Graf Max von Meerfeld.[]
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Meerfeld (Graf Max von) österreichischer Feldmarschallieutenant, diente 1796 als Oberst mit vieler Auszeichnung am Rhein und that sich vornemlich im September in den Gefechten bey Würzburg hervor. Sodann ging er als General zur Armee in Italien und wurde im April 1797 von dem Erzherzoge Karl nach Leoben gesandt, um daselbst die Friedensunterhandlungen mit dem General Bonaparte anzuknüpfen. Er unterzeichnete den 17. Oktober in Verbindung mit dem Grafen Cobenzl und Degelmann den zwischen dem Kaiser und der französischen Republik abgeschlossenen Vertrag zu Campo Formio und brachte den 24. November die Ratifikation dieses Vertrags nach Rastadt, wo er in der Eigenschaft eines Gesandten bey dem daselbst versammelten Kongreß blieb. Bey dem Wiederausbruche der Feindseligkeiten ward er von neuem in der Armee angestellt und kommandirte 1800 eine Division unter Kray. Bey Eröffnung des Feldzuges von 1805 gieng er nach Berlin, um daselbst zu Gunsten seines Hofes zu unterhandeln, kam hierauf nach Wien zurück, hatte das Kommando einer Division in Bayern, und wurde dann in Steyermark von Marmont geschlagen. Hierauf begab er sich in Angelegenheiten einer neuen ausserordentlichen Sendung an den Berliner Hof und erhielt im Februar 1806 die Bestimmung für die Gesandtschaft nach Petersburg, wo er bis zur Mitte des Jahrs 1808 blieb, dann nach Wien reisete und sich hierauf wieder nach Gallizien begab, wo er sich noch jetzt befindet.
Nekrolog.[]
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Die Theilnahme, welche der Tod des k. k. Generals der Cavallerie, Grafen Maximilian v. Merveldt, erregte, rechtfertiget die nachfolgende Skizze seines rühmwürdigen Strebens und Wirkens.
In Westphalen 1766 geboren, widmete er schon ein seinem sechzehnten Jahre dem Reichs-Oberhaupte seine Dienste und trat in das Regiment Kaiser-Dragoner, mit dem er nach den Niederlanden in den holländischen Krieg, und von da 1787 als Ober-Lieutenant an die türkische Gränze zog. Im folgenden Feldzuge versah er als Rittmeister von Gräven Hussaren, bey dem damaligen Feldmarschall-Lieutenant Grafen v. Wartensleben, der ein Corps bey Mechadia commandirte, die Stelle eines Flügel-Adjutanten. Der Feldmarschall Graf v. Lacy, dieser große Mann und Kenner militärischer Anlagen, ließ ihn für den General-Quartiermeisterstab vormerken, zu welchem er auch Anfangs 1790 als Major, bey der Armee des Feldmarschalls Laudon in Mähren, befördert, und unmittelbar bey diesem Helden angestellet wurde, nachdem er dem zweyten türkischen Feldzuge in seinem Regimente beygewohnt hatte, und von seinem Obersten, dem als General verstorbenen rühmlich bekannten Feldherrn Otto, stets zu wichtigen Unternehmungen auf Vorposten verwendet worden war. Nach der Dämpfung der Insurrection in den Niederlanden, bey welcher er gleichfalls seine Einsicht bewies, erhielt er 1791 die Erlaubniß, durch ein Jahr sein Noviciat im deutschen Orden zu Bonn zu machen, bis der hierauf begonnene Revolutions-Krieg seine militärischen Talente entwickelte. Ganz vorzüglich trug er zum Gewinn der großen Schlacht bey Neerwinden bey (18. März 1793), wo er an der Spitze zweyer Grenadier-Bataillons, die in die rechte Flanke unserer Armee auf der Hauptstraße nach St. Trond vordringende Colonne auf den feindlichen linken Flügel zurückwarf. Er wurde mit der Nachricht gewonnenen Schlacht an Se. Majestät den Kaiser nach Wien geschickt, und zum Oberst-Lieutenant im General-Quartiermeisterstab befördert. Bald nachher erbath sich der Herzog von York den Grafen v. Merveldt, nebst einigen Offizieren seines Corps, vom Prinzen von Coburg, und der Graf erwarb sich bey allen Gelegenheiten, wo er -- besonders in der Schlacht von Famars und während der Belagerung von Valenciennes -- bey der englisch-hannoveranische Armee General-Quartiermeisters-Dienste that, die Zufriedenheit beyder Heerführer in einem hohen Grade. In diesem Zeitpuncte wurde er mit einer wichtigen Sendung nach England beauftragt. Nicht minder rühmlich zeichnete er sich in dem Feldzuge 1794 unter den höchsteigenen Befehlen Sr. Majestät des Kaisers aus, vorzüglich bey dem Angriff vor Landrecy aufgestellten feindlichen Armee, in den verschiedenen Gefechten während der Belagerung dieser Festung, und insbesondere in der Schlacht am 22. April, wo ihm die Vertheidigungs-Direction unsers rechten Flügels anvertraut war, die er mit so vieler Klugheit und Standhaftigkeit führte, daß der weit überlegene Feind seine Absicht nirgends erreichen konnte. Zum Lohne seines einsichtsvollen Benehmens ward er auf dem Schlachtfelde zum Obersten im Corps und kurz darauf zum Theresien-Ordens-Ritter ernannt. Auch in der durch Se. Majestät bey Tournay gegen den General Pichegrü gewonnenen Schlacht erwarb sich Graf Merveldt, bey dem seiner Leitung anvertrauten Theile der Armee, neue große Verdienste.
Seine durch so bedeutende Anstrengungen geschwächte Gesundheit gestattete ihm jedoch nicht, länger an dem beschwerlichen Dienste dieses Corps Theil zu nehmen. Nach einem kurzen Übertritt zum Chevauxlegers-Regimente Karaczay, wurde Graf Merveldt 1796 General-Major, und erhielt für seine ausgezeichnete Verwendung in diesem thatenreichen Feldzuge in Deutschland, im Jahre 1797, wo er zugleich k. k. Kämmerer wurde, das erledigte Uhlanen-Regiment Meszaros. In demselben Jahre empfing er auch den wichtigen Auftrag, als Mitbevollmächtigter den Unterhandlungen zu Campo-Formio beyzuwohnen, wo er den Friedens-Tractat mit unterzeichnete. Graf Merveldt hatte bey dieser Gelegenheit in diplomatischen Geschäften Beweise seiner Geschicklichkeit und seiner ausgebreiteten Kenntnisse gegeben.
Nach wieder ausgebrochenem Kriege zeichnete er sich bey Offenburg im Juny 1799 aus; er drückte in demselben Monathe des folgenden Jahres den Feind bey Schwabmünchen zurück. Im Herbste hierauf zum Feldmarschall-Lieutenant befördert, schloß er mit Moreau den Waffenstillstand bey Kremsmünster.
Eine kurze diplomatische Sendung nach Berlin Anfangs 1805 gestattete ihm dennoch, das Commando über eine Heeresabtheilung bey Braunau zu übernehmen, mit welcher er aber, einem zu überlegenen Feinde gegenüber, den Rückzug antreten mußte. Bald darauf wurde er nach Petersburg gesendet, und daselbst zum k. k. Bothschafter ernannt. Er bekleidete diesen erhabenen Posten durch mehr als zwey Jahre, erhielt die geheime Rathswürde, und vermählte sich in jener Epoche mit der Gräfinn Therese von Dietrichstein: ein Bündniß, welches, wie alle Freunde dieses Ehepaares wissen, das herrlichste Gemählde häuslichen Glückes darboth. Kurz vor seiner Vermählung wurde ihm, nach seinem Austritte aus dem deutschen Orden, das Tragen des ihm verliehenen sardischen Maurizius-Ordens von Sr. Majestät dem Kaiser bewilliget. Nach seiner Rückkunft aus Rußland 1808, als Divisionär in Lemberg angestellt, deckte er im im Kriege von 1809 sowohl untergeordnet als selbstständig, mit geringen Kräften die Bukowina und einen Theil Galiziens, und erwarb sich hierdurch neue Verdienste, und die allgemeine Achtung in diesen Provinzen. Nachdem er durch drey Jahre in gleicher Eigenschaft in Mähren gestanden, wurde er im July 1813 General der Cavallerie und Gouverneur der Festung Theresienstadt, aber kurze Zeit nachher zur Hauptarmee in der sächsischen Gränze berufen, um das Commando über das zweyte Armee-Corps zu übernehmen, mit welchem er auch bey dem Gefechte von Nollendorf am 17. Sept. in des Feindes linke Flanke manövrirte, und denselben in der größten Unordnung auf die Höhen von Nollendorf zurücktrieb. Am ersten Tage der großen Völkerschlacht bey Leipzig (16. October 1813) hatte Graf Merveldt den Auftrag, den Übergang über die Pleisse, im Rücken des feindlichen rechten Flügels bey dem Dorfe Konnewitz, zu überwältigen. Nachmittags wurde, nach der äußersten Anstrengung, durch zwey Bataillons das Dorf Dossen besetzt; ein anderes Bataillon ging auf Bretern über den Fluß, um sich jenseits festzusetzen. Graf Merveldt ritt hinüber, den Bau der Brücken zu fördern. Eine große Übermacht französischer Garden brachte jedoch unter dem heftigsten Feuer das übergesetzte Bataillon zum Weichen. Graf Merveldt, der seine Begleitung um Verstärkung versendet hatte, war voran, sein Pferd stützte, von drey Schüssen getroffen; es selbst am Schenkel verwundet, zog eine Pistole und seinen Säbel, und suchte, nachdem er die erhaltene Vorschrift zur Schlacht vernichtet hatte, eine Baum zu gewinnen, an den er sich lehnte. Viele allmählig herbeyeilende Offiziers der Garde forderten ihn auf, sich zu ergeben. Erst als 12 Grenadier auf ihn anzuschlagen beordert wurden, überreichte er seinen Säbel, und wurde zu Napoleon geführt, der ihn mit Auszeichnung behandelte, 24 Stunden bey sich behielt, und dann auf Ehrenwort entließ. Der Graf blieb während der Schlacht vom 18. und weitern Vorrückung an der Seite seines Monarchen. Er erhielt in Frankreich das Großkreutz des russischen Alexander-Newsky-Ordens, nebst dem General-Commando in Mähren. In jenem wichtigen Momente fanden sich Se. Majestät bewogen, den Grafen Merveldt zum außerordentlichen Bothschafter am großbrittannischen Hofe zu ernennen, wohin er von Basel am 24. Jänner 1814 abging. Vereinigt mit seiner Gemahlinn und seinem Sohne, im Besitz der Gunst seines Fürsten und der Achtung desjenigen, an den er gesandt war, hätte wohl nichts seiner Zufriedenheit gemangelt, wenn seine Gesundheit nicht schon sein längerer Zeit zerrüttet gewesen wäre. Er unterlag am Morgen des 5. July d. J. den Folgen einer sehr heftigen Entzündung, die ihn kaum zwey Tage zuvor befallen hatte, im 49. Jahre seines Alters.
Das hochherzige England wollte den Grafen von Merveldt auf eine ungewöhnliche Art ehren. Die öffentlichen Blätter meldeten bereits den Wunsch der brittischen Minister, daß der Graf mit aller seinem Range und seinen Verdiensten gebührenden Auszeichnung, auf Kosten der Regierung, in der Westmünster-Abtey beerdiget werden möge. Sie wollten, wie Nachrichten aus London bemerkten, damit einen Beweis ihrer Hochachtung für ihn, so wie des Leidwesens geben, das der Verlust eines, in jeder Beziehung gleich ausgezeichneten Mannes, allgemein verursachte. Die Gräfinn von Merveldt jedoch konnte, weil nach der Willensmeinung des Hingeschiedenen bereits andere Einleitungen getroffen waren, diese seinem Andenken zugedachte seltene Ehre nicht annehmen.
Die militärisch-politische Laufbahn des Grafen v. Merveldt liefert die Beweise seiner vorzüglichen Talente in jedem Fache, wo der Staat seine Verwendung ansprach. Sein unermüdetes Studium der Geschichte und Kriegskunde, seine vollkommene Terrain-Kenntniß, die sich in seinen lehrreichen militärischen Bereisungen und Denkschriften so trefflich ausgesprochen hat, seine große Erfahrung im Dienste der Cavallerie und des Quartiermeisterstabes, erwarben ihm den wohlverdienten Ruf eines der vorzüglichsten Generale Österreichs. Seine besonnene Tapferkeit ist über alles Lob erhaben; oft schien sie an Verwegenheit zu gränzen, wenn sie einem großen Zwecke galt. Seiner Wunden hat er nie erwähnt. Die Resultate seiner diplomatischen Sendungen sind zwar in den Schleyer der Politik gehüllt; aber die oft erneuerten Aufträge dieser Art, welche ihm durch die Gnade seines Monarchen zu Theil wurden, bürgen für seine rühmliche Verwendung. So war der Diener des Staates. Gleich geschätzt und gesucht, der Eigenschaften seines Geistes und Herzens wegen, war Graf v. Merveldt auch in seinen übrigen Verhältnissen, als Gatte, Vater, Bruder und Freund verehrenswerth. Sein Verlust erregt nicht blos vorübergehendes Bedauern; er wird tief gefühlt, weil er in so verschiedener Rücksicht auf tief verwundet.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1806]
Wien.
Se. Kaiserlich-Königlich-Apostolische Majestät haben den F. M. L. Maximilian Grafen v. Meerveld, des deutschen und Theresien-Ordens Ritter, wirklichen Kämmerer, und Inhaber des ersten Uhlanen-Regiments, zu Allerhöchstdero Bothschafter bey Sr. Kaiserlichen Majestät aller Reussen zu ernennen geruhet.
Quellen.[]
- ↑ Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
- ↑ Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat. 79. Mittwoch, den 4. October 1815.
- ↑ Wiener Zeitung. Nro 76. Sonnabend, den 20. September 1806.