Memoiren des Herzogs von Rovigo.[]
Ich reiste ab, ein wenig verdrießlich, daß ich genöthigt war, nach Spanien zurückzukehren, weil ich mir nichts Gutes von den Angelegenheiten dieses Landes versprach, und weil ich immer Widerwillen hegte, Theil an innern Streitigkeiten zu nehmen, selbst wenn mein eigener politischer Nutzen es mir zum Gesetze hätte machen sollen.
Ich kam in Madrid an, wo ich nur unruhige Gesichter von Seiten der Spanier so wohl, als der der Franzosen sah, und das war nicht die geringste Schwierigkeit, welche ich antraf, gezwungen zu seyn, Jedermann aufs Neue zu beleben.
Der Großherzog von Berg reiste einige Tage nach meiner Ankunft ab, und mit ihm diese Menge junger Leute, welche ihm gefolgt waren, um die Gunst und die Beförderung nachzusuchen. Man hatte dieselben so verwöhnt, daß keiner der geringsten Standhaftigkeit fähig war; sie liebten die Rosen und die Gefahren des Handwerks, aber sie fürchteten dessen Dornen.
Ich hatte den Befehl erhalten, mich in dem Madrider Pallast niederzulassen, weil alle Kriegsanstalten nahe daran waren, und seit der Geschichte vom 21. Mai war jedermann auf seiner Hut. Der Generalstab der Armee befand sich dort aus demselben Grunde, so daß man Alles unter seiner Hand hatte.
Ich ließ es nicht dabei bewenden: ich ließ den alten Pallast Retiro befestigen; ich ließ eine kleine Verschanzung um die Porzellainfabrik herum errichten, von wo alle Arbeiter ausziehen mußten. Ich vereinigte an diesem Orte alle Kriegs- und Mundvorräthe der Armee, mit allen Verwaltungsbeamten, Generalen, Truppenniederlagen, kurz, ich ließ in den Kasernen nur die im Stande waren, die Waffen zu führen, und zu marschiren, wo die Noth es erforderte. Ich verbot jedem Offizier, anderswo als bei seinem Truppe sich einzuquartieren, wenn er selbst genöthigt wäre, sich in demselben Zimmer mit den Soldaten aufzuhalten.
Der Krieg in Spanien.[]
- [September]
Es geht ganz gewiß in Spanien weit wilder her, als die meisten Deutschen Politiker sich einbilden. Den Zeitungen nach scheint gegenwärtig daselbst Ruhe statt den kriegerischen Scenen eingetreten zu sein, denn die Französische Armee hat erklärt, unter einem Monat gar nichts von Bedeutung unternehmen zu wollen, aber wenn auch dieses sich wirklich so verhält, wie uns erzählt wird, obgleich gegen die gewöhnlichen Zeitungsberichte manches einzuwenden ist, so muß man sich deshalb nicht einbilden, daß es ruhig in den Provinzen zugehe, im Gegentheil hat sich der Bürgerkrieg allgemein ausgebreitet, und die Insurgenten, von den Engländern unterstützt, verbreiten Tod und Verwüstung. Alle Privatbriefen ist freilich eben so wenig als den Zeitungen zu trauen, doch eine Nachricht aus Bajonne verdient, daß man solche beherzige, theils weil sie zu ausführlich und zu genau angegeben ist, um solche für erdichtet zu halten, theils aber auch, weil sie grade von dem Französischen Grenzorte herkömmt, wo man am ersten wissen kann, was in der Spanischen Hauptstadt vorgeht. Der gedachte Brief aus Bayonne, den ein Handelshaus in Paris erhielt, lautet so: "Wir haben hier aus Madrid die traurigsten Nachrichten, denn 16000 Valentianer sind daselbst eingerückt, und erlauben sich Grausamkeiten, die mit allen, wie sie bisher verübt worden, gar nicht in Vergleich zu setzen sind. Der Mordthaten, welche begangen worden, sind unzähliche, und die Ausgelassenheit des plündernden Pöbels kennt keine Gränzen. Alle Häuser der Vornehmen, die man für Anhänger des neuen Königs ansieht, werden ein Opfer der grausamsten Behandlung dieser Unmenschen. Sie verschonen keinen, der sich nicht zu ihrer Parthei schlägt, und drohen alles zu verwüsten, wenn man sich ihrer Raubbegierde zu widersetzen scheint."
Wenn es wahr ist, was in diesem Briefe gesagt wird, so ist sehr zu wünschen, daß die Französischen Armeen recht bald aus ihren Erfrischungs-Quartieren aufbrechen, und mit vereinten Kräften diesen Gräueln ein Ende machen.
Spaniens jetzige und künftige Eroberung.[]
- [Dezember]
Gewöhnlich war die Besitznahme der Haupt- und Residenzstadt eines Landes gleichsam das Signal der vollendeten Eroberung, denn die Sieger pflegen nicht eher sich mit der Hauptstadt zu befassen, bevor nicht den übrigen Theilen des Landes alles in Richtigkeit ist, wenigstens pflegte von jeher dasjenige, was etwa noch übrig blieb, sehr bald nachgeholt, und wenn es nöthig ist, ebenfalls in Besitz genommen zu werden. So war es bisher fast in allen Kriegen, und darnach zu urtheilen, wäre auch Spaniens Eroberung so ziemlich vollendet, denn wir wissen nun bestimmt, daß Madrid am 4. December von Französischen Truppen besetzt wurde, nachdem diese Spanische Residenz vorher kapitulirt hatte. Die Engländer haben zwar im vorigen Novembermonat wichtiger Nachrichten aus Spanien entgegen gesehen, aber wahrscheinlich von ganz anderm Inhalte, denn die gänzliche Niederlage der Spanischen Armeen, so wie die Eroberung der Hauptstadt, hatten sie keineswegs vermuthet. Man sieht solches aus mehrern Stellen Englischer Journale, und unter andern schrieb der Public Advertiser (Verkündiger) unterm 10. November: "Nach allem. was Bonaparte für die Eroberung Spaniens gethan hat, ist es gewiß, daß er sein Unternehmen nicht aufgeben werde, so lange ihm noch irgend eine Möglichkeit eines glücklichen Erfolgs übrig bleibt. Auf den Fall einer Niederlage hat er Unterhandlungen eröfnet, und wir sind geneigt zu glauben, daß sonst von Unterhandlungen gar nicht die Rede sein würde. Sollten die Spanischen Armeen nicht im Stande sein, sich mit dem Neyschen Korps zu messen, so dürfen wir nicht hoffen, daß sie den Strom von Truppen, den Bonaparte gegen ihr Land leitet, zu widerstehen und sich den Verheernngen, welche die nothwendige Folge seines Waffenglücks sein müssen, entgegen zu stemmen, vermögend sein werden. Indessen haben wir Ursache zu glauben, daß seine Gewalt in Spanien sich nicht über die von seinen Truppen besetzten Lande hinaus erstrecken, und daß er zwar werde verwüsten, aber nicht erobern können." Also noch im vorigen Monat glaubten die Engländer an keine Eroberung, und um so auffallender muß ihnen die Nachricht von den Begebenheiten bei und in Madrid sein, die ganz bestimmt nicht erwartet hatten.
Auch was die Verwüstung betrift, dürften sich die Engländer betrogen haben, und es ist kein Grund einzusehen, warum der Sieger ein erobertes Land, welches er noch in der Folge zu nutzen gedenkt, verwüsten sollten; aber das ist wohl gewiß, daß die ungeheuern Reichthümer die in Spanischen Kirchen und Klöstern anzutreffen sind, dem Sieger dazu dienen werden, ihn für die Kriegskosten gehörig zu entschädigen, und gesetzt, die Kirche der Maria zu Madrid würde einiger ihrer Schätze beraubt, so werden wahrscheinlich die Englischen Journalisten solches nicht in die Klasse der Verwüstung setzen, und demnach kann man ziemlich bestimmt annehmen, daß der Sieger selbst diese Schätze nicht einmal benutzen wird.
Um sich einen Begriff von den Reichthümern zu machen, die in Spanien anzutreffen sind, soll hier bloß beiläufig bemerkt werden, daß man in gedachter Marienkirche unter andern seltnen Kostbarkeiten, 4 Engel von massivem Silber findet, deren goldne Flügel mit Saphiren besetzt sind. Die Krone der Jungfrau Maria ist gediegenes Gold; ihr Halsschmuck, ihr Geschmeide, ihre Armbänder u. s. w. werden auf 12 Millionen Thaler geschätzt. Kostbarer als alles aber ist die große Monstranz, in welcher die Hostie am Frohnleichnamsfeste getragen wird. Die Sonne mit den Strahlen ist so groß wie ein Wagenrad, die Strahlen gediegenes Gold mit Smaragden bedeckt. Die ganze Monstranz ist 500 Pfund schwer und ruht auf einem vergoldeten Untergestell. Der Kelch steht auf einem silbernen 3 Fuß hohen Postament.
Schon aus dieser Beschreibung ist zu urtheilen, daß der Englische General Stanhope wohl nicht unrecht hatte, wenn er behauptete: daß die Schätze aller Europäischen Mächte nicht halb so viel werth wären, als die Schätze dieser Kirche, und daher mag wohl die schnelle Kapitulation der Madridter gekommen sein, die sich der Gefahr einer gewaltsamen Einnahme ihrer Hauptstadt nicht aussetzen wollten und konnten, weil mit solcher nach Kriegsgebrauch gewöhnlich die Plünderung verbunden ist.
Da, wie bekannt, Madrid zwar eine großer aber nicht fester Ort ist, so kann man eigentlich die Uebergabe der Stadt keine Kapitulation nennen, denn es würde wohl schwer gewesen sein, den siegenden Truppen auch nur den geringsten Widerstand zu leisten.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1808]
Spanien. [4]
Madrid den 26. März. Es war am 23. Abends, als der Großherzog von Berg seinen prächtigen Einzug in Madrid hielt.
Am 24. hielt der Prinz von Asturien, von der Nazion zum König ausgerufen, seinen öffentlichen Einzug in die Hauptstadt; er war zu Pferde.
Politische Notizen. [5] [April.]
Mit der neuesten Französischen Post hat man Nachricht, daß der Großherzog von Berg am 23. März an der Spitze seines Armeekorps in Madrit eingerückt, und die Ruhe vollkommen wieder hergestellt worden.
Spanien. [6]
Madrid, den 2. April. Man vernimmt, daß Se. Majestät, unser neuer Souverain, sein Ministerium aus den weisesten und geschicktesten Männern der Nazion zusammensetzen wird. Man sagt, daß der Graf Florida-Blanca, geheimer Staatsrath Sr. Majestät werden wird, Hr. Aranza, Minister der Domainen, Don Gaspar de Jovellanos, Minister der Gnadenbezeugungen und der Gerechtigkeit, und der gegenwärtige Chef dieses Ministeriums, der Marquis von Caballero, zum Grand von Spanien von der ersten Klasse befördert werden wird, um die ausgezeichneten Dienste zu belohnen, welche er der Krone in diesen letzten Zeiten erwiesen hat.
Politische Notizen. [7] [Mai.]
Nach den neuesten Nachrichten ist in Madrid die Ruhe vollkommen wieder hergestellt. Der Großherzog von Berg, hat Proclamationen ergehen lassen, darin er das Betragen der Spanier ganz besonders rühmt.
Spanien. [8]
Im Diario de Madrid vom 8. Jun. liest man Nachstehendes: "Das Korps der königl. Leibgarden hat auf die Nachricht von den Bewegungen, welche das Glück der Nazion stören und untergraben, sich erboten, zu Wiederherstellung der öffentlichen Ruhe zu dienen, wo man es gebrauchen wolle. Se. kaiserl. Hoheit der Generalstatthalter des Reichs, zufrieden mit der guten Gesinnung und dem Patriotismus, welche dies Korps beleben, und in Betracht des Einflusses, welche dessen Gegenwart zu Erreichung eines so wichtigen Zweckes haben kann, wird dasselbe mit demjenigen Zutrauen gebrauchen, welches dieses ausgezeichnete Korps stäts verdient hat." -- Das nehmliche Journal meldet unterm 9. Jun., daß der Generalstatthalter alle Ordensgenerale und Obern, die sich in Madrid befanden, zu sich berufen, und sie ermahnt habe, als Diener eines Gottes des Friedens zu Wiederherstellung der Ordnung und öffentlichen Ruhe aus allen Kräften mitzuwirken.
Spanien. [9]
Madrid den 13. Juny. Am 18. Juny kam der Divisionsgeneral Savary in Madrid an, und man erwartete in wenig Tagen den Reichsmarschall Massena, welcher dem Vernehmen nach, den Oberbefehl über die Französische Armee in Spanien übernehmen soll, da der Großherzog von Berg nach Bayonne abreiset.
Spanien. [10]
Madrid am 25. July. Seit dem 20. July, wo der König Joseph Napoleon hier eintraf, empfieng Se. Majestät die Vornehmsten des Hofes, die Grands von Spanien, die Präsidenten und Vorsteher der Rathskollegien, und alle ausgezeichneten Personen der Hauptstadt. Gestern wurden auch die Französischen und Spanischen Offiziere vorgestellt, und am 23. um Mittagszeit die Mitglieder des Staatsraths zur Eidesleistung in die Hände des Königs zugelassen. Diese Mitglieder sind: der Marquis v. Bajamar, der Graf v. Colomera, der Graf de la Roca, der Graf del Campo de Alange, der Marquis Caballero, Don Francisco Gil, Don Joseph Garcia de Leon und der Sekretär des Staatsraths, Pisaro. Die Minister, der Herzog von Frias, und die übrigen zum königlichen Hofe gehörigen Personen, hatten ihren Schwur schon früher angelegt. Die Herren Staatsräthe wurden durch den Kammerherrn, Herzog von Sotomayor, eingeführt, und durch den Ober-Kammerherrn, Marquis de Arisa, vorgestellt. Die abwesenden Räthe schickten ihren Eid schriftlich ein, unter andern Don Juan Pacheco und der Graf Montarco. Der Aelteste des Raths, Marquis de Bajamar, hielt eine Rede. Auch die Gerichtshöfe und Mitglieder der verschiedenen Autoritäten zu Madrid haben den Eid vorschriftsmässig geleistet. Da Se. Majestät den 25. d. M. gewählt hat, um in Madrid proklamirt zu werden, so wird diese Feyerlichkeit heute um 5 Uhr Nachmittags vor sich gehen. Der Korregidor von Madrid, Don Pedro de Mora et Lamas, hat deshalb eine Verordnung erlassen. Der Graf del Campo de Alange wird, in Vertretung des unpäßlichen Marquis v. Astorga, die Verrichtungen eines Großpannerherrn an der Spitze des Stadtraths, der die Proklamazion vollzieht, versehen. Alle Strassen, durch welche der Zug geht, sind verziert, die Balkons und Thüren mit reichen Tapeten behangen. Zu Toledo geschieht heute ebenfalls die Proklamazion. -- Ein königl. Dekret vom 23. July bewilligt allen Personen vom Militär- oder Zivilstande, die zum Gehorsam zurückkehren, für alle öffentliche oder Privatverbrechen, die sie gegen die Ruhe des Staats begangen haben könnten, einen Generalpardon.
Madrid am 28. July. Die Proklamazion des Königs, welche am 25. in Madrid erfolgte, war sehr feyerlich. Der älteste Wappenkönig rufte: silencio! silencio! silencio! oid! oid! oid! (Stillte! stilte! stilte! Hört! hört! hört!) Castilla, Castilla, Castilla, por el rei neustro Sennor, que Dios guarde, Don Josef Napoleon I. (Kastilien, Kastilien, Kastilien, für den König, unsern Herrn, welchen Gott schütze, Don Joseph Napoleon I.). Dies war die ganze Formel, welche auf den verschiedenen Hauptplätzen wiederholt, und nach welcher sodann Geld unter das Volk ausgeworfen wurde. Gestern begannen die Stiergefechte in dem Amphitheater, welches vor dem Thor von Alcala steht. Sie fiengen des Morgens um 10 Uhr an, und dauerten bis 1 Uhr; sie begannen Abends um 5 Uhr zum zweytenmal, bis 14 Stiere getödtet waren. Der Zulauf war ausserordentlich, da man seit mehreren Jahren keine Feste der Art mehr gesehen hat. Nächsten Sonnabend werden diese Stiergefechte noch einmal wiederholt. -- Der König hat den Marineminister Mazarredo zum Generalkapitän der sämmtlichen Seemacht, und den Generalkapitän von Madrid, Grafen v. Campo de Alange, zum Grand von Spanien erster Klasse erhoben. Auch sind verschiedene andere Ernennungen, sämmtlich von Spaniern, erfolgt. Aus den Provinzen vernimmt man fast nichts.
Spanien. [11]
Die letzten Madriterblätter, die man hat, reichen noch nicht weit über die Räumung dieser Hauptstadt durch die Französische Armee hinaus, welche am 29. July Vormittags geschah. Sie enthalten, daß der hohe Rath von Castilien, der Kriegsrath und die Inquisizion dem König Joseph, auch noch während seiner Anwesenheit den Eid der Treue verweigert, und der Rath von Castilien am 11. Aug. ein Dekret habe ausrufen und anschlagen lassen, worin die Abdikazion Karls IV., die Entsagung der Infanten, und alles, was von der Giunta zu Bayonne angenommen worden, als ein blosses Werk der Gewalt dargestellt, und als nichtig erklärt wurde. -- Unter dem gleichen Grunde hatten der Minister Staatssekretär der auswärtigen Geschäfte, Cevallos, der Fürst von Castelfranco (die nun Mitglieder der Zentraljunta sind), der Herzog von Infantado, und andere Individuen der Bayonner-Versammlung ihre Dimission gegeben, Infantado aber einen subalternen Grad in la Cuestas Heer angenommen. -- In dem wohlverschanzten und mit reichen Vorräthen angefüllten, zum Waffenplatze ausersehenen Buenretiro seyen auch 106 Kanonen erbeutet, und nur die Pulvervorräthe in den grossen Teich verschüttet worden. Den königl. Schatz, die Kassen xc. habe dagegen der Finanzminister Cabarrus unter starker Bedeckung mit sich genommen. Vom diplomatischen Korps folgten dem Könige der Französisch-kaiserliche Bothschafter Laforet, die Dänische und Sächsische Gesandtschaft. Kaum war der Abzug geschehen, als der Intendant der Havannah, Viguri, als ein Französisch-Gesinnter vom Volke erwürgt, und sein Leichnam durch die Strassen geschleift wurde. Die Ruhe wurde aber noch denselben Abend durch mehrere Proklamazionen wieder hergestellt, die gleichfalls im Druck erschienen, und in alle Provinzen versendet wurden.
Spanien. [12]
Nach der Madriter Zeitung und andern Spanischen Blättern war am 24. August, Ferdinand VII. neuerdings aufs feyerlichste -- unter allgemeinem Jubel, als König von Spanien und Indien proklamirt worden. -- Eben diese geben auch eine Darstellung der mit den Gliedern der königl. Familie zu Bayonne gepflogenen merkwürdigen, Verhandlungen, der Proklamen der sämmtlichen Provinzialgiunten, und der am 22. Aug. konstituirten Zentralgiunta zu Madrit, dann der Unterhandlungen zwischen dem Brittischen Staatssekretär Canning, und den Abgeordneten der Insurgenten, Vicomte von Mattarosa und Don Diego Lopez de Vega, endlich eine Uebersicht der längs dem Ebro, dann in Biscaya und Asturien aufgestellten grossen Streitkräfte der Spanier.
Spanien. [13]
Im Journal de l'Empire liest man folgende Nachrichten aus Bayonne vom 4. Dez. Das Hauptquartier des Kaisers befand sich am 1. Dez. zu Buitrago, einer nicht weit von Madrid gelegenen Stadt. Die Defileen von Somosierra, welche die Strasse nach der Hauptstadt beherrschen, sind in einem glänzenden Gefechte genommen worden, wobey sich die Polnische Division mit Ehre bedeckte. Man hat dem Feinde eine Menge Gefangene und viel Artillerie abgenommen. Es scheint ganz gewiß, daß der Kaiser am 2. Dez., dem Jahrstage seiner Krönung, seinen Einzig in Madrid halten wird.
Erst am 4. Dez. Mittags zogen die Franzosen in Madrid ein, nachdem mehrere hitzige Gefechte vorgefallen waren, und diese wiewohl ganz offene Hauptstadt förmlich kapitulirt hatte.
Den 12. Dez. Bis heute hatte man noch keine offizielle Nachrichten von dem Einrücken unserer Truppen in Madrid; allein Privatbriefe kündigen dieselbe an. Der Einzug soll ganz ruhig vor sich gegangen seyn.
Der Moniteur vom 13. Dez. enthält noch Folgendes: "Aus dem Lager von Madrid den 4. Dez. -- Unsere Truppen sind heute Mittag daselbst eingezogen."
Bulletin der Armee in Spanien.[]
[14]
Das XIV. Bülletin der Französischen Armee, datirt aus Madrit am 5 Dezember, erzählt im Wesentlichen, daß am 2. Mittags Kaiser Napoleon selbst auf den Höhen bey Madrit angekommen sey, wo die Dragoner Division Lahoussaye und Latour-Maubourg und die kaiserliche Garde aufgestellt waren. -- Die, wiewohl ganz unbefestigte und nur mit einer niedrigen Mauer umgebene Stadt hatte dennoch den Entschluß einer verzweifelten Gegenwehr gefaßt, alle Strassen und Thore waren verrammelt, die Häuser mit Schießscharten versehen, die Fenster vermauert und Verschanzungen von Waaren und Wollenballen aufgethürmt, von 200 Thürmen tönten die Sturmglocken, die Besatzung bestand zwar nur aus 6000 Mann Linientruppen, aber bey 50,000 Bauern und Einwohner sollen unter den Waffen gewesen seyn. Der Marquis von Perales, angeklagt, er habe die Patronen mit Sand füllen lassen, wurde in Stücke zerrissen, und 3 bis 4000 Mönche wurden nach Buenretiro geschickt, den Munizionsvorrath zu untersuchen, und neue Patronen zu machen. Die Stadt wurde dreymal aufgefordert, einmal durch den Reichsmarschall Bessieres, Herzog von Istrien, und zweymal durch den Marschall Berthier, Fürsten von Neufchatel. An der Spitze der militärischen Interims-Giunta standen die Generale Morla, Kapitän von Andalusien, der Marquis von Castelar, Don Bernardo Yriarte und Don Fernando de la Vera. Der Kaiser unterhandelte am 4. um 6 Uhr Morgens selbst mit den Abgeordneten. In der Nacht vorher waren unter Begünstigung des starken Mondlichts einige Vorstädte besetzt, und mit 30 Kanonen in die Gartenmauer des Lustschlosses Buenretiro Bresche geschossen. Der Pallast selbst, das Observatorium, die Porzellain-Fabrik, das Hotel Medina Celi, die grosse Kaserne mußten nacheinander erstürmt werden. Am 4. Mittags wurde die Stadt ruhiger, um 11 Uhr war die zweyte Aufforderung geschehen, die Kapitulazion wurde angenommen, eine allgemeine Amnestie proklamirt, und General Belliard übernahm noch an selbem Tage das Kommando der Stadt. -- Die Zentral-Giunta war von Madrid nach Toledo gegangen. Die Engländer sollen sich von Salamanka und von dem Eskurial, wo ihre Kolonnen angekommen waren, zurückgezogen haben. Marschall Lefebvre, Herzog von Danzig, rückte am 3. Dez. in Segovia ein, der Herzog von Istrien verfolgt die Division Pennas auf ihrem Rückzuge von Tudela nach Guadalaxara.
Quellen.[]
- ↑ Memoiren des Herzogs von Rovigo, als Beiträge zur Geschichte des Kaisers Napoleon. Leipzig. Verlag von A. Bossange. 1828.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 33. Sonnabend, den 23. April.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 35. Sonnabend, den 30. April.
- ↑ Neues Politisches Journal oder: Der Kriegsbote. Hamburg, Büreau für Litteratur, 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung, Nro 54. Mittwoch, den 6. July 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung, Nro 58. Mittwoch, den 20. July 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 68. Mittwoch, den 24. August 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 90. Mittwoch, den 9. November 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 94. Mittwoch, den 23. November 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 104. Mittwoch, den 28. Dezember 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 105. Sonnabend, den 31. Dezember 1808.