Zeitungsnachrichten.[]
- [1812]
Barcellona, den 12ten September. [1]
Der Abzug des Königs von Madrid *) hat daselbst tiefe Trauer erregt, und mehr als 20,000 Einwohner haben ihn begleitet und in Valencia eine freundliche Aufnahme gefunden. Hätte es nicht an Fuhrwerk gefehlt, so würden noch mehr gefolgt seyn. Vier Tage nach dem Abzuge Sr. Majestät waren die Engländer noch nicht in Madrid, und ein französischer Officier, der sich, um zu rekognosciren dahin begeben hatte, wurde nicht beunruhigt, und fand alles in dumpfer Stille. Jedermann wünscht endlich Ruhe.
Bayonne, den 18ten Oktober. [2]Alles zeigt an, daß die Vereinigung der drey Armeen von Arragonien, des Centrums und des Südens wichtige Begebenheiten zur Folge haben werde. Man versichert bereits, daß die Truppen des Marschalls, Herzog von Albufera, zu Kuença eingerückt sind und Madrid bedrohen.
Bayonne, den 24sten Oktober. [3]Alle Nachrichten aus Spanien stimmen darin überein, daß die französische Armee zu Madrid eingerückt ist. Die Engländer haben die Belagerung von Burgos aufgehoben, nachdem sie 4000 Mann vor diesem Platze eingebüßt, dessen Vertheidigung der Garnison zur größten Ehre gereicht.
Barcelona, den 28sten Oktober. [4]Nach einem Privatbrief aus Madrid vom 15ten dieses, ist diese Stadt seit der Ankunft der Engländer in ein dumpfes Erstaunen (Stupeur) versunken. Alle, die, mittelbar oder unmittelbar, der Regierung des Königs Joseph anhangen, sind den schrecklichsten Verfolgungen preis gegeben. Zwanzig Hausväter sind den 13ten aufgehoben und in dem Retiro (ein ehemaliger königl. Pallast, den die Franzosen in ein Fort verwandelt hatten) eingesperrt worden. Der größte Theil der Adlichen folgte Sr. Katholischen Majestät auf den Rückzug nach Valencia, und die englische von Wellington eingesetzte Municipalität hat die Einziehung ihres Vermögens verordnet. Die zu Madrid unter brittannischem Einfluß erscheinende Zeitung beklagt sich laut über den schlechten Geist der Stadteinwohner. Es ist gewiß, daß die Gegenwart des englischen Generalissimus ganz die entgegengesetzte Wirkung, die man erwartete, hervorgebracht hat. Während der ganzen Zeit, die er in Madrid zubrachte, beschränkte sich seine Operationen darauf, daß er sich auf einem großen Balkon zeigte, so oft er im Publikum erschein, war er von zwey oder drey Räuberhauptlieder begleitet, unter welchen man einen alten Klosterbruder, General Medico genannt, bemerkte; diese Umgebung hat, wie man leicht denken kann, den stolzen Kastilianern durchaus mißfallen.
London, den 22sten November. [5]Einer unserer Officiere schildert unter dem 25sten Oktober den übeln Eindruck, den es gemacht, daß man die Hauptstadt dem nur 8000 Mann starken Korps des Königs einräumen wollte. Beym Einmarsch der Engländer sey eine Militärkommission errichtet, und viel Personen, als Anhänger des Königs Joseph, gehenkt, und andere durch die Versicherung, daß die Franzosen nie wiederkommen würden, verleitet worden, den neuen Eid zu leisten. Die neue Regierung sey nie so beliebt gewesen, als die des Königs, und nun werde sie vollends alles Vertrauen verloren haben.
Paris, den 26sten November. [6]Einige Privatbriefe von Handelshäusern im Süden und von der Gränze Spaniens melden, daß die französischen Truppen am 2ten November wieder in Madrid eingerückt sind. Sie geben übrigens keine nähere Nachrichten über diese Begebenheit.
Quellen.[]
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 240. Sonnabend, den 5/17. Oktober 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 273 Mittewoch, den 13. /25. November 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 273 Mittewoch, den 13. /25. November 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 280 Donnerstag, den 21. November/3. December 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 293 Freytag, den 6/18. December 1812.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 293 Freytag, den 6/18. December 1812.