde liegen zu lassen. Der östreichische General Zapf nahm sich jedoch seiner mit großer Menschenfreundlichkeit an und nach einer sechsmonatlichen Heilung, erhielt er von dem östreichischen General Melas die Erlaubniß, nach Frankreich zurückzukehren, wo er durch die Verwendung seiner Waffengefährten (2. Jan. 1801) zum wirklichen Brigade-General ernannt wurde. Der kurz darauf mit Oestreich geschlossene Friede hemmte seine Thätigkeit im Felde. Der erste Consul bediente sich seiner in der zweiten, fünften und neunzehnten Militärdivision und nahm ihn 1805 mit nach Deutschland, wo er bei Ulm und Austerlitz neue Beweise von Tapferkeit ablegte. Am 24. Dec. wurde er auf die Verwendung des Marschalls Lannes zum Divisionsgeneral ernannt und als solcher wohnte er den Feldzügen gegen Preußen bei. Bei Anclam zwang er den preußischen General Bila mit 4000 Mann die Waffen zu strecken und wirkte darauf mit zur Einnahme von Lübeck. Da aber die französische Armee indeß nach Polen gezogen, ward Becker ebenfalls dorthin geschickt und zeichnete sich (24. und 26 Dec.) bei Nasielsk und Pultusk aufs rühmlichste aus. Er befehligte damals die weit aus einander gelegten Vorposten, die von Kosakenschwärmen unaufhörlich angegriffen wurden, traf aber seine Maßregeln so gut, daß er ungeachtet der Uebermacht der feindlichen Cavallerie seinen Rückzug glücklich bewerkstelligte. Als Chef des Generalstabes beim General Massena erwarb er sich neue Lorbeeren in der Schlacht von Eßlingen (22. Mai 1809), zog sich aber kurz darauf auf sein Landgut Mons in Auvergne zurück, wo er bis zum Einfall der Alliirten in Frankreich ruhig lebte. Die dem Vaterlande drohenden Gefahren vermochten ihn jedoch, Napoleon seine Dienste anzubieten, der sie dankbar annahm. Dennoch erhielt er nur wenig Truppen, so daß er nichts ausführen konnte. Während der 100 Tage vertrat er als Volksrepräsentant das Departement Puy de Dôme und überreichte im Monat Juni dem Kaiser die Adresse dieses Collegiums. Am 21. wurde er zur Administrationscommission der Kammer der Deputirten ernannt und benahm sich hierbei auf eine solche Weise, daß Napoleons zweiter Sturz auf seine Rechnung geschrieben werden muß; denn als derselbe nach der Niederlage bei Waterloo nach Paris zurückkehrte, that er den Vorschlag, unverzüglich die Bewachung der Deputirten-Kammer der Pariser Nationalgarde anzuvertrauen, durch welchen Schritt diese Kammer unabhängig von dem Willen des Kaisers wurde. Auch begleitete er den Exkaiser bis nach Rochefort und verließ ihn erst, als er das englische Schiff Bellerophon bestiegen hatte. Den 5. März 1819 ernannte ihn Ludwig XVIII. zum Pair, so wie er schon früher das Comthurkreuz der Ehrenlegion (1804), die Würde eines Großoffiziers (1809) und das Großkreuz des baierschen Militärordens erhalten hatte.


Quellen.[]

  1. Das jetzige Schicksal der vielen französischen und gallobatavischen Generäle die sich bei so manchen Gelegenheiten ausgezeichnet, und den Krieg überlebt haben. 1802.
  2. Dr. R. Fl. Leidenfrost's französischer Heldensaal oder Leben, Thaten und jetzige Schicksale der denkwürdigsten Heroen der Republik und des Kaiserreichs, insonderheit der Waffengefährten und Marschälle Napoleons. Ilmenau, 1828. Druck und Verlag von Beruh. Friedr. Voigt.
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