Morea.[]
[1]
Morea, vor Alters Peloponnesus, bergichte Halbinsel, welches der südlichste Theil von Griechenland ist, und durch einen schmalen Strich Landes, welches der korinthische Isthmus genennt wird, mit dem eigentlichen Griechenland zusammenhängt, sonst aber an den Golfo di Lepanto, das griechische Meer und den Archipelagus stößt. Den Namen Morea hat sie unter dem leztern griechischen Kaisern bekommen, wegen der Aehnlichkeit ihrer Figur mit dem Blate eines Maulbeerbaums, der im Griechischen Morea heißt. Die Luft darinn ist warm, doch ziemlich temperirt, und das Erdreich fruchtbar, an Getreid, edeln Baumfrüchten, Wein, vielem Oel, Seide, Baumwolle, Schafwolle, Galläpfeln. Getrocknete kleine Weinbeere, oder sogenannte Korinthen, machen den Hauptartikel der Ausfuhr, welche jährlich auf 80,000 Centner geschäzt wird. Sie besteht aus 4 großen Provinzen, welche sind Clarenza, Saccania, Belvedere, Zaconia oder Braccio di Maina, und kam in der lezten Hälfte des 15ten Jahrhunderts in die Gewalt der Türken. In dem Kriege gegen das Ende des 17ten Jahrhunderts wurde Morea von den Venezianer erobert, welchen es aber die Türken im Jahre 1715 ganz wieder abgenommen, und auch in dem passarowitzischen Frieden 1718 behalten haben. Im Jahre 1770 machten die Russen Landungen und Versuche: sie konnten sich aber gegen die Anstrengungen der Türken und Albaneser nicht erhalten, welche in der Folge an den Griechen, als erklärten Rebellen strenge Rache nahmen. Die ganze Halbinsel steht unter einem Pascha von 3 Roßschweifen, welcher seinen Sitz zu Tripolitza hat. Ausser ihm gebietet aber der Pascha von Napoli di Romania von 2 Roßschweifen über den Nordöstlichen Theil des Landes, und in den übrigen Gegenden sind mehrere Sandschiaks und Beys, welche selten die Befehle des Pascha anerkennen. Auf der südlichen bergigen Landspitze wohnen die Mainoten, und nehmen ihren Bey aus den Händen des Kapudan-Pascha an, lassen aber übrigens keinen Türken in ihr bergiges Land. Die Bevölkerung von ganz Morea wird, vielleicht mit einiger Uebertreibung auf 400,000 Griechen (ohne die 40,000 Mainoten), 15,000 Türken und 4,000 Juden geschätzt.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1812]
Konstantinopel, den 10ten April,
- (Aus dem österreichischen Beobachter.)
Die Einwohner von Morea weigern sich, Vely-Pascha länger als ihren Gouverneur anzuerkennen; es ist in diesen Tagen eine Deputation von mehreren Hundert Einwohnern dieser Halbinsel hier erschienen, welche vor dem Großherrn bey seinem gewöhnlichen Aufzuge nach der Moschee einen Fußfall thaten, und ein sogenanntes Arzi-Mahzar, d. i. allgemeine Beschwerde der Provinz über die ungeheuern Bedrückungen und Gelderpressungen, übergaben, deren sie obbemeldeten Statthalter, oder vielmehr die in seinem Namen, und während seiner Anwesenheit bey der Armee des Großwessiers, das Land aussaugenden, albanesischen Unterbeamten beschuldigen. Der Großherr wies die Bittenden an den Kaimakan Pascha. Dem Vernehmen nach soll in Folge dieser Beschwerden Vely-Pascha den bisher das Oberkommando zu Nissa führenden Chorschid Pascha ablösen, und dieser sich nach der Statthalterschaft Morea verfügen. Vorgestern hat auch der neue Statthalter von Damaskus und Emir ul Hadsch, oder Anführer der Wallfahrtskarawanen nach Mekka, Silihdar Suleiman Pascha, die Reise nach seinem neuen Posten angetreten, wahrscheinlich in der Hoffnung, daß bis zu seiner Ankunft die Angelegenheiten in Arabien wieder eine bessere Wendung nehmen, und die Wahabis durch die Standhaftigkeit des Statthalters von Aegypten und seines Sohnes, Jussum Pascha, aus dem Besitze der dem Islamismus heiligen Städte vertrieben werden dürften.
Konstantinopel, den 19ten August. [2]Um die, durch die Bedrückungen des Vely-Pascha *) aufgebrachten Bewohner von Morea wieder zu besänftigen, und Ruhe und Ordnung auf jener Halbinsel herzustellen, hat die Pforte, vermuthlich auf Anrathen des als Untersuchungskommissär dahin abgeschickten Agaih Jussuf Efendi, für gut befunden, diesen Statthalter von Tripolitza nach dem Gouvernement von Tirhola überzusetzen, und das Gouvernement von Morea Ahmed Pascha anzuvertrauen.
- *) Dieser Pascha ist übrigens einer der kultivirtesten seines Standes, und zeichnet sich dadurch aus, daß er Antiquitäten nicht bloß erhält, sondern auch sammelt und ausgraben läßt.