Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Monpellier.[]

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Monpellier, Montpellier, Hauptstadt in Niederlanguedoc, in Frankreich am Fluß Lez; jezt die Hauptstadt im Departem. des Herault, und Sitz des kommandirenden Generals der neunten Division. Sie liegt am Abhange eines Hügels, hat in der Stadt enge und krumme Strassen mit einem Gemisch von guten und schlechten Häusern, in den Vorstädten aber regelmäßige Strassen mit meist schönen Gebäuden, und schöne Spaziergänge auf der Höhe des Hügels und in der Tiefe. Die Luft allda ist rein und im Winter sehr gelinde. Es verursacht aber doch bisweilen ein Wind von dem Meer her dicke und kalte Neben, die der Brust sehr beschwerlich und schädlich sind. Der Bischof steht unter dem Erzbischof von Toulouse, und sein Kirchensprengel verbreitet sich über die Departements des Herault und des Tarn. Ihre Bevölkerung betrug im J. 1802 33,913; andere Angaben liefern eine geringere Zahl. Ihre berühmte Universität hat ihren Ursprung den arabischen Aerzten, die aus Spanien vertrieben worden, zu verdanken. Sie hieß Ludoviceum, weil Ludwig von Anjou den Aerzten 1376 erlaubte, ein Cadaver der Delinquenten zu anatomiren, welche Erlaubniß noch kein Ort hatte. Das jetzige anatomische Theater ist ein großes Gebäude, welches 2,000 Zuschauer fassen kann. Diese alte Universität wurde während der Revolution aufgehoben. Aber aus der medicinischen Fakultät in Vereinigung mit der chirurgischen Schule wurde 1801 eine Specialschule der Medicin errichtet, und der bischöfliche Palast ihr als Sitz angewiesen. Ausserdem ist auch ein Lyceum vorhanden. Die große bischöfl. Cathedralkirche St. Petri enthält einige sehr sehenswürdige Gemälde. Die Citadelle liegt auf einem Hügel. Ferner findet man die 1706 errichtete Akademie der Wissenschaften, und schöne Künste; und einen vortrefflichen medicinischen Kräutergarten, darinn öffentlicher Unterricht in der Botanik ertheilt wird, xc. Die Einwohner verfertigen vielen und sehr guten Grünspan, wollene Decken und Barchent; die handeln auch stark mit Wolle, die aus dem mittelländischen Meere gebracht wird, ingleichen mit Weinen, Aquaviten, wohlriechenden Wassern. Auch die Manufakturen von Baumwollenstofen und Leder sind von Wichtigkeit, so wie die Druckereyen der Wollenzeuge. Die hiesige Wachsbleichen liefern viel weisseres Wachs, als die Holländischen und andere, wegen der stärkeren Sonnenhitze, wider welche man im Sommer die Gassen mit Leinwand zu bedecken genöthigt ist. Der Canal von Grave sezt die Stadt mit der See in Verbindung. Montpellier ist zugleich der Hauptort eines Bezirks, zu welchem folgende Cantons gehören: Montpellier, Aniane, Castries, Cette, Claret, Frontignan, Ganges, Lunel-la-Ville, les Matelles, Mauguio, Meze, und St. Martin-de-Londres.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
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