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Berthier (Ludwig Alexander), -- Chef des Generalstaabs. Ingenieur-Geographe der Läger und Armeen im J. 66; Lieutenant im J. 70; ist alle Grade durchgegangen; Brigade-General den 22ten May 92; durch diese Promotion Divisions-General.
Die Talente dieses Offiziers besonders für den Generalstaab sind sehr empfehlungswürdig; er wurde ohne Gründe abgesetzt, weil er nach den 20. Juny, Epoche an welcher man ihm Vorwürfe machen zu können vorgab, in der Vende mit Erfolg gebraucht worden ist; er ist von Kellermann begehrt, u. von verschiednen Stellvertretern darin unterstützt worden.
Jetziges Schicksal.
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Gen. Alexander Berthier, Oberbefehlshaber der Reservearmee, ist Kriegsminister der französischen Republik.
Biographien.[]
Ueber den Herzog Alexander von Neufchatel.[]
Unter allen Französischen Generalen und Reichsbeamten stand keiner in so vieljährigen vertrauten Verhältnissen mit Napoleon, als der Marschall Alexander Berthier, der unzertrennliche Waffengefährte des Französischen Kaisers. Auch war er nächst den Zweigen und Verwandten der Kaiserlichen Familie, der erste Franzose, der aus dem Privatstande zur Würde eines souveränen Fürsten und Herzogs erhoben wurde. Er hatte sich diese Auszeichnung durch seine Trophäen und seine großen Verdienste als Krieger erworben; ein Stand, zu welchem er von früher Kindheit an bestimmt war. Alexander Berthier erhielt, in Beziehung auf diese seine Bestimmung, in seiner Vaterstadt Versailles eine sorgfältige Erziehung, und diente bereits als Offizier im Ingenieur-Corps, als die Amerikanischen Colonien sich gegen England auflehnten. Er befand sich unter der Zahl der Krieger, welche von den Ministern Ludwigs XVI. nach den Ufern des Ohio geschickt wurden, um dort Lorbeern zu brechen, und zeichnete sich unter dem Oberbefehle von la Fayette durch seine Talente aus.
Wie alle Krieger, die in Amerika an dem Freiheitskriege Antheil genommen hatten, war auch Alexander Berthier, als die Revolution in Frankreich ausbrach, vor der Bestürmung der Bastille ein erklärter Patriot. Seine Mitbürger beehrten ihn mit ihrem Zutrauen, und ernannten ihn zum Generalmajor der Nationalgarde von Versailles. Auf diesem Posten bewies er in den Tagen, da das Ungewitter von allen Seiten tobte, gegen den exentrischen Lecointre eine weise Mäßigung, wodurch dem Blutvergießen vorgebeugt wurde. Der Parteihaß verbreitete im Mai 1791 das Gerücht, daß Alexander Berthier sein Commando in Versailles niedergelegt habe. Der Befehlshaber widersprach öffentlich diese Verbreitung. Die Tanten des Königs verließen Versailles; eigennützige oder fanatische Menschen beschuldigten Berthier, daß er dazu Veranlassung gegeben habe. Das Departement, die Municipalität und die Nationalgarden von Versailles widerlegten diese Verläumdung.
Berthier erhielt ein Commando in der Armee des Marschall Luckner. Auch hier schwieg der Neid nicht, als das Französische Heer sich vor den vereinigten Oesterreichern und Preußen gegen Lille zurückziehen mußte. Allein Luckner erklärte selbst in einem Briefe an die Legislatur die wider Berthier gerichteten Anschuldigungen für grundlos, indem er die Talente und Verdienste dieses Generals in ein helles Licht setzte. nun verlor die Verläumdung ihn aus dem Gesichte, indeß die Offiziere und Soldaten ihn stets vor Augen hatten.
Bei den Angriffen der westlichen Insurgenten auf Vic that der General Berthier Wunder der Tapferkeit. Damals waren der General Laberoliere und die Volks Repräsentanten Bourbotte und Thureau Anführer der Französischen Armee. Aber solche Siege, bei denen der General Berthier Französisches Blut vergießen mußte, entrissen ihm Tränen; er fühlte sich, wie er sagte, zu einer schönern Laufbahn bestimmt. Sein Wunsch wurde erfüllt. Bonaparte, der an die Spitze der Italienischen Armee trat, rief ihn an seine Seite.
Nach den Berichten des Obergenerals, hatte Berthier an den Kämpfen bei Millesimo, Ceva, Mondovi, Lodi, Trient, Roveredo, Brescia, an allen Siegen der Franz. Waffen in Italien den thätigsten Antheil. Für den in der Schlacht von Arcole gezeigten Heldenmuth zollte Bonaparte ihm ein besonderes Lob. Berthier erstattete von allen diesen Ereignisse ausführliche Berichte, und bewies, daß er die Erfolge der Französischen Armee eben so wohl darzustellen als sie zum Siege zu führen verstand.
Der Friede war die Frucht der gewonnenen Schlachten. Berthier wurde beauftragt, dem Obergeneral der Sambre- und Maasarmee, Hoche, die zu Leoben von Bonaparte und den Marchese Gallo unterzeichneten Friedens-Präliminarien zu überbringen. Ganz Frankreich ertönte vom Lobe der tapfern Italienischen Armee. Mathieu Dumas sagte unter andern im Rath der Fünfhundert: "Berthier hat durch seine seltenen Talente und seinen Muth so viel zur Eroberung Italiens beigetragen, daß Bonaparte sich selbst ehrt, indem er für ihn einen gleichen Antheil des Ruhms und der Dankbarkeit begehrt."
Einige Zeit nachher, kurz vor dem 18ten Fructidor, wollte der Parteigeist Berthiers Ruhm verdunkeln. Die Zwietracht bemühte sich, die Bürger und Soldaten zu trennen; die Armee glaubte sich wider diejenigen empören zu müssen, die ihr als Feinde der Republik dargestellt wurden.
Am 27sten Vendemiaire des 6ten Jahrs ertheilte Bonaparte Berthier den Auftrag, den Friedens-Tractat von Campo Formio nach Paris zu bringen. Zugleich schrieb der Obergeneral an das Directorium: "Der General Berthier ist eine der Säulen der Republik, so wie einer der eifrigsten Vertheidiger der Freiheit; die Italienische Armee hat keinen Sieg erfochten, wozu er nicht beigetragen hat; ich besorge nicht, daß die Freundschaft mich besteche, wenn ich die Dienste wiederhole, die dieser brave General dem Vaterlande geleistet hat, allein die Geschichte wird diese Sorge übernehmen, und ihr Zeugniß wird sich auf die Meinung der ganzen Armee stützen." Mit diesem Certificate des Ruhms versehen, erschien Berthier vor dem Directorium, welches ihn mit der verdiente Auszeichnung empfing.
Alexander Berthier kehrte auf den Ehrenposten zurück, den ihm Bonaparte anvertraut hatte. Er war zu Mailand, als ihm ein außerordentlicher Courier den Befehl brachte, sogleich nach Rom zu marschiren, um die Manen des ermordeten Generals Duphot zu rächen. Die Vollziehung dieses Befehls hatte keine große Schwierigkeiten. Bald zog Berthier in das Capitol ein. Ein Augenblick war indeß in Rom sehr stürmisch. Die verzögerte Auszahlung des Soldes, und die Ankunft des neuen Generals, der Berthier ablösen sollte, führten ihn herbei. Die Mißvergnügten benutzten diesen Augenblick, um einen Aufstand zu bereiten, der sich von Rom aus durch den ganzen Kirchstaat verbreitete und ernsthafte Folgen haben konnte. Dem Eifer und der Klugheit Berthiers verdankte Bonaparte die schleunige Unterwerfung der Römer.
Als der General Brune das Obercommando in Italien erhielt, verließ Berthier diesen Schauplatz seines Ruhms, und eilte nach Paris. Sein Schicksal knüpfte ihn an die Thaten von Napoleon Bonaparte, der ihn wieder zum Chef des Generalstabs der Armee von England ernannte. Allein der Landungs-Plan wurde aufgegeben; Frankreichs Blicke wendeten sich nach dem Brittischen Reich in Indien. Bonaparte wurde General der Armee des Orients, Berthier Chef ihres Generalstabs. Berthier folgte Bonaparte, als dieser aus Aegypten nach Frankreich zurückkehrte. Bald war er bei ihm in Paris, wo er seine großen Plane ausführen half.
In der Schlacht von Marengo war er an seiner Seite. Berthier fürchtete einen Augenblick. Mit Schmerz mußte er Bonaparte sagen, daß sich die Franzosen zurückzögen, und die Armee in einer höchst kritischen Lage sey. Bonaparte lieset auf Berthiers zerstörtem Gesichte, daß die Gefahr groß ist. "Sie sagen mir das nicht mit kaltem Blute, General," erwiedert sogleich Bonaparte. Die beiden Feldherrn treten zusammen, und das Resultat ihrer Berathschlagungen ist der Marsch der von Desaix geführte Colonne, ein neuer Kampf und der Sieg.
Zweimal, vor und nach der Schlacht von Marengo, übertrug der erste Consul Berthier das Kriegs-Ministerium. Dann wurde er als außerordentlicher Botschafter an den Spanischen Hof geschickt. Als seine Mission beendigt war, übernahm er wieder in Paris zum drittenmale die Leitung des Kriegs-Departements. Diese Stelle behielt er auch während des letzten merkwürdigen Feldzugs, in welchem er wieder den Generalstab der großen Armee unter Napoleons Oberbefehl dirigirte. Er bekleidet sie jetzt noch, nachdem er (S. das Aprilstück, S. 391) zum Herzoge von Neufchatel erhoben worden ist. Unter den Marschällen das Französ. Reichs steht der Herzog Alexander oben an.
Das ihm übertragene Herzogthum Neufchatel, oder Neuenburg, nebst der damit verbundenen Grafschaft Valengin, war schon ehedem, so wie jetzt wieder, ein für sich bestehender, besondern Herrschern untergeordneter Staat, der den Fürsten aus dem Hause Longueville gehörte. Der männliche Stamm erlosch 1694, und der Tod der einzigen Erbin, der Herzogin Marie von Nemours im Jahr 1707 setzte das kleine, mitten unter mächtigen Staaten belegene Land in die Lage, nach eigner Willkühr sein Schicksal zu bestimmen. Die Wahl der Stände von Neufchatel und Valengin fiel auf den König von Preußen, der Ansprüche machen konnte, allein vorzüglich deswegen erkohren wurde, weil man in dieser Beherrschung eine Stütze für die reformirte Religion fand.
Außer der Bundesgenossenschaft, die zwischen den Cantons Bern, Lucern, Freiburg und Solothurn, und Neufchatel nebst Valengin, bestand, übertrug noch ein genaueres Verhältniß dem Rathe in Bern das Geschäft der Vermittlung im Fall entstehender Contestationen zwischen dem Souverän und dem Volke. Die Privilegien der Einwohner beschränkten die Gewalt des Gouverneurs. in den letzten Zeiten war Neufchatel ein Asyl für eine große Anzahl von Verbannten, die hier eine gastfreie und uneigennützige Aufnahme fanden.
Die Bevölkerung des Fürstenthums Neufchatel nebst der dazu gehörigen Grafschaft Valengin beläuft sich ungefähr auf 50,000 Seelen; andre Angaben berechnen sie auf 47,000 Menschen, die auf einem Flächenraume von 16 bis 17 Quadratmeilen wohnen. Die reinen Einkünfte des Fürsten von Neufchatel betragen 60,000 Gulden; wenigstens schickten die Königlichen Hebungsbeamten jährlich ungefähr diese Summe nach Berlin, woraus man folgern darf, daß sie reiner Ueberschuß war, und daß noch andre Hülfsquellen zur Bestreitung der öffentlichen Ausgaben angewiesen sind. Hiermit stimmt auch eine andre Berechnung überein, nach welcher der gesammte Ertrag des Landes ohne Abzug der Administrations-Kosten und Verwendungen auf 180000 Rthlr, steigt.
Die Stadt Neufchatel, die im elften Jahrhunderte vom Kaiser Conrad erbaut seyn und zur alten Grafschaft Bergen gehört haben soll, liegt bei einem See gleichen Namens an den Ufern des kleinen Flusses Seyon. Schöne Anhöhen, die als Weinberge angebaut sind, umgeben sie, und reizende Gärten und Landhäuser begränzen die Gegend. Es wohnen in der Stadt Neufchatel 4000 Menschen, die alle reformirter Religion sind; die herrschende Sprache ist die Französische, obgleich auch in einer Kirche Deutsch gepredigt wird. Das Fürstenthum Neufchatel besteht aus 17 Aemtern oder Kastellaneien, deren Bewohner, mit einziger Ausnahme von Landeron, wo die Katholische Religion die herrschende ist, sämmtlich Protestanten sind. Mehrere Gegenden haben die Merkwürdigkeit seltener Naturschönheiten oder ehrwürdiger Denkmäler des Alterthums. So liegt das Dorf Côte-aux-Fées zerstreut auf dem höchsten Felsen des Juragebirges, in welche ein dem Merkur gewidmeter prächtiger Tempel gehauen war, wovon noch schätzbare Ueberbleibsel sind.
Die Grafschaft Valengin, die ihren Namen von einem, ebenfalls am Flusse Seyon belegenen, Dorfe führt, hat nur 5 Kastellaneien. Eine derselben, la Chaux de Fonds, wo sehr viele Uhren verfertigt, und damit ein starker Handel getrieben wird, wird von Frankreich nur durch den Doubs geschieden. Diese Lage erhöhet für den Herzog Alexander noch den Werth der ihm von Napoleon geschenkten schönen Besitzung. --
Alexander Berthier, Fürst von Neufchatel und Valengin.[]
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Bertier (Alexander), Fürst von Neufchatel und Valengin, Marschall, Viceconnetable von Frankreich xc., geboren zu Paris den 30sten Dec. 1753. Er war Sohn und Adjunct des Gouverneurs vom Kriegsgebäude. Frühzeitig im Generalstabe der Armee angestellt, diente er in Amerika, focht mit Lafayette für die Freiheit der vereinigten Staaten und erhielt den Charakter eines Obersten. In den ersten Jahren der Revolution ward er zum Generalmajor der Nationalgarde von Versailles ernannt, und zeigte dabei eine sich stets gleich bleibende Mäßigung. Den 28sten Dec. 1791 begab er sich nach Metz mit dem Charakter eines Generaladjutanten, den Generalen Luckner und Rochambeau den Marschallstab zu überbringen. Er blieb bei Luckners Armee als Chef des Generalstabs in Diensten, ging von da 1793 gegen die Vendé, unterstützte mit Nachdruck die Arbeiten Ronsins in Aufnahme des Plans der aufrührerischen Provinz, und verlor bei der Einnahme von Saumur drei Pferde unter dem Leibe. 1796 schickte man ihn, mit dem Grade eines Divisionsgeneral, zur italiänischen Armee, wo er den wichtigen Posten eines Chefs des Generalstabs bekleidete, und viel zu den Erfolgen dieses Feldzugs beitrug. Die Schlachten von Lodi, Rivoli, Arcole, die Einnahme von Ceva und Mondovi, und der Uebergang über den Po sind eben so viele Denkmäler seines Ruhms. Im Monat Oct. 1797 schickte ihn der General Bonaparte nach Paris, dem Directorium den Friedensvertrag vom Campo Formio zu überbringen. Im Jan. 1798 erhielt er den Oberbefehl der Armee in Italien, und von dem Directorium den Auftrag, gegen den römischen Stuhl zu marschiren. In den ersten Tagen des Februars zog er in Rom ein, schaffte die päpstliche Regierung ab und errichtete ein Consulat. Doch blieb er nicht lange auf diesem Posten; seine Anhänglichkeit an den General Bonaparte führte ihn bald nach Aegypten, stets als Chef des Generalstabs. Nach seiner Rückkunft aus Aegypten ernannte ihn Bonaparte nach dem 18ten Brümaire zum Kriegsminister. Berthier ward darauf Obergeneral der Reservearmee, begleitete abermals Bonaparte nach Italien, und trug zum glücklichen Uebergange über den St. Bernhard und zum Siege bei Marengo bei. Er unterzeichnete den darauf folgenden Waffenstillstand zwischen der österreichischen und französischen Armee, organisirte während des Sommers 1800 das provisorische Gouvernement von Piemont, besuchte einige Plätze in Belgien, und ging von da in Geschäften einer außerordentlichen Sendung nach Spanien. Bei seiner Rückkunft übernahm er das Portefeuille des Kriegs wieder, welches unterdessen Carnot anvertraut worden war. Nach der Thronbesteigung Napoleons ward Bertier zum Reichsmarschall, Großjägermeister von Frankreich und Chef der ersten Cohorte der Ehrenlegion ernannt, 1805 erhielt er die preußischen Adler- und den bayerschen Hubertusorden. Er begleitete im Juni den Kaiser nach Mailand, und ward im October 1805 zum Chef des Generalstabs des großen Armee in Deutschland ernannt, wo er von neuem durch seine Talente und seine Thätigkeit zu den glänzenden Vortheilen, mit denen sich der Feldzug eröffnete, beitrug. Den 19ten Oct. unterzeichnete er mit Mack die Capitulation von Ulm. Eben so unterzeichnete er am 6ten Dec. den Waffenstillstand zwischen Oesterreich und Frankreich. Nach dem preßburger Frieden erhob ihn zu Anfange des Jahres 1806 der Kaiser Napoleon zum Fürsten und Herzog von Neufchatel, welches Preußen an Frankreich abgetreten hatte. Er begleitete hierauf den Kaiser ebenfalls in den französische-preußischen Feldzug, und unterzeichnete im Jun. 1807 den Waffenstillstand von Tilsit. Bei Gelegenheit des Berichts von der Schlacht bei Friedland wird ausdrücklich erwähnt, daß er in derselben besonders Beweise seines Eifers und seiner Talente gegeben, sich mehrere Mal im stärksten Gefecht befunden und sehr wichtige Verfügungen getroffen habe. Seitdem legte er die Kriegsministerstelle nieder, ward zum Viceconnetable erhoben, vermählte sich den 9ten März 1808 mit Maria Elisabeth Amalia, Tochter des Herzogs Wilhelm von Bayern-Birkenfeld, geboren den 5ten May 1784, und blieb der beständige Begleiter Napoleons auf allen seinen Reisen. In dem Feldzug gegen Oesterreich im Jahre 1809 zeichnete er sich vorzüglich bei der Schlacht von Wagram aus, und erhielt auch nachher den Titel eines Herzogs von Wagram. Im Jahre 1810 empfing er vom Kaiser Napoleon den ehrenvollen Auftrag, die Brautwerbung und Uebernahme der Erzherzogin Maria Louise, Tochter Kaisers Franz I. von Oesterreich, zu besorgen, und hielt am 5ten März desselben Jahres seinen feierlichen Einzug in Wien. Hierauf wurde er zum Majorgeneral der spanischen Armee ernannt, ging aber nicht selbst dahin ab. Später er hob ihn Napoleon noch zum Generalobersten der Schweizer Truppen. Im Jahre 1812 befand er sich bei der Armee in Rußland als Chef des Generalstabs, und bekleidete diesen Posten auch im Jahre 1813. Nach der Wiederherstellung der Bourbons auf dem französischen Throne gab er die unzweideutigsten Beweise seiner Anhänglichkeit an die neue Ordnung der Dinge, und genoß die Achtung und das Zutrauen des Königs, wie er denn auch, nach Napoleons Wiederkehr 1815 zum Chef des Generalstabs des Grafen von Artois ernannt wurde. Als die Sache des Usurpators siegte, verließ er Paris, und begleitete den König auf seiner Flucht in die Niederlande. Nach erhaltenem Urlaube von dem Monarchen verließ er diesen zu Ostende, um sich zu seinem Gemahlin und seinen Kindern zu begeben, welche sich bei seinem Schwiegervater in Bamberg befanden, wo er am 30 März ankam. Aber in seinem Gemüthe von tiefer Schwermuth, endete er, des Daseyns müde, sein Leben, indem er sich am 1. Jun. Nachmittags um 1 Uhr, aus einem Fenster der dritten Etage der herzoglichen Residenz stürzte. Man hatte seit 3 Tagen eine Veränderung an ihm bemerkt. Der General Sacken, der am 31 Mai bei dem Herzoge von Bayern mit ihm speiste, sagte ihm, daß er erfreut sey, ihn unter den wenigen Personen zu sehen, die ihren König nicht treulos verlassen haben. Diese Worte brachten ihn so sehr ausser Fassung, daß er nichts zu erwiedern wußte. An seinem Todestage brachte er den Vormittag am Fenster zu, indem er mit einem Fernrohre die ankommenden russischen Truppen betrachtete. Dann begab er sich in das Zimmer seiner Kinder, schickte den Bedienten hinweg und stürzte sich hinaus. Sein kleiner Knabe, der ihn bei dem Fuße faßte, um ihn zu halten, wäre beinahe mit ihm hinaus gestürzt. Er blieb auf der Stelle todt; sein Kopf war zerschmettert. -- Der Einfluß Berthiers auf die Umgestaltung des militärischen Systems in Frankreich, so wie in Ganz Europa, wird von allen denjenigen anerkannt, die von militärischer Mathematik einen Begriff haben.
Prinz Berthier.[]
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Im ersten Heft dieser Zeitschrift sagten wir in der Nachschrift zu "der historischen Darstellung des Abfalls der französischen Marschälle von Ludwig XVIII." (Pag. 101.):
- der fleißige Leser, dem bekannt ist, wie weit und fein die geheimen Fäden der Staatsverhandlungen gesponnen werden, wird die Winke aufzufinden wissen, welche wir hin und wieder gegeben. Späterhin, wenn das große Werk ganz entfaltet ist, werden wir hierauf zurückkehren dürfen, und es wird sich zeigen, daß diese Winke nicht nutzlos da standen.
Einer dieser Winke betraf den Prinz Berthier. Wir sagten von demselben blos: (Pag. 90.)
- "Selbst Prinz Berthier, der die Königl. Familie nach England begleitet, und dort mehrere Privataudienzen bei dem Prinz Regent gehabt hatte, ist auf Urlaub, wie es ausgedrückt wird, zu seinem Schwiegervater nach Bamberg zurückgekehrt."
Er hat erfüllt, was wir von ihm voraussahen, voraussehn durften, nur noch nicht auszusprechen wagen mogten.
Berthier, Herzog von Wagram, Kaiserliche r Prinz, Generalmajor der großen Armee, war mehr Staatsmann als Feldherr. Er hatte einen glücklichen, richtigen Blick für die Tagesgeschichte, und war Meister darin, das wahre Interesse, die Kräfte und Schwächen der einzelnen Kabinette aufzufinden. Aus dieser Hinsicht würdigte ihn auch Napoleon sehr, wenn er gleich mehreremal über seine militairischen Evolutionen höchst unzufrieden gewesen war. Ehrgeitz, Rangsucht tyrannisirten den überaus gewandten Berthier, und die Eitelkeit, welche er in Würden und dem hochadlichen Rang fand, war seine große Schwäche.
Wenn auch dieser Ehrgeitz den Prinz Berthier hinterlistig, doppelseitig, verstellt machte, so hatte doch Napoleon keinen gefährlichen Revolutionär, der eine Selbstständigkeit gewinnen wollte, in ihm zu fürchten, denn dazu hatte Berthier nicht genug Character, nicht genug wilden Kriegersinn. Dazu kam noch, daß er seit seiner Vermählung mit einer Prinzessin aus einem alten deutschen Fürstenhause sich von den übrigen Marschällen in einer vornehmen Entfernung hielt, und nicht die entfernteste Absicht verrieth, die Gunst der Armee sich aneignen zu wollen.
Er war in den ersten Tagen des April 1814 noch bei Napoleon in Fontainebleau, und da er durchaus keinen großen, entschlossenen, selbstständigen Character hatte, so schwankte er zwischen beiden Partheien, während er es behutsam zu verhüllen suchte, daß er schon in Fontainebleau in die Verschwörungsgeschichte, welche erst ein Jahr nachher zum Ausbruch kam, hineingezogen war. In dieser Ungewißheit, wo erst der Lauf der Zukunft seinem Thun eine bestimmte Richtung geben sollte, schrieb er von Fontainebleau aus, unter dem 5ten April 1814, an seine Gemahlin, welche sich auf dem Schloß Chambord, ohnweit Blois, wo die Regentschaft sich hin begeben hatte, befand, die wenigen Worte: "es begeben sich hier sonderbare und außerordentliche Dinge; hoffentlich erhalten wir den Frieden auf immer, und wenn ich auch genöthigt werden sollte, Titeln und einem Range zu entsagen, der mich einigermaßen Deinem Range würdig machte, so tröste ich mich mit Deiner Liebe und Anhänglichkeit, auf die ich sicher rechne, und die ich als mein einziges sichres Gut betrachte. Vermeide übrigens, diejenigen zu sehen, die von Paris kommen."
Die letzten Worte dieses mystischen Briefes beweisen es ganz deutlich, daß auch er dazu eingeweiht war, den Mantelträger bis auf bessere Zeiten zu machen. -- Er ging bald darauf nach Paris, schloß sich an die neue Regierung an, Ludwig der Achtzehnte bestätigte ihn als Marschall, ernannte ihn zum Pair, und erst späterhin hatte Berthier wieder genauen, vertrauten Umgang mit Ney, Carnot und den Häuptlingen der Bonapart'schen Partei, zu einer Zeit, als er die Unmöglichkeit einsah, einen bedeutenden Einfluß am Thron zu bekommen, da Graf Blakas zu fest in der Gunst seines Königs saß, und der Stolz dieses übermüthigen Ministers Berthiers Mißfallen erregte.
Als Napoleon wieder in Frankreich ankam, war Berthier in der peinlichsten Verlegenheit. Er selbst konnte gerade um diese Zeit wegen seines Dienstes mit Anstand sich dem Hofe nicht entziehn, und doch rechneten Buonaparte's Verschworne auf ihn. Während dieser Unentschlossenheit trat die schnelle Abreise des Königs ein, und er begleitete ihn, mehr mit fortgerissen von dem Augenblick, als aus überlegtem Willen. Daß er Indeß darauf vorbereitet war, den Hof begleiten zu müssen, und daß er überzeugt war, der Hof werde genöthigt sein, Paris zu verlassen, beweiset schon der Umstand, daß er eben so, wie Talleyrand, schon früher seine Gemahlin hatte abreisen lassen. Daß er aber ein Werkzeug war, auf welches hierbei Buonaparte's Verschworne rechnen durften, erhellt daraus, daß er nicht unter denen war, welchen Napoleon keine Amnestie wollte angedeihen lassen; daß erst von Napoleon ein Sequester auf seine Güter in Frankreich gelegt, bald aber wieder zurückgenommen wurde und daß er, während er den König Ludwig nach Flandern begleitete, viele vertraute Unterredungen mit denen pflog, welche zu der Buonaparte'schen Parthei gehörten, und Macdonald ließ nachher über Berthier die Nachricht in den französischen Moniteur rücken: "daß der Prinz ihm mündlich die Zusicherung gegeben habe, er wolle seine Familie von Bamberg abholen, und dann nach Frankreich zurückkehren."
Ueber den eigentlichen Zweck der Beschäftigungen Berthiers in London schwebt zur Zeit noch ein Dunkel. Genug für jetzt, er erhielt von Ludwig auf unbestimmte Zeit Urlaub, und reisete zu seiner Familie nach Bamberg. Von hier ab fand er die trefflichste Gelegenheit, die genauesten Nachrichten über die Stellung und Stärke der gegen Napoleon verbündeten Mächte einzuziehen, und er durfte sich jetzt von der stillen Verbindung zwischen ihm und Napoleon nicht losreißen, denn dieser hatte ihn in der Hand, und drohete mit Entdeckungen, wenn Berthier die ihm im geheim gewordenen Aufträge nicht ausführte. Gern wär dieser nun von Bamberg sogleich nach Frankreich zurückgekehrt, aber es war zu spät. Die Zeiten waren vorbei, wo man auf Treue und Biederkeit derer trauen mogte, die jemals mit Buonaparte in genauer Verbindung gestanden hatten, und Berthier stand, ohne es zu ahnden, unter geheimer Aufsicht. Ohne weitere äußere Veranlassung nahm er in einem Brief vom 27sten Mai, von Ludwig XVIII. Abschied, und so unverständlich der Brief damals war, so deutlich lehrte der Erfolg, daß Berthier dadurch hatte sagen wollen, wie er nun auch öffentlich wieder zu Napoleon übertreten werde.
Die Beweise gegen ihn wurden dringender, -- ein Bote von ihm, der in dem Kragen des Rockes einen Brief an Napoleon bei sich führte, war am Rhein aufgefangen, schon vorher war ein Spion entdeckt, der in einem Fünffrankenstück (welche schlaue Erfindung!) einen Brief verborgen hatte, -- und er sah selbst, welch gefährliches Spiel er gespielt hatte. Der General Sacken empfing ihn öffentlich vor der Tafel mit den Worten, "es freue ihn, in Berthier einen von den wenigen französischen Großen kennen zu lernen, der mit treuer Anhänglichkeit dem Könige, seinem Herrn, gefolgt sei." Berthiers Verlegenheit bei diesen Worten war auffallend; er konnte nichts darauf antworten. Am 1sten Junius, Nachmittages, gerade an dem Tage, wo Buonaparte auf dem Marsfelde die Theater-Farçe gab, ging er in das dritte Stockwerk des Schlosses in Bamberg, in ein Zimmer, wo seine Kinder waren, die er zu entfernen suchte. Er öffnete das Fenster, und stürzte sich herab. Sein Sohn, ein unmündiger Knabe, wollte ihn an den Füssen noch halten, und wär beinahe mit herab gestürzt. Das Schloß ist sehr hoch, und Berthier war auf der Stelle todt. Mit allen, seinem Range gebührenden Ehrenbezeugungen wurde er beigesetzt. -- Mehrere Spione waren schon eingefangen, und an demselben Tage wurden noch vier französische Spione eingezogen. Berthier war an dem Tage schon so eng bewacht, daß er das Schloß nicht mehr verlassen durfte.
Wenn Kants Behauptung richtig ist, daß das gewählte Mittel der Vollführung des Selbstmords, je nachdem Rettung möglich sei oder nicht, die Bestimmung gebe, ob der Handlung Muth oder Feigheit zum Grunde liege, so kann man, da hier eine Rettung bei der Höhe des Sturzes unmöglich war, dem Marschall den Muth nicht absprechen. Er konnte seine Ehre nicht überleben, und er sah sich entlarvt; nur wählte er ein Mittel, das bei einem Feldherrn, der mit andern Waffen bekannt ist, unter die unrühmlichen gerechnet wird. Die Entlarvung war ihm überraschend und hatte schnell seine Vernunft befangen genommen, denn er ging, ohne seine Sachen vorher geordnet zu haben, ohne alle vorherige Andeutung schnell aus der Welt, und man wird die nächsten Motive seiner That erst späterhin aus ächten Quellen dem Publicum vorlegen können.
So verliert Buonaparte's Haus eine Säule nach der andern, und Trug und Verrath können nie wieder ein festes Gewebe spinnen, wenn erst einmal die Wahrheit hineinleuchtete.
Fürst Alexander Berthier.[]
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Der verstorbene Marschall Berthier, Fürst von Wagram, und vormals Fürst von Neuenburg, ist einer der merkwürdigsten Männer gewesen, die sich auf der großen Kriegslaufbahn auszeichneten. Die wichtigsten Eigenschaften eines Heerführers waren ihm eigenthümlich; der ruhige Geist, der tapfere Muth, die richtige, durch eine vortreffliche Erziehung gebildete, und eine lange, vielleicht die umfassendste und mannigfaltigste Erfahrung, welche ein Krieger besitzen kann, geschärfte Urtheilskraft. Er hat während eines halben Jahrhunderts die Waffen getragen, in allen vier Welttheilen Krieg geführt und zwey und dreißig Feldzüge eröffnet und beschlossen. --
Nach vollendeten Schulstudium und nachdem er in den mathematischen Wissenschaften sich gründliche Kenntnisse erworben hatte, bildete er sich vollends unter den Augen seines Vaters, eines vormaligen Kriegsfeldmessers, welcher um die Gründung der reichen Sammlungen des Dépôt de la guerre vieles Verdienst besaß, zum geschickten Staabsoffizier. Er zeichnete sich durch die Genauigkeit und Behendigkeit seiner Arbeiten im Felde, so wie durch die Reinheit und Nettigkeit seiner Zeichnungen aus. Der verewigte König bekanntlich, der sie mit eben so viel Geschmack als Einsicht beurtheilte, erwies dem jungen Offizier die Ehre, ihn für die Verfertigung der schönen Jagdkarte zu gebrauchen, deren Entwurf, von des Königs eigener Hand berichtigt, ein Vorbild liefert, das seither in allen europäischen Staaten nachgeahmt und nirgends übertroffen ward.
Der Fürst von Lambesc wünschte den jungen Berthier in sein lothringisches Dragoner-Regiment aufzunehmen, das damals die beste in Europa vorhandene Reitschule war; diesem günstige Umstande verdankte er den für einen Krieger so wichtigen Vortheil, mit Pferd und Waffen behend und kräftig umzugehen. Seinen ersten Feldzug machte er in Amerika, im Generalstaab der durch den Grafen von Rochambeau kommandirten Armee; er zeichnete sich beym Seegefecht von Chesapeak, so wie bey der Rekognoscirung von Newyork aus, wo er mit dem Grafen Charles de Damas, welchem das Pferd unter dem Leibe todt geschossen ward, den Obergeneral escortirte, und beym Zusammenstoß mit einem brittischen Streifcorps den Dragoner, welcher dem Haufen zunächst kam, tödtete und Mehrere gefangen nahm. Dieß waren seine ersten Waffenthaten in diesem Kriege, worin er sich durch Thätigkeit, Muth und Talent den Ruf bildete, welcher sich von da an ununterbrochen bewährt hat.
Er befand sich im Generalstaab des Baron von Viomenil, bey einem gegen Jamaica gerichteten Unternehmen, das durch den für Frankreich glorreichen Frieden von 1783 unterbrochen ward. Diese Reisen und Seefahrten vermehrten gleichmäßig seine Kenntniße und seine Wißbegierde. Als Oberoffizier im Generalstaab des Marschalls von Segur hat er die Muße des Friedens auf verschiedene militärische Arbeiten verwendet und die taktischen Schulen besucht, in denen Ludwig XVI., nach manchen unbefriedigenden Versuchen, seine Verordnungen über Bildung und Schwenkung der Truppen beyder Waffen, auf den höchsten Grad der Vollkommenheit hob.
Der Oberst Berthier machte in den Feldlagern des Königs von Preußen Besuche, und ward bey Errichtung des Lagers von St. Omer unter den Befehlen des Prinzen von Condé angestellt; im Jahr 1789 war er unter dem von Bezenval, Haupt des Generalstaabs, bis zur Auflösung der in der Nähe von Paris aufgestellten Armee.
Während der ersten Revolutionsstürme hat er sich in der ihm übertragenen Befehlshaberstellle der Nationalgarde von Versailles gegen die Angriffe wüthender Demagogen erhalten und öftere Proben seines festen Charakters und seiner treuen Anhänglichkeit an den König gegeben.
In der unglücklichen Schreckenszeit, die mit der Kriegserklärung ihren Anfang nahm, verfügte sich der General Berthier zur Armee, wo er Anfangs unter Lafayette, und nachher unter Lukner, Haupt des Generalstaabs gewesen ist. Von da an hat er die französischen Fahnen nicht mehr verlassen.
Während der fünf ersten Feldzüge focht er auf allen Gränzen, und war, vieler glänzenden Kriegsthaten ungeachtet, so glücklich, unberühmt zu bleiben in jenem Zeitraum, wo Talente und früher geleistete Dienste Verfolgung und Aechtung nach sich zogen. Der General Bonaparte (und es war dieß unter den Geschenken, die sein Glücksstern ihm zuwandte, nicht das kleinste) als er im Merz 1796 den Oberbefehl der italienischen Armee übernahm, traf daselbst den General Berthier an und wählte sich ihn zum Waffengefährten und zum Hauptwerkzeuge seiner Kriegsthaten.
Neunzehn Jahre durch, welche sechszehn Feldzüge begreiffen, die fast alle doppent Sommer und Winter dauerten, ist die Lebensgeschichte des Marschalls Berthier von Bonaparts Kriegen verschlungen, und von den auf sie Bezug habenden Arbeiten, deren Ausführung er in allen Einzelnheiten, im Cabinet und im Feld, ununterbrochen geleitet hat. Mit diesen von Tag zu Tag verwickelter werdenden mühevollen Arbeiten ausschließlich beschäftigt, blieb er allen politischen Umtrieben und Ränken jederzeit fremd; seine unermüdliche Thätigkeit schien mit dem Feuergeiste zu wetteifern, in dessen Kreis er gleichsam gebannt war; er arbeitete mit bewundernswerther Ordnung, faßte mit Schnelligkeit und Scharfblick auf, was nur angedeutet und in allgemeinen Aufträgen ausgesprochen war, und ertheilte hernach die mit Vorsicht, klar und bestimmt abgefaßten Vollziehungsbefehle. Verschwiegen, undurchforschlich und bescheiden, suchte er nie sich geltend zu machen; genau, gerechte und auch sogar streng in Allem, was auf den Dienst Bezug hatte, gab er hinwieder jederzeit das eigene Beyspiel von Pflichteifer und Wachsamkeit. Mit hohem Ernst hielt er auf gute Mannszucht und gegen seine Untergeordneten, welchen Rang und Grad solche auch haben mochten, hat er das Ansehen der ihm übertragenen Stelle jederzeit zu behaupten gewußt.
Weil der General Berthier nie den Oberbefehl einer Armee führte, außer jenem der Reservearmee unter den Augen des ersten Consuls, so wird sein Name vielleicht in der Geschichte weniger genannt, als mehrere Generale unter seinen Waffengefährten, deren Namen an große Ereignisse geknüpft oder durch Siege berühmt sind, die man ihnen allein, und mit Recht zuschreibt, aber der wichtige Antheil, der ihm an eben diesen Siegen gebührt, theils durch Alles, was er gethan hat, um sie vorzubereiten, theils durch viele persönliche Kriegsthaten, wie jener Uebergang der Brücke von Lodi, lassen den mannigfach ihm gebührenden Ruhm keinem Zweifel unterliegen; und hätte Bonaparte seine Feldzüge getreu beschrieben, so könnte er ohne Zweifel mit Wahrheit sagen, daß seit der Schlacht bey Montenotte bis zur Schlacht von Leipzig kein erfochtener Sieg ist, wozu nicht der gute Rath dieses Generals kräftig mitwirkte, und kein (unvergütbar begangener) Fehler, von dem ihn die lange Erfahrung seines Kriegsgefährten nicht abzuhalten versucht hätte.
So ist des Fürsten von Wagram öffentlicher Charakter -- von Sachkundigen -- beurtheilt, aber auch sein Privatleben bot Stoff, dessen Gedächtniß zu ehren. Seine warme Liebe zum Vaterlande, die unter allen Umständen der Leitstern seiner Handlungen gewesen ist; seine Menschenfreundlichkeit, die mitten unter den Blutscenen, welcher er überall vor Augen hatte, nur um so viel thätiger und rührender sich ausdrückte; seine edle Uneigennützigkeit, seine Mäßigung im Glück, die zärtliche Liebe, die er seiner Familie; die Treue, welche er seinen Freunden bewährt hat, machten ihn der Achtung aller Edeln werth.
Zeitungsnachrichten.[]
1808.[]
Frankreich. [7]
Paris den 8. März. Die Vermählung des Fürsten von Neufchatel mit der Prinzessin Maria Elisabetha, Tochter des Herzogs Wilhelm von Bayern, hat heute Statt gehabt.
Frankreich. [8]
Paris den 5. Nov. Der Fürst von Neufchatel und der Marschall Lannes sind den 24. Okt. durch Niort passirt.
Genealogische Anzeigen.[]
- [1808]
Vermählt.
Am 9ten März, zu Paris der Fürst Alexander von Neufchatel, mit der Prinzessin Marie Elisabeth Amalie, einer Tochter des Herzogs Wilhelm von Baiern.
Quellen.[]
- ↑ Vollständige Rangliste aller Generale und General-Adjutanten in den Armeen der französischen Republik. 1796.
- ↑ Das jetzige Schicksal der vielen französischen und gallobatavischen Generäle die sich bei so manchen Gelegenheiten ausgezeichnet, und den Krieg überlebt haben. 1802.
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Hamburg in der Hoffmannschen Buchhandlung. Jahrgang 1806.
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
- ↑ Leuchtkugeln. Ein Journal in zwanglosen Heften. Germanien, 1815.
- ↑ Gemälde aus der Wirklichkeit alter und neuerer Zeiten, nebst verschiedenen Gedichten und einigen besondern Denkwürdigkeiten, von C. V. Sommerlatt gesammelt und zur Beförderung eines wohlthätigen Zweckes herausgegeben. Constanz, gedruckt bey J. M. Bannhard. 1821.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 25. Sonnabend, den 26. März 1808.
- ↑ Wiener-Zeitung. Nro 94. Mittwoch, den 23. November 1808.
- ↑ Politisches Journal nebst Anzeige von gelehrten und andern Sachen. Jahrgang 1808.
- Lebensbeschreibungen berühmter und merkwürdiger Personen unserer Zeit. Herausgegeben von C. Nicolai, Ch. Niemeyer, J. F. Krüger u. a. m. In fünf Bänden mit Kupfern. Quedlinburg und Leipzig, 1823, bei Gottfried Basse.