Lüttich.[]
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Lüttich, Franz. Liege, Niederl. Luyck, wohlbefestigte Haupt- und Residenzstadt an der Maas; jezt die Hauptstadt im Französischen Departement der Ourthe, mit vielen schönen Gebäuden und Kanälen, auch verschiedenen Brücken über die Maas, wovon le Pont neuf die ansehnlichste ist. Ausser der reichen und prächtig gezierten Domkirche St. Lamperti verdienen die zu St. Johannis, und die zu St. Paul die vorzüglichste Aufmerksamkeit. Die Stadt und Vorstädte enthalten 12 öffentliche Plätze, den Dom, 7 Collegiatstifter, 32 Pfarrkirchen, 10 nun aufgehobene Abteyen, 32 Klöster, 2 Collegia der vormaligen Jesuiten, ein Seminarium, 10 Hospitäler, ein Institut für die englische Nation, ein Beguinenhaus, 17 Brücken unter welchen sich die Brücke des Arches durch ihr eisernes Geländer auszeichnet, ein schönes Rathhaus, mit einer öffentlichen Bibliothek, und öffentliche Promenaden längst den Ufern der Maas. Der bischöfliche Palast ist nach dem großen Brande von 1734 herrlich wieder ausgeführt worden. Er ist seit 1801 wieder von einem Bischof bewohnt, zu dessen Sprengel die Departements der Niedermaas und der Ourthe gehören. Er steht unter dem Erzbischof von Mecheln. Man bemerkt ferner noch das neue Komödienhaus, und das Zeughaus. Die Einwohner, deren Zahl im Jahr 1802. 50,000 betrug, verfertigen Tücher, Spitzen, Seife, Vitriol, Grünspan, Faience, Gläser, viele Nägel, sehr gutes Sohlenleder, Serge, xc. Hier befindet eine von den fünf großen Gewehrfabriken der Französischen Nation; auch das Hauptquartier der 25sten Militärdivision. Täglich gehet ein Marktschif von Lüttich nach Mastricht, und eines kommt von dort an. an. Lüttich ist zugleich der Hauptort eines Arrondissements, welches folgende Cantons begreift: Lüttich, Dalhem, Fleron, Herves, Hologne aux Pierres, Louvegne, Saraing, Waremme, und Glons.
Festung.[]
Lüttich, eine große Stadt im Thale auf beiden Seiten der Maas und der Md. der Urte. Auf den steilen Anhöhen am L. U. der Maas sind zwei veste Außenwerke: eine große neu und sehr stark bevestigte Citadelle auf dem Walburgisberge an der Nordseite, und ein auch sehr stark bevestigtes Karthäuserkloster an der Westseite der Stadt. Die ganze Stadt wird von diesen beiden Werken beherrscht. Fabriken und Handel. 50'000 E.
Zeitungsnachrichten.[]
1793.[]
Aachen, vom 5. Merz. [2]
Heute, um 11. Uhr Morgens, haben wir die offizielle Nachricht erhalten, daß die Stadt Lüttich gestern, nach einem halbstündigen Widerstande, sich an die siegreichen K. K. Truppen ergeben habe, und daß ihre Vorposten noch 4. Stunden weiter vorgedrungen sind.
Lüttich, vom 7. Merz. [3]
Unbeschreiblich ist die Freude aller wohldenkenden Einwohner über die beglückte Ankunft der K. K. Truppen in das Lütticher Land. Bey ihrer Einrükung allhier wurden alle Glocken geläutet und die Strassen waren allenthalben beleuchtet. Die Beute, welche die Franken unsern tapfern Rettern hinterlassen haben, ist unermeßlich, und besteht in Getraide, Heu, Haber, Reis, Schuhen, Strümpfen, Kleidungen, Kaputröcken, 105. Kanonen, Rüstwagen xc. Der K. K. General hat von der Stadt Lüttich 600,000. fl. gefordert, welche innerhalb 8. Tagen, und zwar 200,000. in Zeit von 3. Tagen erlegt werden müssen. Wirklich ist man beschäftigt, die Dom-Stift-Abtey und Klosterkirchen von dem Unrathe der Frankenpferde zu säubern; in den Sakristeien aber war alles Silbergeräthe weggeraft. General Dampiere ist an seinen zu Herve erhaltenen Wunden gestorben. In Lüttich sind noch einige verstekte Jakobiner, deren schon etliche bey angestellter Durchsuchung der Häuser entdekt worden. Zu St. Tron soll man auch Häupter der Lütticher Jakobiner ergriffen haben. Namur ist geräumt, und man sagt, daß die Franken sich bis Valenciennes zurückziehen werden.
Cleve, vom 13 Merz. [4]
Die Bürgermeister von Lüttich haben dem Prinzen von Coburg wegen der Brandschazung von 600000 Gulden, wovon sie 200000 in Zeit von drey Tagen bezahlen sollen, vorgestellt, daß sie dieses unmöglich könnten. Der Prinz gab zur Antwort, die Geistlichkeit in Lüttich hätte ja in einem Augenblick den Franzosen 100000 Liv. geben können, man möchte jezt nun auch sehen, wie man es machen müsse, und von der Summe gehe kein Pfenning ab. Der Magistrat hat also ein Anlehen zu 5 Procent in einem Jahre zahlbar eröffnet.
Lüttich, vom 13. Merz. [5]
Unsere hiesige französische Zeitung hat nun wieder ihre Gestalt verändert. Seit gestern fängt sie mit Num. 1. an, und ist abermahl mit den bischöflichen Wappen geziert; auch heißt sie nicht mehr Gazette nationale, sondern Gazette de Liege. Von den Grausamkeiten, welche die Franzosen vor ihrem Abzuge hier begangen haben, ist noch zu bemercken, daß sie am 3ten dieses, das Gefängniß auf dem St. Leonhardsthor erbrochen, und verschiedene unschuldige Schlachtopfer, worunter sich auch Priester befanden, ermordet haben. Um den Parisern nachzuäffen, trug man ihre Köpfe auf Piken in den Strassen herum. Das nämliche Schicksal hatten auch 2. österreichische Deserteurs. Es ist noch nicht möglich alle Verwüstungen umständlich zu beschreiben, welche durch die französische Truppen mit Beyhülfe einer gewissen Anzahl hiesiger Rebellen verübt worden sind. Die Religion ward gelästert, und unter die Füsse getreten; die schönen Kirchen entheiligt, geplündert, in Zeughäuser, Magazine, Schlachthäuser und Pferdsställe verwandelt. Wohlhabende und rechtschaffene Bürger waren den härtesten Bedrückungen ausgesezt. Kurz, es herrschte hier die vollkommenste Anarchie. Unser Fürst-Bischoff hat deswegen unter dem 9ten dieses eine Verordnung bekannt machen lassen, wodurch alles wieder auf den Reichskonstitutionsmäßigen, und Landesüblichen Fuß gesezt wird.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 13. Merz, 1793. Num. 21.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 20. Merz, 1793. Num. 23.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 23. Merz, 1793. Num. 24.
- ↑ Post- und Ordinari Schaffhauser Mittwochs-Zeitung. Vom 27. Merz, 1793. Num. 25.