Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Napoleon im Privatleben.[]

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Napoleon intereßirt allgemein, selbst seinen Gegnern ist es nicht gleichgültig, diesen Mann so ganz kennen zu lernen, gegen den sie so vieles einzuwenden haben. Aber schwer ist es, von ihm etwas gründliches zu sagen, weil man die abscheulichsten Mährchen erdichtet, und die Kunst verstanden hat, solchen mitunter einen Anstrich, von Wahrscheinlichkeit zu geben.

Napoleons Privatleben (denn von diesen soll hier allein die Rede seyn) ist zu einfach, als daß sich davon viel Anekdoten erzählen liessen. Er lebte bisher zu viel in der ungeheuern Masse seiner Geschäfte. Und ehe ihm diese kamen, erfuhr man wenig von seinen Jugendjahren, nichts weiter als -- er verrichtete immer pünktlich seinen Dienst, las und schrieb.

Nicht Furcht, nicht Schmeichelei hinderten bisher das Bekanntwerden irgend einiger Geheimgeschichten, die Schatten auf seinen Charakter würfen; denn die Leute, welche Höllenmaschinen gegen sein Leben zurichteten, hätten weit leichter noch, entehrende Anekdoten von ihm bekannt gemacht. Aber solche waren nicht vorhanden. Er denkt und handelt selbst, daher auch an seinem Hofe keine der gemeinen Intriguen und Kabalen. Er umringt sich nur mit den Tapfersten, den Gelehrtesten, den Geistvollsten seiner Nation; daher keine Ungebührlichkeit, die Aufsehn machen konnte. Er gab von der Früh- bis zur Spätstunde das Beispiel unermüdlicher Thätigkeit -- alles mußte ihm folgen. Es blieb also keine Zeit zu nichtigen Tändeln übrig.

Während seines Feldzugs in Preussen und Polen hatten Tausende Gelegenheit, ihn zu beobachten, und davon soll hier etwas bemerkt werden, aus einzelnen Zügen läßt sich vielleicht ein ganzes Gemälde entwerfen. Er war hier derselbe wie sonst. Die Freuden der Tafel hatten keinen Reiz für ihn. Sein Schlaf war fest, aber kurz. Er arbeitete bald mit den Offizieren seines Generalstabes -- waren die Angelegenheiten der Armee, die Dispositionen der Truppen, die Sicherung der Lagen, die Entwürfe zum Angriffe der Feinde beseitigt, so beschäftigte er sich mit den Depeschen über die innern Angelegenheiten Frankreichs, mit den Negoziationen an fremden Höfen. Bald gab er Audienzen den Abgeordneten besiegter Völker, den Befehlshabern seiner oder alliirter Truppen, die er aufmuntern wollte; bald ritt er bei gutem und bösem Wetter hinaus, einzelne Divisionen des Heers zu mustern, Lazarethe und Magazine zu besuchen, oder das Terrain zu rekognosziren und die darüber erhaltenen Karten zu berichtigen. Er selbst zeichnete öfters seine Bemerkung in die Karten, mit denen sein Wohnzimmer, wohin er auch kam, zuerst bedeckt ward.

Gewöhnlich sah man ihm ernst, und zuweilen konnte er im Unwillen heftig seyn, aber selbst im Zorn bleibt stille Besonnenheit ihm eigen.

Noch hat es nie einen großen Mann gegeben, der nicht zugleich die Künste und Wissenschaften geliebt hätte. Napoleon hat sich mit den einsichtsvollsten und geistreichsten Männern umringt. Ihre Ideen erheben seinen Geist. Selten konnte eine Heldenthat, die er erfuhr, so viel Enthusiasmus in ihm erregen, als der Anblick eines Meisterwerks der schönen Künste. Er unterhält sich in seinen Ruhestunden gern über wissenschaftliche Gegenstände, läßt sich über die merkwürdigsten Erscheinungen in der Literatur Berichte geben, und zuweilen vorlesen. Mehr noch liest er selbst.

Besonders darin offenbart sich die seltne Kraft seines Geistes, daß er mit dem sichern Blick der Richtigkeit, jeden Gegenstand der ihn erscheint, augenblicklich faßt, und ihn mit allen Beziehungen, und wieder was er für ihn gelten könne, würdigt; ferner, daß er mit eben der Leichtigkeit in die Tiefe unendlicher Details dringen, als planvoll die Bewegungen ungeheurer Massen leiten kann. Jene können ihn nicht verwirren, diese ihn nicht schwindeln machen. Er ordnet in den Interessen der Europäischen Mächte, zieht Asien und Amerika an die Ereignisse unsers Welttheils, und revidirt in der gleichen Stunde eine Note über die Unkosten der Arbeiten seiner Gebäude in Paris.

Man nennt ihn verschlossen, aber wie würde man ihn nennen, wenn er unvorsichtig die geheimsten seiner Gedanken verrieth, da seine Schritte, Bewegungen und Blicke so aufmerksam belauscht werden. Ist er seines Ziels einmal gewiß, und Verschwiegenheit entbehrlich, wer redet offner dann? Sagte er nicht unzählige Mal Dinge voraus, die er nur sah, und was er thun werde? Man glaubte ihn aber nicht, bis sein Wort erfüllt war. Die Zeitgenossen nennen ihn verschlossen, um ihren eigen kurzsichtigen Blick zu verheelen.

Oft scheint es uns beim Lesen alter Geschichten unbegreiflich, wie die Zeitgenossen großer Männer über den Werth derselben nur getrennter Meinung seyn, sie sogar verkennen und verfolgen mogten. Es prüfe sich die große Menge unsrer Mitlebenden, warum sie dem Helden und ersten Staatsmann unsrer Zeit Gerechtigkeit der Urtheils versagt, und wie die unbefangene Nachwelt über ihn und uns reden werde?


Der Napoleonstag.[]

[2]
Der 15te August ist in und außer Frankreich, auf dem größten Theil der cultivirten Erde, mit glänzenden Festen gefeiert. Wenn aber auch keine Feierlichkeiten seine Erscheinung verkündigten, so würden doch die an diesen Tag geknüpften Erinnerungen ihn für die Zeitgenossen und Nachkommen auszeichnen und unvergeßlich machen. Denn an demselben wurde vor 39 Jahren der größte Mann in der ganzen neuern Geschichte, der Schöpfer eines neuen Zeitalters geboren.

Noch hatte Napoleon Bonaparte das 27ste Jahr seines Lebens nicht erreicht, als er ganz Europa durch seinen ewig denkwürdigen Italienischen Feldzug und die 1796 bei Lodi und Arcole errungenen Siege in Erstaunen setzte. Man bewunderte ihn damals als einen der größten Feldherrn. Die Tiefe in ihm, die großen unerschöpflichen Kräfte seiner Seele gaben sich erst nach seiner Rückkehr aus Aegypten kund. Es ging vielleicht nie ein Mensch aus der Hand der Natur hervor, der von ihr mit einer solchen Intensität und Genialität, mit einer solchen Fülle innrer Hülfsmittel ausgestattet wurde, als Napoleon. Kalt und besonnen vor der That, feurig und schnell in der Ausführung, immer seiner selbst und seiner Vorsätze bewußt, trägt er den Geist der Zeit in sich, und geht seinen großen Gang, dessen leztes Ziel nur Er kennt. Was die Franzosen jezt sind, die Beherrscher des Continents, sind sie allein durch die Größe Napoleons geworden. Als er am 9ten October 1799 aus Aegypten zurückkam, war Frankreich in die fürchterlichste Zerrüttung gesunken. In dem Contraste jenes Zustandes mit dem jetzigen Flor des Französischen Reichs, spiegelt sich der Glanz der Regierungsgeschichte Napoleons.

Am 15ten August dieses Jahrs betritt der Kaiser Napoleon erst die Gränze seines 40sten Lebensjahrs. Wenn man auf das Zurückblickt, was er seit dem 27sten gethan hat, wenn man sich die Veränderungen in Europa während der neun Jahre seiner am 10ten November 1799 begonnenen Regierung zurück ruft, so muß man auf fernere wichtige Erscheinungen gefaßt seyn. Der große Mann auf dem Thron, den die Natur zu außerordentlichen Zwecken schuf, drückt seinem Zeitalter das eigenthümliche Gepräge seines Geistes auf. Das unsrige hat von Napoleon bleibende Eindrücke empfangen, neue Institute sind an die Stelle der alten Formen getreten. Aber noch ist die Umschaffung nicht vollendet, die in dem Plan einer höhern Weltordnung zu liegen scheint.

In der schimmernden Hauptstadt, in dem ganzen, jezt so überaus vergrößerten Gebiete des Französischen Kaiserreichs, in allen mit demselben verbündeten Ländern, in Portugall, Spanien, in Neapel, in ganz Italien, in Holland, in den Hansestädten, in den Ländern des Bundes, dessen Beschützer Er ist, überall, wo die Französischen Adler ihre Flügel ausbreiten -- und wo sieht man jezt diese nicht? -- ward der Napoleonstag festlich begangen. Wir überlassen den öffentlichen Blättern die Beschreibung dieser Feierlichkeiten, und beschränken uns auf einen allgemeineren Hinblick auf das Geburtsfest Napoleons und die historische Merkwürdigkeit dieses folgenreichen Tages. --


Des Französischen Kaisers Unterredung mit den Bordeauxer Kaufleuten.[]

[3]

[1808]

Der Kaiser unterhielt sich, wie aus öffentlichen Blättern bekannt ist, zu Bordeaux, mit den dasigen Kaufleuten, und diese Unterredung, an deren Aechtheit keinesweges zu zweifeln, ist um deswillen bemerkungswerth, weil sie uns über das aufklärt, was uns allen besonders wichtig seyn muß, ich meine die Aussicht des Friedens. Die Handlung leidet, sagte der Kaiser, das weiß ich sehr gut, aber -- ich kann nicht helfen, wir müssen standhaft seyn. England muß zum Nachgeben gebracht werden, und es wird uns gelingen. Die Engländer sind Herren auf der See, ich bin es auf dem festen Lande; sie sind aber Räuber und wir werden mit ihnen fertig werden. Freilich braucht es Geduld, Entsagungen, Oekonomie, aber am Ende werden wir Frieden, und zwar einen festen und dauerhaften, erhalten. Die Engländer müssen mir eine Garantie leisten, wenn ich Frieden mit ihnen schließe, und an dem Tage, wo sie ihn neuerdings brechen sollten, lasse ich alle ihre Magazine auf dem festen Lande wegnehmen, das wird gewiß eine sehr ansehnliche Vergütung seyn. Uebrigens haben sie thöricht gehandelt, daß sie die Russische Vermittlung nicht annahmen, sie werden dieses sehr bereuen.

Rücksichtlich auf die Neutralen, davon die Deputirten sprachen, sagte der Kaiser: gegenwärtig lassen sich keine Neutralen denken. England wollte sich durch deren Visitation ein Zoll und Besteurungsrecht gegen das feste Land anmaaßen, das konnte ich nicht zugeben und daher das Dekret vom 17. December. Der Zucker und Kaffee werden freilich sehr theuer werden, aber das kann nicht helfen und ich denke man muß wirthschaftlich von Wenigen leben. Ich will den Frieden; hoffentlich ist Niemand, der an diesem meinen ernstlichen Wunsche zweifelt, ich bin auch bereit ihn sogleich zu unterzeichnen, aber er muß fest und dauerhaft seyn.

In der nächsten Sitzung des gesetzgebenden Körpers, fährt der Kaiser fort, soll die Abgabe von Wiederverkauf der Getränke aufgehoben werden. Bei Erwähnung von St. Domingo äusserte der Kaiser: ich werde nach dieser Kolonie keine große Armee mehr schicken, sie würde doch nur von der Sonne und dem Klima aufgerieben werden, man muß blos Komtoirs auf der Küste errichten. Der Aufruhr im Innern wird am Ende aufhören, und ich werde die Handelsleute sonst entschädigen weil sie gegenwärtig gar zu sehr leiden. Eure Schiffe werden nach den Spanischen Kolonien, und die Spanischen Schiffe nach den unsrigen segeln. Nur noch ein wenig Zeit, und ich schaffe Frieden. Alsdann können und sollen unermeßliche Unternehmungen gemacht werden, und auch der kleinste Kaufmann muß daran Theil nehmen können. Am Schlusse der Audienz sagte der Monarch: ich muß jetzt nach Bayonne gehen, aber ich komme wieder und gedenke dann einige Tage hier zu bleiben. Die Spanier sind ein gutes Volk, aber -- ihre Regierung ist schwach, ich werde ihr einige Kraft einzuflößen suchen.

Daß der Kaiser sich wirklich über die politischen Angelegenheiten so geäussert, scheint um deswillen Glauben zu verdienen, weil wir solches in mehreren Französischen Blättern gelesen haben, und es grade mit dem übereinstimmt, was uns von Bordeaux aus, über diese Unterredung gemeldet wurde.


Rückkehr des Kaisers Napoleon von Bayonne nach St. Cloud.[]

Andre Merkwürdigkeiten; ein Schreiben aus Paris vom 16ten August.

Nach einer Abwesenheit von fünftehalb Monaten haben wir jezt wieder das Vergnügen, den größten der Monarchen, den Stolz des Reichs, in unserer Nähe zu besitzen. Vorgestern empfing das reizende St. Cloud wieder seine erhabenen Bewohner. Der Aufenthalt Napoleons zu Bayonne hatte vom 15ten April bis zum 21sten Julius gedauert. Wie wichtig und folgenreich ist diese Reise geworden! Die Rückreise, die über Pau, Toulouse, Rochefort, la Rochelle, Niort, Napoleon, Nantes, Valencay, wo sich der Prinz von Asturien und die beiden andern Spanischen Prinzen befinden, ferner über Angers, Tours und Blois gieng, glich in allen Orten, besonders auch in der Vendée, die zum erstenmal ihren Kaiserl. Wohlthäter und Friedensstifter sah, bei den lauten Freudenbezeugungen der Einwohner, einem beständigen Triumphzuge. Am 14ten wurden auf dem hiesigen Vaudeville Theater, artige Couplets auf die Rückkehr des Kaisers abgesungen, worin es unter andern hieß:

Après und longue absence,
Paris attend aujourd'hui
Le héros qui de la France
Est & Gloire & l'appui.
Le plaisir s'étoit enfui,
Toujours il part avec lui;
Avec lui revenu,
Il renaît à l'impromptu,
A l'improptu.
Suivez le dans son voyage,
Comme il es reçu, fêté!
Et comme sur son passage
On accourt de tout côté!
On s'agite, on est content,
Tout est prêt quand on l'attend:
S'il n'est pas attendu,
On le fête á l'impromtu,
A l'impromptu.


Zeitungsnachrichten.[]

[1808]

Frankreich. [4]

Paris, den 15. Febr. Der Kaiser hat den Prinzen Borghese (Seinen Schwager) zum Fürsten Generalgouverneur der Länder jenseits der Alpen ernannt, und gestern als solchen beeidigt. -- Gestern hatte eine Deputazion des Herzogthums Warschau bey dem Kaiser Audienz. Sie war von dem Könige von Sachsen dazu ernannt worden, und besteht aus den Grafen Potoky, Dtzialynsky und Bielensky, als Woiwoden und Senatoren ihres Vaterlandes.

Frankreich. [5]

In Paris wurde fortwährend von des Kaisers bevorstehender Abreise nach Spanien gesprochen, und dortige Journale enthielten die Angabe, daß im alten königlichen Schlosse zu Valladolid Zimmer für den Monarchen in Bereitschaft gehalten würden, da er zuerst sein Hauptquartier beym zweyten Armeekorps, das bey dieser Stadt steht, aufschlagen werde. Der Kommissär-Ordonnateur der kaiserl. Garde soll wirklich schon auf seinem Wege nach Bordeaux durch Poitiers passirt seyn. Das dritte Armeekorps unter dem Marschall Moncey hatte um die Mitte Februars Barcellona, so wie ganz Katalonien besetzt, und der Marschall selbst hatte sein Hauptquartier in erstgenannter Stadt genommen, wo er am 20. Febr. sechszig der vornehmsten Einwohner ein grosses Gastmahl gab. Einige Divisionen des dritten Armeekorps waren zwar nur durch Katalonien durchmarschirt, und hatten ihre Richtung gegen Carthagena genommen; der Ueberrest aber schien diese Provinz besetzt halten zu sollen.

Politische Notizen. [6] [April.]

In verschiedenen der neuesten Briefe aus Paris, heißt es unter andern: Seitdem sich in Spanien so wichtige Vorfälle ereignet haben, glaubt man hier allgemein, die Reise des Kaisers werde gänzlich unterbleiben.

Frankreich [7]

Nach der Gazette de France und andern Journalen waren schon viele Personen vom Gefolge des Kaisers nach Bordeaux abgereist, auch hatte abermals eine Abtheilung der kaiserl. Garde Marschordre dahin erhalten. Es hieß, General Mossel sey zum Oberbefehlshaber der zur Belagerung von Gibraltar bestimmten Artillerie ernannt.

Politische Notizen. [8]

Der Französische Kaiser ist den 2ten April von St. Cloud abgereiset und zwar nach Bordeaux, ob er nach Spanien gehen werde, ist noch unbestimmt.

Frankreich. [9]

Paris, den 3. April. Der Kaiser ist gestern Mittags 11 Uhr von Saint Cloud nach den Süddepartementen abgereist. Wie der Moniteur äussert, begiebt Sr. Majestät sich zuerst nach Bordeaux. Der Fürst von Neuchatel, der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, und der Minister Staatssekretär folgten dem Kaiser. Während der Anwesenheit Sr. Majestät wird bey den Versammlungen der Minister der Reichserzkanzler den Vorsitz führen, und die Arbeiten der verschiedenen Ministerialdepartemente wird ein Auditor bey dem Staatsrath regelmässig dem Minister Staatssekretär überbringen. Die Kaiserin bleibt im Pallaste von St. Cloud. Man glaubt aber, J. M. wird bald Ihrem erlauchten Gemahl folgen.

Frankreich. [10]

Paris den 7. April. Der Kaiser ist am 2. Abends in Orleans angekommen, und daselbst im bischöflichen Pallast abgestiegen. Am folgenden Tage Morgens um 10 Uhr hat er seine Reise auf dem Wege nach Tours fortgesetzt.

Frankreich. [11]

Am 8. April schiffte sich der Kaiser auf auf einer Jacht ein, um die Ufer der Garonne unterhalb der Stadt zu besehen. Er kehrte schon um Mittag zurück; wäre das Wetter günstiger gewesen, so hätte er sich bis zum Bec d'Ambes begeben. Am 9. April durchritt er die Ortschaften Pessac und Talance, und besuchte das Landhaus eines Hrn. Raba. Ein Theil der Equipagen der Kaiserin war bereits angekommen; sie selbst hatte am 7. zu Tours übernachtet. Man schmeichelt sich zu Bordeaux, daß der Kaiser bis nach Ostern dort bleiben würde. Gen. Chabran war von Toulouse nach Perpignan gegangen, um das Kommando einer neu formirten, nach Barzellona bestimmten Division zu übernehmen. Auch der Kommandant der Jäger zu Pferde von der kaiserl. Garde, Gen. Lefevre Desnouettes, war dem Kaiser von Paris nachgereist; er soll zum Kommando eines Kavalleriekorps in Spanien bestimmt seyn.

Frankreich. [12]

Bordeaux den 13. April. Gestern gegen Mittag haben der Kaiser und die Kaiserin, mit ihrem Gefolge, aus Ihrem Pallaste sich erhoben. Nachdem sie durch den schönsten Theil der Stadt gefahren waren, stiegen sie bey den Bädern aus dem Wagen, und begaben sich an Bord der Jachten, die sie in dieser Gegend erwarteten. Sie fuhren den Fluß aufwärts bis dem Findelhause gegenüber, das Sie, wie es heißt, besuchen wollten, woran sie aber durch die Schwierigkeit, auf einem schlammigen Boden auszusteigen, gehindert wurden. Ihre Majestäten fuhren hierauf den Fluß hinunter, unter Anfeuerung der Kanonen und dem Jubelgeschrey der am Ufer versammelten Volksmenge. Am Proviantmagazin liessen Sie sich ans Land setzen, und fuhren in Ihrem Wagen bis zu dem weitläufigen Gebäude, das ursprünglich mit unermeßlichen Kosten für das Mahlen des Getreides erbaut worden war, und nun als Entrepot dient. Der Kaiser nahm diese Anstalt in Augenschein, schloß sich dann wieder an die Kaiserin an, und ließ sich nach der Börse führen. Die Mitglieder der Handelskammer empfiengen Se. Majestät am Fusse der Stiege, und begleiteten Sie in den Gerichtshof. Als Sie auf der Gallerie des grossen Börsesaals erschienen, erschallte ein einmüthiges Freudengeschrey. Ehe der Kaiser wieder hinabstieg, grüßte er die Versammlung. Heute Morgen sind Se. Majestät über Monte de Marsan nach Bayonne abgereiset.

Politische Notizen. [13] [Juli.]

Der Französische Kaiser wird zwar nächstens in Paris oder St. Cloud erwartet, aber -- setzen die neuesten Briefe aus Frankreich hinzu, -- man weiß bestimmt, daß er sich nur kurze Zeit hier aufhalten wird, wohin er dann zu reisen gedenkt, gehört unter die politischen Geheimnisse.

Politische Notizen. [14] [August.]

Der Französische Kaiser und die Kaiserin sind am 22. Julius in Pau angekommen, und werden den 15. August zu Paris eintreffen.

Frankreich. [15]

Die Zahl der Arbeiter in den Tuillerien war seit Kurzem verdoppelt worden, und man schloß daraus zu Paris, daß sich der Zeitpunkt der Rückkehr des Kaisers nähere. Indessen schmeichelte man sich noch sowohl in den Städten des südlichen Frankreichs, als zu Nantes, Brest, St. Malo xc., mit der Hoffnung, den Monarchen bey sich zu sehen. Ein Pariser Journal will wissen, er sey von Bayonne nach Pau abgegangen.

Politische Notizen. [16] [September]

In Pariser Journalen wird die Abreise des Kaisers ziemlich bestimmt angegeben. Es heißt nach Weimar, wo auch Kaiser Alexander erwartet wird. Ein Theil Grenadiers der Garde ist bereits nach Straßburg abgegangen. Viele glauben, der Russische Kaiser werde nicht selbst nach Weimar kommen, sondern einen Bevollmächtigten schicken.

Frankreich. [17]

Die Pariser-Journale sprechen nun ebenfalls ausdrücklich von der nahen Abreise des Kaisers nach Deutschland. Sie setzen hinzu, der gesetzgebende Körper werde auf Ende Oktobers zusammenberufen werden.


Frankreich. [18]

Paris von 23. Sept. Am 21. d. war Staatsrath zu St. Cloud gewesen, bey dem der Kaiser den Vorsitz führte. Am nämlichen Tage hatten Se. Maj. der Kaiser in der Ebene von Sablons eine Division Holländischer Truppen, welche sich nach Spanien begeben sollen, gemustert. Gestern früh um 5 Uhr ist der Kaiser mit seinem Gefolge abgereist. Gestern Nachmittags um 1 Uhr gieng das Munizipalkorps der ersten Kolonne des ersten Korps der grossen Armee entgegen, um sie an der Barriere St. Martin zu empfangen, und ihr die goldnen Kronen zu überreichen, welche vor 2 Jahren der grossen Armee votirt wurden. Von der Barriere wurden die Soldaten nach Tivoli geführt, wo ihnen ein Mittagsmahl gegeben wurde. Eine ähnliche Mahlzeit wird mit jedem Tage gegeben, so lange die Truppen durchziehen, sowohl den übrigen Regimentern, welche das erste Armeekorps bilden, als auch denjenigen des 6., welche am 28., 29. und 30. Sept., und am 1. Oktober eintreffen.


Rheinischer Bund. [19]

Frankfurt, vom 25. Sept. Das 27. Dragonerregiment ist vorgestern in unserer Gegend angekommen. Gestern passirte das 18. und 19. Dragonerregiment nebst einer Abtheilung reitender Artillerie mit einer Batterie von 6 Kanonen, 12 Haubitzen und ungefähr 30 Pulverwagen hierdurch. Abends 6 Uhr. Seit 3 Uhr heute Nachmittags erwarten wir Se. Majestät den Kaiser von Frankreich. Um 2 12 Uhr fuhren Se. Hoheit unser Landesfürst Sr. Majestät in einem sechsspännigen Gallawagen entgegen. Se. Maj. haben sich alle öffentliche Ehrenbezeugungen verbeten. Abends 6 34 Uhr. So eben sind Se. Maj. der Kaiser und König in hiesiger Stadt eingetroffen.

Frankfurt, vom 26. Sept. Se. Maj. der Kaiser von Frankreich und König von Italien sind diesen Morgen um 4 12 Uhr von hier über Hanau abgereist. In dem Gefolge Sr. Maj. befanden sich Se. Durchl. der Fürst von Neufchatel, der Marschall Düroc und der Minister Staatssekretär Maret, die General Savary, Lauriston, Lebrün und Bertrand, alle vier Adjutanten Sr. kaiserl. Majestät, Hr. Remusat und drey andere Kammerherren, der General Nansouty, Großstallmeister, ein kaiserl. Stallmeister, Hr. de Menneval, erster geheimer Sekretär, Hr. Fain xc. Sämmtliche fürstl. Personen, welche sich hier befinden, hatten sich gestern im Pallaste Sr. Hoheit versammelt, um daselbst Se. Majestät zu erwarten. J. k. H. die Prinzessin Stephanie begab sich sogleich nach der Ankunft des Kaisers in das Palais. Hr. Graf v. Tolstoy, Russisch-kaiserl. Bothschafter zu Paris, und Hr. Graf v. Nesselrode, Russisch-kaiserl. Legazionsrath, sind kurz nach der Ankunft Sr. k. k. Majestät hier angekommen. Die Fürstin v. Pontecorvo, so wie der Fürst v. Weilburg waren vorgestern hier eingetroffen. Gestern Nachmittags kamen auch der Herzog von Nassau hier an. In der Nacht vom 24. zum 25. sind Se. k. H. der Prinz Wilhelm von Preussen ebenfalls in hiesiger Stadt angelangt.

Am 27. Sept. hatte zu Erfurt die Zusammenkunft der Kaiser Alexander und Napoleon wirklich Statt.


Rheinischer Bund. [20]

Erfurt den 28. Sept. Sr. Maj. der Kaiser der Franzosen war heute früh um halb 8 Uhr in Gotha unter Glockengeläute und Kanonendonner eingetroffen; Se. herzogl. Durchlaucht von Gotha war Ihm bis nach Eisenach entgegen gereist. Der Kaiser verweilte in Gotha nur, bis die Pferde gewechselt waren. Die herzogliche Jägerey hatte Ihn von einer Gränze des Fürstenthums bis zur andern begleitet. In Erfurt zog Se. Majestät gleichfalls unter Kanonen und dem Geläute aller Glocken, wie gemeldet, nach drey Viertel auf 10 Uhr wieder ein. Fünfhundert Schritte vor dem Thore hatte sich unter Anführung unsers Stadtkommandanten, Bigi, der Magistrat mit den Deputirten der Bürgerschaft, der hiesigen Universität und der Geistlichkeit versammelt. Der Stadtdirektor von Danzen überreichte Sr. Majestät die Schlüssel der Stadt. Der Zug gieng hierauf durch die vom Brühler-Thore an in Spalier aufgestellten Truppen nach dem Gouvernementshause, wo Se. Majestät abstieg, und das zur Wohnung für Sie zubereitet worden war. Kurz darauf setzte sich Se. Maj. zu Pferd, und machte Sr. Maj. dem König von Sachsen, welcher gestern hier angekommen war, einen Besuch. Hierauf ließ Se. Maj. die hier befindlichen Truppen ausser dem Thore die Revüe passiren, und ritt alsdann Sr. Majestät dem Kaiser Alexander von Rußland auf der Strasse nach Weimar entgegen. Der Einzug dieser beyden Kaiser in unsere Stadt, welche neben einander ritten, war von mehrern hohen Personen begleitet, und von der Gränze unserer Stadt an mit mehrern hundert Kanonenschüssen und dem Geläute aller Glocken begrüßt. Der Kaiser Napoleon trug den grossen Alexander-Newsky-Orden, so wie der Kaiser Alexander das Großkreuz der Ehrenlegion. Ausser den erwähnten Allerhöchsten und im Gefolge Derselben befindlichen Personen. sind noch folgende vornehme Fremde hier angekommen: Die Könige von Sachsen, Bayern und Westphalen, der Herzog von Weimar, der Erbprinz und Prinz Bernhard von Weimar, der Fürst von Rudolstadt, die Fürstin von Thurn und Taxis, und die Herzogin von Würtemberg, der Prinz von Mecklenburg-Strelitz, Fürst Reuß-Greiz, Fürst Reuß Schleitz, Fürst Reuß-Lobenstein, Prinz Wilhelm von Preussen.

Politische Notizen. [21] [Oktober]

Man glaubt in Sachsen, Kaiser Napoleon werde seine Rückreise von Erfurt über Dresden nehmen, und sich einige Tage daselbst aufhalten.

Rheinischer Bund. [22]

Rheinstrom. den 4. Okt. Man will nun Nachricht haben, daß der Kaiser Napoleon von Erfurt sich durchs südliche Deutschland an den Rhein begeben, und über Straßburg nach St. Cloud zurückkehren werde. Man fügt hinzu, er werde in Süddeutschland über die Truppen einiger Souverains des Rheinischen Bundes Musterung halten, und zu dem Ende die dort errichteten Lager besuchen. Die Reise Sr. Maj. dürfte daher nicht über Kassel, sondern durch den Thüringer Wald nach Nürnberg, Augsburg xc. gehen.


Rheinischer Bund. [23]

Frankfurt, den 14. Okt. Es sind heute mehrere Wagen von der Suite Sr. Maj. des Kaisers hier durchpassirt. Se. Maj. sollte heute von Erfurt abreisen, die heutige Nacht in Fulda schlafen, und morgen Nachmittag hier durchpassiren. Der Marschall Lannes ist diesen Morgen, und der Marschall Soult diesen Nachmittag hier durchgereist.

Am 13. Okt. schieden die beyden Kaiser Alexander und Napoleon von Erfurt, und traten die Rückreise nach ihren Staaten an.

Politische Notizen. [24] [Oktober]

Die Kaiser Napoleon und Alexander sind am 14. Oktober von Erfurt wieder abgereiset, auch die übrigen Fürstlichen Personen in ihre Staaten zurückgegangen. Die Kaiserlichen Garden welche von Paris abgegangen, haben Ordre den 10. November in Bayonne zu sein, woraus man schließt, daß der Kaiser um diese Zeit dort einzutreffen gedenkt.

Frankreich. [25]

Mainz, vom 15. Okt. Se. Maj. der Kaiser sind um 12 Uhr Nachts hier eingetroffen, und diesen Morgen um 6 Uhr wieder abgereist; Allerhöchstsie wollten heute in Saverne (Elsaß-Zabern) übernachten, und im Vorbeygehen die Festungswerke von Landau besichtigen.

Politische Notizen. [26] [Oktober]

Am 18. October ist Kaiser Napoleon von Erfurt wieder in St. Cloud angekommen.

Frankreich. [27]

In der Nacht vom 18. bis 19. Okt. war der Kaiser zu St. Cloud angekommen; die Kaiserin hatte am 18. Malmaison verlassen, um sich ebenfalls nach St. Cloud zu begeben. Der Minister-Staatssekretär war bereits am 18. des Morgens von Erfurt nach Paris zurückgekommen.

Politische Notizen. [28] [November]

Auf die Addresse, welche das gesetzgebende Korps dem Französischen Kaiser übergeben, hat dieser geantwortet: Pflicht und Neigung veranlasse ihn, sich an die Spitze der Armee in Spanien zu stellen, er hoffe aber, sehr bald wieder in die Hauptstadt zurückzukommen. Man sieht daraus, wie sicher er zu sein glaubt, was die Beendigung der Spanischen Angelegenheiten betrifft.

Frankreich. [29]

Paris, den 30. Okt. Se. Maj. der Kaiser ist gestern Mittags nach Bayonne abgereist. Die Kaiserin begleitete ihn bis nach Rambouillet. Den Tag zuvor besuchte der Kaiser mehrere Spitäler, und schien mit der guten Ordnung, die darin herrscht, sehr zufrieden.

Paris am 30. Oktober. In der Sitzung vom 27. Oktober sandte die gesetzgebende Behörde eine Deputazion von 25 Mitgliedern, mit dem Präsidenten an ihrer Spitze, ab, um dem Kaiser die gewöhnliche Danksagungsadresse zu überbringen. Sie wurde um Mittag vorgelassen.

Ebenfalls am 27. erhielt eine Deputazion der drey neuen Italienischen Departements del Metauro, Musone und Tronto, Audienz beym Kaiser, und legte in seine Hände den Eid der Treue ab.


Spanien. [30]

Der Kaiser Napoleon war am 3. Nov. um 4 Uhr Morgens auf dem Schlosse Marsac bey Bayonne angekommen.


Frankreich. [31]

Paris den 5. Nov. Der Kaiser ist am 30 v. M. um Mitternacht durch Tours gereist, nachdem er zu Chateau-Renault zu Nachts gespeist hatte. Den 31. Abends ist Se. Majestät Angouleme passirt.


Spanien. [32]

Von der Spanischen Gränze den 14. Nov. Durch Bayonne zieht noch immer viel Artillerie, auch starke Abtheilungen Konskribirter der neuen Reserven treffen allda ein. Den sehr schönen, aber bergigen Weg von Bayonne nach Vittoria machte der Kaiser meistens zu Pferd.

Quellen.[]

  1. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  2. Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.
  3. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  4. Wiener-Zeitung. Nro 19. Sonnabend, den 5. März 1808.
  5. Wiener-Zeitung. Nro 24. Mittwoch, den 23. März 1808.
  6. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  7. Wiener-Zeitung. Nro 27. Sonnabend, den 2. April 1808.
  8. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  9. Wiener-Zeitung. Nro 32. Mittwoch, den 20. April 1808.
  10. Wiener-Zeitung. Nro 33. Sonnabend, den 23. April.
  11. Wiener-Zeitung. Nro 35. Sonnabend den 30. April 1808.
  12. Wiener-Zeitung. Nro 36. Mittwoch, den 4. May 1808.
  13. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  14. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  15. Wiener-Zeitung. Nro 64. Mittwoch, den 10. August 1808.
  16. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  17. Wiener-Zeitung. Nro 79. Sonnabend, den 1. Oktober 1808.
  18. Wiener-Zeitung. Nro 82. Mittwoch, den 12. Oktober 1808.
  19. Wiener-Zeitung. Nro 81. Sonnabend, den 8. Oktober 1808.
  20. Wiener-Zeitung. Nro 82. Mittwoch, den 12. Oktober 1808.
  21. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  22. Wiener-Zeitung. Nro 84. Mittwoch, den 19. Oktober 1808.
  23. Wiener-Zeitung. Nro 86. Mittwoch, den 26. Oktober 1808.
  24. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  25. Wiener-Zeitung. Nro 87. Sonnabend, den 29. Oktober 1808.
  26. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  27. Wiener-Zeitung. Nro 89. Sonnabend, den 5. November 1808.
  28. Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
  29. Wiener-Zeitung. Nro 92. Mittwoch, den 16. November 1808.
  30. Wiener-Zeitung. Nro 94. Mittwoch, den 23. November 1808.
  31. Wiener-Zeitung. Nro 94. Mittwoch, den 23. November 1808.
  32. Wiener-Zeitung. Nro 98. Mittwoch, den 7. Dezember 1808.
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