Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Besetzung von Lübeck.[]

Die Reichsstadt Lübeck wurde ebenfalls den 13ten December 1810. zu einer guten Stadt gemacht und zum französischen Departement der Elbmündungen geschlagen. Sie liegt an der Trave, hat 3300 Häuser, 32,000 Einwohner, und hatte sonst sehr bedeutenden Handel und Fabriken.

Im Jahr 1806 war in Lübeck eine förmliche Schlacht zwischen den Preußen und Franzosen, und dafür, daß die Franzosen siegten und die Einwohner sie nun verpflegen mußten, wurden sie erst rein ausgeplündert. Dem nachfolgenden Actenstücke zu Folge haben sie das Joch früher abgeschüttelt, als man es zu erwarten Ursach hatte.

Einwohner der Stadt Lübeck!

Ihr seyd dem Beispiele der Stadt Hamburg gefolgt und habt die französischen Autoritäten abgesetzt, noch ehe die Russischen Truppen Euer Gebiet betraten; nehmt dafür die Versicherung der Zufriedenheit meines erhabenen Monarchen und den Dank Euer Deutschen Brüder.

Jetzt, Ihr braven Lübecker, gilt es, Eure Freiheit zu behaupten und die Unabhängigkeit Deutschlands erfechten zu helfen. Das Schwerdt zur Hand! zeigt Euch Euer tapfern Vorfahren würdig, und gedenkt des Ruhmes, den Lübeck einst als hanseatische Bundesstadt genoß. Es wird ein hanseatisches Corps errichtet, und nur Freiwillige werden darin aufgenommen werden; dabei demnach, wer sich wehrhaft fühlt, und wem die Liebe zum Vaterlande und die Schmach der Unterdrückung nicht leere Worte sind.

Hamburg, den 8ten (20sten) März 1813.
Der kaiserl. Russische Oberst und Commandant eines Corps der Armee des Grafen v. Wittgenstein.
Baron von Tettenborn.


Barbarey der Franzosen in Lübeck.[]

Der siebente Julius 1813.

Wie in Hamburg, so benahmen sich auch in Lübeck die Franzosen anfangs etwas menschlich, aber schon am 26ten Junius wurden die Thore geschlossen und 50 der angesehensten Kaufleute und Professionisten verhaftet, auf Wagen geladen und durch das dänische Gebiet nach Hamburg geführt, wo sie auf einem auf der Elbe stationirten Schiff wie Missethäter eingesperrt waren. Am 5ten Julius gab es zwischen den dänischen und französischen Soldaten Händel, Unglücklicherweise sah ein Metzger, Namens Prahl, zu und nahm, vielleicht unwillkührlich, einigen Antheil; er wurde arretirt und am heutigen Tag mit einer solchen Schnelle erschossen, daß man sich nicht einmal Zeit nahm, ihm die Augen zu verbinden. Späterhin trieb man 600 Personen nach Hamburg zum Schanzen, und zweyhundert Knaben von 13 bis zu 16 Jahren, die man ebenfalls dorthin transportirte, um sie hernach ins Innere von Frankreich zu bringen.


Quellen und Literatur.[]

  • Das neue Deutschland. Enthaltend größtentheils freimüthige Berichte zur Geschichte der Bedrückung und der Wiederbefreiung Deutschlands. Berlin 1813 (1814), bei den Gebrüdern Gädicke.
  • Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
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