Neu-Ruppin.[]
Ruppin, (Neu-) Hauptstadt in dem Kreise gleiches Namens, in der Mittelmark Brandenburg. Sie liegt an einem großen See, den der Fluß Rhin macht; ist seit dem Brande im Jahr 1787. vergrößert und ganz regelmäsig angelegt worden, hat 771 meist massive Häuser, 4560 Einwohner, ohne das zahlreiche Militär, nach der Zählung im Jahr 1798, viele Tuchmacher, welche der Stadt die vorzüglichste Nahrung geben; ausserdem auch mehrere Raschmacher, Hutmacher, Gerber, eine wohleingerichtete Hauptschule von 6 Klassen, eine reformirte Schule mit einem schönen Schulgebäude, nur eine Kirche, und eine Garnisonschule. Viele Bürger leben auch vom Feldbau. Der ruppinische Kreis ist ehedem eine besondere Grafschaft gewesen, die 1524. mit Wichmann, dem letzten Grafen von Lindau und Ruppin, abgestorben ist. Der ganze Kreis hat 32 QM. Flächeninhalt und 47007 Einwohner. Zu Neuruppin hatten die ausgestorbenen Grafen ihr Erbbegräbniß. Der Ruppinische Kanal ist von dem See bis zur Havel angelegt.
Ruppin, (Alt-) offenes Städtchen mit 928 Einwohnern an eben dem See, Neu-Ruppin gegen über, hat ein altes Schloß, darauf die ausgestorbenen Grafen ehedem residirten. Es ist der Siz eines Justiz- und Domänenamts
Feuersbrunst zu Neu-Ruppin.[]
Der sechs und zwanzigste August 1787.
Die Stadt Neu-Ruppin in der Mittelmark verlor heute von 750 Häusern, aus denen sie bestund, 534 samt drey Kirchen und andern öffentlichen Gebäuden durch eine fürchterliche Feuersbrunst. Kaum war sie ausgebrochen, so trieb der Sturmwind in kurzem die Flammen weit umher, so daß alle Strassen brannten und die Stadtmauern niedergerissen werden mußten, um nur die Menschen zu retten. Acht Personen sind mit verbrannt und die meisten Abgebrannten haben alle ihre Mobilien verloren. So traurig aber dieses Ereigniß war, so groß waren dabey die Aeusserungen der Menschenliebe und Wohlthätigkeit. Besonders hat sich die Stadt Berlin ganz vorzüglich ausgezeichnet. Fünf Tage nach dem Brand waren von dort schon acht sechsspännige Frachtwagen mit Kleidern, Möbeln xc. nach Neu-Ruppin abgegangen. Das Militair, die Kaufleute, die Judenschaft, überhaupt alle Stände, beeiferten sich, jene Noth zu erleichtern. Die Sammlung der Judenschaft allein betrug über zwölfhundert Thaler, welches derselben zu desto größerer ehre gereichte, da bis dahin in Neu-Ruppin keinen Juden Aufenthalt, ja nicht einmal ein Nachtlager gestattet wurde.
Quellen und Literatur.[]
- Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
- Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.