Rochelle.[]
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Rochelle, eine berühmte Handels- und Seestadt im Departement der untern Charente in Frankreich, am atlantischen Meere gelegen. Rochelle ist stark befestigt und gut gebaut. Der Schloßplatz ist einer der schönsten öffentlichen Plätze in Frankreich. Sie hat sechs Kirchen, mehrere wissenschaftliche Anstalten, eine Schifffahrtsschule, ein Naturalienkabinet, 2200 Häuser und 17,500 Einwohner, welcher außer einer Zuckerraffinerie, einer Fayence- und Glasfabrik, lebhaften Seehandel betreiben. Der Hafen, welcher durch zwei starke Thürme vertheidigt wird, ist sicher und bequem, aber nur bei der Fluth zugänglich. Durch die Revolution hat Rochelle sehr an Volksmenge, so wie an Wohlstand verloren. In der Geschichte der bürgerlichen Unruhen in Frankreich, herbeigeführt durch Religionsstreitigkeiten, zu den Zeiten der Könige aus dem Hause der Valois, so wie unter den nachfolgenden Bourbons, spielte diese Stadt als Haupt- und Waffenplatz der Hugenotten, eine bedeutende Rolle, bis endlich unter der Verwaltung Richelieu's (s. d. Art.) sie nach langwieriger Belagerung in die Hände der Catholiken kam, wodurch der Untergang der reformirten Partei in Frankreich entschieden ward. Ein großer Theil der damaligen Bewohner von Rochelle flüchtete nach Einnahme der Stadt übers Meer nach Amerika, dort vor der Verfolgung ihrer unduldsamen Brüder sich ein neues Vaterland zu suchen, das ihnen erlaubte, Gott zu verehren nach ihrer Ansicht. Die Wildnisse von Canada und Florida boten diesen Unglücklichen die gesuchte Freistatt, deren Nachkommen mit im Freiheitskrieg der vereinigten Staaten von Nord-Amerika fechtend, ihren übers Meer zu ihrer Unterstützung gesendeten ursprünglichen Landsleuten die Ideen von Menschenrechten wieder mittheilten, die nachher im Mutterlande (Frankreich) so furchtbar blutig zum Ausbruch kamen, und dem Beobachter die ewig vergeltende Nemesis auch hier erkennen ließen.
Quellen.[]
- ↑ Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.