Enthauptung der Königin von Frankreich.[]
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Der sechszehnte Oktober 1793.
Es scheint, daß die Königin Marie Antoinette von Frankreich seit der Hinrichtung ihres Gemahls sich mit dem Gedanken, ebenfalls eines solchen Todes zu sterben, immer vertrauter gemacht habe, denn sie behielt Ruhe und Fassung in allen ihren verhören. Am heutigen Tag, früh um halb fünf Uhr, hörte sie ihr Urtheil ohne Bestürzung an und gieng, ohne ein Wort zu sprechen, auf dem Audienzsaal. Um 5 Uhr ward in allen Sektionen von Paris Rappell geschlagen, um 7 Uhr war die ganze bewaffnete Macht parat. Kanonen wurden an den Zugängen der Brücken, auf öffentlichen Plätzen xc. aufgestellt und um 10 Uhr zogen zahlreiche Streifwachen durch die Gassen. In einem Deshabillé von weißem Pique wurde der Königin gleich andern Verurtheilten zur Hinrichtung geführt, begleitet von einem constitutionellen Priester in weltlicher Tracht und eskortirt durch zahlreiche Detaschements der Gensd'armerie zu Fuß und zu Pferd. Mehr als 30,000 Bewaffnete waren in den Strassen, durch welche sie kam, in doppelten reihen aufgestellt. In dem Gesicht der Verurtheilten sah man weder Trotz noch Verzagtheit, sie blieb unempfindlich bey dem ewigen Geschrey: "es lebe die Republick!" Als sie auf dem Revolutionsplatz angekommen war und die Tuilerien, nun Nationalgarten genannt, ansichtig wurde, bemerkte man eine lebhafte Gemüthsbewegung auf ihrem Gesicht. Sie faßte sich aber bald, bestig das Schaffot mit vielem Muth und ein Viertel nach 12 Uhr fiel ihr Kopf.
Zeitungsnachrichten.[]
1793.[]
Wien, vom 10. Hornung. [2]
Die ganze Monarchie erbebt über das bevorstehende Schicksahl der Königin, einer angebeteten Prinzessin, die als ein Kund der Unschuld und des Kummers nach Franckreich geschickt worden, um das elendeste Leben zu führen. Weissagend weinte sie bey vor 23. langen Jahren die bittersten Thränen, konnte sich nicht loßreissen aus den Armen der zärtlichsten Mutter, und dem Schooße einer vielgeliebten Familie, und eilte dem auf sie laurenden Verderben zu.
Paris, vom 22. Hornung. [3]
Vor einigen Tagen proponierten die Commissarien im Temple der Wittwe Ludwigs XVI., Ihren Kindern und Ihrer Schwägerin, Madam Elisabeth, in den Garten hinunter zu gehen und sich dort eine Bewegung zu machen; sie antworteten aber darauf, es würde Ihnen zu weh thun, neben den Zimmern ihres verstorbenen Gemahls, Vatters und Bruders vorbey zu gehen, und darum wollen sie lieber noch länger auf Ihrem Zimmer bleiben. Man wolte sie bereden auf die Zinne des grossen Thurms zu gehen, aber sie schlugen auch dieses aus; übrigens scheinen sie seit einigen Tagen etwas beruhigter zu seyn. Das ist freylich wenig, aber doch alles, was man seit geraumer Zeit von der unglüklichen vormahligen Königl. Familie gehört hat.
Paris, vom 9. Augstmonat. [4]Zufolg des täglichen Verzeichnisses von dem Zustand der Gefangenschaften in Paris belief sich am 6ten dieses die Anzahl der Gefangenen in denselben auf 1555. Unter denselben befindet sich nun auch seit dem 2ten dieses die verwitwete Königin. Ihr Eintritt in eins der öffentlichen und gemeinsten Gefängnisse, wird ohne alle weitere Umstände, eben so wie bey andern dahin gebrachten Personen, in den Pariser-Blättern blos mit den Worten angezeigt: In die Conciergerie kam am 2ten August, Maria Antonia, verwitwete Capet.
Paris, vom 16. Herbstmonat [5]
Auf die Vermuthung, daß die verwittwete Königin in ihrem Gefängniß, aller getroffenen Verfügungen ungeachtet, doch noch mit Personen ausserhalb desselben Communikazion habe, begaben sich kürzlich die Administratoren von der Polizey nach der Conciergerie, und forderten derselben ihre Ringe und andern Schmuk an, die sie auch sogleich abgab. Sodann verfügte sie sich zu dem Aufseher des Gefängnisses, wo sie seiner Frau und den beyden bisher zur Bewachung bestelten Gensdarmes befahlen, sich von ihrem bisherigen Posten zu entfernen, und andere genauere Veranstaltungen zur Bewachung der Gefangenen traffen.
Paris, vom 18. Weinmonat. [6]
Die neuesten Pariser Blätter berichten uns eine Begebenheit, von welcher selbst ein Jakobiner-Herz billiger Weise nicht erwarten kann, daß irgend jemand, der nicht die Grundsäze der sogenannten Heiligen Montagne hat, dieselbe mit der Kälte und Gleichgültigkeit nach erzählen werde, womit sie uns in besagten Blättern mitgetheilt wird. Und doch würde es schwehr seyn, hier in einem kleinen Raum alle die Empfindungen zu äussern, welche theils die Begebenheit selbst, theils die Aussicht auf die Sensazion, die sie machen, und auf die Folgen, die sie haben wird, natürlicher Weise erweken. -- Es ist von der wirklich erfolgten Hinrichtung der verwitweten Königin die Rede, die man zwar seit einiger Zeit besorgen muste, von welcher man sich aber doch gern zu bereden suchte, daß es hoffentlich nicht dazu kommen werde. Wir wollen die Erzählung mit dem traurigen Ausgang der Sache anfangen.
Das Verhör, welches vor dem Revoluzions-Tribunal mit der unglüklichen vormaligen Königin am 14. dieses den Anfang genommen, wurde morgens darauf fortgesezt, und nach zwostündiger Unterbrechung Abends um 5. Uhr wieder vorgenommen, da es dann bis vorgestern Morgens um 4. Uhr daurte, und sich mit nachfolgendem Urtheil endigte:
Auf die Erklärung des geschwornen Gerichtes, daß es erwiesen sey: 1) Es haben Unternehmungen und Verständnisse mit den auswärtigen Mächten und andern auswärtigen Feinden der Republik statt gefunden, welche zur Absicht hatten, diesen Feinden Unterstüzungen an Geld zukommen zu lassen, ihnen den Eingang in das Französische Gebiet zu öfnen, und die Progressen ihrer Waaffen in demselben zu erleichtern; 2) Marie Antoinette Lorraine d'Autriche sey überführt, daß sie an diesen Unternehmungen thätigen Antheil genommen, und diese Correspondenzen unterhalten habe; 3) Es sey ausgemacht, daß ein Complot und eine Verschwörung statt gehabt, wovon die Absicht war, im Innern der Republik einen bürgerlichen Krieg zu erregen, durch Bewafnung der Bürger gegen einander; 4) und Marie Antoinette Lorraine d'Autriche sey überwiesen, daß sie an diesem Complot und dieser Verschwörung Antheil genommen: -- Auf diese Erklärung verurtheilt das geschworne Gericht die Marie Antoinette Lorraine d'Autriche, verwitwete Capet, zur Todes-Straffe; erklärt ihr Vermögen, wenn sie dergleichen hat, als an die Republik verfallen, und verordnet, daß gegenwärtiges Urtheil durch ungesäumte Veranstaltung des offentlichen Anklägers auf dem Revoluzionsplaz vollzogen, offentlich verlesen, gedrukt und in der ganzen Republik offentlich angeschlagen werden soll.
Die Vollziehung geschah vorgestern Mittags, am 16. dieses, ein Viertel nach 12. Uhr. Maria Antonia (die Kaysers Tochter und Königs Wittwe) wurde auf dem gewönlichen Scharfrichters Karrn, mit auf den Rüken gebundenen Händen, auf den Richtplaz geführt. Sie war in ein einfaches Deshabille von weisser Leinwand gekleidet, und trug einen kleinen runden Huth. Ein braun gekleideter Beichtvatter begleitete sie. Als ihr der Kopf abgeschlagen war, wurde er von dem Scharfrichter an den 4. Eken des Schaffots dem Volk vorgezeigt, welches schrie: Es lebe die Republik!
So kurz lautet die Erzählung von dem traurigen Auftritt, dessen Bekanntmachung Europa erschüttern und die schon brennende Krieges-Flamme zu einer fürchterlichen Heftigkeit anfachen wird. Wenn, wie nicht daran zu zweifeln ist, die unglükliche Königin sich bey diesem lezten Auftritt Ihres merkwürdigen Lebens auf eine Ihres Charakters und Rangs würdige Weise betragen hat, so werden die umständlichere Berichte davon anderswoher müssen erwartet werden, als aus den Nachrichten ihrer Verfolger und derer, die unter dem Einfluß von diesen stehen. Umständlicher, als die Vollziehung des Todes-Urtheils, wird das von dem Revolutions-Tribunal mit der Verurtheilten vorgenohmene Verhör beschrieben; aber wircklich zu weitläufig, als daß es hier mitgetheilt werden könnte.
Dieses Verhör, welches in den bisherigen Pariser-Blättern noch nicht vollständig gelief__t worden, nahm seinen Anfang mit der Verlesung der von dem offentlichen Ankläger verfaßten Akkusazions-Akte, welche in den heftigsten Ausdrücken abgefaßt ist, und ausser der allgemeinen Anklage, daß die vormahlige Königin die Urheberin alles Unglücks von Franckreich sey, unerhörte Beschuldigungen enthält. Da denselben, wenigstens für j_t noch, keine Beweise beygefügt sind, und die Angeklagte die meisten und wichtigsten dieser Beschuldigungen in dem Verhör nicht eingestanden hat, so kan auch aus diesem Grund die, ohnedem für den Raum dieses Blattes al_uweit_äufige Akkusazions Akte hier nicht wohl vollständig mitgetheilt werden; und einen summarischen Auszug aus derselben, (dessen Vergleichung mit dem Ganzen dem aufmercksamen Leser Anlaß zu mancherley Bemerckungen geben kan) enthält schon das oben angeführte Urtheil des Revolutions Tribunals. Dieses Tribunal hatte der Angeklagten zween Vertheidiger oder Advokaten bewilliget, nemlich Tronson-Ducoudrai und Chauveau. Diese wurden, auf Veranstaltung des Sicherheits-Com'itte sogleich nach Beendigung ihres Geschäftes in Verhaft genohmen und nach dem vormahligen Pallast Luxemburg gebracht, um mit jedem derselben ein besonderes Verhör vorzunehmen. Die Ursache dieser Verhaftnehmung, wie sie das Committe in der vorgestrigen Seßion dem N. Convent hat anzeigen lassen, war: die Angeklagte möchte bey Gelegenheit der Unterredungen, die sie mit ihren Vertheidigern hatte, dieselben für sich interreßiert, und ihnen vielleicht Briefe zur Bestellung übergeben haben, an deren Bekanntmachung viel gelegen seyn dörfte. Es fand sich aber wircklich bey der vorgenohmenen Untersuchung nichts dergleichen, und die obengenannten Vertheidiger der unglücklichen vormahligen Königin (deren Geschäft eine blosse gerichtliche Formalität gewesen zu seyn scheint, besonders wenn man bedenckt, wie wenig Zeit zwischen der Anklage, der Verurtheilung und ihrer Vollziehung verflossen ist,) sind auch bald wieder auf freyen Fuß gestellt worden. Der eine von diesen Advokaten erklährte bey dem mit ihm vorgenohmenen Verhör: die Verurtheilte habe ihm weiter keinen andern Auftrag gegeben, als daß sie ihm 2. goldene Ringe, und eine Locke vermuthlich von ihren eigenen Haaren zugestellt, die er einer gewissen in Livry wohnhaften Bürgerinn, Hiary oder Hiarey genannt, zustellen soll, von welcher sie weiter nichts sagte, als daß sie ihre Freundin sey. Diese Ringe und Haarlocke übergab er aber den ihn verhörenden Commissarien des Committe, die sie in ein Papier einwickelten und versiegelten. Beyde Advokaten versicherten, daß die Angeklagte in ihren Unterredungen mit ihnen immer auf der Vereinigung der gegen sie vorgebrachten Beschuldigungen beharret sey, und nur einmahl, da sie zu derselben, auf ihre Anfrage, über die Beschaffenheit der angehörten Zeugen, sagten: Es seyen bisher noch keine positiven Beweise vorgebracht worden: sich geäussert habe: sie fürchte sich nur vor Manuel. Auch habe sie an ihre Vertheidiger die Frage gethan: ob sie sich nicht etwann in ihren Antworten bey dem Verhör zu viel Würde angemaßt habe: denn sie erinnere sich bey ihrem Weggehen aus demselben bemerkt zu haben; daß das anwesende Volck darüber unwillig geschienen, und sie habe eine Frau zu einer andern sagen gehört: Siehst du wie trozig sie ist. -- Das ist nun bisher alles, was wir von den Umständen dieser neuersten, in so mancher Absicht wichtigen Begebenheit sagen können.
Paris, vom 21. Weinmonat. [7]
Von der unglüklich hingerichteten Königin wird in den neuesten Pariser-Blättern weiter mit keinem Wort Erwähnung gethan; ausser daß die Mittheilung des mit ihr vorgenommenen Verhörs noch immer fortgesezt wird.
Brüssel, vom ~~ Weinmonat. [8]
Marie Antonie von Oestreich, Königin von Frankreich, Tochter der unvergeßlichen Therese ist nicht mehr. Gestern erhielt der Graf von Metternich durch einen Courier die traurige Nachricht, daß auch Ludwigs Gemahlin am 16ten dieses unter der gräßlichen Gouillotine ihr Leben verblutet habe. Diese Nachricht bringt nachfolgende Umstände mit: Bey ihren verschiedenen Verhören hat sie sich ganz erhaben, wie eine deutsche Fürstentochter betragen mit kaltem Blute, männlicher Entschlossenheit, und höchster Geistesgegenwart alle Beleidigungen ausgehalten. Auf die lezte Frage: Ob sich noch etwas einzuwenden habe; antwortete sie, die sich ja ohnehin verlohren sah: "Ich habe nichts einzuwenden". Gleiches sagten auch ihre Vertheidiger, die dann gleich verhaftet wurden. Man sprach ihr nun das Todesurtheil, und übergab sie dem Scharfrichter. Die Hände wurden der Armseligen auf den Rücken gebunden: man ließ sie bis zur Hälfte entblösset auf eine Karre steigen, und der Scharfrichter sezte sich neben sie. So ward sie durch 2 Reihen, welche die unter dem Gewehr stehenden Revolutionsarmee machte, mitten durch unzählbare Volkshaufen zum Gerichtsplaze geführt Ruhig und sanft, wie die Unschuld wallte ihr Aug über das unnatürliche Volk, das noch aus der Hoheit und Würde ihrer Züge seine Königin kennen konnte. Um 12 Uhr Morgens bestieg sie das Blutgerüst, wo auch ihr Gemahl ausgelitten hatte. Sie kniete nieder, blickte Hoffnungsvoll zum Himmel, bog dann ihr Haupt unter das Mordmesser, und -- sie war nicht mehr. Das unmenschliche Volk, das, bezahlt dazu, das Blutgerüst umzingelte, schrie sein Bravo; 3 junge Leute, die sich durch die Volksmenge drangen, um ihre Tücher im Blute der Ermordeten zu färben, wurden ergriffen, und vestgesezt.
Die Bestürzung, der Schrecken und Abscheu, den diese schauervolle Nachricht hier allgemein verursacht hat, ist fast nicht auszudrücken. Alle öffentliche Lustbarkeiten wurden gleich verboten; dumpfer Schmerz umwölkt alle Gesichter, der bald mit rachsichtiger Wuth gegen ein Volk abwechselt, das nun das Maaß seiner Greuel voll gemacht hat. Man kan es sehen, daß die Niederländer noch ihre Herrscher lieben, und diese Beschimpfung des Blutes ihrer Fürsten tief fühlen. Die Erbitterung der Ungarn bey der Armee wird nun Raserey werden. Sie werden nur Rache schnauben gegen Antoniens Mörder, die die Tochter ihrer so heiß geliebten Therese war. Ein hiesiger Fransoz schoß sich in der ersten Betäubung aus seinem Zimmer eine Kugel durch den Kopf. Ausser diesem Franzosen hat sich auch gestern morgen der Graf von Elsaß, ein französischer Officier, als er die Nachricht von dem Tode der Königin erhielte, erschossen. Gestern Abend um 9 Uhr wurde ein Courier mit dieser entsezlichen Nachricht von hier nach Wien abgeschickt.
Ein anders, vom obigen Dato.
Noch bin ich nicht kaltblütig genug, ihnen die Umstände von dem am 16ten dieses an der Königin verübten Morde der Länge nach zu erzehlen. Die Standhaftigkeit, welche diese grosse Fürstin bey einer so harten Prüfung bewies, erregt allgemeine Bewunderung. Nur das Schicksal ihrer Kinder ängstigte Sie. Wirklich bath Sie auch ihre Beyden Räthe, sie möchten Ihr doch die Gunst verschaffen, dieselben noch einmal vor ihrem Abschiede aus dieser Welt an ihren mütterlichen Busen drücken zu können. Die beyden Räthe standen auch wirklich darum an; es wurde ihnen aber abgeschlagen, und als sie der Königin diese Nachricht hinterbrachten, so entquoll ihren Augen ein Strom von Zähren, und Sie überließ sich ganz dem Schmerzen und der Verzweiflung. Die ganze Nacht vom 15. auf den 16ten sprach Sie immer von ihren Kindern, Sie rief dieselben mit ihren Namen und streckte unaufhörlich die Arme nach ihnen aus, als seyn sie gegenwärtig. Am 16ten Morgens trat endlich der alte Pfarrer von st. Lorenz in ihr Gefängniß, welcher Sie auch bis auf den Richterplaz begleitete. Dieser fand Sie noch in Thränen schwimmend und mit der Verzweiflung ringend nach ihren Kindern haschen. Nun suchte Sie ihren Trost in der Religion, und fand ihn auch darin sowohl als in der Ueberzeugung, daß Sie dem Gott, vor welchem Sie nun baldigst erscheinen werde, ein reines Herz darbringen könne. Indessen konnte Sie ihr Kinder doch nicht ganz vergessen, denn selbst unter dem Mordeisen hörte man Sie noch rufen: Lebe wohl meine Kinder! ich gehe zu eurem Vater.
Paris, vom 28. Weinmonat. [9]
Das umständliche Protokoll von dem mit der vormahligen Königin vorgenohmenen Verhör ist nun endlich in den hiesigen offentlichen Blättern zu End gebracht. Die lezte Frage des Presidenten von dem Revolutions-Tribunal an die Angeklagte war; ob sie weiter etwas zu ihrer Vertheidigung anzubringen habe. Maria Antonia antwortete: Gestern noch kannte ich die gegen mich aufgestellten Zeugen nicht, was sie gegen mich aussagen würden; kein Mensch hat eine erwiesene Thatsache gegen mich vorgebracht. Och endige mit der Bemerckung; daß ich nur die Frau von Ludwig XVI. war, und mich nach seinem Willen richten mußte. -- Der President kündigte nun an, daß die Untersuchung zu Ende sey. Die der Angeklagten von dem Tribunal zugegebenen Sachwalter verrichteten nun ihr Amt, und wurden, wie es heißt, mit grosser Stille angehört; aber was sie zu ihrer Vertheidigung gesagt haben, wird, bisher wenigstens noch nicht gemeldet. Die Angeklagte mußte jzt abtretten; der President wiederholte noch einmahl, als wenn sie eingestanden oder erwiesen wären, die in der Akkusazions-Akte enthaltenen wichtigsten Klage-Punkten; die Richter wurden um ihre Meynung angefragt, das Urtheil abgefaßt und der Verurtheilten vorgelesen. Von dem Betragen der Königin ertheilt selbst das Zeitungs-Blatt, der Moniteur, folgende Nachricht: Maria Antonia behielt während ihrem Verhör fast immer eine ruhige und feste Fassung. In den ersten Stunden desselben sah man sie mit dem Anschein von Distraktion ihre Finger auf der Lehne des Sessels bewegen, als wenn sie auf dem Forte-Piano spielte. Als sie ihr Urtheil vorgelesen hörte, äusserte sie kein Zeichen von Gemüths Erschütterung und gieng aus dem Gerichts Saal weg, ohne ein Wort zu sagen, ohne weder ihre Richter, noch die Zuhörer anzureden. Es war Morgens um halb 5. Uhr. Man führte sie nach der Conciergerie zurück in das Zim'er der Verurtheilten. -- Um 5. Uhr wurde in allen Sektionen Rappel geschlagen, um 7. Uhr War die ganze Pariser-Nations-Garde unterm Gewehr; an den Eingängen der Brücken, und auf den offentlichen Pläzen und an den Kreuz-Strassen waren Kanonen aufgepflanzt, vom Palais an bis zum Revolutions-Plaz; um 10. Uhr zogen zahlreiche Patrullen durch die Strassen, um 11. Ihr wurde Maria Antonia, (auf die Art und in dem Aufzug, wie bereits gesagt worden) zum Richterplaz geführt, von zahlreichen Detaschementern der Gensdarmerie zu Fuß und zu Pferd begleitet. Sie schien auf dem ganzen langen Weg die bewafnete Macht, über 30000. Mann, welche in allen Strassen, wo sie durchkam, in zwo Reihen standen, mit Gleichgültigkeit anzusehen. Man erblickte in ihrem Gericht weder Niedergeschlagenheit noch Troz und sie schien unempfindlich bey dem Geschrey: "Es lebe die Republick! Herunter mit der Tyranney!" welches sie beständig auf dem ganzen Weg hörte; mit ihrem Beichtvatter redete sie wenig; die dreyfarbigten Fahnen in der Strasse dü Roule und St. Honore zogen ihre Aufmercksamkeit auf sich, auch betrachtete sie die Inschriften an den Häusern. Als sie auf dem Revolutions-Plaz ankam, wendete sie ihre Blicke nach den Tüilerien, und nun bemerkte man auf ihrem Gesicht Zeichen einer lebhaften Bewegung; sie bestieg das Blutgerüst mit vielem Muth; und jzt geschah -- was wir wissen.
Quellen.[]
- ↑ Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 20. Hornung, 1793. Num. 15.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 2. Merz, 1793. Num. 18.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 17. Augstmonat, 1793. Num. 66.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 25. Herbstmonat, 1793. Num. 77.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 26. Weinmonat, 1793. Num. 86.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 30. Weinmonat, 1793. Num. 87.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 2. Wintermonat, 1793. Num. 88.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 6. Wintermonat, 1793. Num. 89.