Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Advertisement

Linz.[]

[1]
Die Hauptstadt des Landes Oesterreich ob der Enns am südlichen oder rechten Ufer des Donaustroms, mit den hohen Landesstellen, einem Bisthume, Militär-Oberkommando, einem Stadtmagistrate, der zugleich nebst dem Kriminal- und Wechselgerichte nach der Landes-Eintheilung das Bezirks-Kommissariat besorgt, im Hausrukkreise gelegen.

Diese Stadt hat ihre geographische Lage im 48. Grad 18 Minuten 46 Sekunden nördlicher Breite, und im 31. Grad 56 Minuten 30 Sekunden östlicher Länge, oder im 2. Grad 6 Minuten westlich von Wien, oder ist 24 Meilen von dieser Kaiserstadt, 32 von Prag, 31 von Grätz, 17 von Salzburg, 31 von München, und 10 Meilen von Passau entfernt; sie liegt um 27 Klafter höher als Wien, und ist daher 92 Wienerklafter über dem mittelländischen Meere erhoben.

Die Stadt ist klein, sie hat eigentlich nur 189 Häuser, hingegen die obere Vorstadt 565, die untere Vorstadt 288, die Kalvariwand 49, welche von dem eine halbe Stunde von der Stadt gelegenen Kalvariberge am südlichen Ufer der Donau den Nahmen hat, dann Margarethen 10 Häuser, und mit den übrigen zur Gerichtsbarkeit der Stadt gezählten und eingepfarrten 142, in allen 1243 Häuser, mit den Nebengebäuden aber 1266; die Bevölkerung ist zwischen 16,890 und 17,913 ohne Militär.

Linz hat 4 Thore, wovon das Haupt- und das Wasserthor nördlich, das Schmied- und das Landhausthor aber südlich liegen; es sind seit dem großen Brande 1800, und der letzten französischen Invasion 1809 offene Gassen und Verbindungen mit den Vorstädten entstanden, nähmlich bey dem vormahligen gräflich Khevenhüllerischen Hause und die Promenade, bey dem Schmiedthore, bey der Dom- und der alten Pfarrkirche. Die Stadt wird in 4 Viertel getheilt, ihr schönster Theil ist der Hauptplatz, ein längliches Viereck mit schönen und hohen Häusern 125 Klafter lang, und auf der nördlichen Seite nach der Donau hin etwas abhängig, in der Mitte desselben steht die Dreyfaltigkeitssäule vom weißen Marmor, zwey Springbrünne befinden sich in proportionirlicher Entfernung auf diesem Platze, der obere mit einem Neptun, und der untere mit einem blitzenden Jupiter geziert, welchen aber die Hauptwache etwas versteckt. Von diesem Platze führen 7 Gässen in verschieden Nebengassen, unter welchen die Klostergasse die breiteste ist.

Die Vorstädte sind in 3 Viertel eingetheilt, sie hängen mit der Stadt zusammen, und nehmen unmittelbar an den Stadtthoren ihren Anfang, alles, was auf beyden Seiten der Stadt östlich liegt, heißt die untere Vorstadt, und alles, was westlich liegt, die obere Vorstadt; die so genannte Landstraße ist die schönste und breiteste Gasse, die Hälfte gehört zur untern, und die andere Hälfte oder Seite zur obern Vorstadt.

Die vorzüglichsten Gebäude der Stadt sind die Stadtpfarrkirche, ein durch sein Alter ehrwürdiges Gebäude, das Gymnasium, vormahls das Seminarium, nachdem das neue Seminarium in der Harrach errichtet war; die Grenadier-Kaserne, vormahls auch ein Jesuiten-Gebäude; die Domkirche, welche am meisten besucht wird; der Bischofshof in der Herrngasse; das Rathhaus auf dem Platze mit einem Thurme; das neue Mauthhaus am Hauptplatze, und mit der andern Seite zum Donaustrome gekehrt; das Gebäude des Bankalamtes; das Khevenhüllerische Gebäude, welches die ganze nördliche Seite der Theatergasse einnimmt, es ist vorzüglich wegen seiner Größe bemerkenswerth, es war die Wohnung der allgemein geschätzten und hochgeachteten Erzherzoginn Elisabeth, einer Schwester Josephs des II., in ihren letzten Tagen, nachdem sie sich von ihren geliebten Tyrol trennen mußte, sie starb allgemein bedauert, und wurde nach ihrer Anordnung in die Domkirche zur ewigen Ruhe getragen; ferner das schöne und prächtige Landhaus mit einem hohen Thurme mit Kupfer gedeckt, in welchem der Landeschef wohnt, die Herren Stände ihre Sitzungen halten, und sich ihre Dikasterien befinden, auch bey Anwesenheit des höchsten Hofes die gewöhnliche Residenz genommen wird; die Minoriten- oder Landhauskirche, sie ist die Hof- oder akademische Kirche, sehr heiter und schön, das Hochaltarblatt vom Altemonte dem Jüngern, und 4 Seitenaltarblätter von Schmid gemahlen; das vormahlige Minoritengebäude, in welchem die hohe Landesstelle mit ihren Aemtern sich befindet. Außerhalb der Stadt am Schloßberge ist das k. k. Schloßgebäude mit einem Walle oder Schanze, und eine der schönste Aussichten in die Stadt und umliegende Gegend, welches im Jahre 1800 ganz abgebrannt ist, hierauf aber neu hergestellt, und zu einem allgemeinen Landesstrafhaus eingerichtet wurde. Unter dem Schloßberge gegen die Donau hin, steht dicht am Berge das Pulvermagazinsgebäude; dießseits ist die Schießstatt am Schloßberge; das Theater- und Cassinogebäude an der Landstraße; das Barmherzigen-Hospital; die Mathiaspfarr- oder Kapuziner-Kirche; die Josephspfarr- oder Karmeliter-Kirche in der untern Vorstadt, in dieser befinden sich einige gute Altargemählde von Altemonte dem Aelteren; die Kirche der Ursulinerinnen, und ihr Kloster, wo ein weibliches Lehr- und Erziehungs-Institut ist; die Kirche der Elisabethinerinnen, und ihr Kloster, wo ein weibliches Krankenhospital ist; das nordische Stiftsgebäude in der Bethlehemgasse; das Brunnerstift, wovon das Hauptgebäude ein Gebährhaus, das Seitengebäude aber ein Irrenhaus ist; die Wasserkaserne, von einem großen Umfange; das weitläufige Gebäude der k. k. Wollenzeugfabrike, und das Stadtbräuhaus, welches als das einzige in Linz, schon für sich einen großen Umfang bedarf.

Nebst dieser Fabrike befinden sich noch mehrere privilegirte Privat-Tuch-, Wollen-, Barchet-, Leinenzeug-, Leder- und zwey türkische Kappen-Fabriken.

Jahrmärkte, Messen oder Dulten werden gehalten am 1. Sonnabend nach Ostern und am 16. August, jeder dauert 14 Tage bis 3 Wochen.

An der nördliche Seite der Stadt fließt der Donaustrom vorbey, Danubius, vormahls Ister genannt, er scheidet das Mühlviertel vom Hausrukviertel, ist der größte Fluß in Deutschland und Hungarn, er entspringt aus 3 Quellen auf dem Schloßhofe zu Donaueschingen in Schwaben, und wird zu Ulm schiffbar, durchströmt in gerader Richtung gegen Osten: Schwaben, Bayern, Oesterreich, Hungarn und die Türkey, stürzt sich nach einem Laufe von 400 Meilen, und nachdem er mehr als 60 Flüsse aufgenommen hat, von denen fast die Hälfte schiffbar ist, unter dem 44. Grad 30 Minuten bis 45. Grad 10 Minuten nördlicher Breite in Bessarabien mit der größten Heftigkeit in das schwarze Meer.

Vor dem Linzer-Hauptthore ist über diesen Strom eine Brücke geschlagen, welche sehr nahe bey der Stadt ist, so, daß es scheint, als gehöre die jenseitige Abtheilung Häuser zur östlichen Vorstadt Linz, obgleich diese Brücke 144 Klafter oder 400 Schritte lang ist; man nennt diesen jenseitigen Theil das Urfahr, er ist ein selbstständiger Markt unter dem Kommissariate Wildberg im Mühlviertel, und auf der Hälfte der Brücke scheidet sich die Jurisdiction des Landgerichts Linz und Wildberg. Ueber diese Brücke ist die Passage ungemein stark, denn das Verkehr der Bewohner des Urfahrs mit den Einwohnern der Stadt ist lebhaft, so auch die Verbindung mit dem jenseitigen Landestheil Mühlviertel und den nächsten Oertern des Königreichs Böhmen ununterbrochen.

Von dem erst genannten Hauptthore, gleich zu Anfang der Brücke führt links am südlichen Ufer der Donau die Poststraße nach Eferding, und rechts die Straße zur Holzlegstätte, zu den Gässen längs der Donau, und zu der k. k. Tuch- Teppich- und Wollenzeugfabrik, von wo aus ein gemeiner Fahrweg nach Zizlau sich hinab zieht, auch ist neben dem Wasser ein Fußsteig durch die schönen Auen und Baumparthien nach diesem Orte zu finden; endlich führt außerhalb Neuhäusel links von der Landstraße eine Fahrweg nach St. Peter und Zizlau hin, man nennt ihn allgemein die Zizlauerstraße. Die so genannte Hauptpost- oder Landstraße nach Enns und Wien fängt sich gleich bey dem Schmiedtthore an, und führt in gerader Richtung durch die Vorstadt nach 3/4 Stunden auf dieser Straße fort, wo sich rechts bey den drey Kreuzen die Welser-Poststraße anfängt. Gleich bey dem Schmiedtthore rechts zieht sich in der Krümmung eine breite Straße auf dem Promenade-Platze hin, welcher ziemlich breit und lang ist; das Landhaus und mehrere schöne Gebäude umgeben diesen angenehmen Baumgarten, mehrere Reihen Platanen und Accazien beschatten seine Gänge, man wandelt fast mitten in der Stadt in den lieblichsten Grün; mehrere Bänke und wohl angebrachte Dachschirme stehen für jedermann da, es versammeln sich auch Personen von allen Ständen, um der reinen Luft zu genießen, besonders an schönen Sommertagen des Abends, wenn die blasende Instrumentalmusik der k. k. Garnison aufgeführt wird.

Mehrere andere Gärten oder eigentlich mit Bäumen bepflanzte Gesellschaftsplätze finden sich innerhalb der Vorstädte mir den nöthigen Gebäuden zur Unterhaltung des Publikums, und man wird nach Umständen darin so gut wie in Wien bedient, sie würden den öffentlichen Gärten dieser Residenzstadt nichts nachgeben, wenn die Unternehmer auf gleichmäßigen Besuch Anspruch machen könnten. -- Ein kleiner Garten auf dem Schloßberge ist für einen Fremden sehr anziehend, weil man dort einen großen Theil der Stadt und besonders die obere Vorstadt übersehen kann.

Nächst dem Schmiedtthore auf den untern Graben rechts ist der Petermayrgarten mit dick belaubten Bäumen, die in den heissesten Tagen kühlenden Schatten spenden; der Hahnwirthsgarten mit einem Tanzsaale; der große Mavreder-Garten ist der vorzüglichste, mit einem schönen Gartenhause, er war vormahls ein Jesuitengarten; das Hagerstöckl, nicht weit vom Kapuziner-Kloster, von diesen Garten genießt man auch eine angenehme weite Aussicht.

Ein Gärtchen, nicht weit vom Brunnerstift, dem Pflugwirth gehörig, ist durch einen Feigenbaum von seltener Größe bemerkenswerth: seine Zweige reichen bis an das Dach des dreygeschößigen Hauses, und nehmen die Breite desselben von 5 Klafter fast ein; dieser Baum, welcher auch im Winter im Freyen bleibt, wird zu dieser Jahrszeit niedergebeugt, und überdeckt; in der Nähe fängt eine schattenreiche Allee an, und reicht bis zum k. k. Fabrikgebäude hin.

In dem Umkreise des Pfarr- und Kommissariatsbezirks zeichnen sich noch folgende Gebäude aus, nähmlich: das so genannte Bergschlößl, welches vormals dem Nordischen Stifte gehörte, und jetzt der Herr F. Z. M. Baron v. Beaulieu besitzt; der für die ökonomischen Lehranstalten bestehende Musterhof; der Ekartshof auf einer flachen Gegend am Wasser, 1/4 Stunde von der Stadt entfernt, dann der Posthof 1/2 Stunde weit, unfern der Donau; die eiserne Hand, eine Freysitz gleich außerhalb der Stadt, und oberhalb der Kaplanhof oder Lustenfeldnerhof, welche 1/4 Stunde von der Stadt eben in flacher Gegend sich befindet, dann das Seilergütl.

Die Gegend von der k. k. Fabrik gegen die Donau abwärts hin ist sehr flach; bemerkenswerth ist die so genannte Soldatenau, eine Insel in dem Donaustrome, und gegenüber von der erst genannten Wollenzeugfabrike, man kann bey kleinen Wasser ohne Hinderniß hinüber kommen; unweit davon befindet sich ein Sumpf, die Ludel genannt, welcher bey hohem Wasser die Fabriksstraße von dem weiter hinab führenden Wege manches Mahl nur auf kurze Zeit trennt.

Der so genannte Leondinger- und Zierorts oder Breitenwiesbach sperrt fast alle Jahre während dem hohen Wasser die Passage bey der Poststraße, oder auch nur auf kurze Zeit, er fließt durch die untere Vorstadt, dann durch Felder und Wiesen hin gegen Zizlau zu, wo er dort Fischelbach in das Landhaus fließen, welche einen widrigen Geschmack hat, aber ziemlich klar und hell ist, man nannte sie den Brunn zum Röhrl; de Luca schreibt: daß der Gebrauch dieses Wassers in Frauenzuständen in der Gegend allgemein wäre, und besonders zur Vertreibung der Unfruchtbarkeit gelobt werde.

Die Kalvariwand ist jene Felsenwand am südlichen Ufer des Donaustroms, wo mehrere besondere Badhäuser angebaut sind; dann kommt Margarethen auf der nähmlichen Straße neben der Donau gegen Wilhering hin. Zu Margarethen führt links über den Kalvariberg ein Weg nach Holzham, und einer über den Kalvariberg durch den Jägermayrwald zu dem Jägerhause, einem wegen Ausschank des Wilheringer-Weins und der vorzüglichsten Aussicht wegen, häufig besuchtem Gasthause, von da in die obere Vorstadt, wo man wieder in die Stadt gelangen kann.

Die schönste Umsicht hat man unstreitig auf dem Schloßberge, auf der daselbst befindlichen Schanze, da kann man nach allen Richtungen hinblicken; der Jägermayrberg und der Freyberg, beyde in der äussersten Vorstadt, verschaffen ebenfalls die mannigfaltigsten Reize in der Umsicht, und auf der Anhöhe des so genannten Bergschlössels, eine Stunde entfernt, kann man sowohl die Straße als eine sehr romantische Gegend auf mehr als eine Stunde weit übersehen. Der Kapuzinerberg liegt westlich von der Stadt, und die zunächst benachbarten Berge von vorzüglicher Größe sind der Peßlingberg, er ist die nächste und höchste Punct der Gegend, und erhebt sich 147 Klafter über den Spiegel der Donau, dann kömmt der Pfenningberg, dieser liegt östlich, und nöthigt den Donaustrom zu einer etwas südlichen Richtung, er ist 152 Klafter über den Wasserspiegel der Donau erhoben.

Geschichte.[]


Im Jahre 1784 errichtete Kaiser Joseph der II. zu Linz ein eigenes Bisthum für Oesterreich ob der Enns, welches vormahls unter dem ausländischen Bisthume Passau stand; zur Wohnung des Bischofs überließ das Stift Kremsmünster sein schönes Haus in der Herrngasse, welches ein Pallast genannt zu werden verdient.

Das Jahr 1800 war für Linz ein unglückliches Jahr, es entstand gerade zur Bartholomäi-Marktzeit Feuer, welches im k. k. Schlosse auskam, und so sehr umher wüthete, daß das Landhaus bis auf die Gewölbe und Thorschwibbögen, die Altstadt, die Klostergasse, Hahnengasse, die Häuser auf dem Platze bis zum Schmiedthore, und die nächsten Hintergebäude der Häuser auf dem Platze zwischen dem Kloster und der Hofgasse ein Raub der Flammen wurden. Gegen das Ende des Dezember-Monats überschwemmten die Neufranken das Land und diese Hauptstadt; es ist zwar hier kein Blut vergossen worden, weil die Hauptarmee bey Lambach über den Traunfluß und Wimsbach setzte, und dem österreichischen Hauptquartiere auf dem Fuße folgte; allein die Kriegsdrangsalen der österreichischen Fliehenden waren nicht gering, und jene des feindlichen Aufenthalts selbst könnten alle Beschreibung übertreffen, wenn nicht die bald nachgefolgten zwey letzteren Einfälle den ersten republikanischen bey weitem übertroffen hätten. Kaiser Franz der II. erbarmte sich des ausgezehrten Landes, und ließ verschiedene Schankungs-Naturalien, Getreid aus Hungarn und Niederösterreich kommen, und nebst einer ansehnlichen Summe Geld austheilen.

Nach 5 Jahren wälzte sich wieder das Kriegsungemach nach Oesterreich; die Russen eilten auf Wägen geführt dem bedrängten Vaterlande zu Hülfe; kaum hatten sie die Gränzen desselben betreten, als sie der feindlichen Uebermacht weichen mußten. Nach dem blutigen Gefechte bey Lambach, den 31. Oktober 1805, drangen die feindlichen Heere gegen Linz vor, sie griffen am 3. November die russische Arriergarde an, die sich sehr tapfer und mit Wuth herum schlug; nichts konnte sie zum Weichen bringen als die Uebermacht. Die Oesterreicher brannten die Brücke über den Donaustrom ab. Marschall Lannes und General Milhaud rückten mit ihren Truppen in Linz ein. Kaiser Napoleon kam nach, indessen wurde die Brücke wieder hergestellt, und Marschall Mortier setzte mit 15,000 Mann über die Donau an das jenseitige Ufer, um auf dieser Seite gegen Krems zu, die Russen zu verfolgen; damahls erbeutete der Feind beträchtliche Magazine in Linz, und verkaufte sie; die Stadt und das Land mußten andere beschaffen, die starken Quartiere und sonstigen Lasten waren sehr drückend, und blieben lange fühlbar.

Im Jahre 1809 ist in der Nacht vom 27. auf den 28. Jäner die Brücke durch das Eis bis auf 2 Joch weggerissen worden, man stellte sie bald wieder her, und ahndete nicht, welches Schicksal sie noch dieses Jahr treffen würde, zwey Monate später sammelte sich eine große Macht Oesterreicher neuerdings gegen die anrückenden Franzosen und ihre Verbündeten; aber unglückliche Ereignisse drängten auch diese zurück. Am 3. May 1809 um 7 Uhr Früh wurden 5 Joch von der Donaubrücke abgebrannt, und die Oesterreicher verließen die Stadt; nach 2 Stunden kamen ein bedeutendes Corps Franzosen unter Anführung des Herzogs von Rivoli, und die Oesterreicher, welche über die Donaubrücke gegangen sind, waren nicht die letzten, sondern stellten sich bey Ebersberg auf, und lieferten dort eine blutige Schlacht, die rothgefärbten Wogen des Traunflußes, die vielen Leichname und die Menge Verwundeten, mit welchen bald alle Spitäler zu Linz angefüllt waren, gaben hinlängliche Zeugenschaft davon; auch dieses Mahl kam Kaiser Napoleon, und setzte über die rauchenden Trümmer von Ebersberg und die mit Blut besprengten Triften seinen Weg nach Wien fort. Linz erhielt verschiedene Besatzungen von Würtembergern, Sachsen, Bayern und Franzosen. Sie hatten mit den Oesterreichern jenseits des Donaustroms mehrere Gefechte, und wurden fast täglich beunruhigt; wie es den armen Einwohnern ging, ist leicht zu denken, man schanzte herum, brach in Ufer die Häuser ab, und richtete sich zu einer ernstlichen Vertheidigung; dieser Zustand dauerte beynahe 4, das starke Quartier und die vielen Kriegsdrangsalen 8 Monate, und erschöpfte die meisten Kräften.


Linz..[]

[2]
Linz, die Hauptstadt in Oberösterreich, an der Donau, wo der Traunfluß sich in dieselbe ergießt, mit einer 400 Schritt langen steinernen Brücke über dieselbe, ist ziemlich befestigt, wohlgebaut und von mittelmäßiger Größe. Die Häuser, welche von außen ein gutes Ansehn haben, sind mehrentheils mit Schindeln gedeckt. Die Zahl der Einwohner, ohne Militär, beträgt 16,000 in 100 Häusern. Die dasige Wollenzeugmanufactur, die größte in allen österreichischen Staaten, in welcher besonders vortreffliche Fußteppiche verfertigt werden, nährt in der Stadt und umliegenden Gegend 30,000 (10,000) Menschen. Auch wird daselbst gutes Schießpulver verfertigt. Die übrigen Fabriken, so wie der Handel, vorzüglich der Speditionshandel sind von Wichtigkeit. Das daselbst 1784 eingesetzte Bisthum gehört unter das Erzbisthum zu Wien und das dortige Lyceum, welches Leopold I. 1674 errichtete, hat, gleich einer hohen Schule das Recht, das Magisterium und Baccalaureat in der philosophischen Facultät zu ertheilen, wovon es jedoch nie Gebrauch macht.


Quellen.[]

  1. Topographisch-historische Beschreibung alle Städte, Märkte, Schlösser, Pfarren, und anderer merkwürdigen Oerter des Landes Oesterreich ob der Enns. In alphabetischer Ordnung von ihrem möglichst erhobenen Ursprunge bis zum Wiener-Friedensschluße 1809. Von Ignaz Giegle, gewesenen Pfleger, Bezirkskommissär, Justiz- und Landgerichts-Verwalter zu Wimsbach, jetzt Hofrichter zu Lambach. Im Verlage bey Joseph Fink, Buchhändler in Linz. Wels, 1814. Gedruckt bey Michael Haas.
  2. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
Advertisement