Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Advertisement

Moniteur.[]

[1]
Moniteur. Mit dem 28sten November 1793 entstand zu Paris eine Zeitung unter dem Namen der Gazette nationale ou le Moniteur universel, die sowohl über die äußern Begebenheiten, als auch vorzüglich über die Verhandlungen der Nationalversammlung Rechenschaft abzulegen bestimmt war, und welche seitdem fortdauernd die wichtigste franz. politische Zeitung geblieben ist, vorzüglich seitdem sie am 7. Nivôse des Jahres VIII förmlich für ein officielles Blatt erklärt ward. Seit dieser Zeit ist sie das einzige durchaus officielle Blatt der Regierung geblieben. Unter ihrem ersten Namen erschien sie bis zum ersten Januar 1811, seit diesem Tage hat sie den Titel Gazette nationale weggelassen und nur den des Moniteur universel beibehalten. Die Begebenheiten von 1787 bis zur Eröffnung der Nationalversammlung sind nachmals in einer im Jahre IV (Paris Agasse. 1 Bd. in Fol.) erschienenem Introduction nachgetragen, auch erschien über das gesammte Blatt im Jahre IX (Paris Girardin. 2 Bde. Fol.) die Revolution françoise ou Analyse complette et impartiale du Moniteur, par ordre chronologique und im folgende Jahre ebendaselbst, gleichfalls in zwei Foliobänden, die Table alphabétique du Moniteur; leider gehen die Analyse sowohl als das Register nur bis zu Ende des Jahres VII. Nach dem Muster des französischen Moniteurs entstanden nachmals auch in den verwandten Staaten officielle Zeitungen unter demselben Titel, wie z. B. zu Neapel und an andern Orten; in Deutschland ist vorzüglich der westphälische Moniteur bekannt geworden. Der pariser Moniteur, von dem jeden Tag eine Nummer, einen großen Foliobogen stark, und nicht selten noch mit Supplementen versehen, erscheint, enthält nur alle officielle Verfügungen und Verordnungen der Regierung, Ernennungen, Absetzungen, Standeserhöhungen u. s. w., sondern auch diejenigen politischen Nachrichten, von denen die Regierung will, daß sie in Frankreich als officielle Nachrichten angesehen werden sollen. Unter den Tagsblättern der neuern Zeit behauptet der Moniteur eine traurige Berühmtheit, man möchte ihn die Histoire scandaleuse von Frankreich und einem großen Theil von Europa nennen. In dem Zeitraum von etwa 25 Jahren stellt er uns unter einer und derselben Nation das Gemählde der unbändigsten Volkswuth und des ärgsten monarchischen Despotismus dar, enthält zugleich die Geschichte des Untergangs des europäischen Gemeinwesens, der schamlosesten Verhöhnung des Völkerrechts und aller Grundsätze, auf welche allein ein Staatensystem cultivirter Völker gebaut zu werden vermag. In jeder Rücksicht bleibt es eins der wichtigsten Actenstücke, und für den Geschichtschreiber der großen Catastrophe, welche Europa im Innern und Aeußern seit dem Anfange der französischen Revolution in allen seinen Theilen erlitten, unentbehrlich. Der Ton allein, der in diesem Blatte nicht nur gegen feindliche, sondern überhaupt gegen fremde Mächte herrscht, scheint uns in die barbarischen Perioden des Mittelalters zurückzuversetzen. Anders ist sein Geist jetzt.


Miscellen aus Pariser Flugblättern.[]

[2]
2. Glaubwürdigkeit des Moniteur.

Unter den Papieren des Robespierre fand man folgenden Brief des Grandville, welchem die Redaction des Artikels, Nationalconvent, im Moniteur übertragen war. Der Brief ist vom 18. Junius des zweyten Jahres der Republik.

. . . "Noch vor zwey Monaten stand man in der Meinung, daß ein Journal, ohne Unterschied, bekannt machen müsse, was in einer Sitzung pro und contra gesprochen wird; so, daß wir, bey Strafe denuntiirt zu werden, oder das Vertrauen unsrer Abonnenten zu verlieren, gezwungen waren, die abgeschmacktesten Diatriben der Schwachköpfe und Ränkeschmiede der rechten Seite, mit einzurücken. Unterdessen müssen Sie bemerkt haben, daß der Moniteur immer die Reden des Bergs, ungleich weitläuftiger, als die andern Reden, mitgetheilt hat. So gab ich nur einen ganz kurzen Auszug von Louvet's erster Anklage gegen Sie, statt daß ich Ihre Antwort ganz einrückte. Alle Reden die für den Tod des Königs gehalten wurden, theilte ich fast ganz mit, hingegen führte ich von den andern, nur ein paar Auszüge, und nur so viel an, als ich unumgänglich genöthigt war, um einen Schein von Unpartheylichkeit zu behalten. Ich kann zuverlässig versichern, daß die Publicität, die ich Ihren beiden Reden und Barrere's Rede, in extenso gegeben, nicht wenig beygetragen hat, die Meinung der Versammlung und der Departements, zu stimmen."

Zu welchen Betrachtungen gibt dieser Brief nicht Anlaß, und wer steht uns dafür, daß es nicht noch mit vielen öffentlichen Blättern der nämliche Fall sey? -- Dieser Brief des Grandville, macht aus achtzehn Monaten des Moniteur, ein erratum; oder, besser, er macht einen deleatur-Strich durch den ganzen Theil dieses Journals, der den Convent betrifft; (und durch alle die Deutschen Zeitungen und Journale, die ihn damahls ausgeschrieben haben).


Quellen.[]

  1. *Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1817.
  2. Revolutions-Almanach von 1796. Göttingen, bey Johann Christian Dieterich.
Advertisement