Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Segur.[]

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Louis Philippe de Segur ist ein Sohn des Marquis von Segur, Marschalls von Frankreich. Er ward im Jahre 1786 als Botschafter nach Petersburg gesandt, und brachte daselbst im folgenden Jahre einen Handelstraktat zu Stande, der Frankreich große Vortheile gewährte. Dann begleitete er die Kaiserin Katharina II. auf der berühmten Reise nach der Krimm. Er bestrebte sich bei dieser Gelegenheit vergeblich, den Kaiser Joseph und das russische Ministerium von dem bevorstehenden Kriege gegen die Pforte abzubringen. Im Jahre 1788 arbeitete er an einer Quadrupel-Allianz zwischen Oesterreich, Rußland, Spanien und Frankreich, welches aber zu früh verrathen ward, und darum mißlang. Im Jahre 1789 ward er zum supplirenden Deputirten für den Adel bei den Etats-Generaux erwählt, und sollte 1791 durch den Tod des Herrn von Rochambeau wirklich Sitz in denselben nehmen, legte aber seine Stelle nieder, mittelst eine Briefs an den Präsidenten, der damals viel Aufsehen erregte. Ludwig XVI. schickte ihn in demselben Jahre als Gesandter nach Rom, allein Pius VI. wollte ihn nicht annehmen. Es ward ihm zu derselben Zeit das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, statt des Herrn von Montmorin, angeboten, welches er aber ausschlug. Im Jahre 1792 begab er sich als Gesandter an den Hof von Berlin, um diesen zu bewegen, sich nicht in die innern Angelegenheiten Frankreichs zu mischen. Friedrich Wilhelm nahm ihn etwas mistrauisch auf, äußerte sich dennoch aber dahin, daß er nur alsdann gegen Frankreich agiren würde, wenn dieses den Kaiser oder irgend einen der Reichsfürsten angriffe. Der Gang der Revolution nöthigte den Herrn von Segur im Auslande zu bleiben. Nach der Revolution vom 18. Brumaire ward er in das gesetzgebende Corps berufen, und unterstützte in demselben den Vorschlag für das lebenslängliche Consulat Bonapartes. Dann trat er in den Staatsrath; im Jahre 1804 ward er Großceremonienmeister des Kaisers Napoleon und vor einiger Zeit Senator. Er ist auch als Schriftsteller bekannt; sein historisches Gemälde der Regierung Friedrich Wilhelm II. ist als sein vorzüglichstes Werk bekannt. Jetzt war er als Commissär in der Militärdivision, deren Hauptort Dijon ist, bestimmt. Er soll sich in dieser Mission durch vehemente Proclamationen auszeichnen.


Ludwig Philipp Graf von Ségur.[]

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Ségur der Aeltere (Ludwig Philipp Graf von) Staatsrath und Großceremonienmeister, Sohn des Marquis von Segur, Marschalls von Frankreich und Mitglied der Versammlung der Notabeln, wurde 1786 in der Eigenschaft eines französischen Bothschafters nach Petersburg gesandt, und unterzeichnete 1787 mit den russischen Ministern einen Handelsvertrag, welcher Frankreich alle Vortheile zusicherte, in deren Besitze zeither die Engländer ausschließlich gewesen waren. Er begleitete Catharinen II. auf ihrer Reise nach der Krimm, und machte dem Kaiser Joseph II., der sich daselbst befand, Vorstellungen über das Interesse, welches Frankreich an der Aufrechthaltung des ottomanischen Reichs nähme. Auf derselben Reise besprach sich Segur auch mit dem russischen Minister Bulgakow und dem österreichischen Internuntius Herbert, um dem Bruche, welcher von dem Londoner und Berliner Hofe zwischen Rußland und der Pforte aufgeregt worden war, zuvor zu kommen. Im Jahr 1788 unterhandelte er eine vierfache Allianz zwischen Rußland, Oesterreich, Spanien und Frankreich, deren Geheimniß von einem Secretär des Grafen Ostermann verrathen wurde. Im J. 1789 ward er zum ergänzenden Deputirten des Pariser Adels bey der General-Stände-Versammlung ernannt, und durch den Tod des Herrn von Rochechouart im Julius 1791 in dieselbe berufen; er nahm aber in einem Briefe an den Präsidenten seine Entlassung. Im. J. 1791 wurde er von Ludwig XVI. als Bothschafter an den den Papst Pius VI. gesandt, der sich weigerte, ihn anzunehmen, und in demselben Jahre schlug Segur den Antrag des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, an Montmorins Stelle, aus. Im Januar 1792 begab er sich als Bothschafter an den Berliner hof, um denselben von aller Einmischung in die inneren Angelegenheiten Frankreichs abzuhalten, und die Bewaffnung der Emigranten zu unterbrechen. Friedrich Wilhelm empfing ihn Anfangs mit Argwohn, erklärte aber dessen ungeachtet, daß er keine Truppen gegen Frankreich marschieren lassen werde, als nur in dem Falle, daß der Kaiser oder ein deutscher Reichsfürst angegriffen würde. Herr von Segur war damahls durch die Ereignisse der Revolution genöthigt, im Auslande zu bleiben, und trotz seiner lebhaften Protestationen wurde er, nebst seinem Vater und seinem Bruder, auf die Emigrantenliste gesetzt. Nach dem 18. Brümaire berief ihm im May 1801 der Erhaltungssenat in den gesetzgebenden Körper, und von da kam er zu Anfange des Jahres 1803 in den Staatsrath, für das Departement des Innern. Im Jahre 1804 verlor er seinen ältesten Sohn auf eine tragische aber bis jetzt unbekannte Weise. Den folgenden 18. July erhielt er die Stelle des Großzeremonienmeisters von Frankreich, im Februar 1805 das rothe Band und im Juny desselben Jahres von dem Prinzen-Regenten von Portugal den Christorden. Unter mehreren Schriften, die aus seiner Feder geflossen sind, führt man vornehmlich sein historisches politisches Gemählde Europens von 1786 bis 1796 an, welches die Geschichte von den vorzüglichsten Ereignissen der Regierung Friedrich Wilhelms II. und einen Abriß der Revolutionen in Brabant, Holland, Pohlen und Frankreich enthält.


Luis-Philippe, Graf von Segur.[]

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Ségur (Luis-Philippe, Graf von), Oberceremonienmeister, Senator, Großkreuz der Ehrenlegion, Pair von Frankreich, Mitglied des Instituts xc., ältester Sohn des Marschalls Marquis von Ségur, ist 1753 geboren, unterzeichnete 1787 als Gesandter in Petersburg einen Handelstractat, der Frankreich alle die Vortheile zur See gewährte, die England sonst ausschließlich genoß, war eine kurze Zeit Deputirter des pariser Adels bei den Generalständen, dann Gesandter in Rom und in Berlin, emigrirte, kam nach dem 18ten Brumaire zurück; schloß sich sehr an Napoleon an, für dessen lebenslängliches Consulat er als Mitglied des gesetzgebenden Körpers eifrig stimmte, und erhielt von ihm nach einander die oben genannten Würden. 1803 ward er in das Institut aufgenommen. Bei Napoleons Rückkehr trat er sein altes Amt als Oberceremonienmeister wieder an, und da er auch in dessen Pairskammer Sitz genommen, ward er durch die königliche Verordnung vom 24sten Juli 1816 verbannt. Er ist einer der vorzüglichsten französischen Liederdichter.

Sein jüngerer Bruder, Alexandre-Joseph, Vicomte de Ségur, ging früh ins Militär, und schützte als Chasseur-Oberster die Flucht von Mesdames, den Tanten des Königs, nahm als Maréchal-de-Camp den Abschied, und widmete sich ganz der Literatur. Er ist der Verfasser vieler beliebten Theaterstücke und besonders artiger Vaudevilles.

Philippe Graf von Ségur, Sohn des erstern, lebte ganz für die Waffen, in denen er sich rühmlich auszeichnet. Er focht im Kriege von 1806 als Maréchal des logis de la Maison de l'Empereur, 1808 als Major in Spanien, wo er, bei Madrid verwundet, Adjutant-Commandant ward, und 1812, 13 und 14 gegen Rußland als Brigade-General. Nach Ludwigs XVIII. Thronbesteigung ward er Maréchal-de-Camp, Commandant der Ehrenlegion und St. Ludwigsritter.


Zeitungsnachrichten.[]

1807.[]

Vermischte Nachrichten.

Pultusk (in Polen) vom 30. Dec. [4]

Herr Philipp Segur (l. Segühr), Quartiermeister des kaiserl. franz. Hauses, fiel, als er sich nach Nasielsk begab, in einen Hinterhalt der Kosacken, welche sich in einem Waldhause, das sich hinter Nasielsk befindet, versteckt hatten. Er erlegte 2 mit eigner Hand, wurde aber zum Gefangenen gemacht. Der Kaiser hat ihn zurückfordern lassen, allein der russische General hat ihn sogleich nach Petersburg geschickt.


Quellen.[]

  1. Minerva. Ein Journal historischen und politischen Inhalts. Für das Jahr 1814. Leipzig, in der Expedition der Minerva.
  2. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  3. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  4. Der Bote aus Thüringen. Schnepfenthal, Im Verlage der Buchhandlung der Erziehungsanstalt. 1807.
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