Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Jetziges Schicksal.

[1]
Matthieu Dumas, Chef des Generalstaabs der Graubündner Armee, ist Mitglied des Staatsraths der franz. Republik.


Der General Mathieu Dumas.[]

[2]

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Dumas.

Der französische General Mathieu Dumas, rühmlich bekannt, als Gesetzgeber, als Redner, als Kriegs-Befehlshaber und als militärischer Schriftsteller, hat durch ein neues Heft seines treflichen, in der Minerva öfters gedachten, mit Charten und Planen versehenen, Precis des événements militaires. *) dieß lehrreiche Werk geendigt, das die Kriegs-Begebenheiten von der Aufhebung des Rastädter Congresses bis zu Ende des Feldzugs von 1799 aufstellt, und manches verworren scheinende deutlich macht. Dieß ist nun in zwey Bänden enthalten, die mit einem ausführlichen Register versehen sind. Der Zweck des würdigen Verfassers war, die vorgefallenen Kriegs-Operationen aus den Grundsätzen der Kunst herzuleiten, und deren Anwendung bemerkbar zu machen. So geneigt man auch ist, mit geringer Einschränkung, die Gründlichkeit derselben anzuerkennen, so ungeneigt dürften die meisten ausländischen Leser seyn, mit dem, übrigens verzeihlichen, militärischen Patriotismus des Verfassers gemeinschaftliche Sache zu machen; ein Patriotismus, der ihn unter andern dahin vermocht hat, ein jedes Treffen zwischen zwey Corps eine Schlacht zu nennen, und den Feldzug von 1799 als den reichhaltigsten zu betrachten, den je die Welt gesehen hat. -- Dieser neue Heft enthält den Schluß der gedrängten Geschichte des Feldzugs von 1799, erläutert durch eine schöne Charte, dem ein Aufsatz über den Dienst des den französischen Armee zugetheilten General-Staabs beygefügt ist; eine im Revolutions-Kriege vervollkommnete Einrichtung, deren große Nutzbarkeit und Nachahmungswürdigkeit der mit diesem Dienst practisch bekannte Verfasser entwickelt, und einleuchtend macht.

*) Hamburg bey Fr. Perthes französisch und deutsch.

In der That ist die Beherzigung dieses Aufsatzes in Deutschland zu wünschen, wenn wir nicht, bey unserer ohnehin höchst nachtheiligen Kriegslage, auch in abhelfbaren, wesentlichen Dingen hinter den Franzosen zurück bleiben wollen. Wenn man unter Friedrich dem Großen diese zweckmäßige Einrichtung nicht kannte, und doch die Maschine fortgieng, so war es, weil so viele große und kleine Civil-Administrationen den, als die Seele des Staats betrachtenen, Preußischen Armeen vorarbeiteten, und auch, weil bey den sonderbar organisirten und bewunderungswürdig gestimmten Heeren dieses Monarchen, fast alle hohe und niedre Befehlshaber, entweder aus Ehrgeitz, oder aus Furcht, oder in der Hofnung bemerkt zu werden, oder aus Gewohnheit, oder durch Beyspiele vermocht, mehr thaten, als sie thun sollten.

Hier noch ein paar Worte von diesem General Dumas. Er ist angenehm der Lobredner eines Mannes zu seyn, bey dem Kopf, Talente und Eigenschaften des Herzens, gleich achtungswürdig sind. Schon als Mitglied der gesetzgebenden National-Versammlung zeichnete er sich unter den guten Menschen aus, die aus allen Kräften, wiewohl vergebens, den Anachisten widerstanden. Unter der Regierung des heillosen Directoriums wurde er proscribirt, oder -- nach dem Mode-Ausdruck der Pariser -- fructidorisirt, war aber so glücklich, den Tyrannen zuvorzukommen, und durch die Flucht der ihm zugedachten Sclaven-Reise nach Cayenne zu entgehen. Er lebte in Erwartung bessere Zeiten, in Holstein und in Hamburg, und wo er den, für einen 50jährigen Franzosen etwas seltsamen, Entschluß faßte, deutsch zu lernen. Er führte auch diesen Vorsatz mit so vielem Ernst aus, daß er unsre geschriebenen Buchstaben sogar mit Fertigkeit lesen, und unsre schwersten Dichter verstehen konnte. Er gieng im J. 1800 nach Frankreich zurück, unter einer Surveillance, bis aber gleich nach seiner Ankunft in Paris aufhörte, wo seine glänzenden Talente bald dem Ober-Consul bekannt wurden, der ihn auch sofort bey den Armeen zu den großen Einrichtungen brauchte. Er wohnte nachher als Chef des General-Staabs den letzten Kriegs-Operationen in Italien und Süd-Deutschland bey, und wahrscheinlich werden ihm seine, nicht minder für eine Friedens-Administration -- deren Dauer vom Himmel zu erflehen ist -- geeigneten Verdienste, bald einen andern Platz anweisen. -- Uebrigens wird allen Geschichts-Freunden die Nachricht angenehm seyn, daß dieser General Dumas, als er von Hamburg abreiste, den festen Vorsatz hatte, die Geschichte dieses ganzen Kriegs, nicht gedrängt, sondern ausführlich zu beschreiben; ein Vorsatz, den er auch noch nicht aufgegeben hat, und dessen Ausführung seine deutsche Sprachkunde, bey der Reichhaltigkeit unsrer Materialien, ihm sehr erleichtern würde.

v. A.


Mathieu Dumas.[]

[3]
Dumas (Mathieu), Staatsrath, Divisionsgeneral und Kommandant der Ehrenlegion, war anfangs Offizier beym Regiment Languedok Infanterie, hierauf bey dem Kriegsrathe angestellt und diente in der Folge als Obrist in Amerika. Zu Anfange der Revolution kam er unter Lafayette zur Pariser Nationalgarde. Im September vom Seine- und Oisedepartement zum Deputirten bey der Gesetzgebung ernannt, wurde er eines der ersten Oberhäupter des Klubs der Fuillans. Er bekannte sich zu den Grundsätzen der Mässigung und drang auf die Bestrafung Jourdans Coupetête und anderer Würger. Im Januar und April 1792 wendete er alle Kräfte an, die Kriegserklärung gegen den Kaiser abzuwenden. Den 6ten April 1793 wurde er durch ein Dekret unter Aufsicht der Vollziehungsgewalt gegeben. Während des ganzen Revolutions-Gouvernements verschwand er. Im September 1795 kam er in den Rath der Alten und hatte an einigen Militärdekreten Theil. Den 3ten November 1796 stattete er einen Bericht über die in der Armee zu errichtenden Kriegsräthe ab und nahm dabey Gelegenheit, dem meisterhaften Rückzug des General Moreau das schuldige Lob zu zollen. Den 28sten July 1797 sprach er gewaltig gegen die Annäherung der Truppen,welche das Direktorium in die Gegend der Hauptstadt berief, und wurde den 5ten September von dem siegenden Triumvirat zur Deportation verurtheilt. Er flüchtete sich den 4. aus Paris unter der Maske eines wachhabenden Generals, der die Posten untersuchte, und gieng nach Deutschland. 1799 gab er zu Hamburg ein Journal unter dem Titel: Précis des evenémens milit. (kurze Erzählung der militärischen Ereignisse) heraus, das sehr gut geschrieben war und seine tiefen Kenntnisse in der Kriegskunst bestätigte. Nach dem 18ten Brümaire kehrte er nach Frankreich zurück und erhielt den Auftrag, die freywilligen Husaren von Paris zu organisiren. 1800 begab er sich in das Lager von Dijon, ward Chef des Generalstaabs der zweyten Reservearmee und wohnte in dieser Eigenschaft dem Feldzuge in der Schweiz von 1801 bey. Den 20. July trat er in den Staatsrath für das Kriegsdepartement. Er war es, der im August 1802 den Plan zur Bildung einer Ehrenlegion vorlegte. Seit diesem Zeitpunkte wurde er zum Divisionsgeneral erhoben, zum Chef des Generalstaabes im Lager von Brüges ernannt, mit dem Titel eines Kommandanten der Ehrenlegion beehrt und zum Kammerherrn des Prinzen Joseph gewählt. Zu Ende 1805 kam er zur grossen Armee in Deutschland; bey welcher er auch im Jahre 1809 wieder im Generalstaab dient.


Mathieu Dumas..[]

[4]
Dumas (Mathieu) war anfangs Offizier beim Regiment Languedoc Infanterie, hierauf bei dem Kriegsrathe angestellt, und diente in der Folge als Obrist in Amerika. Zu Anfange der Revolution kam er unter Lafayette zur pariser Nationalgarde. Im September vom Seine und Oisedepartement zum Deputirten bei der Gesetzgebung ernannt, wurde er eines der ersten Häupter des Clubs der Feuillans. Er bekannte sich zu den Grundsätzen der Mäßigung. Im Januar und April 1792 wandte er alle Kräfte an, die Kriegserklärung gegen den Kaiser anzuwenden. Den 6. April 1793 wurde er durch ein Decret unter Aufsicht der Vollziehungsgewalt gegeben. Während des ganzen Revolutionär-Gouvernements verschwand er. Im September 1795 kam er in den Rath der Alten, und hatte an einigen Militärdecreten Theil. Den 3. November 1796 stattete er einen Bericht über die in der Armee zu errichtenden Kriegsräthe ab, und nahm dabei Gelegenheit, dem meisterhaften Rückzug des Generals Moreau das schuldige Lob zu zollen. Den 28. Juli 1797 sprach er gewaltig gegen die Annäherung der Truppen, welche das Directorium in die Gegend der Hauptstadt berief, und wurde den 5. September von dem siegenden Triumvirat zur Deportation verurtheilt. Er flüchtete sich den 4. aus Paris unter der Maske eines wachhabenden Generals, der die Posten untersuchte, und ging nach Deutschland. Im Jahr 1799 gab er zu Hamburg ein seiner Art einziges Journal unter dem Titel: précis des événemens milit. heraus, das sehr gut geschrieben war und seine tiefsten Kenntnisse in der Kriegskunst bestätigte. Nach dem 18. Brumaire kehrte er nach Frankreich zurück. 1800 begab er sich in das Lager von Dijon, ward Chef des Generalstabs der zweiten Reservearmee, und wohnte in dieser Eigenschaft dem Feldzug in der Schweiz von 1801 bei. Den 20. Juli trat er in den Staatsrath für das Kriegsdepartement. Er war es, der im August 1802 den Plan zur Bildung einer Ehrenlegion vorlegte. Seit diesem Zeitpunkte wurde er zum Divisionsgeneral erhoben, dann zum Chef des Generalstabes im Lager von Brüges ernannt, bekam den Titel eines Commandanten der Ehrenlegion, und ward zum Kammerherrn des Prinzen Josephs gewählt. Zu Ende 1805 kam er zur großen Armee in Deutschland, bei welcher er auch im Jahre 1809 wieder im Generalstabe diente. 1812 begleitete er den Kaiser in den Feldzug gegen Rußland, und wurde zuletzt als Generalintendant der französische Armee bei der Uebergabe von Dresden kriegsgefangen.


Zeitungsnachrichten.[]

[1808]

Frankreich. [5]

Paris den 5. Nov. General Mathieu Dumas ist von hier nach Spanien abgereiset, wo er die Stelle eines Major-General der Armee übernehmen wird.

Quellen.[]

  1. Das jetzige Schicksal der vielen französischen und gallobatavischen Generäle die sich bei so manchen Gelegenheiten ausgezeichnet, und den Krieg überlebt haben. 1802.
  2. Minerva. Ein Journal historischen und politischen Inhalts. Herausgegeben von J. W. v. Archenholz. Im Verlage des Herausgebers und in Commission bey B. G. Hoffmann in Hamburg. Jahrgang 1802.
  3. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  4. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  5. Wiener-Zeitung. Nro 94. Mittwoch, den 23. November 1808.


Werke.[]

  • Précis des événéments militaires, ou essai historique sur les campagnes de 1799 à 1814. 19 Bde. u. 8 Atlanten. Paris (1816-26)
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