Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Chabot, (Ludwig Franz Johann), -- Gensd'arme im J. 1773; ist die Grade durchgegangen; Divisions-General den 29sten April 1794.

Guter Offizier, der seine Pflichten wohl erfüllt.


Louis François Jean, Baron Chabot.[]

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General-Lieutenant,
geb. zu Niort in Poitou den 27. April 1757.

Chabot trat als Lieutenant in das Garde- Gensd'armen-Regiment am 10. Apr. 1773 und 1776 in's Regiment Poitou. Nachdem er eine Zeitlang die zur Austrocknung der Moräste bei Rochefort gebrauchten Truppen befehligt, bekam er 1790 den Oberbefehl über eine mobile Colonne im Departement der beiden Sévres. Beim Ausbruch des Revolutionskrieges ging er als Capitän zur Nordarmee unter Labourdonnaye und Miranda, nahm dann Theil an der Vertheidigung von Lille, wurde dabei verwundet und ging dann als Ingenieur nach Antwerpen, um bei der Belagerung des Castells Dienste zu leisten. Im März 1793 wohnte er dem Rückzuge der Nordarmee bei, wobei er die Vorposten der Division Lamartière sammelte, die in Unordnung gerathen war und deckte durch seine guten Maßregeln den Uebergang über die Maaß bei Ruremonde und die Räumung dieser Festung. Darauf übertrug man ihm den Oberbefehl über eine Colonne der Nordarmee, die in die Vendée geschickt wurde, um die Batallions des Departements des Loiret (Orleans) zu bilden und wurde (24. May) Oberst-Lieutenant. Zum Brigade-General (30. Juli) ernannt, ging er zur Küsten-Armee nach Rochelle ab, zeichnete sich vorzüglich in den Gefechten bei Vihiers und Laval aus und befand sich mit bei der Einnahme von Chollet, wo er an der Spitze seiner Brigade den Royalisten 6 Kanonen abnahm. Gleichen Muth entwickelte er im Gefecht bei Châtillon (8. Oct.). Als Divisions-General (29. April 1794), übertrug ihm Kleber unter großen Lobsprüchen das Commando über eine Division, die so eben nach der Nordarmee abging. Er hatte nämlich kurz zuvor dem Ober-General Kleber einen Plan zur Vernichtung der Chouans übersandt, und da derselbe angenommen, wurde ihm auch zum Theil die Ausführung desselben anvertraut.

Während der Landung der Royalisten zu Quiberon 1795 deckte General Chabot den Hafen Lorient. Im folgenden Jahre aber ging er mit seiner Division nach Italien ab, stand anfangs unter Buonaparte, und darauf unter Kilmaine, um die Blokade von Mantua zu decken, wobei er so glücklich war zwei Ausfälle der Oestreicher, unter Wurmser, (13. und 23. Nov.) zurückzuschlagen. Da sich diese Festung am 1. Febr. 1797 ergab, unterzeichnete er die vom Feldmarschall Wurmser angebotene Capitulation.

Im Jahr 1798 löste er dem General Gentili im Oberbefehl über die nach den jonischen Inseln gesendeten Truppen ab und ließ sich sogar sehr angelegen seyn, diese Inseln in Vertheidigungszustand zu setzen. Aller Sorgfalt ungeachtet, befand sich sowohl das Personal als das Material noch in einen sehr unvollkommnen Zustande, als, zufolge eines Bündnisses zwischen Rußland und der Pforte, eine Flotte von beiden Mächten im Sept. 1799 in der Nähe der jonischen Inseln erschien. Chabot traf alle mögliche Maßregeln, um eine Landung abzuschlagen und untersuchte zu diesem Zwecke mit dem General Verrières und mehreren Staabsoffizieren diese Inseln. Zuerst traf die Halbinsel Prevesa die Reihe, welche als Vertheidigungspunkt sehr wichtig war. Nachdem er hier die nöthigen Arbeiten angeordnet, begab er sich nach Cephalonia, wo er (3. Oct.) die Nachricht von der Kriegserklärung der Pforte gegen Frankreich erhielt. Er kehrte darauf nach Corfu zurück und behauptete auf dem Wege das verschanzte Lager bei Nicopolis.

Während Chabot's Abwesenheit von Corfu hatte Ali Pascha von Janina türkische und albenesische Haufen versammelt, welche gegen die Franzosen bestimmt, rings um das Fort Butrinto, das dem Canal von Corfu gerade gegenüber lag, cantonnirten. Zugleich hatte derselbe den General-Adjutanten Roze, der zu Corfu einstweilen commandirte, zu einer Unterredung im Flecken Filates in Albanien einladen lassen, der sich ohne Mißtrauen dort einfand. Der Pascha von Janina ließ ihn aber sogleich ergreifen, in seine Hauptstadt bringen und in einen höchst ungesunden Kerker werfen. Chabot langte am 17. Oct. zu Corfu an und erfuhr hier, daß das Fort Butrinto fast ganz von Türken und Arnauten umringt sey. Er schickte deßhalb sogleich Verstärkungen ab und ging mit dem General Verrières selbst dorthin ab; doch fast wären beide unmittelbar nach ihrer Ankunft bei einer Recognoscirung den Feinden in die Hände gefallen. Chabot, von Albanesischen Reutern umringt, war entschlossen sich bis zum Tode zu wehren und sich eher das Leben zu nehmen, als sich zu ergeben, als eine Rotte Grenadiere, von einem Stabsoffizier gesammelt, ihre Freiheit bewirkte. Nach mehrern blutigen Gefechten, in in welchen es jedoch den Franzosen, trotz ihrer Tapferkeit nicht gelang, die Feinde zu vertreiben, kehrte Chabot, nachdem er das Fort Butrinto zerstört hatte, nach Corfu zurück. Bei der ersten Vertheilung die im Bezug auf die Civil- und Militärverwaltung für die jonischen Inseln gemacht worden war, hatte sich Chabot das Departement Corcyra erwählt und sein Hauptquartier zu Corfu aufgeschlagen, während General Lasalcette das Departement von Ithaca bekommen, der sich mit seinem Generalstabe zu Zante aufhielt. Letzterer wurde nun in seinem befestigten Lager zu Nicopolis (22. Oct.) vom Pascha von Janina angegriffen. Das Gefecht war blutig und die an Zahl den Franzosen überlegenen grausamen Soldaten Ali's ermordeten unbarmherzigerweise, nach Eroberung des französischen Lagers und der Stadt Prevesa, alle, die in ihre Hände fielen und führten ungefähr 100 unter den grausamsten Martern nach Constantinopel, wovon jedoch der größte Theil auf dem Wege vor Kälte, Hunger und Ermattung umkam. Diese traurigen Ereignisse bestimmten Chabot, die beiden Distrikte Parga und Vonizza auf dem festen Lande zu räumen, und die Besatzung nach Corfu und Santa Maura zu führen.

Inzwischen hatte sich aber auch die russisch-türkische Flotte der Insel Cerigo bemächtigt. Die Befestigungswerke von Corfu waren durch Forts verstärkt worden, die Chabot auf den Bergen Abraham und San Salvatore hatte errichten lassen; aber in dem Zustande, worin sich die Festung befand, hätten die Werke 450 Kanonen und eine Besatzung von mehr als 7000 Mann bedurft. Die Artillerie wurde indeß, ungeachtet sie anfangs nur aus 150 Feuerschlünden bestand, später auf 450 gebracht; aber die Besatzung, die vor der Belagerung nur aus 1500 Mann Infanterie und 300 Kanoniren und Sapeurs bestand, konnte nicht verstärkt werden. Der Vorrath an Getreide konnte vielleicht für die Bedürfnisse von 6 Monaten ausreichen; doch Pökelfleisch, Gemüse, Brennholz und Arzneimittel nur für die Hälfte dieser Zeit. Was die Streitkräfte zur See anbetraf, so bestanden sie aus 2 Linienschiffen von 74 Kanonen, wovon jedoch das eine nur halb bemannt war, aus einer Corvette, einer Bombarde, einer Brigg und 4 Halbgaleeren. So unzureichend auch diese Vertheidigungsmittel waren, um eine lange Belagerung auszuhalten, so hatte doch Chabot außerdem noch die üble Stimmung der Einwohner zu fürchten, die von ihrem Adel aufgehetzt und von Natur zu Gunsten der Russen, ihren Religions-Verwandten, gestimmt, sich immer bereit zeigten, eine Empörung gegen die Franzosen zu unternehmen. Ein erster Versuch dazu (2. Nov.) wurde durch Entwaffnung der Einwohner von Corfu beseitigt. Dieser klugen Maßregeln ungeachtet, pflanzte sich der Geist des Aufruhrs, der in dem Innern der Insel große Fortschritte gemacht hatte, bis in die Vorstädte von Corfu fort und die Bewohner von Manduchio steckten zuerst die Fahne der Empörung aus. Durch Landleute verstärkt, bemächtigten sie sich der Anhöhen rings um das Fort Abraham und besetzten alle Zugänge dazu. Chabot zog an der Spitze von 800 Mann und einigen Kanonen gegen sie, vertrieb die Anführer von den Posten, wo sie verschanzt standen, ließ die Vorstadt Manduchio abbrennen und zwang die Bewohner der Vorstädte St. Roch und Castrades zur Ablieferung ihrer Waffen.

Am 5. Nov. Abends warfen einige türkische und russische Schiffe Anker vor der Insel Vido und General Chabot wurde zur Uebergabe aufgefordert, gab aber eine abschlägige Antwort. Auch ließ er die Vertheidigungsmaßregeln mit großer Thätigkeit fortsetzen und errichtete ein Corps freiwilliger Kanoniere und ein anderes von freiwilligen Jägern, die jedoch alle beide größtentheils aus Offizieren, angestellten Beamten und andern Freiwilligen bestanden. Bis zum 20. fiel jedoch nichts von Wichtigkeit vor. An diesem Tage aber warf die russische Flotte unter Uschakow und die türkische unter Cadir-Bey ihre Anker im Canale von Corfu. Die erste bestand damals aus 10 Linienschiffen, 4 Fregatten und mehrern Corvetten und Briggs, hatte aber nur wenig Truppen bei sich, während die andern aus 30 Fahrzeugen bestehend, 8000 Mann an Bord hatte. Am 21. und 22. landeten Türken und Russen in der Bay Calichiapolo und errichteten schon am 23. ihre Batterien, um die Festung zu beschießen. Obgleich nun dieselben zu weit von der Festung und selbst von den äußern Forts angelegt worden waren, um einen Mauerbruch zu versuchen, verursachten sie dessen ungeachtet große Verwüstungen in der Stadt. dies bestimmte Chabot einen Versuch zu ihrer Zerstörung zu wagen; da er jedoch seine Munition schonen mußte, beschloß er mit dem Degen in der Faust anzugreifen. Acht Ausfälle, die fast alle gelangen, wurden unternommen, wobei sich die Besatzung von Corfu mit Ruhm bedeckte. Die Belagerungsarmee jedoch, anfangs zu schwach, um dies Unternehmen zu vollenden, wurde bald darauf vom Pascha von Janina mit 15,000 Arnauten verstärkt. Von diesem Augenblicke an, wurde die Lage der Franzosen immer kritischer. Oftmals stürzten sich die Soldaten Ali's, aus ihren Verschanzungen plötzlich hervorbrechend, auf die vordern Forts und zweimal gelang es ihnen, der Eroberung von San Salvatore sich zu freuen, obgleich die Franzosen es wieder eroberten und bis zu Ende der Belagerung behaupteten.

Schon seit langer Zeit hatte Chabot Hülfe aus Frankreich erwartet; allein diese Verstärkung, obgleich sie 3000 Mann stark in Ancona eingeschifft worden war, und auch zu Ende Dec. die Insel Fano, nördlich von Corcyra erreicht hatte, war nach einem gehaltenen Kriegsrathe wieder nach Italien zurückgekehrt, und so verschwand jede Aussicht zur Rettung. Am 1. März 1799 lichtete die feindliche Flotte die Anker und näherte sich auf halben Kanonenschuß der Insel Vido, die Corfu gerade gegenüber liegt, und wo sich damals nur 5 Batterien und ungefähr 450 Mann als Besatzung befanden. Um die Franzosen in Corfu zu beschäftigen und zu verhindern, dieser Insel zu Hülfe zu schicken, machten die Feinde vom Berge Olivetto, San Pantaleone und von den Castrades aus ein furchtbares Feuer auf die Wälle und Forts von Corfu, während zugleich einige Tausend Arnauten das Fort San Salvatore angriffen. Dieser letzten Angriff jedoch wurde glücklich abgeschlagen; allein Chabot, den Verlust von Menschen fürchtend, die er nicht wieder ersetzen konnte, verließ dennoch dieses Forts und sprengte die Festungswerke in die Luft. Die Eroberung der Insel Vido erleichterte den Feinden die Errichtung von Batterien, die, da sich ihr Feuer mit dem auf San Pantaleone kreuzte, bald den untern Theil der Citadelle über den Haufen warf und alle Magazine und Militäreinrichtungen vernichteten. Außerdem war dadurch auch der Hafen den feindlichen Schiffen zugänglich geworden und auf der andern Seite schmolz die Besatzung zu Folge der Gefechte und des eintretenden Mangels so zusammen, daß zu Ende Febr. nur noch 800 Mann übrig waren. Da das Pökelfleisch ausging, hatte man auch Pferde, Maulesel und alle Hausthiere aufgezehrt und war endlich dahin gekommen, Ratten zu essen, deren es auf Vido damals viele gab, und wovon eine 3 Franken kostete. So außer Stand gesetzt an einen längern Widerstand zu denken, berief Chabot einen Kriegsrath (3. März), dem zufolge man eine Capitulation unter ehrenvollen Bedingungen einging, obgleich die feindlichen Admiräle anfangs dieselbe verweigerten, weil sie die Besatzung nach ihrem Widerstande 6000 Mann stark schätzten. Um so größer war ihre Verwunderung, als sie die geringe Zahl von 800 Mann vernahmen. Die Besatzung wurde auf türkischen und russischen Schiffen nach Ancona geführt, machte sich aber anheischig, die nächsten 18 Monate nicht mehr zu dienen.

Im J. 1800 befand sich Chabot bei der Westarmee unter Brune und hier trug er am 8. Jan. zur Vernichtung von 8000 Chouans bei Meslay, unter Bourmont, bei, der sich nach diesem Gefechte unterwarf. Von 1802 bis 1804 befand er sich bei der italienischen Armee, erhielt daselbst (14. Juni 1804) das Comthurkreuz der Ehrenlegion, befehligte darauf 1805 und 1806 die Reservedivision in Piemont und erlangte 1807 das Commando über die 9. Militairdivision. Im Jahre 1808 führte er die 3 Divisionen Neapolitaner unter Laurent de Gouvion Saint-Cyr in Catalonien an, womit er den Uebergang über den Lobregat, (27. März) glücklich erzwang; doch wurde er (22. Mai) bei einem Vorposten-Gefechte zu San Heyl verwundet und zum Dienste untüchtig gemacht; er kehrte darauf in die 9. Militairdivision zurück, und behauptete das Commando bis zum Jahre 1814, wo er in Ruhestand versetzt wurde. Ludwig XVIII. ernannte ihn (10. Mai 1817) zum Großofficier der Ehrenlegion, so wie ihm Napleon (4. Juli 1811) den Titel Baron gegeben hatte.


Zeitungsnachrichten.[]

[1808]

[3]

Frankreich.

Paris den 4. July. Der Divisionsgeneral Chabot ist zum militärischen Befehlshaber der 9. Division, deren Hauptort Montpellier ist, ernannt worden.


Quellen.[]

  1. Vollständige Rangliste aller Generale und General-Adjutanten in den Armeen der französischen Republik. 1796.
  2. Dr. R. Fl. Leidenfrost's französischer Heldensaal oder Leben, Thaten und jetzige Schicksale der denkwürdigsten Heroen der Republik und des Kaiserreichs, insonderheit der Waffengefährten und Marschälle Napoleons. Ilmenau, 1828. Druck und Verlag von Beruh. Friedr. Voigt.
  3. Wiener-Zeitung, Nro 58. Mittwoch, den 20. July 1808.
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