Marly.[]
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Marly, ehemals mit dem Beynamen le Roi, (jezt Marly la Machine,) Französisches prächtiges Lustschloß und Flecken von 312 Feuerstellen und 1,227 Einwohn. an der Seine, mitten in einem Lustwalde, eine französische Meile von Versailles. Jezt der Hauptort eines Cantons im Departem. der Seine und Oise, Bezirk Versailles. Daselbst bewunderte man die Wassermaschine, welche aus 14 Rädern zusammengesezt ist, und vermittelst dreyer Druckwerke übereinander, das Wasser der Seine über 300 Fuß hoch trieb, auch 2,500 Stücke Holz in Bewegung sezte. Anfänglich wurde das Wasser in 15 eisernen Röhren, deren jede 9 Zoll im Diameter hatte, über 200 Fuß hoch auf einen Thurm, der auf einem Berge steht, und von dem Flusse 610 Klaftern weit entfernt ist, getrieben: von hier trat es in die 330 Klaftern lange und auf 30 sehr hohen Schwibbögen ruhende Wasserleitung, und aus derselben floß es, vermittelst zwey eiserner Röhren, 350 Klaftern weit nach Marly in die großen Reservoir, deren Oberfläche 18,700 Klaftern (Toises,) ausmacht. Von hier gieng es endlich nach Versailles. Ludwig XV ließ Marly 1749 mit vielen Unkosten ausbessern. Während der Revolution ist das künstliche Werk fast gänzlich verfallen; man stellt es aber jezt durch eine weniger zusammengesezte Maschinerie wieder in brauchbaren Zustand.
Von Reisende.[]
Dr. Johann Friedrich Droysen.[]
- [1801]
Hinter Malmaison führte uns unser Weg auf Marly, das durch seine großen Wasserkünste merkwürdig ist. Die Seine ist hier in ein engeres Bett durch einen Damm gezwängt, daher ihr reißender Strom vierzehn große unterschlächtige Wasserräder, deren jedes 30 Fuß im Durchmesser hat, in Bewegung setzen kann. Von diesen vierzehn Rädern waren nur drey im Gange; sie treiben erstens durch ein Druckwerk das Wasser in ein 150 Fuß höher gelegenes Bassin, und setzen zweytens durch ein Gestänge ein zweytes und drittes Druckwerk in Bewegung, durch welche das Wasser endlich zu der Höhe von 502 Fuß, in zwey Behälter, eins zu Marly, das andere zu Lucienne gebracht wird. Dieser wirklich merkwürdige Bau soll an acht Millionen Livres gekostet haben. -- Rannequin aus Lüttich war der Baumeister. Er verfällt jetzt merklich, und wenn nicht bald einer von jenen, im National-Institut öfters erwähnten und verhandelten, Planen zur Ausbesserung desselben, ausgeführt wird, so wird die Zeit jene Zerstörung vollenden, welche dieser Maschine in der Schreckensperiode den Untergang drohete, wo man die großen Bleyröhren und das Metall zu Kanonen und Ammunition bestimmt hatten. –
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
- ↑ Dr. Johann Friedrich Droysen's Bemerkungen gesammelt auf einer Reise durch Holland und einen Theil Frankreichs im Sommer 1801. Göttingen bey Heinrich Dieterich. 1802.