Marie Victor de Fay, Marquis von Latour-Maubourg.[]
[1]
Marie Victor de Fay, Marquis von Latour-Maubourg, Pair von Frankreich und General-Lieutenant, geboren den 11. Februar 1756.
Vermöge seiner Geburt nahm er 1782 Kriegsdienste, wurde später in die Garde versetzt und leistete Ludwig XVI. an dem verhängnißvollen 5. Oct. 1789 nicht unbedeutende Dienste. Nach der Revolution vom 10 Aug. 1792 wanderte er aus und kehrte erst unter dem Consulate Buonaparte's nach Frankreich zurück, der ihn zu Anfange des Jahres 1800 nach Aegypten sandte, um dem Obergeneral Kleber die Nachricht der in Frankreich vorgefallenen politischen Ereignisse zu überbringen. Kleber behielt ihn bei sich, ernannte ihn zum Brigadegeneral und gab ihm das Commando über ein Chasseurregiment, an dessen Spitze er in der Schlacht bei Alexandrien (22. März) Wunder der Tapferkeit verrichtete. Zufolge der Capitulation der französischen Armee kehrte er nach Frankreich zurück, wurde Offizier der Ehrenlegion, zeichnete sich bei Ens und Austerlitz aus und wurde (25. Decbr. 1805) Brigadegeneral, so wie er auch am preußischen Feldzuge Theil nahm und (9. Mai 1807) den Grad als Divisionsgeneral bekam. Das französische Bulletin über die Schlacht bei Heilsberg (10. Juni) gedachte der glänzenden Angriffe, die er gegen die russische Armee ausgeführt, in den rühmlichsten Ausdrücken. Auf gleiche Weise focht er auch in der Schlacht von Friedland und erhielt dabei eine Wunde.
Im Jahre 1808 begab sich Latour-Maubourg zur Armee von Spanien. Er befehligte die Cavallerie der Süd-Armee und focht mit Auszeichnung in den Schlachten bei Merida, Cuença, Occana (28. Novbr. 1809), Gebora (19. Febr. 1811), Albufera (16. Mai) und in mehrern andern Gefechten. Bei dem Zuge nach Rußland kam er zu dem dritten Armeecorps unter Grouchy und zeichnete sich in einem Cavalleriegefecht bei Rozniecki gegen den Fürsten Bagration [xxxx] und in der Schlacht an der Moskwa (7. Sept.) aus. Bei dieser Gelegenheit verjagten die sächsischen Cürassire unter Latour-Maubourg und die französischen Cürassire unter Nansouty die russische Division des Generals Basardin, welche der Schanze bei Passarewo zu Hülfe kam, und trieben die Feinde bis zum Dorfe Seminskoy. Auf dem Rückzuge von Moskau hielt er die beste Mannszucht und führte die seinen in guter Ordnung zurück.
Im Feldzuge in Sachsen kämpfte Latour bei Lützen, Reichenbach, Dresden und Leipzig an der Spitze des ersten Corps Cavallerie; doch verlor er am 16. Oct. durch eine Kanonenkugel ein Bein, weshalb er in Leipzig zurückblieb.
Nach Wiedereinsetzung Ludwigs XVIII. kehrte er nach Frankreich zurück, erhielt den Titel Marquis (31. Aug. 1817), war eine Zeitlang französischer Gesandter in London (1819), bekam dann das Portefeuille des Kriegsministeriums und wurde (1821) zum Gouverneur des Invalidenhauses und zum geheimen Staatsrath ernannt.
Marquis de Latour-Maubourg.[]
[2]
Pair von Frankreich, General der Cavallerie, Kriegsminister seit dem 19. Nov. 1819.
Marie Victor Fay, Marquis de Latour-Maubourg ist geboren den 10. Februar 1756. Seine Familie gehört zum ältesten Adel im Vivarais. Er trat schon in früher Jugend in den Militärdienst, und diente zu Anfang der Revolution in der königlichen Garde du Corps. In diesem Verhältniß befand er sich zu Versailles, und hatte seinen Posten am 5. Oct. 1789 im Schlosse, als der Pariser Pöbel in dasselbe eindrang, und die Königin ermorden wollte. Bei dieser Gelegenheit bewies er vielen Muth und große Ergebenheit für den König und dessen Familie.
Bald darauf nebst seinen Gefährten entlassen, blieb er im Schosse seiner Familie bis zum 10. Aug. 1792. Wenig Tage nach dem Sturze des Thrones verließ er Frankreich und lebte im Auslande. Er befand sich auf der Insel Malta, als sich Buonaparte derselben bemächtigte. Hier nahm er Kriegsdienste im französischen Heere, das er nach Aegypten begleitete, wo er in Klebers Generalstabe angestellt wurde. Von dieser Zeit (1798) an, zeichnete er sich in der französische Armee durch Tapferkeit, Menschlichkeit und Uneigennützigkeit aus.
Nach seiner Rückkehr aus Aegypten ward er bei der italienischen und dann bei der großen Armee angestellt, wo er ein Corps leichter Cavallerie commandirte. In der Schlacht von Austerlitz, in dem Feldzuge von 1807 und in der Schlacht bei Friedland, wo er zwei Wunden erhielt, leistete er wichtige Dienste. Hierauf zum Brigade-General ernannt, erhielt er im Jahr 1808 ein Commando in Spanien, wo er mehrere Jahre blieb. In den Kriegsberichten wurde seiner oft rühmlich gedacht. Auch hier bewies er jene Menschenliebe und Mäßigung, welche die Hauptzüge seines Characters sind. Im Jahr 1812 nahm er Theil an dem Zuge gegen Rußland, und zeichnete sich in der Schlacht an der Moskwa besonders aus. In der Schlacht bei Leipzig nahm ihm eine Kanonenkugel das eine Bein. Bei seiner Rückkehr nach Frankreich wurde er vernachlässigt und blieb ohne Pension. Denn er sah seit lange, wohin Napoleons System Frankreich führen würde, und er war einer von den Generalen die deshalb ihre Besorgnisse offen zu erkennen gaben. Gleichwohl blieb er dem Kaiser Napoleon treu ergeben bis zu dessen Abdankung, alsdann hat er ihn aber auch gänzlich und ohne Rückhalt verlassen. Aufrichtig erklärte er sich für die neue Dynastie, mit der er sich vollkommen aussöhnte. Der König erhob ihn zum Pair und ertheilte ihm den Ludwigsorden (den 3. Mai 1816). Während der hundert Tage organisirte er einige Bataillone königlicher Freiwilliger, und gab Ludwig XVIII. mehrere Beweise von Anhänglichkeit. Zuletzt bekleidete er (seit dem Anfang des Jahres 1819) den wichtigen Posten eines französischen Bothschafters am englischen Hof, welchen der Marquis von Osmond niedergelegt hatte. Am 19. Nov. 1819 ernannte ihn der König zum Kriegsminister an St. Cyrs Stelle.
Latour-Maubourg hat stets in der Cavallerie gedient. Er wird allgemein für einen der würdigsten und tapfersten Officiere der alten Armee anerkannt. Sein Muth ist mit der größten Kaltblütigkeit, und seine Treue mit Festigkeit gepaart. Umstände haben keine Gewalt über ihn. Folgendes zeigt seine Sinnesart. Als man, nach der Schlacht bei Leipzig, ihm den Schenkel abnahm, zeigte er die größte Ruhe und sagte zu seinem Bedienten, der in Thränen zerfloß: "Weine nicht, zu deinem Vortheil schneidet man mit jetzt das Bein ab; denn künftig wirst du mir nur einen Stiefel zu wichsen haben." Seinen Stelzfuß nennt er im Scherz nur sein illegitimes Bein.
Seine Anhänglichkeit an den König ist frei und ohne Rückhalt; man hält ihn für so ergeben, als es nur ein Emigrant seyn könnte. Da er nun auch bei der alten Armee in hoher Achtung stand, so hielt man ihn für geeignet, ein dem St. Cysrchen entgegengesetztes System in der Verwaltung des Heerwesens ohne die Armee zu erbittern, allmählig einzuführen. Schon hat er mehrere buonapartische, von St. Cyr angestellte Offiziere aus dem Dienste entfernt, und die Garde des Königs wieder nach Paris kommen lassen. Da er übrigens auf die Ansichten des neuen Ministeriums ganz eingeht, so hat er eben so sehr das Vertrauen des Hofes gewonnen, als das der Nation und selbst eines Theiles des Heeres geschwächt. Indeß können auch die Liberalen diesem wackern Krieger, der rechtlich, uneigennützig und daher arm in allen Verhältnissen geblieben ist, keinen andern Vorwurf machen, als daß sie behaupten, er leiste ihnen keine Gewähr für seine constitutionellen Grundsätze. Von einem so festen Manne aber bedarf es wohl keiner andern Gewähr, als die sein früheres Leben bereits gegeben hat.
Geschichte Napoleons und der großen Armee im Jahr 1812.[]
Philippe-Paul de Ségur
Der Kaiser bemühte sich jedoch, einen Versuch zu machen, der nicht ganz fruchtlos blieb, nämlich, alles, was noch von Reiterei übrig war, unter einem einzigen Anführer zu sammeln; allein von sieben und dreißigtausend Reitern, die über den Niemen gegangen, waren nur noch achthundert zu Pferde. Napoleon übertrug den Oberbefehl darüber an Latour-Maubourg, und niemand, mag es nun aus Abspannung oder Achtung gewesen seyn, erhob eine Widerrede.
Latour-Maubourg empfing diese Ehre oder diese Last ohne Freude und ohne Betrübniß, er war überhaupt ein Wesen besonderer Art, immer bereit, ohne ängstlich besorgt zu seyn, ruhig und thätig, von einer bemerkenswerthen Strenge der Sitten, die aber wirklich in seiner Natur lag, und nicht darauf berechnet war, sich äußerlich zu zeigen, übrigens einfach und wahr in allen seinen Verhältnissen, und seinen Ruhm suchte er nur in Handlungen und nie in Worten. Sein Gang war immer von gleicher Ordnung und gleicher Haltung, mitten unter einer wilden Auflösung, und dennoch stieg er, was dem Jahrhunderte Ehre macht, eben so schnell, eben so hoch und eben so bald als die übrigen.
Quellen.[]
- ↑ Dr. R. Fl. Leidenfrost's französischer Heldensaal oder Leben, Thaten und jetzige Schicksale der denkwürdigsten Heroen der Republik und des Kaiserreichs, insonderheit der Waffengefährten und Marschälle Napoleons. Ilmenau, 1828. Druck und Verlag von Beruh. Friedr. Voigt.
- ↑ Zeitgenossen. XVII. Leipzig: F. A. Brockhaus. 1820.
- ↑ Geschichte Napoleons und der großen Armee im Jahr 1812 von dem General, Grafen von Segür. Aus dem Französischen. Berlin und Posen, bei Ernst Siegfried Mittler. 1825.