Marburg.[]
Marburg, Hauptstadt in Oberhessen, mit 5,660 Einwohnern, gegen 800 Gebäuden und einem Schlosse, an der Lahn, in dem davon benannten Amte, gehört dem Kurfürsten von Hessen. Sie hängt gleichsam an einem Berge, und oben auf demselben liegt das Schloß, welches befestigt ist. Im J. 1527 ist eine Universität hier angelegt worden, und 1727 feyerte sie ihr zweytes Jubiläum. Im J. 1773 hat der verstorbene Kanzler Estor seine Bibliotheck der hiesigen Universität und sein Wohnhaus der fürstlichen Stipendiaten vermacht. Unter der Regierung des jetzigen Kurfürsten hat die Universität zu Marburg ansehnliche Verbesserungen erhalten. Gegenwärtig hat sie 25 ordentliche und 5 ausserordentliche Professoren, ein staatswirthschaftliches und ein chirurgisches Institut. Seit dem Ende des J. 1788 wird in einer Capelle des deutschen Hauses, durch einen vom Landgrafen besoldeten Geistlichen, katholischer Gottesdienst gehalten. Die lutherische schöne St. Elisabethkirche ist sehenswerth, besonders der heil. Elisabeth kostbares Monument von geschlagenem übergoldetem Silber, mit Perlen und Edelsteinen besezt, und eines Grafen zur Lippe alabasternes Grabmal: dabey ist auch das deutsche Ordenshaus, darinn der Landcomthur residirt, welcher die Balley Hessen verwaltet. Dieser wird, zufolge eines Vergleichs von 1681 wechselsweise aus der katholischen, reformirten und lutherischen Religion gewählt. Ausserdem findet man hier die zweyte Casselische Regierung und Consistorium, eine lutherische Superintendur, ein Pädagogium, 2 deutsche und eine französische reformirte Kirche; auch eine Baumwollen- und Zeugmanufaktur. Im J. 1757 besezten die Franzosen das feste Schloß: die Alliirten aber nahmen es ihnen durch Belagerung am 11. Sept. 1759 wieder ab. Den 30 Jun 1760 eroberten es die Franzosen vom neuen, und schlugen den 13. Febr. 1761 eine heftige Attaque der Alliirten auf die Stadt glücklich ab.
Marburg..[]
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Marburg, die Hauptstadt in Ober-Hessen mit ungefähr 5500 Einwohnern und einem Schlosse, an der Lahn gelegen. Sie hängt gleichsam an einem Berge, auf welchen ober das Schloß liegt. Im J. 1527 wurde hier die erste protestantische Universität von dem Landgrafen Philipp dem Großmüthigen gestiftet, welche unter der Regierung des jetzigen Churfürsten ansehnliche Unterstützungen erhalten hat. Sie besteht gegenwärtig (1816) aus 28 ordentlichen und 5 außerordentlichen Professoren, unter welchen die Philologen Wagner und Hartmann, die Philosophen Tennemann, Justi, Rommel, der Mathematiker Lorenz, die Aerzte und Naturforscher Wurzer, Busch, Stein, hat unter andern ein (1789 gestiftetes) staatswirthschaftliches und ein (1801 gestiftetes) chirurgisches Institut, ein anatomisches Theater mit einer Sammlung auserlesener Präparate, welche schon Sömmering beschrieben hat, desgleichen ein zootomisches Theater, und ein nach des verstorbnen Steins Angabe 1792 eingerichtetes Entbindungshaus, und eine ansehnliche Bibliothek, welche durch die Bibliothek der Commende Luclum vermehrt worden ist. Die Anzahl der Studirenden betrug 1809 135, und 1810 175. Unter den lutherischen Kirchen ist die St. Elisabethskirche mit ihren schönen Denkmälern die sehenswertheste. Die Stadt hat einige Manufacturen. Im J. 1529 wurde hier auch zwischen den wittenberger und schweizerischen Reformatoren das bekannte marburger Religionsgespräch gehalten. Im J. 1757 besetzten die Franzosen das Schloß; die Alliirten nahmen es ihnen aber durch Belagerung 1759 wieder ab. Im J. 1760 eroberten es die Franzosen von neuem und behaupteten sich 1761 gegen einen heftigen Angriff der Alliirten. Während der Dauer des Königreichs Westphalen war Marburg die Hauptstadt des Werra-Departements.
Von Reisende.[]
Jean-Philippe Graffenauer.[]
Lüneburg im November 1806.
Da ich mich in Friedberg, Butzbach, Gießen und Marburg nicht verweilt habe, so weiß ich über diese Städte wenig zu sagen. Im Ganzen ist Hessen ein vortreffliches, fruchtbares und fleißig angebautes Land. Bey Butzbach sind die Wege abscheulich. -- Marburg ist auf eine höchst seltsame Weise angelegt: die Stadt ist rund um einen Hügel erbauet, auf dessen Spitze ein altes Schloß stehet, in welchem vor alten Zeiten die Landgrafen von Hessen residirten. Auf der Gallerie dieses Schlosses muß man eine sehr weite Aussicht über die ganze umliegende Gegend haben. (>>>)
Zeitungen.[]
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Die Marburger Anzeigen. Mit Landesherrlicher gnädigster Erlaubniss, jeden Samstag einen Quartbogen, nehmen ausser Oberhessen auch Nachrichten von auswärtiger Nachbarschaft auf. Ein nützlicher stehender Artikel ist die Namenliste der vielen Durchreisenden.
Ausserdem ist in Marburg kein Zeitungsblatt vorhanden, und die Behauptung des Gegentheils in neuern Schriften aus einem begreiflichen Irthum entstanden. Die im Jahre 1789 von Böhm und Schleicher herausgegebene Militairische Zeitung führte nemlich diese Benennung nur uneigentlich; sie war nicht für Neuigkeiten zunächst bestimmt, sondern eine Bibliothek des Kriegsstandes und kam daher Bandweise heraus.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Meine Berufsreise durch Deutschland, Preußen und das Herzogthum Warschau, in den Jahren 1805, 1806, 1807 und 1808. Von J. P. Graffenauer, Doktor der Arzneygelahrtheit, vormaligem Arzte bey der großen französischen Armee, mehrerer gelehrten Gesellschaften Mitgliede. Chemnitz, bey Carl Maucke. 1811.
- ↑ Ueber politische Zeitungen und Intelligenzblätter in Sachsen, Thüringen, Hessen und einigen angränzenden Gebieten. Von Joachim von Schwarzkopf. Gotha, in der Ettingerschen Buchhandlung 1802.