Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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British Library.


Martinique.[]

[1]
Martinique, Martinico, die wichtigste unter den Caraibischen Inseln, in Westindien, auf der sich die Franzosen seit 1635 niedergelassen haben. Sie hat 12 ge. Meilen in die Länge von Norden nach Süden, und 6 Meilen in der größten Breite von Osten nach Westen, ist größtentheils mit ziemlich hohen Bergen bedeckt, dem ungeachtet aber sehr fruchtbar, und zählte im Jahr 1788 10,603 Weisse, 4,851 Mulatten und freye Negern und 73,416 Negersklaven zu Einwohnern. Diese Bevölkerung hat während des Revolutionskriegs mehr zu- als abgenommen, weil die Insel in den Händen der Engländer die Drangsalen des Kriegs wenig fühlte. Die vorzüglichsten Orten und Häfen sind Fort-Royal, St. Pierre, und la Trinite. Die Hauptprodukte sind: vieler aber nicht sehr guter Zucker, vorzüglicher Kaffe, Baumwolle, Indigo, und etwas Kakao und Tabak. Von allen diesen Produkten wurden 1788 nach Frankreich an Werth für 25,640,000 Livres ausgeführt. Der Handel beschäftigte 136 Schiffe. Der Kaffe wird erst seit dem Anfang des 18ten Jahrhunderts auf der Insel gebauet. Man brachte zuerst nur 2 Bäumchen dahin, welche sich so vermehrten, daß man im Jahr 1778 an 8,000,000 Kaffebäume zählte, die jährlich an 68,000 Centner Bohnen liefern. Diese Insel ist der Sitz des Capitän-General und Obergerichts über alle dortige Französische Inseln. Im J. 1762 ward sie von den Engländern erobert, aber an Frankreich wieder zurückgegeben. Dies war auch der Fall im lezten Revolutionskrieg; im J. 1802 gaben zu Folge des Friedens von Amiens die Engländer die beym Anfange des Kriegs eroberte Insel zurück. Sie ist, wie alle Inseln in selbigen Gegenden, öfters, und zumal in den Jahren 1766 und 1780 von heftigen Stürmen beschädigt worden.


Korrespondenz.[]

[1794]

London, den 22. April. [2]

Endlich habe ich das Vergnügen, Ihnen die gänzliche Einnahme von Martinique anzukündigen: Den 20. März haben unsere Truppen das Fort Royal gestürmt und erstiegen; und man hat es Fort Eduard, zu Ehren des Prinzen dieses Namens, getauft, der just noch zur rechten Zeit ins Lager gekommen war, um davon Besitz zu nehmen. Drey Tage darauf hat Rochambeau das Fort Bourbon übergeben, das jetzt Fort Georg heißt. General Grey hat sogleich 2,000 Mann Verstärkung nach St. Domingo gesendet, welche hinreichend sind, um den Rest dieser Insel gleichfalls den Britten zu unterwerfen, und ist mit der übrigen Flotte nach St. Lucia und Guadeloupe gegangen, wo man wenig Widerstand zu finden glaubt. So hat Frankreich nun alle seine westindischen Kolonien verloren!


Die Engländer erobern Martinique.[]

[3]
Der dreyßigste Jänner 1809.

Die französische Besatzung auf Martinique bestund aus 400 Matrosen und 2400 Mann Linientruppen, wozu noch 305 Mann von der Fregatte Amphitrite gekommen waren, so daß mit vier Bataillons Nationalgarden das Ganze auf dreytausend fünfhundert Mann belief. Dieses Korps hatte 191 brauchbare Artilleriestücke, 5000 Flinten und anderthalb Millionen Infanterie-Patronen. Am heutigen Tag landete eine englische Macht unter dem Admiral Alexander Cochrane und Generallieutenant Beckwith, weil der französische General, Kapitain Villaret Joyeuse, falsche Dispositionen getroffen hatte. Er vertheilte z. B. die Nationalgarden nicht unter die Linientruppen und die erstern giengen auseinander; man hatte nirgend Feldstücke vertheilt, um den Rückzug zu decken; man ließ aus Mangel an Vorsicht einen großen Vorrath von Munition dem Feind in die Hände fallen; mehrere Posten und Forts wurden entweder zu früh verlassen, oder schlecht vertheidigt u. s. w. Nach einigen Gefechten wurde das Fort Desaix übergeben, ehe noch die Werke beschädigt waren und die Engländer selbst erstaunten, daß man ihnen ihre Arbeit so leicht gemacht hatte. So verloren diese Franzosen diese schöne und fruchtbare Kolonie, die einen Flächenraum von fünfzig französischen Quadratmeilen enthält, von vierzig Strömen und Flüssen bewässert ist und deren Bevölkerung man auf hundert und zehntausend Seelen angegeben hat. *) Am 24ten Februar mußte die Kolonie durch Kapitulation übergeben werden.

*) Die kostbaren Erzeugnisse an Zucker, Kaffee, Baumwolle und Indigo ließen die Franzosen in diesen Artikeln völlige Unabhängigkeit von England hoffen.


Die Engländer besetzen Martinique.[]

[4]
Der 31. Jäner 1809.

Im fortwährenden Kampfe mit den anmasslichen Herren der Meere, welche eben dieses Meer nur vor der allgemeinen Unterjochung sicherte, gingen Frankreichs Colonien an England verloren. Dieses Schicksal hatte auch die Insel Martinique, die wichtigste Besitzung der Franzosen in Westindien, auf welcher am 31. Jäner 1809 eine englische Escadre unter Contre-Admiral Alexander Cochrane und General-Lieutenant Georg Bekwirth landete. Vergeblich war die tapfere und standhafte Vertheidigung der Franzosen unter ihrem Vice-Admiral Villaret Joyeuse, der alles aufbot, diese Colonie zu retten. Er musste der Uibermacht der Feinde und den ungünstigen Umständen weichen, und am 24. Februar capituliren.


Zeitungsnachrichten.[]

1793.[]

Paris, vom 20. May. [5]

Briefe von Handels-Leuten in Cadix berichten als zuverlässig: daß die Royalisten in Martinique und Guadeluppe, welche die dortigen National Com'issarien auf einem Kriegs-Schiff und 2. Fregatten nach Franckreich wolten transportieren lassen, unterwegs revoltiert, sich dieser Schiffe bemächtiget, und dieselbe nach Spanisch-Trinidat geführt haben.

London, vom 21. Brachmonat. [6]

Mit dem am 21. April von Jamaika abgesegelten Schiffe Herzog von Cumberland, haben wir gestern folgende wichtige Nachricht erhalten: "Am 18. April ward von der aus 16. Reihenschiffen, 12. Fregatte und verschiedenen geringern Fahrzeugen bestehenden Französis. Flotte das Englische Geschwader erblikt, welches nur aus 8. Reihenschiffen, 15. Fregatten und einigen Kuttern bestand. Beide Flotten befanden sich unterm 140sten Grade der Länge und unterm 15 der Breite. Da der franz. Admiral wahrnahm, daß er der engl. Flotte an Stärke überlege' war, so entschloß er sich, dieselbe, wo möglich, anzugreifen. Die Engl. Flotte gerieth demnach mit 12. franz.. Schiffen ins Gefecht. Beyderseits schlug man sich 3. ganzer Stunden hindurch mit der äussersten Hize, bis endlich die überlegene Geschicklichkeit der Engl. Schiffe im Manöuvriren den Vortheil auf ihre Seite zog. Kaum merckten die noch nicht im Treffen stehenden französischen Schiffe das Misgeschick der ihrigen, als sie die weisse Flagge aufzogen und sich zu den Engelländern schlugen. Die im Gefechte Befangenen suchten ihr Heil in der Flucht, welches ihnen zum Theil gelung. So entkamen ihrer 8; die übrigen 4. fielen aber den Engelländern in die Hände. Unter diesen vieren befindet sich das Reihen-Schiff Freyheit, Kapitain Decocp, welches sich muthig gegen das Engl. Schiff London, Kapitain Harle, vertheidigte. Man bemerckt hiebey, daß diese Kapitaine vor dem Kriege sehr gute Freunde waren. Beyde wurden verwundet."

"Nach dieser völligen Niederlage der Franzosen machten die Engelländer sich gefaßt, auf Martinique eine Landung zu wagen. Dieses gelung ihnen besser, als sie es hoffen dorften, und die Engelländer unter freudigem Vivat und mit offenen Armen empfiengen."

Paris, vom 5. Heumonat. [7]

Der Courrier Maritime von Havre, ein Zeitungsblatt, berichtet, daß ein dortiges Handlungs-Haus von Bordeaux die Nachricht erhalten habe, ein aus Baltimore dort angekommenes Englisch-Amerikanisches Schiff habe den Bericht mitgebracht, daß die Insuln Guadeloupe und Martinique sich an die Engelländer ergeben haben.

London, vom 26. Heumonat. [8]

Die Regierung hat von dem Admiral Gardner in West-Indien die Nachricht erhalten, daß die Truppen von seiner Flotte zwar auf der Insul Martinique gelandet, die dortigen Einwohner aber sich ihnen mit vereinigter Macht wiedersezt haben, so daß er sie bis zu ihrer Wiedereinschiffung durch seine Kanonen habe schüzen müssen. Sie werden nun so lange am Bord bleiben, bis sie von den Besazungen verschiedener Engl. und Spanischen Gouvernements Verstärkung erhalten haben.


1807.[]

Frankreich [9]

Man vernimmt aus Privatbriefen, daß man im Monat September zu Martinique die Nachricht von einem grossen zu Guadeluppe durch einen Sturm verursachten Unglücke erhalten hatte, worüber übrigens diese Briefe keine näheren Umstände anführten. Um dieselbe Zeit fieng eine Englische Fregatte an vor der Rhede von St. Pierre zu kreuzen, und mehrere Schiffe, unter anderen Dänische und Amerikanische, aufzufangen, welches dem Handel der Insel sehr schadete.

Großbrittanien [10]

London den 22. Febr. Nachrichten aus der eroberten Dänischen Insel St. Croix vom 29. Dez. zufolge, waren 2 Französische Fregatten mit Truppen in Martinique angekommen.


1812.[]

London, den 5ten Februar. [11]

Von Martinique ist ein Schiff angekommen. Es hatte diese Insel im Januar verlassen. Neue Unruhen waren daselbst ausgebrochen.


London, den 16ten September.

(Aus dem Statesman.)

Nach Berichten aus Martinique war diese Insel von amerikanischen Kapern umschwärmt; man stand daher im Begriff, die Miliz zu versammeln, und hatte die Dragoner bereits aufgeboten, um diese Kaper vom Landen und Plündern abzuhalten.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
  2. Fliegende Blätter. Dem französischen Krieg und dem Revolutionswesen unsrer Zeiten gewidmet. April 1794.
  3. Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
  4. Historischer Militair-Almanach des 16. 17. 18. und 19. Jahrhunderts. Mit besonderer Hinsicht auf das letztere, und den oesterreichischen Kaiserstaat. Mit 15 Portraits, für Freunde der neueren und neuesten Kriegsgeschichte von Johann Ritter von Rittersberg. Prag bei C. W. Enders 1825.
  5. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 29. May, 1793. Num. 43.
  6. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 3. Heumonat, 1793. Num. 53.
  7. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 13. Heumonat, 1793. Num. 56.
  8. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 10. Augstmonat, 1793. Num. 64.
  9. Wiener-Zeitung. Nro 10. Mittwoch, den 3. Februar 1808.
  10. Wiener-Zeitung. Nro 25. Sonnabend, den 26. März 1808.
  11. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 46. Donnerstag, den 22. Februar 1812.
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