Zeitungsnachrichten.[]
- [1793]
Mainz. vom 15. Hornung. [1]
Die 5. Galgen in der Stadt haben nnn auch 5. Wächter bekommen, weil man alle Tage die beissendsten Pasquille daran fand. Nach dem Geständnisse der Französis. Aerzte sind dermal 8000. Kranke hier. Wegen des Mangels des Plazes werden wöchentlich mehrere nach Landau transportirt. Ein Tag in den andern gerechnet sterben bey 20. in den Lazarethen. Da kein Plaz mehr auf den Kirchhöfen in der Stadt ist, so werden sie alle auf den Judensand und das Gunsenheimer Feld begraben. Die ganz Garnison scheint nur ein Lazareth zu seyn. Unsere Gegend hat jezt die Gestalt einer Wüste, im ganzen Kasseler, Kostheimer und Hochheimer Felde, wo beynahe 6000. Fruchtbäume standen, und auf den Auen ist keine Staude mehr zu sehen. Täglich findet sich eine Menge Volks bey hiesigen Klub ein, dessen Absicht dahin geht, um recht zischen, pfeiffen und lachten zu können. Die Zahl der Klubisten nimmt auch ab. Cüstine hat bey der Nachricht von dem Tode des Königs, so wie ein grosser Theil der Linientruppen seinen Unwillen laut geäussert.
Von unserer Justiz ein Beyspiel. Ein Bürger von Weissenau verlohr kürzlich durch alle Instanzen einen Prozeß, und weil keine Appellation mehr statt fand, stieß er dem Amtsvogt einen Hohldegen sechsmal durch den Leib. Man versichert, daß ihm deßfalls kein Haar gekrümmt werde.
Aus Worms, Speyer und besonders von hier wandern sehr viele Menschen aus. Mißvergnügen über die jezige Verfassung, und besonders über den Zwang, womit alles beherrscht und aller Vorrath von Lebensmittel in die Französische Magazine abgeführt wird, und hier noch besonders die Furcht vor allen Arten Unglücks während der bevorstehenden Belagerung, ist es, was die Leute hinwegtreibt. In den hiesigen Zeitungen und Intelligenzblättern aber, worinn diese Abreisende namentlich angeführt werden, ist nur von Besuchen naher Verwandten, von Reisen zu Aerzten oder Bäder, um sich von Krankheiten zu heilen, xc. die Rede.
Mainz, vom 20. Hornung. [2]
Die fliegende Brücke von Oppenheim liegt hier im Gartenfelde, und bringt die Truppen von der Auerschanze hin und herüber. Gesagtes Gartenfeld wird würcklich bis auf den Grund rasirt. Weder Haus noch Hecke darf stehen bleiben. Alle Alleen, auch die grosse, die sich nach Mombach zieht, werden niedergehauen und allenthalben neue Verschanzungen errichtet. Auch die Bäume in der Favoritte sind schon bis auf die Hälfte niedergerissen; an ihre Stelle kommen Batterien und Minen. Der Niederolmer und der Mombacher Wald werden vor und nach zusammengehauen, denn der Holzmangel ist ausserordentlich groß, weil der Main und der Rheingau, wo sonst alles Holz herkam, gesperrt sind. Die Preussen rücken jezt mit starken Schritten über den Hundsrück vor.
Mainz, vom 23. Hornung. [3]
General Cüstine ist am 19ten dieses auf einige Tage verreißt, um die von hier bis Straßburg getroffene Vertheidigungs-Anstalten in Augenschein zu nehmen. -- Auf Befehl des Generals sind die Strassen gereinigt worden. Er hat 3000. Livres dazu hergegeben. -- Die hiesige Burgerschaft hat eine Vorstellung dem Commandanten, General Wimpfen, übergeben, und gebeten, daß man sie mit dem vorgeschriebenen Eid verschonen möchte. Wimpfen wollte auch einen Courier deshalb nach Paris absenden, aber eben als er abgehen sollte, kamen die Commissarien des Convents von ihrer Reise zur Mosel-Armee wieder hier an, hielten den Courier zurück, wiesen obgedachte Vorstellung ab, und erliessen eine Declaration an das Volk des Stadt Maynz worin er heißt: "Eure Urversammlungen sollen am 24. dieses Monats statt finden, und wir erklären alle Akten oder Proclamationen für null und nichtig, die dagegen sind. Dem zufolge haben alle Bürger den Eid abzulegen, der in der Proklamation des Generals Cüstine vom 16ten dieses Monats kraft erwehnter Dekrete vorgeschrieben ist, und alle und jede Adelichen oder Privilegierten sollen schriftlich ihrem del und ihren Privilegien vor dem 24. dieses entsagen, sonst werden -- da man sie als Unterhändler und Anhänger der Feinde der Franken-Republick betrachten muß -- ihre Güter eingezogen. Auch sollen noch ausserdem gegen sie alle andere allgemeine Maas-Regeln ergriffen werden, welche man für die offentliche Sicherheit nothwendig finden wird."
Nichts desto weniger weigert sich das hiesige Stadtgericht, der Handelsstand und die Geistlichkeit den Eid abzulegen.
Mainz, vom 4 Merz [4]
Es sind jezt überall Spionen, die auf das geringste aristokratische Wörtchen acht geben, und denjenigen, der es auszusprechen wagt, durch die Gensd'armerie gleich in Verhaft nehmen lassen. Anfangs führte man dergleichen Leute über die Brücke, seit 2 Tagen führt man sie aber auf die Aue, um zu schanzen, und Holz zu fällen, welche denn eine sehr gefährliche Arbeit ist, indem die Preussen immer von ihren Batterien von Biberich herüber feuern, wodurch schon viele Bauren die anfangs dazu brauchte, die sich aber jezt alle geflüchtet haben, todt geschossen worden sind. Am Dienstag wurden 10 junge Leute aus der Stadt, die in der grossen Alleen etwas weit spazieren giengen, von den Franzosen mit Gewalt in einen Nachen geschleppt, und auf die Aue geführt, zwey davon wagten es in der Nacht auf den Donnerstag einen Nachen loszubinden, und so mit Gefahr ihres Lebens weg zu fahren. Auf solche Weise verschwindet plözlich mancher, ohne daß man weiß, wo_in.
Niemand bekommt jezt einen Paß mehr. -- Morgen gegen 500. Maynzer, die Invaliden mitgerechnet, auf 5. Schiffen nach Eltvil. Die Jacobsberger-Geistliche sind bereits am 1ten zum Theil über die Brücke geführt worden; einer davon hat geschworen, und die vier zurückgebliebenen sollen erst Rechnung ablegen. Heute sollen die Augustiner, von denen zwey geschworen haben, ebenfalls fortgeschafft werden. Alle Klöster-Güter sind konfiscirt, und alles in den Klöstern mit dem National-Siegel versiegelt. Vermuthlich wird die Reihe auch noch an die Stifter, und Pfarreyen kommen. Die hiesige Vestung wird alle Tage noch fester gemacht; denn man arbeitet Tag und Nacht an den Vestungswerken welche mit den schönsten Kanonen bespickt werden. Diesen Morgen um 4. Uhr mußte fast die ganze Besazung nach Castel ausrücken, weil man einen Angriff vermuthete.
Mainstrom, vom 3 April. [5]
Mainz ist die Zufuhr durch das Lager der Alliirten nunmehro von allen Seiten ganz abgeschnitten, und wenn noch die Schiffmühlen auf dem Rheine zerstöret sind, wird ihre Feldbekerey sehr wenig leisten können. Fast täglich geschehen kleine Ausfälle von den Franzosen, allein ihr Vorrüken wird stets durch die wohlbedienten Batterien der Hessen u. Sachsen vereitelt. Der reform. Pfarrer Endemann aus Worms soll in der Preussen Hände gefallen, und bereits als Rebell bestraft worden seyn. Am 30 Merz Abends spät, kamen 8000 Mann, die von Mainz mit vielen Kostbarkeiten, Geld und Papieren nach Landau ziehen wollten, an den Thoren von Mainz in voller Bestürzung wieder an, weil sie den Weg dorthin von Oesterreicher und Preussen besezt fanden. Die am 25ten Merz nach Paris abgesandte Deputirte Forster, Potocki, Luchs, sollen dabey befindlich seyn. Sie hatten mancherley im Stiche gelassen, und konnten nach der grossen Ermüdung kein anderes Quartier finden, als die offnen Strassen, weil alles in gröster Unordnung zugieng. Das vollgeprofte Lazareth der Franzosen ist im Curfürstlichen Schlosse und auf dem Schloßplaz. Täglich werden Wägen voll Todten von demselben hinausgeführt und auf dem Gartenfelde beerdigt. Nach der Affaire bey Bingen sind 1500 Verwundete eingebracht worden. In Mainz kommandiert gegenwärtig Düpre. Der berüchtigte Blau nebst zwei Geistlichen, die sich in Bettlerkleidungen aus Mainz schlichen, sollen gestern jenseits des Rheins von den Preussen erwischt worden seyn.
Frankfurt, vom 21. April. [6]
Se. Majestät der König haben befohlen, daß man bey dem Belagerungscorps die größte Aufmerksamkeit beobachte, damit sich kein Mensch aus der Vestung herausschleichen könne, und die daselbst befindlichen Ruhestörer der Strafe nicht entgehen, die sie verdient haben.
Aus der Gegend von Mainz, vom 28. Brachm. [7]
Gestern Morgen wurde von allen Deutschen Batterien auf Mainz so stark geschossen, daß in der Gegend der Dohm- und Stephans Kirche, dem Bocksthore und der Citadelle ein Brand entstand, der aber bald wieder gelöschet wurde. Die Franzosen erwiederten das Feuer, jedoch nicht so heftig. Nachmittags gegen 5 Uhr und die Nacht durch, ward von Seiten der Deutschen das Bombardement fortgesezt, wobey öffters zugleich 5 Bomben in die Stadt flogen, welche in der Gegend der Liebfrauenkirche ein grosses Feuer verursachten, daß die Kirche, den Thurm und einige zunächst gelegene Häuser ergriff und das Dach nebst dem Holzwerk in die Asche legte. Erst heute Morgen wurde das Feuer gelöscht. Zwischen Weisenau und Marienborn, kam es auch diese Nacht zu einem lebhaften Pelotonfeuer, indem die Franzosen zu wiederholtenmalen Ausfälle wagten, die ihnen aber jederzeit vereitelt wurden.
Frankfurt, vom 30. Brachmonat. [8]
Es bestätiget sich, daß am 27ten Brachmon. die Liebfrauenkirche zu Mainz abgebrennt ist. Abends um 10 Uhr stürzte sie ein. Auch ist es gewiß, daß in der nämlichen Nacht die Alliirten, nachdem sie die Aufmerksamkeit der Feinde durch ein starkes Feuer nach der Rheinspize gezogen, Weisenau in der Stille eingenohmen und mit dem Bajonet die Franzosen aus Redouten und Batterien vertrieben, welche unter gräßlichem Geschrey nach Mainz retirirten, wohin nun ihre eigene Kanonen gerichtet sind. Man war am 28. Morgens nur noch 200 Schritte von Mainz. Jezt müssen die Franzosen die Rheininsel verlassen, weil sie sonst einem doppelten Feuer ausgesezt sind. -- Das fürchterliche Donnern der Kanonen u. Mörser dauert bis jezt noch unaufhörlich fort, und viele Häuser sind in Mainz schon abgebrennt.
In der Nacht auf den 29ten ist das Obere der Domkirche in Mainz nebst 50 bis 60 Häusern in dasiger Gegend abgebrennt. In der Nacht auf heute brannten abermals gegen 40 Häuser ab.
Rüsselsheim bey Mainz, vom 1. Heumon.
In der Nacht vom 29. auf den 30ten entstand durch das heftige Kanoniren der Deutschen wieder ein starcker Brand in Maynz. So viel man ersehen konnte, hat er einen Theil der Schuster- und Prezelsgasse, die Carmeliterkirche und dasige Gegend betroffen. Ein französisches Schiff, so von der Aue nach Maynz fahren wollte, wurde in Grund geschossen, und wie es heißt, sollen die Deutschen die Bleyau eingenohmen haben.
Durch das gestrige Bombardement brach in der Stadt wieder ein sehr heftiges Feuer aus, daß in der Gegend des Flachsmarkts, und der St. Peterskirche war. Heute Nacht thaten die Franzosen auf die Kaiserlichen bey Weisenau abermals einen Ausfall, wurden aber mit starkem Verlust zurückgewiesen.
Frankfurt, vom 25. Heumonat. [9]
Vorgestern besezten die Deutschen Mainz, und heute ist bereits eine Colonne der Franzosen ausmarschirt, welcher morgen die 2te nachfolgen wird. Die Franzosen marschieren nach Mez. Ihr Auszug geschah mit Ober und Untergewehr. Ihr Gepäck nehmen sie mit, nur müssen sie ihre Wägen der Visitation unterwerfen. Kanonen, Munition xc. lassen sie zurück, und liefern die Deutschen Deserteurs aus. Von den Clubisten geschahe keine Meldung. Der Commissarius Reubel wollte nach Marienborn, um die Capitulation zu schliessen, allein der König erklärte, daß er keinen Reubel und keinen Nationalconvent kenne, und blos mit der Generalität unterhandelt werden müßte; worauf die Capitulation zwischen dem General Kalckreuth und dem Französischen General D'Oyre unterzeichnet wurde. Gestern sind bereits Deutsche Truppen aus dem Lager vor Mainz nach der Gegend von Landau aufgebrochen. Es heißt, die Preußische Bataillons von Crusaz und von Borch, welche bisher vieles ausgestanden, würden zur Besazung nach Mainz kommen. Gestern kamen Se. Majestät der König hier an, besuchten Abends das Schauspielhaus. Ein freudiges Vivat begleitete den Monarchen, der bereits wieder zu seiner Armee abgegangen ist.
In Mainz ist der Greuel nicht so arg als man glaubte; man findet zwar Brandstätten, allein nicht so viele als man hätte vermuthen sollen; überall herrscht Reinlichkeit, und die Strassen sind unaufgebrochen und unverschanzt. Nichts vermochte die Belagerten, die Stadt zu übergeben, als der Mangel an Arzney-Mitteln und Fourage. Lebens-Mittel haben sich noch auf 3. Monate, und an Munition fehlte es ihnen nicht. 22000 Mann waren die Franzosen stark, wie Mainz gesperrt worden, und nun besteht die Besazung noch aus 15,000. Mann mit Inbegriff der Kranken, welche etwa 4000. betragen. Gestern war ein wahrer Jubeltag vor der Vestung Mainz. Deutsche und Franzosen giengen durcheinander, und mehrere Offiziers und Gemeine giengen schon unverwehrt in die Stadt. Der runde Wall war voll Franzosen, und wenn Offiziers an den Pallisaden vorbeyritten, schwungen sie hoch ihre rothe Müzen. Merkwürdig ist es, daß die lezte französische Kugel einen Oestreicher auf der äussersten Batterie tödtete.
Maynz, vom 26. Heumonat [10]
Am 24ten marschirte die erste Kolonne der französischen Besazung und am 25ten die 2te Kolonne mit geschultertem Gewehr, klingendem Spiel und fliegenden Fahnen, jede mit 2. Kanonen und Munitions Wagen und ihrer Bagage aus, und preußische Truppen besezten die Stadt; nur die Krancken und die zum Lazareth und zum Transport der noch zurückgebliebenen Bagage, womit 8. Schiffe befrachtet werden, Commandirte sind zurückgeblieben. Man könnte mancherley Anekdoten von dem Abmarsche erzählen, welche den französischen Nationalcharakter bezeichnen: unter andern versicherten sie fast allgemein in vollem Ernst, daß sie binnen 3. Monaten wieder in Maynz einmarschiren würden. Nach der Angabe mehrerer französischen Officiers betrug die Anzahl der abmarschirten Franzosen 13000. Mann und ihr Verlust bey der Vertheidigung von Maynz in allem in 9000. Mann. Die Ausmarschirten sahen eben nicht sehr ausgehungert und auch ihre Pferde ziemlich gut aus. Nun sind bereits alle Lager um Maynz aufgebrochen, und was nicht zur Besazung hiesiger Stadt von Truppen erforderlich war, ist theils nach der Gegend von Landau, theils nach Lautern, theils nach Trier, theils nach den Niederlanden xc. auf dem Marsch. Die lange zurückgehaltene Wuth der von den Clubisten und auf deren Veranlassung so hart gedrückten Maynzer Einwohner erwachte bey dem Abmarsch der Franzosen auf eine fürchterliche Art: verschiedene dieser verrätherischen Deutschen hatten sich in National-Garden-Uniform beym Abzug der Franzosen in die Glieder gestellt, um sicher aus der Stadt zu kommen; allein mit einer Wuth, die auf nichts Rücksicht nimmt, stürzten die Mainzer in die Glieder, und rissen sie unter gräßlichen Verwünschungen heraus, und nachdem sie auf thätliche Art ihrer Rachsucht Genüge gethan hatten, übergaben die dieselben der Wache; die Franzosen (auch ein Nationalcharakterzug) machten nicht die geringste Mine, ihre Freunde zu retten, im Gegentheil schoben sie dieselbe lächelnd denen von Rache entbrannten Deutschen zu. Rüssel ritte bey der ersten Colonne in Husarenuniform, da er als Hauptmann gestellt war, neben Merlin, der ihm gleich angekleidet war, aus Mainz; bey Marienborn stand ein Hause Mainzer Emigranten und erwartete mit Sehnsucht den Augenblick, wo ihre Verweisung geendigt seyn würde; man seze sich an die Stelle dieser Leute, und man wird sich vorstellen können, was sie empfunden haben müssen, als sie den schändlichen Verräther mit troziger frecher Mine und wahrscheinlich mit dem an ihnen gemachten Raub in den Taschen herabkommen sahen; nichts konnte sie zurückhalten, sie rissen ihn aus der Colonne und überhäuften ihn mit Schmähungen, seine mit Gold angefüllte Taschen waren in wenig Minuten ausgeleert und ausgetheilt. Nach dem Abmarsch der Franzosen waren die Einwohner von Mainz den ganzen Tag beschäftigt, die Clubbisten aus den Winkeln hervor zu suchen und in Arrest zu bringen; alle Augenblike sahe man einen mit Kopfwunden bedeckt, mit zerstossener Nase, zerkraztem Gesicht, zerrissenen Haaren, mehr todt als lebendig durch die Strassen schleppen, und wann dem armen Schächer auf einen Augenblick Ruhe gelassen wurde, riß sich ein und der andere aus der Menge und ließ aufs neue seine Wuth aus. Raubsucht vereinigte sich mit der Wuth der Rache, und die Opfer kamen nicht leicht anders als im blossen Hemd und leeren Hosen auf der Wache an. Die meisten dieser Scenen fielen vor, während die deutsche Besazung einrückte, aber auch nachher konnten die Wachen ähnliche Auftritte nicht verhüten.
Gegen diejenigen Clubbisten, welche nicht anwesend waren (z. B. Potocki, Pithon xc.) wurde an den Häusern Rache ausgeübt, und dieselbe rein ausgeplündert, ja sie würden der Erde gleich gemacht worden seyn, wenn man es nicht ernstlich verhindert hätte. Die Scene bey Pithons Hause war komisch-gräßlich, während von innen alles losgerissen und weggebracht wurde, was losgerissen und weggebracht werden konnte, gossen andere aus einer Menge Gießkannen zum Fenster heraus unaufhörlich Wein in die aufgesperrten Mäuler ihrer um das Haus stehenden Consorten. Mit den Effecten wurde überall in den Strassen Handel getrieben und jeder bemühte sich Etwas von Clubbisten zum Andenken des Tags zu erhalten; noch einmahl so gut schmeckte der Wein aus einem Klubbistenbecher! Das Ganze gab einen ziemlich anschauenden Begriff von einem Pariser Hohen Volcksgericht, nur daß es diesmahl nicht wie sonst, von den Demokraten, sondern gegen die Demokraten gehalten wurde. Gestern gegen Abend kam der König unter lautem Jubel in unsere Stadt. Was den Schaden anbetrift, den Mainz durch die Belagerung erlitten, so ist er zwar beträchtlich, aber lange nicht in dem Grad, als man geglaubt hatte. Die Mainzer behaupten durchaus, daß die meiste Verwüstungen durchs Feuer nicht von deutschen Kugeln, sondern durch Anlegung entstanden seyen, indem die Clubisten hiezu Bösewichter aus dem französischen Troß gemiethet hätten. Es ist wenigstens auffallend, daß fast blos geistliche und adeliche Häuser dieses Schicksal erlitten haben.
Frankfurt, vom 13. Herbstmonat [11]
Am 9. dieses Nachmittags gegen 4. Uhr hat der Churfürst von Mainz unter dem Geläute der Glocken und dem Donner der Kanonen seinen Einzug in Mainz gehalten. Innerhalb der Stadt spannten 20. Mezger die Pferde aus, und zogen den Wagen bis in das deutsche Haus. Tags darauf fuhr der Churfürst in das Gartenfeld spaziren, und hatte Mittags die sämtliche Generalität und alle garnisonirende Staabsofficiers bey sich zur Tafel.
Quellen.[]
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 27. Hornung, 1793. Num. 17.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 2. Merz, 1793. Num. 18.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 6. Merz, 1793. Num. 19.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 16. Merz, 1793. Num. 22.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 10. April, 1793. Num. 29.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 27. April, 1793. Num. 34.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 3. Heumonat, 1793. Num. 53.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 6. Heumonat, 1793. Num. 54.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 31. Heumonat, 1793. Num. 61.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 3. Augstmonat, 1793. Num. 62.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 18. Herbstmonat, 1793. Num. 75.