Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Ludwig Philipp Joseph, Herzog von Orléans.[]

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Neopolem
Neopolem

Orléans (Ludwig Philipp Joseph, Herzog von) französischer Prinz von Geblüt, geboren zu St. Cloud den 13. Aprill 1747, Sohn Ludwig Philipps von Orleans und Louisen-Henriettens von Bourbon-Conti. In seiner Jugend macht dieser Prinz den Nahmen des Herzogs von Chartres, den er bis zu dem Tode seines Vaters führte, durch seine Sittenlosigkeit berühmt. Er brachte zuerst den Prinzen von Lamballe, Sohn des Herzogs von Penthièvre, einen Genossen seiner Ausschweifungen ins Grab; und seine Feinde gaben ihm Schuld, daß er sich dadurch das Vermögen seines Schlachtopfers habe zueignen wollen, da er dessen Schwester, eine in jeder Rücksicht achtungswürdige Dame, die er äußerst unglücklich machte, heirathete. Er war von mehr mittler Mannslänge, gut gebaut und hatte eine regelmäßige und angenehme Gesichtsbildung, bis auf das, daß die Folgen seiner Ausschweifungen sein Gesicht mit rothen bösartigen Pocken übersäet hatten. Er war in allen körperlichen Uebungen äußerst geschickt, gut und theilnehmend in seinem Innern, unwissend und leichtgläubig, jedoch nicht ohne vielen natürlichen Verstand; und um endlich seinen Charakter am wahrsten zu schildern, muß man sagen, er hatte gar keinen, und wollte, der Vergnügungen überdrüßig, das Verbrechen als ein neues Vergnügen versuchen, welches die Rache, seine herrschende Leidenschaft, für ihn noch zu würzen wußte. In der Bestimmung, dem Herzog von Penthièvre in der Stelle eines Groß-Admirals zu folgen, wollte er 1773 einen Feldzug zur See machen, und kommandirte eine Division der Flotte des Herrn Orvilliers in dem Treffen von Quessant, wo er auf dem heil. Geist, einem Schiffe von 84 Kanonen, die Arrieregarde befehligte. Man erzählte sich nun, daß sich der Herzog von Chartres in dem untersten Schiffsraume verborgen gehalten hätte, was aber wenig Wahrscheinlichkeit hat, da das Schiff, auf dem er sich befand, nie in Gefahr oder in der Schußnähe der Kanonen war. Doch nahm der Hof dieses Schmähgerücht an, und als er erschien, überschüttete man ihn mit Epigrammen; und anstatt Großadmiral zu werden, erhielt er die Stelle eines Generalobersten von den Husaren, eine sonderbare und lächerliche Belohnung für einen Dienst zur See. Auch datirt man von der Zeit her einen Theil seines Haßes gegen Ludwig XVI. Einige Zeit darauf sah man ihn in einem Luftballon steigen, und da er einige Jahre früher in Bergschlachten eingefahren war, aber dabey wenig Standhaftigkeit gezeigt haben sollte, so sagte die Welt, daß er alle Elemente habe zu Zeugen seiner Feigheit machen wollen. Nach dem Tode des Grafen Clermont ließ er sich zum Chef aller Freymäurer-Logen in Frankreich ernennen, und dieses Sekte war ihm in der Folge nicht unbrauchbar, um die Ordnung der Dinge in diesem Lande umzuwälzen. Sein Vater starb 1787; und er nahm nunmehr den Titel des Herzogs von Orleans an und suchte sich seitdem in den Besitz der Volksgunst zu setzen. Mehrere junge Parlamentsmitglieder wurden, meist ohne es selbst zu ahnden, die Werkzeuge seiner Plane, indem sie, bey den 1788 zwischen dem Hofe und den Parlamenten eingetreten Spaltungen, die Köpfe der Menge überspannten. Auf Antrieb seiner Creaturen widersetzte er sich in der königlichen Sitzung vom 19. November 1787 lebhaft dem Könige, ließ sich nach Villiers-Coterets verweisen, und wurde durch seine Spendungen in die gierigen Hände der Journalisten bald der Abgott des Pöbels. Ein anderes Mittel, das er mit Erfolg anwandte, um die Gunst des Volkes zu gewinnen, war, das Getreide aufzukaufen, und alsdann die Unglücklichen, welche unter dieser erkünstelten Theurung seufzten, zu unterstützen. Dieses Manöver hatte den Vortheil, den Hof verhaßt zu machen, ohne seinem Geitze (einer seiner herrschenden Leidenschaften) zu nahe zu treten, da ihm durch die Gelder eingingen, die er in dem Winter von 1788 bis 1789 seiner Rache und seinem Ehrgeitze opferte. Man sah ihn zu dieser Zeit öffentliche Tische und Heitzungen für die Armen der Hauptstadt besorgen, unter die er noch ausserdem Summen an baarem Gelde austheilen ließ. Es gilt für gewiß, daß er durch den Vorschlag, seine Tochter mit dem Herzoge von Angouleme, und seinen Sohn mit einer Tochter des Königs von Neapel zu vermählen, einen Augenblick in seinen Planen wankend gemacht wurde; allein sein Haß und seine unwiderstehliche Herrschsucht behielten bald die Oberhand, und seine Agenten, mit gedruckten Instruktionen versehen, vertheilten sich in den Provinzen, um die Wahlen für die G. St. V. zu leiten, während eine Art von Armee unter seinen Befehlen zu Paris herrschte. Sich schriftlich selbst für die Ehescheidung erklären, und sich, wie durch Zufall, in der Mitte aller Empörungen, nahmentlich der Plünderung der Papiermanufactur zu Reveillon, zeigen, waren die letzten Manöuvers, die er im Augenblicke der Zusammenberufung der G. St. V. anwendete, in die er von dem Adel zu Crepy in Valois ernannt wurde. Von den ersten Sitzungen an protestirte er gegen die Beschlüsse seiner Kammer und vereinigte sich, nebst den sich trennenden Mitgliedern seines Standes, mit der des dritten Standes. Seit diesem Augenblicke theilte er seine Zeit unter die Sitzungen der National-Versammlung und unter die geheimen Zusammenkünfte, die er anfangs im Palaisroyal und nachher zu Passy hielt. Sein erster Plan (oder vielmehr der seiner geheimen Führer) war, wie es scheint, den König zu schrecken, die Königinn in gerichtliche Verantwortung zu ziehen, und sich zum Oberrichter des Königreichs (lieutenant général du royaume) ausrufen zu lassen; allein der Stoß der verschiedenen Factionen; die sich damahls zu ordnen anfingen, trennte die gute Stimmung des Jakobiner Klubbs. Er ließ es sich nunmehr angelegen seyn, das Regiment der französischen Garden zu bestechen und die Ereignisse des 14. July einzuleiten, die ihm seine Rathgeber als nothwendig dargestellt hatten, um den Hof zu schrecken und sich mehrere Personen, die ihm hinderlich waren, vom Halse zu schaffen. Diese Maasregeln, die mit denen Neckers und des Jakobinerklubbs zusammentrafen, hatten ihre volle Wirkung, ob es gleich seinen Creaturen unmöglich blieb, ihn zu veranlassen, selbst zu handeln. Den 12. July war er unter die im Palaisroyal versammelte Menge getreten, hatte aber kaum die Kraft gehabt, ihr die Worte zuzurufen: "Es ist nur Ein Mittel, man muß zu den Waffen greifen," und hatte sich schleunigst wieder in seine Zimmer zurückgezogen. Doch trug man denselben Tag seine Büste, mit der Neckers, im Triumph durch die Stadt. Den 13. ließ man neue Schmähschriften gegen die Königinn austheilen, und, nur die Wirkung des 14. July zu benutzen, wurde in seinem Rathe beschlossen, "daß er Ludwig XVI. seine Vermittelung bey dem Volke antragen sollte, mit der Bedingung, daß ihm dieser Fürst die Stelle des Oberrichters im Königreich zugestände;" allein er hatte nie den Muth, dem Könige diese Eröffnung zu machen. Kurz darauf fiel die Bestürmung des Schlosses von Versailles vor. Alle Aussagen vor dem Chatelet über die Ereignisse den 5. und 6. October bezeichnen einstimmig den Herzog als den Haupturheber dieser Bewegung, doch hatte er, seinem Charakter immer getreu, nicht die Kraft, sein Verbrechen zu vollenden und die Arme, die ihm dienen wollten und konnten, zu leiten. Nachdem diese unglückliche Nacht seinen Planen nicht entsprochen hatte, bewies er die Schwäche seines Charakters noch besser durch die Art, wie er den Drohungen Lafayettes nachgab, der, beynahe eben so furchtsam als er, doch wagte, ihn mit gerichtlicher Verantwortung zu bedrohen, wenn er nicht alsobald Frankreich verliesse. Umsonst wandte Mirabeau Versprechen und selbst Drohungen an, um ihn zurück zu halten; immer glaubte er seinen bleichen Ankläger hinter sich zu erblicken und hielt sich für nur allzuglücklich, unter dem Vorwande einer Sendung des Königs nach England, die Erlaubniß zu erhalten, zwischen sich und dem Throne, den er noch einige Tage vorher an sich zu bringen hoffte, das Meer liegen zu sehen. Nach 8 Monathen hatte er sich jedoch von dem Schrecken wieder erhohlt und wagte trotz der neuen Befehle Lafayettes, nach Paris zurück zu kehren, wo er von den Jakobinern mit Freuden aufgenommen wurde und hierauf in der Versammlung der Nation, dem Gesetze und dem Könige den Eid der Treue leistete. Den 18. Februar 1790 hatte er von London aus der Versammlung seinen Bürgereid übersendet, und diesen erneuerte er nach seiner Rückkunft den 11. July vor der Tribune. Bey der Flucht Ludwig XVI., im Juny 1791, erklärte er in einem öffentlichen Schreiben, daß er auf die Regentschaft, im Fall sie ihm sollte angetragen werden, Verzicht leiste. Doch fing bald der größte Theil der Partheygänger an, sich von ihm zu entfernen, theils weil sie es überdrüßig waren, einem so feigen Anführer zu dienen, theils weil sie seiner Unterstützung nicht mehr benöthigt waren; und der junge Barnave, voller Talente und Kühnheit, führte den kräftigsten Schlag gegen seine Faction, indem er für andere Plane eine Menge von den Mitgliedern der linken Seite vereinigte, die vorher, vereinzelt, zum öftern, ohne es zu wollen, dem Herzoge gedient hatten. Kaum war die Gesetzgebung versammelt, so sandte er Voidel und Petion nach London, um einen neuen Wucheraufkauf des Getreides vorzubereiten, und da dieser Plan scheiterte, machte er eine Spekulation mit dem Zucker, die mehrere Unruhen veranlaßte. Um diese Epoche geschah es, daß Thevenard, ehe er das Ministerium des Seewesens verließ, den Herzog zum Admiral von Frankreich ernennen ließ, um Ludwig XVI. bey der neuen Versammlung mehr Popularität zu verschaffen; und diese Ernennung hatte vielleicht, durch die Umstände, die ihr folgten, den entscheidensten Einfluß auf das Loos der königlichen Familie und des Herzogs von Orleans selbst. Verschiedene Eröffnungen, welche dieser dem neuen Minister Bertrand von Moleville machte und eine Sinnesänderung verriethen, veranlaßten den Minister, dem Herzog zu rathen, daß er sich wieder dem Könige nähern möchte; der Prinz schien dieses zu wünschen und nur durch die Furcht einer Zurückweisung abgehalten zu werden; Bertrand übernahm es daher, Ludwig XVI. davon zu benachrichtigen, der sich zu dieser Art von Aussöhnung entschloß und dem neuen Admiral eine lange Unterredung zugestand, über die er den Ministern seine höchste Zufriedenheit bezeigte. Bey so bewandten Umständen, die aber den Hofleute noch gänzlich unbekannt waren, erschien der Herzog wenige Tage darauf (es war ein Sonntag im Januar 1792) bey Hofe, um dem Könige seine Morgenaufwartung zu machen; die Royalisten, die diese Tage sich gewöhnlich in großer Anzahl im Schlosse befanden, überhäuften ihn mit den erniedrigendsten Beleidigungen und schienen es gleichsam vorgenommen zu haben, ihn unter der Last der Verachtung zu zerschmettern; bey dem Hinabsteigen der Treppe wurde sogar auf ihn gespuckt. Eine so gewaltthätige Szene, so öffentliche Beschimpfungen, mit denen er sich nie überreden konnte, daß der König und die Königinn fremd wären, fachten in seinem Herzen die heftigste Wuth und den unversöhnlichsten Haß an; der Durst nach Rache blitzte bey dem Hinweggehen aus seinem ganzen Gesichte, und von dem Augenblicke schlug er sich von neuem zur Revolutionsparthey. Er wollte selbst bey der Armee von Luckner dienen; der Hof aber, der unstreitig fürchtete, daß er sich einen Einfluß bey den Truppen verschaffen möchte, schlug es ihm ab. Er führte darüber bey der Versammlung Klage, und man glaubt, daß seine Parteygänger sich in den Tagen des 20. Juny und 10. Aug. 1792 viel für ihn in Bewegung setzten, wie sie es schon im Juny 1791 auf dem Marsfelde gethan hatten. Prüdhomme behauptet selbst, daß er einen Mitbewerber zu der Munizipalität vom 10. August abgegeben habe, er hätte aber damals wahrnehmen sollen, daß er, anstatt die Faktionen zu leiten, selbst von einer seinen Planen fremden Bewegung mit fortgerissen wurde. Indessen stand er noch in so viel Ansehen, daß er im September in den Konvent ernannt wurde, aber das war der Augenblick, wo ihn der Rest seiner falschen Freunde vollends verließ, und sich seine Mitverbrecher selbst gegen ihn erklärten, da sie Hoffnung hatten, die Rolle, zu der sie ihn anfangs hatten erheben wollen, in einer Republik selbst spielen zu können. Fauchet, Manuel, Merlin von Thionville vornehmlich zeigten sich als seine Feinde; alle Welt verließ nach und nach seine Sache und die Republik, wie nachher Robespierre sagte, schlich sich verstohlen in die verschiedenen Faktionen. Es scheint, daß die der Minister, welche einen Theil der Girondeparthey ausmachte, ihm noch am längsten treu geblieben ist. Es geschah den 15. September 1792, daß ihn die Gemeine von Paris bevollmächtigte, den Namen Egalité für sich und seine Nachkommenschaft anzunehmen, und im Dezember hatte er ein Glaubendbekenntniß drucken lassen, in dem er feyerlich auf seine Thronrecht Verzicht leistete, um sich die Rechte eines Bürgers zu erhalten, mit dem Zusatze, daß seine Söhne bereit wären, diese ruhmvolle Verzichtleistung mit ihrem Blute zu unterschreiben. Nachdem er in Verbindung mit Marat, den beyden Robespierre, Danton, Collot d'Herbois, Camille-Desmoulins, Manuel, Freron, Legendre xc. zum Deputirten von Paris bey dem Nationalkonvent ernannt worden war, ward er bald der Gegenstand von den Denunziationen der Gironde. Die Mitglieder dieser Faction glaubten, oder nahmen wenigstens diese Meinung zum Schein an, daß die Deputation und die Munizipalität von Paris den Herzog von Orleans auf den Thron bringen wollten, und setzten der Forderung von Ludwigs XVI. Verurtheilung die der Landesverweisung Philipps und selbst aller Bourbons entgegen. Bey dem Prozeß des Königs votirte er den Tod seines Vetters mit einer Kaltblütigkeit, die selbst den größten Theil der Jakobiner erregte, und das Murren der ganzen Versammlung erregte; und er gab noch überdem ein Gastmahl, wo er die Maratisten mit den noch schwankend scheinenden Jakobinern vereinigte und es ihm gelang, eine große Anzahl dieser letztern zu schrecken oder zu verführen. An dem Tage, wo das Urtheil an dem Könige vollzogen wurde, erschien Egalité auf dem Platze Ludwigs XV, und wohnte in einem Kabriolet der Hinrichtung bey; so wie der Leichnahm weggebracht worden war, kehrte er in das Palais-Royal zurück, bestieg einen Wagen mit 6 Pferden und fuhr nach Raincy, um mit seinen Genossen eine Orgie zu feyern. Einige Zeit darauf trennte sich seine unglückliche Gemahlinn von ihm, und da der Herzog von Penthièvre den 4. März starb, eilte er nach Vernon, um, was er konnte, von dieser reichen Erbschaft an sich zu reißen. Den 9. besuchten ihn Danton, Robespierre, Marat und einige andere und plünderten ihn wieder zum Theil aus, um, wie sie vorgaben, eine Volksbewegung zu seinen Gunsten zu veranstalten; diese Bewegung aber unterblieb, und sie entschuldigten sich den folgenden Tag damit, daß er in dem entscheidenden Augenblicke den Muth nicht gehabt habe, sich auf das Rathhaus zu begeben, und selbst in Ohnmacht gefallen sey. Dieses war der letzte Versuch, der man für ihn schien unternehmen zu wollen; und gegen Ende des Aprills ließ ihn derselbe Robespierre von der Liste der Jakobiner streichen. Endlich traf ihn das Anklagedekret. Vergebens schrieb er in seiner ganzen niedrigen Gemüthsart an den Konvent; vergebens flehte er alle seine ehemaligen Mitverbrecher an; sein Verderben war geschworen; alle Partheyen machten sich ihre Verbindungen mit ihm gegenseitig zum Vorwurf; und er wurde, nebst den übrigen Mitgliedern seiner Familie, in die Gefängisse von Marseille gebracht. Hier überließ er sich der Böllerey und Ausschweifung auf eine solche Art, daß sich der Prinz von Conti entschloß, den Konvent schriftlich zu ersuchen, daß er von ihm getrennt werden möchte, mit der Versicherung, daß er den Tod der Strafe vorzöge, in der Nähe eines solchen Menschen zu leben; sein Verlangen fand aber kein Gehör. Das Kriminalgericht von den Rhöne-Mündungen, bestochen von denen seiner Agenten, die noch frey waren, erklärte ihn für unschuldig; der Wohlfahrtsausschuß verbot aber seine Freylassung, und nach einem sechsmonatlichen Verhaft wurde er nach Paris gebracht, um da gerichtet zu werden. Vor dem Revolutionstribunal antwortete er mit ziemlichen Ruhe und Gewandtheit, und, als sein Todesurtheil ausgesprochen wurde, nahm er es mit mehr Muth, als man erwartet hatte, an; eben so standhaft starb er und man sah ihn nur bey der Annäherung an das Schaffot erblassen. Es war den 6. November 1793, daß er hingerichtet wurde, in seinem 46sten Jahre.


Der Prozeß gegen Ludwig XVI.[]

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Einzig mit meiner Pflicht beschäftigt; überzeugt, daß alle diejenigen, welche die Souveränität des Volks entweder wirklich angegriffen, oder angreifen werden, den Tod verdienen, stimme ich für den Tod. [Es entsteht ein Murren in der Versammlung.]


Von dem Nationalkonvent.[]

[1793]

Paris, vom 8. April. [3]

Das N. Convent hat dekretiert, daß alle Mitglieder von der Familie Bourbon in Verhaft gebracht werden sollen. Egalite, (vormals Herr von Orleans) glaubte als Representant der Nation nicht unter diesem Dekret begriffen zu seyn, und ließ durch den Justiz-Minister Vorstellungen dagegen machen. Aber es blieb dabey und auch er wurde nach dem Gefängniß der Abtey gebracht.

Paris, vom 15. April. [4]

-- In der Seßion am 11. gab Marat die Veranlassung zu einem äusserst tumultuarischen Auftritt dadurch, daß er sagte: "Ich weiß nicht durch was für einen Schwindelgeist die strafbahre Faktion die Nation zu täuschen sucht, indem sie die Meinung des Publikums irre führt. Sie will die Blike von ihren Complotten ablenken, indem sie die Aufmerksamkeit auf eine eingebildete Verschwörung zieht. Ich will nicht entscheiden, ob Egalite, der Vatter, den ich immer als einen Menschen ohne Sitten und Tugend beschrieben, sich des Hochverraths gegen die Nation schuldig gemacht habe. Aber ich verlange, daß auf den Kopf seines Sohns, wie auf des Dümourier seinen; und eben so auch auf die Köpfe aller Flüchtlinge von der Familie Capet ein Preis gesezt werde."

Zeitungsnachrichten.[]

1793.[]

Paris, vom 12. April. [5]

L. Ph. J. Egalite, ehemals Herr von Orleans; der eine von seinen Söhnen, welcher bey der Armee dü Var diente, seine von ihm geschiedene Gemahlin, Madame Bourbon-Orleans, und L. Fr. Joseph Conti; welche alle zufolg des neulichen Dekrets als Mitglieder der Familie Bourbon in Verhaft genommen wurden, sind nun zufolg eines zweiten Dekrets nach Marseille transportiert worden.

Paris, vom 15. April. [6]

Philipp Egalite soll, wie man für gewiß versichert geweint haben, als man ihn nach dem Gefängniß der Abtey brachte.

Paris, vom 10. Brachmonat. [7]

Von Marseille wird unterm 31ten May berichtet: Philipp d'Orleans sey am 27. nach dem Fort St. Jean transportiert worden, um 2. Uhr des Nachts bey Fakeln und unter Begleitung von 1200. Mann. Er habe nicht Ursache gehabt, auf die Achtungs-Bezeugungen des Volcks bey diesem Anlaß stolz zu seyn. Er sey on ein Zimmer ohne alle Verzierung gebracht worden, an dessen Mauren er nicht viel gutes ankündigende Sinnbilder und Inschriften von Gefangenen, die vor ihm diesen Ort bewohnt, wahrnehmen könne. Er habe keine andere Aussicht, als nach dem Meer und nur durch starcke Eisen-Gitter, auch scheine ihn seine gegenwärtige Lage sehr niederzuschlagen. -- Seine Schwester, die vormahlige Düchesse de Bourbon, hat an das N. Convent geschrieben, daß mit ihr ein Verhör vorgenohmen und nichts klagbahres gegen sie herausgebracht worden sey. Sie verlangt, nicht länger allein eingeschlossen zu seyn, und daß man ihr einen Koch und zwey weibliche Bedienten bewillige. Ihr Ansuchen ist an das Sicherheits-Committe gewiesen worden.

Marseille, vom 2. Brachmonat. [8]

(Der vormalige Düc von Orleans, welcher gegenwärtig als Gefangener sich hier befindet, hat bereits so viel von sich reden gemacht, und dörfte auch noch künftig von sich reden machen, daß man die Haupt-Klagen-Punkten, die bey dem mit ihm vorgenohmenen Verhör gegen ihn vorgebracht worden sind, (besonders in Ermanglung wichtigerer Nachrichten) nicht ungern hier lesen wird.) Es sind folgende: Er habe verschiedene Reisen nach Engelland gemacht, in der Absicht den brittischen Hof zum Krieg gegen Franckreich zu bewegen; er habe eine Vermählung seiner Tochter mit einem Engl. Prinzen vorgeschlagen, zu dessen Gunsten er dann gemeinschaftlich mit dem Engl. Hof sich bemühen wolle, Bretagne von Franckreich zu trennen und mit Engelland zu vereinigen; er habe gemeinschaftlich mit Mirabeau daran gearbeitet, sich zum König von Franckreich proklamieren zu lassen und demselben Millionen versprochen, wenn er die konstituierende National-Versammlung dahin bringen könne, durch Vertreibung des regierenden Königs ihn auf den Thron zu sezen; er habe in Paris und in den Provinzen eine zahlreiche Parthey durch Geld unterhalten; er habe insgeheim viele Uniformen für die Regimenter, die er aufrichten wolte, verfertigen lassen, die man in den Kellern und Gewölben seiner Landhäuser gefunden; er habe bey dem Vorfall am 5. und 6ten Oktober durch seine Emissarien Geld austheilen lassen, um das Volck zu jenem Zug nach Versailles zu bewegen, und in der Absicht, die Königl. Familie ermorden zu lassen; er habe mit dem Grafen von Provence eine Anti-Patriotische Verbindung und sträfliche Correspondenz unterhalten; er sey von Ludwig XVI. und seiner Familie Flucht im Junius 1791. unterrichtet gewesen und habe sie der National-Versammlung verschwiegen; er habe immer mit allen Ministern und Agenten der vollziehenden Gewalt ein Verständniß unterhalten, um den Operationen der Gesezgeber Hindernisse in den Weg zu legen; er sey in allen bey den Föderations-Festen geschwornen Eiden, daß er die Constitution handhaben wolle, meineidig gewesen; er habe die Zwistigkeiten und Feindseligkeiten in mehrern Provinzen durch Besoldung von einer Menge intriganter Leute unterhalten; er habe mit Dümourier im vorigen Winter die ersten Operationen des Feldzugs verabredet, und ihn bewogen, unsere Truppen aus Holland und den Niederlanden zurückzuziehen, und den Preussen und Oesterreichern die Mittel zu verschaffen in das Gebiet der Republick einzudringen; er habe zu dem Todes-Urtheil Ludwigs seine Stim'e gegeben nur in der Absicht nach den Tod seines Anverwandten die Königs-Regierung wieder herzustellen; er sey unlängst in die Provinzen und in verschiedene Departements von Bretagne und der Normandie gereiset, und habe dort selbst und durch seine Agenten gesucht die Einwohner zu verführen, daß sie wieder einen König verlangen, und sich mit den Engelländern, wenn sie kommen, vereinigen sollen; er habe sich mit Dümourier und Valence gegen die Patrioten von dem N. Convent verschworen; er habe durch seinen Einfluß gemacht, daß lauter Leute von seiner Partey, ehmalige Adeliche und Feinde der Republick, Freyheit und Gleichheit zu Befehlshabern der französischen Armeen ernannt worden; er sey der Urheber der Unruhen, welche wegen dem hohen Brod-Preiss entstanden, um einen bürgerl. Krieg zu veranlassen, die Representanten der Nation zu verjagen und das Volk dahin zu bringen, daß es die vorige Verfassung wieder verlange; und endlich habe er alle Mittel angewendet, um unsere Constitution und die Republick zu vernichten, und er habe also im höchsten Grad sich des Verbrechens der beleidigten Nation schuldig gemacht. -- Die Anklagen sind, wie man sieht, eben so zahlreich als wichtig; und aus der unterm Artikel Paris erwähnten noch genauern Verhaftnehmung des Angeklagten scheint es eben nicht, daß er sich gegen dieselben habe rechtfertigen können.

Paris, vom 23. Herbstmonat. [9]

In einer neulichen Versammlung der Jakobiner-Sozietät sagte ein Mitglied: Ihr erhaltet oft Nachrichten aus Marseille, und niemahls hören wir etwas von dem vormahligen Hr. v. Orleans. Ist er nicht mehr dort? Wo ist er? Wenn er entwischt ist so sollte man es uns sagen. Ist er aber noch dort: was macht man mit ihm? u. wañ soll man diesem Menschen den Prozeß machen? -- Ein anderes Mitglied verlangte, man soll an Albitte schreiben, um zuverlässige Nachrichten vom O_leans zu bekommen. Das fand Beyfall. (Auch sagt an, dieser könnte über die Sache die besten Auskunft geben.) Die Anzahl der hiesigen Gefangenen ist 2258.


Quellen.[]

  1. Moderne Biographien, oder kurze Nachrichten von dem Leben und den Thaten der berühmtesten Menschen, von Karl Reichard. Leipzig, 1811. In Commission bey Peter Hammer.
  2. Gallerie der hingerichteten, gefangenen, oder sonst verunglückten französischen Konventsmitglieder und andrer Revolutionsmänner seit Ludwigs des Unglücklichen Tode; in Verbindung des, von der erstern am Verdammungstage ihres Monarchen, über denselben ausgesprochnen, Endurtheils. Hannover, im Verlage der Helwingschen Hof-Buchhandlung. 1794.
  3. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 17. April, 1793. Num. 31.
  4. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 24. April, 1793. Num. 33.
  5. Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 20. April, 1793. Num. 32.
  6. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 24. April, 1793. Num. 33.
  7. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 19. Brachmonat, 1793. Num. 49.
  8. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 19. Brachmonat, 1793. Num. 49.
  9. Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 2. Weinmonat, 1793. Num. 79.

Literatur.[]

  • Leben und Karakter des Herzogs Ludwig Philipp von Orleans, genannt Egalité. Aus dem Französischen, mit Noten. Frankfurt und Leipzig, 1793.
  • Schändliches Leben und Ende Ludwig Philipp Joseph Herzogs von Orleans, genannt Gleichheit. Eine freie Uebersetzung aus dem Französischen, mit dessen Originalportrait. Rechtmäßige Ausgabe kostet 16 Sou oder 24 Kreuzer. Straßburg 1794.
  • Der entlarvte Philipp Egalité in seiner wahren Gestalt. Oder Leben und Schandthaten des Herzogs von Orleans. Nach dem Original aus dem Französischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen. 1794.
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