Münster.[]
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Münster (Monasterium) die ehemalige Hauptstadt des Hochstifts gleiches Namens, jetzt die Hauptstadt der königl. preußischen Provinz Westphalen. Sie liegt am Flusse Aa, der ungefähr drei Stunden davon bei Greven in die Ems fällt, in einer ebenen, mittelmäßig fruchtbaren Gegend. Die ehemaligen Festungswälle, welche einen Kreis von ungefähr einer Stunde Umfang bilden, sind unter dem verewigten Minister von Fürstenberg zu einer rings um die Stadt gehenden, und von vier Reihen Linden beschatteten Allee umgeschaffen, und auf der ehemaligen Citadelle prangt der fürstbischöfliche Palast mit schönen Gartenanlagen. Die Stadt hat 2200 großen Theils gut gebaute Häuser, wovon die am Markt stehenden mit Arkaden versehen sind, reinliche, breite Straßen, und 15,100 Einwohner. Zu den vornehmsten Kirchen gehören die Domkirche, auf dem geräumigen, von ansehnlichen Gebäuden umgebenen Domplatz, mit sehenswürdigen Bildhauerarbeiten und einer eigenen beträchtlichen Bibliothek; wie auch die im schönsten gothischen Styl gebaute Lambertuskirche am Markt, an deren hohem Thurm man noch die drei eisernen Käfige sieht, in welchen die Leichname Johanns von Leiden, Knipperdollings und Krechtings aufgehangen worden. Außerdem hat die Stadt noch sechs Pfarrkirchen, eine Gymnasiumskirche, zwei Spitalkirchen und mehrere (aufgehobene) Klöster, von denen einige schon Ruinen sind. Von weltlichen Gebäuden zeichnen sich aus: das Rathhaus mit seiner hohen echt gothischen Façade, worin der noch unveränderte Saal, auf welchem 1648 den 24. October der westphälische Friede geschlossen wurde, mit den Porträts der sämmtlichen Gesandten ausgeziert ist; ferner die Paläste der Freiherrn von Romberg und Droste, und die Wohnhöfe mehrerer anderer Adelichen. Die catholische Universität, welche zuletzt noch über 300 Studierende zählte, ist im August 1818 aufgehoben. Das bischöfliche Seminarium für catholische Geistliche und das Gymnasium sind noch in Flor. Letzteres hat eine Bibliothek von 25,00 Bänden, zählt in fünf Classen über 250 Schüler, und hat neun Lehrer, nebst einem Director. Die vorherrschende Religion in der Stadt wie auf dem Lande ist die catholische, doch haben die neuern Regierungsveränderungen die Zahl der Protestanten sehr vermehrt. Den Verlust, den die Erwerbquellen der Bürger durch die Säcularisation des Hochstifts und reichen Domcapitels (welches aus 41 nur mit 16 Ahnen wahlfähigen Domherren bestand) erlitten haben, machte bisher der große Wohlstand der Einwohner erträglich, und ersetzt ihnen jetzt völlig das bedeutende Personale der Regierung, des Oberlandesgerichts, des Oberpräsidiums und Militärgouvernements der Provinz Westphalen, und mehr als alles diese der seit 20 Jahren ungemein gestiegene Handel, welcher durch Schiffbarmachung der Ems und durch die Verbindung der selben mit der Lippe über Münster (woran schon vorgearbeitet wird) noch höhern Flor erhalten, und die Stadt vielleicht in die Zeiten zurückversetzen wird, worin sie, als Mitglied des Hansebundes, die erste Handelsstadt zwischen Weser und Rhein war.
Zeitungsnachrichten.[]
- [1806]
Münster, 29. Okt.
Das Hauptquartier Sr. Maj. des Königs von Holland befindet sich jetzt in Paderborn. Alles öffentl. Eigenthum und die noch hier befindlichen Vorräthe sind interimistisch in Beschlag genommen. Die Beamten der hiesigen Regierung, (welche jetzt den Namen College administratif führt), dürfen die vormahlige preuss. Uniform nicht mehr tragen, eben so auch die Postoffizianten xc. Gestern hat das Domkapitel seine erste Sitzung wieder gehalten. Da die Truppen von hier abgegangen sind, so müssen die Bürger die Wachen wieder versehen.
- [1807]
Staatsbegebenheiten.
Münster. Am 5. Jan. wurden alle sich hier befindenden preuß. Militärpersonen vor den Gouvernements-Pallast berufen, um zu erklären, ob sie unter dem Regiment von Westfalen, welches jetzt für den franz. Dienst errichtet wird, Dienst nehmen wollten, oder nicht. Viele davon nahmen Dienst. Das Schicksal der übrigen ist noch unbekannt. Auch der Gen. von Hagken erschien mit.