Das Ableben Ihrer Majestät der Kaiserin Marie Ludovike Beatrix Antonie.[]
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Der Oesterreichische Kaiserstaat ward durch das am 7ten April in Verona erfolgte Ableben Ihrer Majestät der Kaiserin Marie Ludovike Beatrix Antonie, in die tiefste Trauer versetzt; eine Fürstin, die sich durch Tugend, Geist und Liebenswürdigkeit so sehr auszeichnete. Die Monarchin behielt ihre volle Geistesgegenwart bis zu dem letzten Augenblicke, und entschlief im Beiseyn Sr. Maj. des Kaisers, der in der ganzen letzten traurigen Periode ihrer Krankheit kaum die Seite seiner Gemahlin verließ, mit einer vollkommnen Dahingebung in den Willen der göttlichen Vorsehung sanft und ruhig.
Die Verewigte war bekanntlich zu Mayland den 14. Dec. 1787 geboren, und hatte seit ihrer frühesten Jugend, obwohl in klösterlicher Einfachheit erzogen und für den Klosterstand von ihren erlauchten Ältern bestimmt, außerordentliche Talente entwickelt. Als die Familie von Este im Jahre 1796 durch die Franzosen genöthigt wurde, die Lombardei zu verlassen, war auch die Prinzessin im 9ten Jahre ihres Alters genöthigt, sich mit ihren Ältern nach den inneröstreichischen Staaten und später nach Wienerisch-Neustadt, vier Meilen von Wien, zurückzuziehen, wo ihre Erziehung unter unmittelbarer Aufsicht ihrer Mutter, der Erzherzogin Beatrix von Este, vollendet wurde. Hier war es, wo die Fürstin in stiller Zurückgezogenheit und noch zarter Jugend an den Ereignissen, welche Europa in den Jahren 1799, 1800 xc. erschütterten, einen lebhaften Antheil nehmen lernte, welcher Antheil ihrem lebhaften Geiste Nahrung und ihrem Charakter früh jene Seelenstärke verlieh, die sie in den spätern verhängnißvollen Jahren so herrlich bewährte. Der Druck französischer Tyrannei in Deutschland und der Haß Bonapartes, welcher stets auf den gänzlichen Untergang ihres Hauses zu sinnen schien, machten sie zu seiner erklärtesten Gegnerin, welches sie bis zu ihrem Tode blieb.
Als im Jahre 1807 Se. Maj. der Kaiser Sie zu seiner Gemahlin wählte und sie zum ersten Male den stillen Hof ihrer Mutter mit dem glänzenden Hoflager des Kaisers vertauschte, da erschien sie mit Anspruchlosigkeit, Schönheit und stiller Majestät in der Kaiserburg. Bald nach ihrer Vermählung, welche den 6ten Jan. 1808 vollzogen wurde, sahen Oestreichs Bewohner Jahre des Schreckens und der Leiden, welche der Monarchie den Untergang drohten. Diese Leiden Oestreichs gingen der Monarchin so zu Herzen, daß ihre ohnedies schwache Gesundheit auf immer zerrüttet wurde. In den Jahren 1812 und 1813, bei Eintritt der außerordentlichen Ereignisse, welche Napoleons Sturz beschleunigten, zeigte sich die verklärte Fürstin als eine wahrhaft deutsche Frau. Große Summen wurden von ihr zu Unterstützungen von Landwehrwittwen verwandt. Dabei vergaß sie aber nicht das heilige Interesse ihrer Familie und des Kaiserstaats, indem ihr ganzes Wirken und Streben dahin gerichtet war, Oestreichs alten Glanz herzustellen, wozu sie den Besitz der Lombardei für unumgänglich nöthig hielt.
Vom Schicksale ward es ihr noch vergönnt, ihre Familie im Wiederbesitze ihrer Staaten zu sehen: aber ihre Gesundheit verschlimmerte sich zusehends. Beim Anfange des Kongresses, wo so viele europäische Fürsten ihren außerordentlichen Verstand und die Erhabenheit ihres Charakters zu bewundern Gelegenheit hatten, kränkelte sie bereits. Doch war sie ein Jahr später nicht abzuhalten, an der Reise nach ihrer ersehnten Heimath Theil zu nehmen, wo aber das Verhängniß ihrem Leben durch einen sanften Tod zum größten Schmerze ihrer Familie ein Ende machte. Groß ist der Verlust für sämmtliche Kinder Sr. Majestät, besonders für die ältern Erzherzoginnen, Leopoldine, Klementine und Karoline, die an ihr eine liebevolle Mutter und zärtliche Freundin verlieren, welche ihrer Erziehung so manche Stunde widmete; aber auch jeder östreichische Unterthan beklagt den Verlust einer jungen Fürstin, welche so lebhaft an die Jugend der großen Maria Theresia erinnerte.
Zeitungsnachrichten.[]
1812.[]
Wien, den 29sten April. [2]
Es heißt, daß die Kaiserin in diesem Sommer wieder die Bäder zu Töplitz gebrauchen werde. So viel ist gewiß, daß daselbst bereits Anstalten zum Empfang dieses erhabenen Gastes gemacht werden.
Wien, den 29sten July. [3]Ihre Majestät, die Kaiserin, befindet sich noch zu Töplitz, wo auch Ihre Königl. Majestäten von Sachsen angekommen sind.
Prag, den 12ten August.Gestern, Vormittags gegen 11 Uhr, sind Ihre Majestät, die Kaiserin, von Töplitz hier angekommen, und haben, ohne sich aufzuhalten, nach geschehenem Pferdewechsel, Allerhöchstihre weitere Reise nach Wien fortzusetzen geruhet.