Moerdyck.[]
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Moerdyck, Ort in Südholland, 1 Meile von Willemstadt, wo die Ueberfahrt aus Holland nach Brabant ist, und Johann Wilhelm Friso, Prinz von Oranien 1711 unglücklicher Weise ertrank.
Von Reisende.[]
Georg Friedrich Rebmann.
- [1796]
Brüssel, den 14. Thermidor IV..
Mein unglükliches Gestirn gab mir den Gedanken ein, die Reise von Rotterdam nach Antwerpen auf der Waal machen zu wollen. Das Wetter war reizend, der Wind günstig, und so hofte ich in zwei Tagen zu Antwerpen anzukommen, und die reizenden Gestade der Waal mit Musse beschauen zu können. Allein ich hatte die Rechnung ohne den Wirth gemacht. Der Wind schlug um, und wir kamen ohnweit dort auf einen sandigen Grund. Mein Proviant war zu Ende, der Schiffer konnte oder wollte mir keinen verkaufen, und ich muste zufrieden sein, daß er meine Fracht behielt, und mich für theures Geld ans Land sezzen lies. Ich fuhr zurük nach dem Haag, und blieb noch zwei Tage da, worauf ich mich der Diligence von Rotterdam aus bediente. Beinahe hätte mir hier das Wasser noch einen schlimmern Streich gespielt. Man hat einen Arm der See oder vielmehr eine Mündung verschiedener in und durch einander strömenden Gewässer zu passiren, die hier der Moor-Dyck heist, und für das gefährlichste Wasser in ganz Holland gilt, weil gewöhnlich alle Jahre 12 - 16 Schiffe in dieser Gegend zu Grunde gehen; das Wasser ist halb süs, halb salzig, und durch die Ströme und die dagegen kämpfende Fluth und Ebbe ungemein unruhig. Weil aber der Himmel ausserordentlich heiter war, und die Ueberfahrt in drei Viertelstunden gemacht werden kann, so begiengen wir den Uebermuth, statt des gewöhnlichen grössern Fahrzeugs blos ein kleines Boot zu nehmen. Allein kaum waren wir vom Lande, so erhob sich ein Gewitter, das Wasser schlug ungemein spizze und kurze Wellen, und kochte fürchterlich. Ein starker Sturm, den ich von Scheveningen aus ansah, war lange nicht so fürchterlich, als dies Brausen und Sieden. Die Brandung verhinderte uns anzulanden, und so wurden wir unter einem starken Gewitter fünf Stunden lang fast bis nach Willenstadt zu, umhergetrieben, und das Wasser spielte mit uns, wie mit einer Nusschaale. Der Schiffer und wir alle hatten keinen weitern Ausweg, als uns platt auf den Boden zu legen, und, so viel als möglich, das Gleichgewicht zu erhalten. Wenn ich inzwischen die Wahl zwischen einem fürchterlichen Sturm auf dem Ozean, und der Wiederholung dieser Fahrt haben sollte, so würde ich den erstern sehr gerne wählen. Ich habe nie etwas so schrekliches gesehn, als dies Kochen und Schäumen dieses wilden Gewässers, das wegen seines beschränkten Raumes und wegen der gegeneinander tobenden Winde weit gefährlicher wird, als die offene See, wo die stärksten Wellen immer eine Art von Regelmässigkeit haben, und ein gutgebautes Schiff nicht so leicht beschädigen.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
- ↑ Holland und Frankreich, in Briefen geschrieben auf einer Reise von der Niederelbe nach Paris im Jahr 1796 und dem fünften der französischen Republik von Georg Friedrich Rebmann. Paris und Kölln.