Neger

Negern, ein großer Menschenstamm der sich durch das ganze Africa zwischen den Wendecirkeln verbreitet, u. sich nicht blos durch seine glänzend schwarze Farbe, sondern zugleich durch einen auffallenden Bau des Kopfs von allen Bewohnern anderer Länder auszeichnet. Denn ihr Gesicht ist länglich, die Nase groß und platt wahrscheinlich gedrückt, die Lippen ausserordentlich dick, und krause schwarze Wolle bedeckt statt des Haars die Hinterseite des Kopfs. Bey der Geburt sind sie weiß, doch bezeichnet schon ein brauner Rand um die Augen und an den Nägeln, nebst einen kleinen Flecken an den natürlichen Theilen, die künftige Farbe. Mit acht Tagen fängt die Haut an sich zu bräunen, und nimmt mit dem Wachsthum des Kinds jeden Tag an Schwärze zu. Sie sind stark, wohlgebaut und dauerhaft, zum Theil Landbauer, zum Theil Künstler nach ihrer Art, und Kaufleute. Bey weiten die meisten Reiche bey ihnen sind despotisch und Kriege äusserst häufig. Die Gefangenen wurden sonst meistentheils erschlagen; seitdem aber die Europäer die americanischen Länder zu kultiviren anfiengen, und hiezu statt der Thiere die Bewohner von Africa brauchbar fanden, folglich einen Preiß auf diese Sklaven sezten, benützte der Africaner nicht nur diese Gelegenheit, sondern der Aufkauf gab Veranlassung zu noch häufigern Kriegen; man verkaufte wohl auch freye weggestohlne Menschen, zuweilen seine eignen Kinder; der Fürst seine Unterthanen. Schon seit vielen Jahren und noch jezt werden mit jedem Jahre gegen 100,000 solcher Unglücklicher auf den Schiffen in buchstäblichem Sinne zusammengepackt, und der Theil, welcher bey einer solchen Ueberfahrt sein Leben erhalten kann, wird in America theuer verkauft, daselbst als Vieh gebraucht, und gewöhnlich unmenschlich behandelt. In einigen Gegenden haben Gesetze dem Uebermuth der Gebieter Schranken zu setzen gesucht; aber theils sind selbst diese Gesetze noch hat genug, theils fanden sich leichte Mittel, ihre Anwendung zu verhindern. Oft sind Rebellionen ausgebrochen, und freye entlaufene Neger als Räuber befinden sich in den Gebirgen aller Länder und größern Inseln, wo sie vorher als Sklaven lebten; vorzüglich im Holländischen Guiana, auf der Insel Jamaica und St. Domingo. Man nennt sie Maron-Neger. Vergebens hat man in England schon mehrere Versuche gemacht den Sklavenhandel zu vernichten und den Negern ihre Freyheit zu schenken. Die allgemeine plözlich geschenkte Freyheit möchte auch wohl mehr schlimme als gute Folgen haben.

Quellen und Literatur.

• Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.