Der ein und dreißigste December 1799.[]
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Gestorben Jean Marie Daubenton, Professor zu Paris.
Sein Vater, ein Notar zu Montbar, hatte ihn zum geistlichen Stand bestimmt, der Sohn aber fand mehr Neigung zur Medicin in sich, studirte diese Wissenschaft und kam 1740 als graduirter Arzt in seine Vaterstadt zurück. Es stund nicht lange an, so rief ihn sein Jugendfreund Buffon, der Aufseher des botanischen Gartens in Paris und des damit verbundenen naturhistorischen Museums geworden war, zu sich, um mit ihm vereint zu arbeiten. Diese Vereinigung war der Wissenschaften ausserordentlich nützlich. Buffon war schnell, feurig, kraftvoll, Daubenton gelassen, vorsichtig, prüfend. Jener traute seiner Einbildungskraft und Beredsamkeit vieles zu, dieser untersuchte mit genauester Vorsicht und glaubte nichts, als war er sah. Die Naturgeschichte der vierfüssigen Thiere würde sich niemals zu derjenigen Höhe geschwungen haben, auf welche sie kam, wenn nicht Daubenton ihr seine ganze Thätigkeit und seinen bedächtigen Forschungsgeist geweiht hätte. Er wurde Aufseher des naturhistorischen Kabinets, richtete es vortreflich ein und bereicherte es sehr, besonders mit anatomischen Präparaten. Er war der erste, der die Kenntnis der vergleichenden Anatomie auf die Bestimmung der Arten der vierfüssigen Thiere anwendete, und in der Physiologie der Pflanzen, so wie auch in der Mineralogie grosse Entdeckungen machte und Neue Ideen in Umlauf brachte.
Im Jahr 1775 wurde Daubenton ordentlicher Professor der Naturgeschichte im College de France. Bis an seinen Tod, selbst unter den Stürmen der Revolution, hielt er seine Vorlesungen im Naturalienkabinet; denn er hatte sich gewöhnt, den Gesetzen des Staats allezeit genaue Folgen zu leisten, selbst dann, wenn sie ihm hart schienen, und dies war die Ursache, daß selbst die Schreckensmänner, die so viele ihrer blinden Wuth hinopferten, Daubentons immer schonten. Nachdem durch Bonaparte die Ruhe einigermassen hergestellt war, wurde er zum Mitglied des Erhaltungssenats gewählt, aber in der ersten Sitzung, der er beywohnte, rührte ihn der Schlag und bald darauf starb er am letzten Tag des letzten Jahres 1799 mit eben der Ruhe, mit der er gelebt hatte, 83 Jahre alt.
Der sanfte Sinn und die unausgesetzte Arbeitsamkeit, wodurch er sich schon in seiner Jugend ausgezeichnet hatte, verliessen ihn bis an sein Ende nicht, und dieser Seelenruhe hatte er, ohngeachtet eines schwächlichen Körpers, wahrscheinlich sein hohes Alter zu danken. Er liebte die Menschen; denn er kannte sie nur wenig; und die friedliche Beschäftigung mit Thieren, Pflanzen und Mineralien liessen ihn wenig; von den Quälereyen empfinden, die andern so oft zu Theil werden und ihnen das Leben verbittern.
Quellen.[]
- ↑ Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.