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Neueste Nachrichten von Neu-Süd-Wales bis und mit 1809.[]

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Von D. D. Mann.

Eine der Hauptursachen, warum es bisher mit den Fortschritten der Colonie in Neu-Süd-Wales so langsam von statten gegangen ist, dürfte in der Verdorbenheit der Deportirten selbst zu suchen seyn. Auch ist das feindselige Verhältniß der Colonisten mit den Eingebornen und in früheren Zeiten, der, mitunter eingetretene Mangel an Lebensmitteln der Aufnahme der Colonie nichts weniger als günstig gewesen. Die meisten der Verurtheilten zeigten sich als unverbesserliche Leute, und waren sanften und strengen Behandlungen gleich unzugänglich. Verhärtet in ihrem lasterhaften Sinne schämten sie sich nicht einmahl, gegen die armen und elenden Eingebornen von ihrem Talent zum Stehlen und Betrügen Gebrauch zu machen. Durch ein solches Benehmen wurden diese Letztern mißtrauisch gemacht, und versuchten bald Repressalien. Mehrere Deportirte wurden ermordet in den Wäldern gefunden. Der Ertrag der Arbeit war gering; dann man arbeitete nur, wenn man dazu gezwungen war, und die Furcht vor Mangel, der nur allzubald sich verspüren ließ, brachte keine andere Wirkung hervor, als daß die Entwickelung von Leidenschaften anderer Art dadurch um etwas verzögert wurde. Eine der verderblichsten Folgen der Nachlässigkeit der Colonisten war der Verlust des gesammten, aus Großbrittannien eingeführten Hornviehes. Diese Thiere verirrten sich in den Wäldern, so daß sieben Jahre lang keine Spur mehr von ihnen zu finden war. Endlich, nachdem man sie so lange hatte entbehren müssen, entdeckte man im Inneren des Landes eine prächtige Heerde wilder Ochsen, die offenbar von den Verlornen abstammte, und deren Erhaltung nunmehr ein Gegenstand des allgemeinen Interesse wurde. Da sehr bald das Bedürfniß, Gefängnisse zu haben, eingetreten war, so erbaute man vorerst zwey von Holz, und als diese von solchen, denen selbst vor Einsperrung bangte, waren niedergebrannt worden, von dauerhafteren Materialien. Im Jahre 1796 zeigte sich in der Colonie Manches, was auf eine baldige Verbesserung ihres Zustandes hoffen ließ. -- Damahls lebten die Eingebornen mit den Colonisten im besten Verständnisse, und trieben mit ihnen einen für diese letztern vorteilhaften Tauschhandel; das Vieh hatte sich sehr vermehrt, und durch ihre Fortschritte in der Kultur sah sich die Colonie einstweilen vor Hunger gesichert. Die so erfreulichen Hoffnungen verschwanden größtentheils wieder, als im J. 1800 neu angekommene Deportirte aus Irland aufrührerische Bewegungen anzuzetteln, und mit allerley selbst ausgedachten Planen sich bey den Colonisten in Credit zu setzen suchten. Durch die Wachsamkeit des Gouverneurs Hunter ward jedoch dem Ausdrucke der Unruhen vorgebogen, und dieser geschickte Mann hatte die Freude, am Ende des erwähnten Jahrs, bey seiner Abreise nach Europa, die Colonie in einer ungleich bessern Lage zu hinterlassen, als die war, worin er sie im Jahre 1795 gefunden hatte. Bey seiner Abreise belief sich die Zahl der Colonisten, Verbrecher und andere zusammengenommen, auf 6000. Mit Korn waren 7000 Morgen Landes bebaut, an Hammeln zählte man 6000, an Ziegen 2000, und an Hornvieh 1200 Stücke.

Das nächstfolgende Jahr 1801 wurde durch das Wiedereintreten eines Unglückfalles bezeichnet, unter dem die Colonie auch schon gelitten hatte; durch das Austreten des Flusses Hawkesbury. Es verursachen nähmlich die lang anhaltenden Regengüsse in den, das Bett jenes Flusses einfassenden Gebirgsketten bisweilen ein so ungeheures Steigen des Wassers, daß die Fluthen bis auf sechzig und siebenzig Fuß über ihren gewöhnlichen Stand empor steigen, längst den beyden Ufern alles verheeren, und die Hütten und Heerden der unglücklichen Landbauern mit sich fortreissen.

Ein Übel, das noch ungleich furchtbarer ist, weil es sich über die ganze Colonie erstreckt, ist der tief eingewurzelte Hang zur Trunkenheit. Branntwein sowohl, als andere starke Getränke sind zwar sehr theuer, indem in gewöhnlichen Zeiten die Bouteille einzeln zu 10 - 15 Schilling und wenn diese Waare entweder selten, oder ihr Verkauf verbothen ist, bis zu 30 Schilling verkauft wird. Dessen ungeachtet haben die gebrannten Wasser überall sehr starken Absatz. Unter der Classe der Verurtheilten sind die Weiber der Trunkenheit nicht weniger ergeben, als die Männer. Minder gesucht, als die geistlichen Getränke, ist der Wein. Sollte aber der Luxus weiter, wie bis daher steigen, so wird ohne Zweifel auch dieser theuer werden. Wenn man anfangen würde, ihn wenigstens zum Theil als Ersatz für andere berauschungsmittel zu brauchen; so müßte dieß der Colonie doch in der Hinsicht zum Vortheile gereichen, daß sich die, aus dem unmäßigen Gebrauche gebrannter Wasser entspringenden Übel höchst wahrscheinlich vermindern würden. Umsonst sind bis jetzt die angesehenen Classen der Einwohner in dieser Rücksicht mit d_m Beyspiele der Mäßigkeit vorgegangen; selbst das Verboth aller Arten von Branntwein ist von höchst unbedeutender Wirksamkeit gewesen. Man hat auch zu Drohungen, Bitten und Züchtigungen seine Zuflucht genommen; um deßwillen aber haben die gebrannten Wasser nicht aufgehört, mit unwiderstehlichem Reitze zu locken, und diesem Hange opfert man Alles auf. Darum ist auch der Gewinn von diesem Handlungszweige so groß, daß fast alles mit Branntwein und Liqueurs handeln will. Mehrere Pachthöfe sind aus solchen Gründen vernachlässigt, am Ende gar verlassen, unzählige Schelmereyen begangen, und manche verderbliche Prozesse über Gegenstände der Art angefangen worden.

Nächst der Trunkenheit wird in der Colonie am meisten mit Spielen ausgeschweift. Man hat Colonisten, nachdem sie alles verloren, zuletzt noch ihre Kleider vom Leibe verspielen, und sich so selbst in den Zustand einer gänzlichen Blöße versetzen gesehen. -- Es ist traurig, zu dem allen noch bemerken zu müssen, daß auch Mordthaten nicht selten, und bisweilen mit den schaudervollsten Umständen begleitet sind.

Unter der kleinen Anzahl ruhiger Sünder aus den Deportirten verdient der berüchtigte Georg Barington mit Auszeichnung genannt zu werden. Die ganze Zeit über, da er sich in der Colonie aufhielt, war sein Benehmen in jeder Hinsicht lobenswerth. Zu Paramatta versah er das Amt eines Constabels, und suchte durch ehrliche Arbeit seinen Unterhalt zu gewinnen. Er ist etwa sieben Jahre todt. Lange vor seinem Ende schon hatte er den Verstand verloren. Man glaubt, die Erinnerung an seine Verbrechen habe mit dazu gewirkt, ihm diese traurige Gemüthskrankheit zuzuziehen. In hellen Zwischenräumen äußerte er seinen Unwillen darüber, daß sein Nahme einer ganz und gar erdichteten Nachricht von seinen Lebensumständen sey vorangesetzt worden. Zuletzt starb er noch mit einem wahrhaft christlichen Sinne.

Als eine der wirksamsten Strafmaßregeln gegen den Diebstahl ist die Versetzung der Schuldigen an einen abgelegenen Ort in der Colonie erprobet worden. Die Furcht von allen Verbindlichen getrennt, und in der Einsamkeit leben zu müssen, macht auf viele stärkern Eindruck, als körperliche Züchtigungen. Diejenigen Verurtheilten, die vor ihrer Deportation ein Handwerk getrieben hatten, kehrten in der Colonie meist wieder zu demselben zurück. Die Arbeiter braucht man entweder Rottenweise zu den öffentlichen oder zu Feldarbeiten in Privatgütern. Ausserordentliche Fälle ausgenommen, werden den Deportirten gleich bey ihrer Ankunft die Ketten abgenommen, und sie, wo und wie es jedesmahl der Gouverneur gut findet, unverzüglich zu Arbeiten in diesem oder jenem Theile der Colonie angewiesen. -- Die Sitten, obgleich sie sich allmählich etwas zu verbessern anfangen, sind gegenwärtig noch in einem schlechten Zustande, so daß man noch keine bleibende Theatereinrichtung hat machen können. Ein dießfalls angestellter Versuch ist gänzlich mißlungen. Die, welche in's Schauspiel gingen, wurden in ihrer Abwesenheit bestohlen; die Verurtheilten von der elendesten Classe bezahlten ihr Legegeld in Lebensmitteln, und geriethen dadurch in einen solchen Zustand von Kraftlosigkeit, daß sie nicht mehr arbeiten konnten. Dem zufolge nahm der Gouverneur die, den Unternehmern ertheilte Bewilligung wieder zurück, und bald darauf ward der Schauspielsaal niedergerissen. Zum Beweise, mit welchem Starrsinne die Verbrecher ihren lasterhaften Gewohnheiten getreu blieben, mag folgendes dienen: Ein Deportirter, Nahmens Samuel, war des Diebstahls mit Einbruch überwiesen und zum Galgen verurtheilt worden. Im Augenblicke der Execution riß der Strick entzwey, und der Delinquent fiel der Länge nach auf die Erde; als man ihn wieder aufgezogen hatte, häckelte sich der Strick los; beym dritten Versuche endlich verursachte ein Zufall anderer Art einen nochmahligen, kurzen Aufschub. Dadurch wurde das Mitleid des bey der Execution präsidirenden Beamten rege gemacht; er berichtete die Sache dem Gouverneur ein, und Samuel erhielt seine Begnadigung. So nahe sich aber der Verbrecher dem Tode gesehen hatte, so änderte er gleichwohl sein Betragen nicht, so daß er in einen abgelegenen Winkel der Colonie versetzt wurde, und endlich bey einem Versuche, von da zu entkommen, den Tod fand.

Das Klima von Neu-Süd-Wales ist zwar unbeständig, im Ganzen aber der Gesundheit sowohl, als der Vegetation ungemein zuträglich. Der Winter gleicht daselbst ungemein dem Frühling und Sommer in Großbrittannien. Von strenger Kälte weiß man beynahe nichts. Nur von ferne zeigt sich der Schnee von den höchsten Berggipfeln der Kette, welche, gegen das Innere des Landes, der Colonie zur Gränze dient. Wald und Feld biethen eine unermeßliche Anzahl von Erzeugnissen aus dem Pflanzenreiche dar, und zahllose Schaaren von Vögeln entfalten auf den Wipfeln der Bäume ihre bunter Gefieder. Pflanzen und Gebüsche grünen immerfort. Die Geranien sind in solcher Menge vorhanden, daß man in mehreren Gegenden Zäune davon anlegt, welche die lieblichsten Wohlgerüche verbreiten. In einem Bezirke, den man aus diesem Grunde Newcastle genannt hat, findet man Steinkohlen. Die Monathe März und Aprill sind besonders günstig zur Aussaat des Getreides, in den November und December fällt die Ernte. Oft wird auch im December Mais auf die Felder gesäet, die noch mit Stoppeln bedeckt sind; auf diese Weise kann man zwar in einem Jahre zwey Mahl ernten; allein es ist sehr zweifelhaft, ob dieß in der That eine vortheilhafte Speculation sey. Die Erdbeeren in Neu-Süd-Wales sind vortrefflich, und Melonen gibt es im Überfluß. Die Fichten und grösser, als in England. Auch an Schätzen aus dem Mineral-Reiche ist die Colonie nicht ganz arm. Die Topase, welche man daselbst findet, sind weit kostbarer, als die aus Brasilien. Im Thierreiche hat man noch kürzlich zwey neue Gattungen entdeckt; eine Art von Opussum, Coula genannt, und eine besondere Art von Hyänen. Der Coula steigt auf einen Baum, und verläßt denselben nicht eher wieder, als bis er alle seine Blätter rein abgefressen hat. Es ist den Eingebornen ein Leichtes, die Schlupfwinkel Thieres aufzuspähen, denn da es die Blätter des Gummi-Baumes vor allen andern liebt und aufsucht, so hat man bloß auf die entlaubten Bäume dieser Gattung zu merken. Die Hyäne ist hier zu Lande nicht weniger grimmig, als anderwärts, bis jetzt aber hat sie ihre Mordlust bloß nur an Hammeln und an dem Geflügel ausgelassen, hingegen sich noch nie erkühnt, Menschen anzugreifen. Beyde Arten von Thieren haben am Bauche eine Art von Beutel, was überhaupt ein charakteristisches Merkmahl mehrerer neuholländischen Thiere ist.

Die Eingebornen liegen zwar jetzt nicht mehr mit den Colonisten, wohl aber immerfort gegen einander im Kriege. Sie sind eine grausame Menschenrace, von bösen Gewohnheiten und Sitten; jederzeit sind sie bereit, in die angebauten Grundstücke einzufallen, sobald nur einige Hoffnung eines glücklichen Erfolgs vorhanden ist. Oft ist man genöthigt, um sie auseinander zu treiben, bewaffnete Detaschements marschiren zu lassen. Einen eigentlichen Bruch mit ihnen sucht man indeß gleichwohl möglichst zu verhüten; auch schärft man dem Militär sorgfältig ein, ha kein Feuer auf sie zu geben. Bey den in der Colonie zu vollführenden Arbeiten haben die Stämme der Eingebornen nur wenig Hülfe geleistet; ihre Thätigkeit beschränkt sich beynahe einzig darauf, daß sie den Fischern die Garne aufnehmen helfen, in der Hoffnung, durch einen Antheil an dem Fang unmittelbar für ihre Mühe entschädigt zu werden. Eine besondere Geschicklichkeit besitzen sie im Abschießen ihrer Pfeile, und treffen auf sehr große Entfernung Schuß für Schuß. Wie wichtig es seyn müsse, den Frieden mit ihnen beyzubehalten, läßt sich aus den blutigen Scharmützeln abnehmen, die unterweilen in abgelegenen Gegenden Statt finden. Im April 1808 hatte die Fly, ein Fahrzeug der Colonie, in der Bay Batermann Anker geworfen, und sandte hierauf drey Mann vom Schiffsvolke ans Land, um Wasser einzunehmen; bey der Abfahrt dieser Männer war man mit ihnen übereingekommen, daß, wenn vom Bord des Schiffes etwa Zusammenrottungen der Eingebornen sollten wahrgenommen werden, so wolle man von daher gleich einen Flintenschuß thun, auf welches Zeichen hin dann das Detaschement sich unverzüglich einschiffen und zurückkommen sollte. Die Schaluppe hatte nicht sobald gelandet, als man vom Schiffe aus die Eingebornen sich wirklich zusammen thun sah. Augenblicklich ward die Flinte abgefeuert, und die drey Männer liefen der Schaluppe zu; es gelang ihnen, sie los zu machen, und abzufahren. Sogleich fiel ein Hagel von Pfeilen auf sie, von denen einige so geschickt abgeschossen waren, daß sie die über ihrer Ruder sich hinbeugenden Unglücklichen durchbohrten, worauf sich denn die Wilden des Fahrzeuges bemächtigten, es mit hinlänglicher Mannschaft besetzten, und in Begleitung von einer Menge Canots Miene machten, das große Schiff selbst anzugreifen, welches kaum noch das Ankerthau kappen, und durch eine schleunige Flucht seinen Verfolgern entrinnen konnte. -- Die Bevölkerung der Colonie beläuft sich, dermahl auf mehr als 10,000 Seelen, wovon zwey Drittheile sich selbst zu erhalten vermögend sind. Die Kriegsmacht besteht aus dem 102ten Regiment und zwey Freycorps. Das mit Getreide bepflanzte Land mag ungefähr 12,000 Morgen betragen; die Pferde schätzt man auf 1000; das Hornvieh, Kühe und Ochsen auf 10,000, die Hammel auf 40,000, die Ziegen auf 30,000, die Schweine auf 25,000 Stücke; woraus sich ergibt, daß es, zumahl seit 1800, mit der Colonie doch beträchtlich vorwärts gegangen ist.

Im Jahre 1809 galt der Weitzen 12 Schillinge; der Mais 5 Schilling; die Gerste 5 Schill.; der Hafer 4 Schill.; 6. Denar; die Erdäpfel 10 Schill.; der Centner Äpfel und Pfirsiche 2 Denr.; das Dutzend Bohnen 4 Denr.; das Viertel Erbsen 1 Schill; das Viertel Ochsen- und Hammelfleisch 1 Schill. 3 Denr.; das Pfund Schweinfleisch 1 Schill.; Kangarou (am Geschmacke dem Rindfleisch sehr ähnlich) 8 Denr.; welsche Hahnen 10 Schill.; Gänse 8 Schill.; Enten 4 Schill.; anderes Geflügel 2 Schill. 4 Denr. das Stück. Die Butter war sehr theuer, und galt 6 Schill. das Pfund; die Milch 1 Schill. die Maß. Wohlfeil und in Überfluß vorhanden waren dagegen die Fische. Einem Bedienten zahlte man 1 Schill. täglich, nebst Kost; 2 Schill. 6 Denr. ohne Kost; für das Jahr 10 - 12 Pfund Sterling nebst Kost. Die öffentlichen Arbeiten dauern von Sonnenaufgang bis acht, und sodann von neun bis drey Uhr.

Seit wenigen Jahren sind in der Colonie auch einige Leinwand- und Tuch-Manufakturen errichtet worden. Das Leder welches aus Ochsen- Kangarous- Seekälber- und andern Häuten verfertigt und vermittelst einer einheimischen Baumrinde, ohne große Mühe gegerbt wird; ist vortrefflich. Auch gibt es mehrere Fabriken von Töpferarbeit, und vier große Brauereyen. Die Krambuden sind besser und geschmackvoller assortirt, als man glauben möchte; für alle Mode- und Toiletten-Artikel für das schöne Geschlecht fehlt es nie an Absatz.

Unter ihrem Münzsysteme leidet die Colonie eben so stark, als das Mutterland selbst. Die Kupferstücke, welche im Jahre 1800 und zwar auf einem Fuß in Umlauf gesetzt worden war, der um ein Procent über ihren inneren Werth hinaus ging, sind fast alle verschwunden. Von den Colonisten, die sich aus eigenem freyen Entschlusse in Neu-Süd-Wales angesiedelt hatten, haben die meisten die ihrethalb gefaßten Hoffnungen unerfüllt gelassen. Die Zahl der, im Dienste der Regierung befindlichen Verbrecher geht theils durch den Tod, theils dadurch, daß einige durch rühmliches Betragen wieder ihre Freyheit gewinnen, so wie auch dadurch, daß mehrere Verbannungs-Termine zu Ende gehen, und nicht selten ein Colonist die Erlaubniß erhielt, sich der Deportirten zu seinen besonderen Arbeiten bedienen zu dürfen, immer näher zusammen. So hat sie z. B. in den Jahren 1792 bis 1800 durch das Zusammenwirken aller dieser Ursachen drey Viertheile der, im Anfange dieser Periode in ihren Diensten stehenden Verbrecher verloren. Was an neuen Transporten, während dieser Periode nachgekommen ist, beläuft sich auf 1259 Individuen, welches bey weitem nicht hinreichte, um jene große Lücke zu ersetzen.


Zeitungsnachrichten.[]

[1808]

Großbrittanien. [2]

Nach Londoner N_chrichten in Pariser Blättern hätten in der Brittischen Kolonie auf Neu-Südwales insurrekzionelle Bewegungen Statt gefunden. Der sonst so geliebte Gouverneur Bligh soll in der Hauptstadt Sidney-Cove durch einen Major J~~nson verhaftet, und dieses Ereigniß durch öffentliche Freudensbezeugungen und Erleuchtungen gefeyert worden seyn.


[1812]

Vermischte Nachrichten. [3]

Ein englischer Seeofficier, der jetzt zu Verdun als Kriegsgefangener lebt, und dessen Gefangenschaft in französischen Blättern als ein Verlust für die Fortschritte der nautischen Geographie bedauert wird, hat eine Nachricht über die Kolonie in Neu-Süd-Wales herausgegeben. Die Hauptstadt Sidney hat etwa 250 zum Theil steinerne Häuser, unter denen das Waisenhaus das größte ist, welches 1804 schon 70 zum Theil mannbare Mädchen unterhielt. Aeltern, die ihre Kinder schlecht erziehen, müssen dieselben ans Waisenhaus abliefern. Ausser dem Hauptorte, Sidney, sind noch 4 andere Städte, die aber, Paramatta ausgenommen, sich in einem schlechten Zustande befinden, angelegt, und eine Menge einzelner Pachthöfe liegen zerstreut im Lande, das nur an der Küste steinig und sandig, im Innern aber ungemein fruchtbar ist. Der ansehnlichste Fluß, der Hawkesbury, unterhalb auch Nepean genannt, steigt öfters 40 Fuß hoch und befruchtet zwar den Boden, reißt aber auch viele Gebäude xc. weg. Sehr viel europäische Gewächse gedeihen, eine Anlage aber, um im Großen Wein zu ziehn, weßhalb 400 Franzosen dort angesiedelt wurden, hat keinen Fortgang. Eine einzige Frau, die Wittwe eines Officiers, macht Butter zum Verkauf, 6 Schilling (12 Gr.) pro Pfund. Im Innern haben sich drey Kühe auf ein Stier, die beym Anlegen der Kolonie entliefen, auf 4000 Stück vermehrt, und dürfen noch nicht getödtet werden. An zahmen Vieh zählte man bereits 480 Pferde, 3500 Stück Rindvieh, 16,500 Schafe von englischem und spanischem Stamm und nicht ausgeartet, und 14,000 Schweine. Ziegen wollten nicht gedeihen, und eben so wenig Kaninchen, die wahrscheinlich eine Beute der wilden Hunde geworden sind. Jenseit der blauen Gebirge, die 50 (englische?) Meilen von der Küste liegen, ist noch Niemand vorgedrungen; doch vermuthet man, daß dort große Sandwüsten liegen mögen, weil aus jener Gegend zuweilen ein dem Sirokko ähnlicher glühender Wind weht. Auch im Winter, vom May bis August, hat man nicht nöthig einzuheitzen. Für die Gesundheit des Klima bürgt die beträchtliche Anzahl und die Gesundheit der Kinder, ob diese gleich meistens aus einem sehr verdorbenen Geblüte entsprossen sind. Die meisten haben sehr blondes Haar. Die ganze Bevölkerung, mit Einschluß der Insel Norfolk, betrug 8910 Personen, denen die Regierung 52,000 Morgen Landes austheilen lassen, wovon 17,000 schon völlig urbar waren. Der wegen seiner ausgezeichneten Spitzbubenstreiche berüchtigte und deportirte Barrington, der sich aber in Botanybay völlig änderte und ein sehr nützlicher Polizeybeamter wurde, lebt noch, aber in völliger Geistesverwirrung, und erhält vom Staat eine Pension von 300 Thalern.


Quellen.[]

  1. Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst. 1813.
  2. Wiener-Zeitung. Nro 86. Mittwoch, den 26. Oktober 1808.
  3. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 109. Montag, den 6. May 1812.
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