Zeitungsnachrichten.[]
- [1793]
Paris, vom 14. Jenner. [1]
Der Urtheilsspruch über Ludwig XVI., welcher auf heute angesezt worden, wird, wie es scheint, seinen Fortgang haben: und wir werden dem Publikum das nächstemahl wenigstens einige Nachricht davon mittheilen können. Das General-Conseil hat zur Sicherheit bey diesem wichtigen Auftritt, wohl nicht ohne Ursache, die Verordnung gemacht, daß in den beyden Nächten zwischen dem 13. und 14. und zwischen dem 14. und 15. alle Strassen der Stadt erleuchtet we_den sollen.
Straßburg, vom 26 Jenner. [2]
- (Aus dem Weltbote.)
Die Hinrichtung Ludwigs gieng den 21 Vormittags gegen 10 Uhr auf dem Revoluzionsplaze neben dem Fußgestelle vor sich, worauf vor 4 Monaten noch die Statue seines Großvaters stand. Die Zahl der bewafneten Bürger war unermeßlich, die tiefste Ruhe hat sowohl auf dem Plaze, als in der ganzen Stadt geherrscht. Ludwig hat mehr Festigkeit auf dem Schaffote gezeigt, als auf dem Throne. Er sagte einige Worte, sprach von seiner Unschuld, von der Verzeihung gegen seine Feinde und den Unglücksfällen, welche seinem Tode folgen würden. -- Sein Leichnam wurde auf dem Magdalenenkirchhof beygesezt, wo die Gebeinde derjenigen liegen, welche bey seiner Verheurathung umgekommen sind.
Ludwig hatte seine Familie seit Sonntag frühe nicht gesehen, Sonntag Abends speißte er mit gutem Appetit und schlief die ganze Nacht ruhig, um 7 Uhr wachte er plözlich auf, sprang aus dem Bette und kleidete sich an, ohne ein Wort zu reden. Nach 8 Uhr brachte man ihn in den Wagen, in welchem er neulich in den Konvent gefahren war, ohne etwas zu sich genommen zu haben, nach dem Richtplaz. Sein Beichtvater und ein Offizier von der Gendarmerie fuhren mit ihm. Auf dem Wege sprach er kein Wort. Er sah nachdenkend, aber nicht niedergeschlagen aus. Alles gieng auf dem ganzen Wege stille vor sich, und nur beim Herausfahren aus dem Tempel schrien einige Stimmen Gnade. -- Als er an dem Fusse des Schaffottes angekommen war, so blieb er noch etwa 4 oder 5 Minuten im Wagen und sprach sachte mit seinem Beichtvater, dann stieg er entschlossen aus. Er hatte einen dunkelbraunen Rok, weisse Weste, graue Beinkleider und weisse Strümpfe an. Seine Haare waren nicht in Unordnung, seine Gesichtsfarbe schien nicht verändert. Er steigt auf das Schaffott, der Scharfrichter schneidet ihm die Haare ab, diß erschüttert ihn, er wendet sich an das Volk und sagt mit sehr starker Stimme: Franken, ich sterbe unschuldig; von diesem Schaffotte herunter, in dem Augenblike, da ich bereit bin, vor Gott zu erscheinen, sag' ich Euch diese Wahrheit, ich verzeihe meinen Feinden und wünsche, daß Frankreich. . . nun wirbelten Trommeln, wodurch einige Stimmen, die Gnade riefen, erstikt wurden; er reicht sein Haupt selbst dar, der Kopf fällt, der Henker trägt ihn zweymahl auf der Richtstätte herum und ein Geschrey ertönt: es lebe die Nazion, es lebe die Republik.
Paris, vom 28 Jenner. [3]
Als der Dauphin am 20ten dieses hörte, daß sein Vater sterben sollte, so wandte er sich an die Commissarien im Tempel. Seine Augen schwammen in Zähren, und hoch schwoll der Busen des Kindes, als es dieselben schluchzend bath, "daß sie ihm erlauben möchten, die Sektionen kniefällig um Gnade für seinen Vater zu bitten" -- An eben diesem Tage warf Malesherbes sich ganz in Thränen zerfliessend zu Ludwigs Füssen, der ihn mit Wärme an seinen Busen drückte und ihn zu trösten suchte: "Wenn Sie mich lieben, werther Malesherbes, sagte er zu ihm, "warum misgonnen Sie mir die einzige Freystätte, so mir nach so vielfachen Unglücke noch übrig bleibt." Ach Sire erwiederte Malesherbes mit schluchzender Stimme, es ist noch Hofnung, daß Volk ist großmüthig, es ist gerecht. -- Nein, nein, es ist keine Hofnung mehr, sie willen meinen Tod, und ich bin ganz bereit. Weinen Sie doch nicht, lieber Malesherbes. . . . Vielleicht sehen wir uns dereinst in einer glüklichern Welt wieder."