Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Nantes.[]

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Nantes, eine ansehnliche Stadt von 13,000 Häusern und 74 - 75,000 Einwohnern, liegt am rechten Ufer der Loire, ungefähr 15 Lieues von der Mündung derselben. Sie ist die Hauptstadt des Departements de la Loire inferieure und gehört zur haute Bretagne. Sie trieb von jeher einen starken Handel. Die größten Schiffe können zur Mündung der Loire hereinkommen, und geben bis Paimboeuf, wo die Waaren abgeladen und auf kleinern Schiffen zu dem nicht weit davon entlegenen Nantes gebracht werden. Der Handel wird von hier vorzüglich stark nach Spanien, Westindien und Afrika getrieben. Zucker, der hier nochmals raffinirt wird, und dessen Verladung allein 150 Schiffe der Stadt selbst beschäftigt, macht einen Hauptartikel dieses Handels aus. In der Geschichte ist diese Stadt vorzüglich wegen des Edicts von Nantes berühmt, durch welches König Heinrich IV. im J. 1598 den Reformirten des Königreichs die freie Ausübung ihrer Religion gestattete, welches Edict aber von Ludwig XIV. im Jahre 1685 widerrufen wurde. In der Zeit der Revolution hat diese Stadt theils durch den bis unter ihren Thoren geführten Krieg der Vendée, theils durch die grausamen Executionen des berüchtigten Carrier, theils durch die völlige Unterbrechung des Handels sehr gelitten. Eine besondre Künstlerische Merkwürdigkeit von Nantes sind die mit den 56 Wunderwerken Christi bemahlten Fensterscheiben der Kirche zu St. Nicolas, die von Liebhabern und Kennern der Glasmahlerei sehr geschätzt werden.


Nantes.


Zeitungsnachrichten.[]

1812.[]

Paris, den 16ten Oktober. [2]

Nantes war, nach dem Journal de l'Empire, vielleicht die einzige Stadt Frankreichs, die, trotz der reichen Aerndte, noch im September Brotmangel litt, nicht weil es an Korn, sondern weil es an Mehl fehlte. Diese reiche Handelsstadt an der die Loire in sieben Armen vorbeyfliesst, hat nämlich keine Wasser-, sondern bloss Windmühlen, die bey der stillen Witterung ihre Diensten versagten.


Von dem Nationalkonvent.[]

[1793]

Paris, vom 18. Merz. [3]

-- In eben dieser Seßion erschienen zwey Deputierte der Munizipalität von Nantes vor dem N. Convent, und verlangten aus dem offentlichen Schaz einen Vorschuß von einer Million und 800,000. Liv. um Getraid zu kauffen, weil es sonst innerhalb 8. Tagen der Stadt Nantes an den nothwendigsten Lebens-Mitteln mangeln, und man nicht im Stand seyn würde, die von dem Minister des See-Wesens zur Verproviantierung der Flotte geschlossenen Käuffe zu halten. Die Sache wurde an das Finanz-Committe gewiesen.

Paris, vom 28. Merz. [4]

Noch bedenklicher lautet nachfolgendes Schreiben der Administrierenden Corps in Nantes ebenfalls vom 19ten, an das N. C., welches gestern in demselben verlesen worden: "Bürger und Gesezgeber! aus einer belagerten Stadt, mitten in einem Departement wo der Bürgerkrieg ausgebrochen ist, lassen wir unsere klagende Stimme hören. Die umständliche Beschreibung unseres unglüklichen Zustandes würde zu weitläuffig seyn; auch würde unsere Betrübniß und unsere Geschäfte uns nicht erlauben, uns in dieselbe einzulassen. Die Stadt Nantes ist allein noch frey; das ganze übrige Departement ist in der Gewalt der Rebellen: Ihre Anzahl ist so groß, daß wir dieselbe wohl zu klein angeben würden, wenn wir sagten, sie belauffe sich in einem Umkreis von 3 Stunden auf 40000 Mann. Wenn wir ihnen wiederstehen, wenn wir der Gegenrevolution entgehen, so werden wir es nur unsern Nationalgarden zu verdanken haben. Sie, wir sagen es zum voraus, wird das Departement gerettet haben. Jzt existiert das Departement von Nieder-Loire noch; aber wenn ihr uns nicht zu Hülfe kommt, so werdet ihr mit Betrübniß vernehmen, daß es nicht mehr vorhanden sey; Es ist nicht blos ein zufälliger Aufstand; es ist ein grosser Plan zu einer Gegenrevolution, dessen Mittelpunkt und Keim man gut gefunden, in einem an der Küste gelegenen Departement anzulege', welches eins der schwärmerischte' ist. Es ist ein Plan, dessen Grundlage und Operationen von langem her verabredet und mit Ueberlegung veranstalltet worden sind. Glaubet nicht, daß der Schreken uns diese Sprache diktiere. Wir sind mitten in der Gefahr ruhig und kaltblütig. Wir legen euch unser ganzes Unglük vor, damit ihr demselben abhelfet. Nur keine halbe Maasregeln, keine Verzögerung. Wir wollen bis in den Tod auf unserm Posten bleiben. Die Administratoren des Distrikts haben ihren Eid erfüllt, und ihr Tod ist glorreich. Unser lezte Seufzer wird für die Freiheit seyn, und unser lezter Ausruf: Es lebe die Freiheit!"

Paris, vom 1. April. [5]

Gestern ist ein ausserordentlicher Courier von Nantes angekommen, mit der Nachricht, daß in der Nähe von dieser Stadt immer noch bewafnete Haufen sich befinden, welche unter erfahrnen Anführern fechten. --

Paris, vom 22. April. [6]

Die Commissarien aus Nantes haben unterm 15. dieses berichtet, die Unterdrükung der dortigen Unruhen habe noch immer einen glüklichen Fortgang. Indessen scheint es damit noch nicht ganz richtig zu seyn; wenigstens nach dem, was erst noch in der Seßion am 16. einer von den Representanten des dortigen Departements im N. Conv. gesagt hat. Er bezeugte nemlich seine Verwunderung darüber, daß in der Versammlung so wenig von Nantes die Rede sey, da doch er und seine Collegen immer noch von Zeit zu Zeit beunruhigende Nachrichten von dorther erhalten. Diese Stadt sey seit einem Monat so viel als belagert, sie müsse täglich 1000. Mann zu ihrer Vertheidigung innerhalb ihrer Mauren aufbieten, und 1500. um Ausfälle gegen die Feinde zu thun; auch beklagte er sich darüber, daß man die Rebellen anstatt nach dem Innern des Landes, immer nur gegen die Küsten zu treibe, wo sie eine Landung der Engelländer begünstigen können. Es wurde hierauf dekretiert, daß der eben in Paris anwesende General Labourdonnaye dem Committe von der allgemeinen Wohlfahrt über den Zustand der Sachen Bericht abstatten soll.

Paris, vom 3. May. [7]

In der gestrigen Seßion erschienen vor dem N. Convent zween ausserordentliche Deputierte aus der Stadt Nantes, und ertheilten Nachricht von den neuen Gefahren, denen diese Stadt und das ganze Departement von der Niedern-Loire ausgesezt sey. Die Rebellen haben Vortheile erlangt; sie machen in den Städten und Dörffern, die ihnen in die Hände fallen, die Bürger und Magistratspersonen nider; die Frauen und Kinder dieser unglüklichen Patrioten haben sich nach Nantes geflüchtet. Die Deputierten verlangten eine mächtige Unterstüzung; sie haben, sagten sie, dergleichen schon vom Departement von Maine und Loire verlangt, aber dieses habe selbst Hülfe nöthig. -- Das N. C. dekretierte: daß, um den Eifer der Pariser, den nothleidenden Departements zu Hülf zu kommen, aufzumuntern, die Rede dieser Deputierten gedrukt und ungesäumt in allen Sektionen verlesen werden soll. Ausserdem wurde der abgestattete Bericht dem vollziehenden Conseil zugestellt.

Paris, vom 10. May [8]

Die neuesten hiesigen Blätter enthalten nicht die geringste Nachricht von den Armeen an den Gränzen? Aber aus den westlichen Departements lauten die Berichte noch immer sehr bedencklich und gefährlich. In einem Schreiben aus Nantes, welches in der Seßion am 6. dieses im N. Convent verlesen worden, wird gemeldet: Ein Corps von 800. Mann mit 2. Kanonen und einem Mörser, welches kürzlich die Rebellen bey St. Leger angegriffen, sey von denselben mit Gewalt zurük geschlagen worden; wir haben 100. Mann nebst der Artillerie verlohren. Diese Waaffen werden die Feinde nun gegen uns brauchen. -- Ein anderes Schreiben der Mitglieder vom Central-Committe der administrierenden Corps von Nantes berichtet, daß sie von dem General Vaugüyon sehr schlimme Nachrichten erhalten haben; es sey kein Augenblik zu verliehren. Die Feinde seyen gegenwärtig Meister von 25. bis 30. Stunden Landes. Alle Einwohner desselben werden mit Gewalt gezwungen, bey Todes Straffe an ihrer Revolte Antheil zu nehmen. Es seyen vielleicht bey 200,000. Menschen meistens unter den Waaffen; alle von fanatischem Eifer beseelt und entschlossen zu siegen oder zu sterben; sie marschieren oft in Corps von 30. bis 40000. Mann; es seyen grosse Gegenanstalten nöthig, und zwo furchtbahre Armeen, um mit der einen auf der Seite von Nantes, mit der andern auf der Seite von Saumür die Rebellen anzugreiffen.

Paris, vom 24. Brachmonat. [9]

Die wichtigste unter den wenigen neuen Nachrichten, welche die hiesigen offentlichen Blätter enthalten, ist der diesmalige Zustand der Stadt Nantes, zufolg des in der vorgestrigen Seßion dem N. Convent darüber abgestatteten Berichtes. Es erschien nemlich vor demselben eine Deputation dieser Stadt, welche nachfolgende Addresse im Namen ihrer Bürger übergab: "Ihr Bürger und Representanten! Wie lange werdet ihr noch über den Zustand der westlichen Departements getäuscht werden? Vom Bürgerkrieg ergriffen und verheert haben die Departements de la Vendee, von Mayenne und Loire, und von der Niedern-Loire seit 4. Monaten bey euch um Hülfe angesucht. Saumür, dieser wichtige Paß an der Loire, ist in den Händen der Rebellen. Angers ist ihnen preis gegeben worden; und nun ist auch Nantes seinem Ruin nahe. Wenn ihr dieser Stadt nicht aufs schleunigste zu Hülfe kommet, so wird sie in der Rebellen Hände fallen, und dann von euch und von der Republik getrennt wird ihr nichts übrig bleiben, als ihre Hofnungslosigkeit und die Versicherung von ihren Brüdern vergebens bedaurt zu werden. Es ist jzt nicht mehr Zeit zu gewöhnlichen Mitteln. Die Sturmglöke der Freiheit muß in der ganzen Republik ertönen; ganz Frankreich muß sich aufmachen um die Empörer zu zerschmettern. Ohne diese ausserordentliche Maasregel ist alles verlohren; der Strom wird euch in seinem reissenden Lauff mit fortreissen. Unsere Mitbürger sehen die Nothwendigkeit hievon so wohl ein, daß sie uns hauptsächlich darum mit ihrer Vollmacht versehen haben, um eine solche allgemeine Bewegung zu veranlassen. Die Einwohner der Stadt Nantes sind beständig mit ihrer Vertheidigung beschäftiget; Männer, Weiber, Kinder und Greise; alle sind entschlossen, lieber umzukommen, als die Freiheit zu überleben. Das, ihr Gesezgeber, ist der Geist, welcher die Bürger dieser berühmten Stadt beseelt, und doch hat man sie der Gleichgültigkeit, der Eigennüzigkeit und Royalistischer Gesinnungen beschuldiget. Um die treulosen zu beschämen, die sie durch innerliche Trennung in den Abgrund stürzen wolten, haben die Administratoren und Mitglieder der Volks-Sozietäten sich in einer Kirche versammelt, deren Gewölbe wiederhalten von dem Geschrey: Zu den Waaffen! Es lebe die Freiheit! Es lebe die Republik! Wenn die Einwohner von Nantes verläumdet worden sind; solte dieses nicht zufolg eines verrätherischen Plans geschehen seyn? Zwanzigmahl haben sie verlangt zu marschieren; und immer hat man sie dadurch, daß man von einem General-System sprach, davon abgehalten. Ein anderer Umstand erwekt bey uns den Verdacht, man habe uns in eine gefährliche Sicherheit eingeschläffert, um unsern Feinden Zeit zu lassen, alle ihre Mittel zusammen zu bringen. Es sind nemlich Staabs-Offiziere durch Nantes paßiert, und eben indem sie uns Unterstüzung versprachen, haben sie die Truppen, die wir höchst nöthig hatten, mit sich genommen. Wir wollen euch noch mehr sagen: In Rennes versicherte man uns, es haben seit 2. Monaten uber 40,000. Mann Hülfs Truppen den Weg gegen Nantes genommen, und doch haben wir nur einige Bataillons gesehen; wir haben keines von jenen so oft versprochenen Unterstüzungs Mitteln gesehen. Gehet, sagten darum unsere unglüklichen Mitbürger zu uns, gehet und gebet den Departements Nachricht von den uns drohenden Gefahren; sagt ihnen, wenn sie nicht umkommen wollen, so müssen sie sich aufmachen; das Verbrechen sey im Begrif zu triumphieren. Sie haben uns befohlen euch nicht eher zu verlassen, als bis ihr die Maasregeln dekretiert habet, die wir euch vorschlagen und die euere Weisheit und Theilnehmung an unserm Zustand euch noch weiter eingeben werden. Aber wenn unser Unglük keinen Trost und keine Erleichterung bey euch findet, so wollen wir zu unsern unglüklichen Mitbürgern zurükkehren, deren blutige Leichnahme wir vielleicht nur noch antreffen werden. Dann wird uns weiter nichts übrig bleiben, als unser Blut mit dem Blut unserer Brüder und Kinder zu vermischen und aus Verzweiflung zu sterben." -- Diese rührende Addresse wurde zur Abstattung des schleunigsten Rapports an das Wohlfahrts-Committe gewiesen: daß ihre Veranlassung gegründet und die gegenwärtige Lage der Stadt Nantes in der That äusserst bedenklich seyn muß, erhellet aus folgenden Umständen, welche von einigen Convents Gliedern dem Bericht der Deputation noch beygefügt wurden. Einer sagte: Die Rebellen haben sich aller der Posten wieder bemächtiget, von welchen der Muth der Einwohner von Nantes sie vertrieben hatte; zwo ihrer Armeen eine von 30., und die andere von 50,000. Mann rüken von der Morgen und Abend-Seite gegen Nantes an. Ein Sekretär verlas ein aus dieser Stadt eingelauffenes Schreiben, worinn berichtet wird, daß die Gefahr von Tag zu Tag grösser werde. Lequinio versicherte, der Zustand von Nantes sey noch viel schlimmer, als die Deputierten ihn beschrieben haben; wie man aus ganz neuen erst am vorigen Abend erhaltenen Berichten ersehe.

Paris, vom 28. Brachmonat. [10]

In der Seßion am 24. ist zufolg des vom Wohlfahrts-Committe abgestatteten Rapports auf die von den ausserordentlichen Deputierten aus Nantes übergeben Addresse nachfolgendes dekretiert worden: Es sollen ungesäumt 4. Mitglieder des N. Convents sich in die mittlern und westlichen Departements von Frankreich begeben, um die dortigen Bürger zur Ergreiffung der Waaffen gegen die Rebellen im Departement der Vendee aufzufordern; das National-Schazamt soll die Summ von 500,000. Livres in die Casse des Distrikts von Nantes abgeben, um die erforderlichen Ausgaben zu bestreiten; es soll in der Stadt Nantes eine Central Correspondenz-Commission errichtet werden, welche aus den in die benachbarten Departements abgeschikten Volks-Representanten, 2. Mitgliedern von jeder Administration und 2. Mitgliedern von den Popular-Sozietäten bestehen soll; die in die mitlern und westliche' Departements abgeschickten Volks-Representanten sollen mit ihren Collegen bey der Armee im Departement der Vendee und mit den Generalen gemeinschaftlich für die Beschüzung von Nantes und die Unterstüzung seiner patriotisch gesinnten Bürger sorgen; und das Wohlfahrts-Committe soll sie zu dem End mit einer Instruktion versehen.

Paris, vom 5. Heumonat. [11]

Das N. Convent erhielt in der Seßion am 1. dieses Monats Depeschen von seinen Commissarien oder den Volks-Representanten bey der Armee an der Küste von Brest, worinn sie aus Nantes unterm 27. Junius berichten: Die bevorstehende dieser Stadt drohende Gefahren haben sie bewogen zu deklarieren, daß sich die selbe in dem Zustand der Belagerung befi_de. (Die jüngst erwähnten über die Rebellen erfochtene Vortheile scheinen also nicht sehr entscheidend gewesen zu seyn.) Sie haben deswegen gemeinschaftlich mit dem General Canclaux und den konstituierten Autoritäten eine Proklamazion publizieren lassen und Verfügungen getroffen, deren Genehmigung sie von dem N. C. verlangen. In der Proklamazion fordern sie die Einwohnern von Nantes auf, die Freiheit aufs standhafteste zu vertheidigen und sagen unter anderm: Da diese Stadt auf allen Seiten von Feinden umringt sey, so sey es höchst nöthig, daß das die belagerten Städte betreffende Gesez vollzogen werde und die Sorge für ihre Vertheidigung nicht mehr bey der bürgerlichen Autorität stehe, und also die bewafnete Macht künftig nur nach den Befehlen der militärischen Chefs agiere. Das N. Convent hat diese Verfügungen der Volks-Representanten in Nantes genehmiget.

Paris, vom 8. Heumonat [12]

In der vorgestrigen Seßion erhielt das N. Convent Nachricht, daß Nantes gerettet sey. Partikular-Briefe hatten schon am Tag vorher das Gerücht verbreitet; ein Mitglied des N. Convents zeigte diesen Brief zufolg demselben an, daß die Royalisten in der Nacht vom 29. auf den 30. Junius Nantes angegriffen, aber zurückgeschlagen worden seyen und so viel Volck verlohren haben, daß man ihre Armee als nicht mehr vorhanden ansehen könne. Dieser vorläufige Bericht ist nun durch offiziellen Depeschen von den dortigen Volck-Representanten und Generalen bestätiget worden. Einer der ersten, Merlin, schreibt darüber aus Nantes selbst vom 30. Junius folgendes: vorgestern und gestern den ganzen Tag ist diese Stadt belagert worden, aber ohne einigen Erfolg. Die 18. Stunden lang daurende Belagerung endigte sich mit einem Gefecht, welches zum Ruhm der tapfern Einwohner von Nantes und der sie unterstüzenden muthigen Garnison ausgefallen ist. Schon seit dem 28. war die Stadt lebhaft bombardiert worden, allein man hat das Kanonenfeuer eben so lebhaft erwiedert; wir hielten indessen dieses blos für einen falschen Angriff. Am 29. kamen die Rebellen in 3. starcken Kolonnen zum Vorschein, jede mit 20. Kanonen versehen; eine dieser Colonnen bestand aus 8000. Mann auserlesener Truppen; das Gefecht daurte den ganzen Tag, schon um Mittag hatten wir viele von den Feinden erlegt, und besonders mehrere Officiers; endlich bey Anbruch der Nacht benahm die tapfere Gegenwehr der Einwohner von Nantes den Rebellen vollends allen Muth; sie lieffen mit sehr grossem Verlust aus einander und haben sich bis auf 3. Stunden weit zurück gezogen. Dem General Canclaux, welcher unsere Truppen anführte, ist eine Kugel durch das Kleid gefahren und seinem Adjutanten, der sich neben ihm befand, hat eine Kanonen-Kugel den Schenken gequetscht. Die Anzahl unserer Verwundeten belauft sich auf 150., die Anzahl der Todten wissen wir noch nicht bestimmt. Die Stadt Nantes, auf welche sich die Rebellen sichere Rechnung machten, blieb während der 18stündigen Belagerung ganz still und ruhig, die dortigen Uebelgesinnten wurden durch die nachdrücklichsten und schärfsten Maas-Regeln in Schranken gehalten. Unter der 8000. Mann starcken feindlichen Kolonne waren über 300. Deutsche, und man hat unter ihnen Todten Desertörs von der Legion Germanique und andere gefunden, welche Rosenkränze auf den Hüthen hatten. -- Mit diesem Bericht stimmt auch der vom General Beysser überein, welcher die Defensions-Arbeiten und Operazionen dirigierte. Ein Scheiben des General Canclaux aus Nantes vom 2ten dieses sagt: der am 29. erfochtene Sieg sey noch vollständiger, als er in den ersten Berichten angegeben worden: die Rebellen seyen gänzlich ausgerottet; man wisse zuverläßig, daß mehrere ihrer Anführer geblieben seyen; wenn sie noch nicht über die Loire zurückgegangen seyen, so komme dieses bloß daher, daß die Truppen von Nantes zu sehr ermüdet waren, um sie weit zu verfolgen.

Paris, vom 19. Heumonat. [13]

Die Volks-Representanten bey der Armee an den Küsten von Brest hatten unterm 14. dieses aus Ancenis berichtet, der in Nantes kommandierende General Beysser sey nun auch ein Verräther und Revoluzions-Feind. Kaum haben am 5. dieses die Commissarien des N. Convents Nantes verlassen, so sey von den administrierenden Corps dieser Stadt ein Schluß abgefast worden, worinn sie erklären, daß sie das N. C. und seine Commissarien nicht mehr anerkennen, und Beysser habe diesen Schluß unterschrieben; welcher auch dem General Canclaux zugeschikt worden sey, nebst einer Einladung, demselben beyzutretten und ihn den Volks-Representanten zu kommunizieren. Auf diese Nachrichten erklärte das N. Convent den General Beysser und die Administratoren von Nantes, welche den obenerwähnten Schluß unterzeichnet, für Vatterlands-Verräther und des Schuzes der Geseze verlustig. Aber in der gestrigen Seßion wurde ein zweites Schreiben der Volks-Representanten aus Ancenis vom 15. verlesen, welches beruhigendere Berichte enthält. Die gutgesinnten Bürger in Nantes, heist es in diesem zweiten Schreiben, das dortige General-Conseil der Commüne und der Distrikt haben es dahin gebracht, daß die föderalistische Akte vom 5. wiederruffen worden; auch Beysser habe seine Beystimmung zu diesem Schluß zurük genommen, und das Commando in Nantes dem vom Ober-Befehlshaber Canclaux ernannten Officier abgetretten. Zugleich habe der dortige Distrikt die Ankunft der Constitutions-Akte und die Zusammenberuffung der Primar-Versammlungen mit der grösten Feyerlichkeit proklamieren lassen. Indessen herrsche doch immer noch in Nantes eine starke Gährung. Die Unruhstifter sezen das Volk in Bewegung, und dasselbe verlange daß Beysser wenigstens für jzt noch das Commando in der Stadt behalten soll. Auch habe das Departement diesen Officier in seine Seßion eingeladen, und da habe derselbe unter lautem Geschrey einer zahlreichen Versam'lung das Commando, von welchem er abgesezt worden, aber nur einsweilen, wieder übernommen, bis die National-Commissarien über die zu seinen Gunsten gemachten Vorstellungen einen Ausspruch würden gethan haben. Wirklich haben sich auch am 15. bey diesen Commissarien 4. Deputationen von Nantes, eine vom Departement, eine vom Distrikt, eine vom Conseil der Commüne und eine von der National-Garde eingefunden mit dem Ansuchen, daß sie den General Beysser wieder in sein Commando einsezen möchten; sie haben ihnen aber zur Antwort ertheilt: Der Ausspruch hierüber komme dem N. Convent zu. -- Dieses hat nun auf diesen zweiten Bericht sein obenerwähntes Dekret von der vorgestrigen Seßion gegen den General Beysser und die Administratoren von Nantes zurük genommen; dich aber diesen nebst dem Presidenten und Prokureur-General-Syndik des Departements der Niedern-Loire und einem Mitglied des dortigen Distrikts und des General-Conseils der Commüne von Nantes zur Verantwortung und Mittheilung der nöthigen Erläuterungen vor sich beruffen.

Paris, vom 5. Augstmonat. [14]

In der Seßion am 2. erschien vor dem N. Convent der Maire von Nantes, Bacau, an der Spize einer Bürger-Deputation aus dieser Stadt, um anzuzeigen, dass Nantes die Constitution angenommen habe. Der übrige Theil seines Vortrags an das N. Convent enthielt eine Rechtfertigung des General Beysser und des National-Commissärs, Coustard; eine Critik von den Operazionen der Commissarien in den Departements, und eine Aufforderung an das N. Convent, sogleich nach geschehener Annahm der Constitution sich selbst aufzuheben und auseinander zu gehen. Der President hatte diese Deputazion eingeladen, der Seßion beyzuwohnen; aber zwey Convents-Glieder, Thuriot und Chabot, wiedersezten sich diesem aus dem Grund, weil diese Deputierten darinn, dass sie die Aufhebung des N. Convents verlangt, die Sprache Pitts und Coburgs geführt hätten. Der Maire von Nantes behauptete, er habe gewust, dass man am 29. Brachmonat die Rebellen in Nantes erwartet und sogar zu einer Mahlzeit von 1200. Gedeken eingeladen habe. -- Das hast du erlogen: erwiederte der Maire von Nantes, und wurde wegen dieser Verlezung des Respekts zum Verhaft in der Abtey verurtheilt. Auch gegen Garat, den Minister der innern Angelegenheiten, war auf den Vorschlag eines Convents-Gliedes bereits ein Verhafts-Dekret abgefast; er konnte sich aber über die gegen ihn vorgebrachten Beschuldigungen rechtfertigen, und das Dekret wurde zurük genommen. --

Paris, vom 12 Augstmonat. [15]

Das N. Convent hat in seiner gestrigen Seßion ein Schreiben erhalten von den Volcks-Representanten bey der Alpen-Armee, Gauthier und Dübois Crance, aus dem Haupt Quartier bey Bourg vom 6. dieses Monats, worinn sie melden, daß sie im Begriff seyen mit dem General Kellermann an der Spize von etlich und 20,000. Mann von dort gegen Lyon anzurücken, um in dieser rebellischen Stadt die Herrschaft der Geseze wieder herzustellen. Zugleich überschiken sie die von ihnen an diese Stadt gethane Aufforderung, deren Befolgung sie innerhalb einer Stunde verlangen, wenn Lyon nicht feindlich behandelt werden wolle. Die in dieser Aufforderung vorgeschrieben Bedingnisse sind folgende: 1) Soll nicht die geringste Feindseligkeit gegen die Republikanische Armee geäussert werden; jeder Bürger, der sich auf den Straffen oder an den Fenstern bewafnet zeige, werde als ein Rebell behandelt werden; 2) Alle Art von Civil oder militarischer Autorität soll in Lyon aufhören; die Volcks-Representanten werden dafür sorgen; 3) Das Zeughaus und alle Vertheydigungs-Mittel sollen der Avant Garde, die der General dahin schicken wird, überliefert werden; 4) Die Stadt soll die Unkosten dieser Expedition und den Soldaten der Republick eine Gratifikazion bezahlen; 5) Die Dekrete des N. Convents vor und seit dem 31. May sollen anerkannt und ihre Vollziehung gesichert werden. -- Unter diesen Bedingungen versprechen die Volcks Representanten den Einwohnern von Lyon Friede und Brüderschaft, und haben von dem General die Versicherung und von den Truppen die eidliche Zusage, daß keinem Bürger weder an seiner Person noch an seinem Vermögen einiger Schaden zugefügt werden soll. Wenn aber auch nur eine dieser Bedingungen verweigert werden sollte, so erklären sie alle Bürger von Lyon verantwortlich für alles Unglück, was daraus entstehen könnte, und deklarieren zum voraus jeden, mit gänzlicher Confiskazion seiner Güter, für einen Rebellen und Vatterlands-Verräther, von dessen Sohn oder Commis oder auch nur Bedienter und gewöhnlichem Arbeiter es sich zeigen sollte, daß er die Waafen gegen die Truppen der Republick ergriffen oder etwas zu der Gegenwehr beygetragen habe. -- Diese Auffoderung war mit einer ähnlichen von dem General Kellermann aus dem Lager von Lyon vom 8. dieses begleitet, worinn er verlangt, daß die Einwohner dieser Stadt innerhalb des bestimmten Zeitraums von einer Stunde derselben ein Genügen leisten, ihm die Thore überliefern, und so viele Truppen in die Stadt aufnehmen sollen, als er zur Handhabung der Dekrete des N. Convents einrücken zu lassen nöthig erachten werde. -- Das N. Convent billigte diese von seinen Commissarien genohmenen Maas-Regeln, von deren Erfolg uns nun die nächsten Berichte belehren werden.

Paris, vom 16. Augstmonat. [16]

-- Sodann verlaß er nachfolgendes Schreiben der Administratoren von Lyon und der dortigen Sektions-Commissarien an das N. Convent vom 9. dieses: "Bürger und Volcks-Representanten! Zu eben der Zeit, da unsere Commissarien euch den grösten Beweiß von unserer Anhänglichkeit an die Republick geben durch Ueberbringung unserer Genehmigung der Constitutions-Akte, behandelt ihr uns als Rebellen. Gestern am 8. dieses haben die Feindseligkeiten den Anfang genohmen, und es ist Blut vergossen worden. Dübois-Crance hat uns eine Proklamation zugeschickt, worüber wir innerhalb einer Stunde berathschlagen und einen Entschluß fassen sollten. Noch war dieser Zeitraum nicht verflossen, als auf unsere Avantgarde mit Kanonen geschossen wurde. Man verlangt, Brüderschaft zu machen; einige von unsern Reutern näherten sich, und zwey von ihnen wurden gefangen genohmen. Wir haben ihre Gewaltthätigkeit nachgeahmt, von neuem angefangen zu feuren, und die Angreiffer abgetrieben. Nach den von der Stadt Lyon gegebenen Beweisen von ihrer Anhänglichkeit an die Republick, wollet ihr uns mit Gewalt bezwingen. Die Commissarien die ihr zu uns geschickt, haben ihre Vollmacht überschritten. Lasset Lyon Gerechtigkeit wiederfahren; Blutvergiessen wird unausbleiblich auf euere abschlägige Antwort erfolgen; wir werden lieber alle umkommen, als wieder unter das Joch der Anarchie zurückzukehren." -- Zugleich mit diesem Schreiben verlaß Barrere noch ein anderes von eben diesen Administratoren an die Commissarien der Primar-Versammlungen von Lyon. Es ist ungefehr von gleichem Inhalt: "Dringet, heißt es unter anderm, in das N. Convent, daß es uns Gerechtigkeit wiederfahren lasse; wir sind entschlossen zu sterben, um uns der Unterdrückung zu wiedersezen. Unser General Genest hat bereits 200. Anarchisten erlegt; wir auf unserer Seite hatten nur 2. Verwundete, und 2. andere wurden bloß durch Verrätherey gefangen." --Was Barrere nach Verlesung dieser Schreiben in seimen Rapport noch weiter hinzusezte, zielte darauf ab, die Versicherung der Lyoner in Ansehung ihrer Republikanischen Gesinnung und ihrer Anhänglichkeit an die Constitution verdächtig zu machen. -- Uebrigens waren diese Briefe eigentlich von den Administratoren des Departements von der Allier an das Wohlfahrts-Committe eingeschickt worden, welche sie dem von Lyon kommenden Kourier hatten abnehmen, ihn selbst aber bis auf weitere Verhaltungs-Befehle des N. C. arrettieren lassen, aus Besorgniß, er möchte etwan noch mündliche Aufträge an jemand haben.

Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 262 Donnerstag, den 31. Oktober/12. November 1812.
  3. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 27. Merz, 1793. Num. 25.
  4. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 3. April, 1793. Num. 27.
  5. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 10. April, 1793. Num. 29.
  6. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 1. May, 1793. Num. 35.
  7. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 11. May, 1793. Num. 38.
  8. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 18. May, 1793. Num. 40.
  9. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 3. Heumonat, 1793. Num. 53.
  10. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 6. Heumonat, 1793. Num. 54.
  11. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 13. Heumonat, 1793. Num. 56.
  12. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 17. Heumonat, 1793. Num. 57.
  13. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 27. Heumonat, 1793. Num. 60.
  14. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 14. Augstmonat, 1793. Num. 65.
  15. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 21. Augstmonat, 1793. Num. 67.
  16. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 24. Augstmonat, 1793. Num. 68.
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