Von Bastille bis Waterloo. Wiki
Advertisement

Lindau.[]


SectieLindau

Charte vom Königreiche Bayern nach seiner neuesten Eintheilung vom Jahre 1808.

Lindau,[1] ehemal. freie Reichsstadt, in Schwaben, auf drei Inseln im Bodensee, von welchen die größte, vermittelst einer 290 Schritte langen hölzernen Brücke, mit dem festen Lande zusammenhängt. Nach der kleinsten Insel, auf welcher nur Weinberge, Gärten und Fischhäuser befindlich sind, führen zwei Thore mit Fallbrücken. Diese Lage im Bodensee hat der Stadt den Namen schwäbisch Venedig zugezogen. Die Zahl der Einwohner war 1804 über 5,000, welche in 700 Häusern wohnten, aber 1807 nur 2701 in 554 Häusern. Sie sind meistens lutherisch, wenig katholisch. Der Matricularanschlag der Stadt betrug 130 fl., und das Kammerziel 112 Rthlr. 15 kr. Ihre Handlung, besonders nach Italien, ist beträchtlich. Die einheimischen Hauptproducte bestehen in Wein und Obst, welches beides häufig ausgeführt wird. Die Einkünfte betrugen im J. 1800 an 16,000 fl. Im J. 1802 wurde diese Stadt, nebst dem daselbst befindlichen, sehr bedeutenden adligen Fräuleinstifte gleichen Namens, dessen Aebtissin fürstliche Würde hatte, dem Fürsten von Bretzenheim als Entschädigung zugetheilt, von diesem aber 1803 an Oesterreich abgetreten und 1804 von letzterm nebst dem Stifte zu einem Fürstenthume erhoben, bis es endlich 1806 an Bayern abgetreten und dem Illerkreise hinzugefügt ward. Dort bildet es ein Landgericht und Rentamt, welches auf 1½ Quadratmeilen 6316 Menschen enthält.


Von Reisende.[]

August von Kotzebue. [2]

[1804]

Einer gewaltigen Menge von Salzfuhren begegnet man auf den Landstraßen. Sie ziehen alle nach dem, jetzt dem östreichischen Scepter unterworfenen Lindau, wo sie ihren Salzvorrath in ein ansehnliches Magazin niederlegen. Aus diesem Magazin hohlen es die Schweizer mit großer Gefahr über die Grenze, denn die Franzosen, welche ihnen bekanntlich die eigentliche süße Freiheit wieder gegeben, haben unter andern kleinen Höflichkeiten, sie auch zwangsweise ersucht, von Niemand sonst Salz zu kaufen, als von ihnen. Die Preise machen sie natürlich selber. –


Zeitungsnachrichten.[]

[1812]

München, den 1sten May. [3]

Dieser Tage befanden sich der königl. Generalinspektor der Douanen, Herr von Müller, und der Herr Geheimerath von Wiebeking in Lindau. Man glaubt, der dasige Maximilianshafen werde im July vollendet und seine Privilegien nächstens bestimmt seyn. Die Steine liegen da, und der Faschinenbau ist fertig; die bisherigen Unkosten sollen sich auf 80,000 Fl. belaufen.


Lindau am Konstanzer See, den 14ten August. [4]

Der Bau unsers Hafens, den Se. Majestät, der König von Bayern, nach dem Entwurfe des Geheimenraths und Generaldirektors des Wasser-, Brücken- und Straßenbaues, Herrn von Wiebeking, haben ausführen lassen, ist jetzt beendigt. Zwey große Dämme, die genaue Kreisstücke bilden, sichern die Schiffe gegen alle Stürme und gegen die Wellen des Bodensees, welche öfters eine Höhe von 10 Schuhen erreichen. Sie lassen eine so bequeme Einfahrt, daß die Schiffe selbst während des Sturms sicher einlaufen können, indem die westliche Mauer vor der östlichen etwas hervortritt. Die Gründung dieses 1068 Schuh langen Dämme besteht in einem mit großen Böschungen versehenen Faschinenbau. Durch dieselben sind drey Reihen Pfähle (in Allem über 600) eingerammt, worauf der Schwallrost ruht. Auf diesem ist aus großen Werkstücken eine Mauer aufgeführt, welche 23 Gewölbe hat. Diese Gewölbe brechen die höchsten Wellen, indem sie dieselben zertheilen. Die beyden Enden des Faschinendammes sind mit großen und kleinen Steinen bedeckt, und auf der Krone regelmäßig gepflastert. Auch die Böschungen der Fundation des massiven Theils dieses Seedammes sind mit großen Steinen beschwert. Die Arbeiten an diesem Hafen, der beynahe so groß als der Hafen vom Ramsgate in England ist, wurden von Sr. Excellenz, dem Herrn Staatsminister, Grafen von Montgelas, dem ältesten Sohne des Generaldirektors, dem bey der Generaldirektion angestellten Oberingenieur, Karl von Wiebeking, anvertraut. Sie sind mit großer Oekonomie und Genauigkeit ausgeführt. Uebrigens hat der neuerbaute Hafen eine Tiefe von 10 bis 16 Fuß, und während der heftigsten Stürme herrscht darin die vollkommenste Ruhe.


Quellen.[]

  1. Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
  2. Erinnerungen von einer Reise aus Liefland nach Rom und Neapel von August von Kotzebue. Berlin 1805. bei Heinrich Frölich.
  3. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 121. Montag, den 20. May 1812.
  4. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 227. Freytag, den 20. September/2. Oktober 1812.
Advertisement