Von Reisenden.[]
Carl Gottlob Küttner.
- [1794]
Nienburg.
Da es sehr möglich ist, daß Sie von diesem Orte nie gehöret haben, und da Sie noch weniger werden begreifen können, wie ich hierher gekommen bin, so will ich Ihnen zuerst sagen, daß das Nienburg, wo ich mich itzt aufhalte, eine kleine Stadt in der Grafschaft Hoya in Westphalen ist, und also dem Churfürsten von Hannover, oder dem Könige von England gehört. Wir haben eine Achse zerbrochen; und da diese von gegossenem Eisen ist, und die hiesigen Schmiede erklären, daß sie nie so etwas gesehen habe, so möchten wir wohl das Vergnügen haben, und hier einige Zeit mit Lesen und Schreiben zu belustigen, denn das Wetter und der Koth umher werden uns wenig andere Beschäftigungen erlauben.
. . . . .
Die Englischen Reisewagen sind, von allen Gefährten, die ich kenne, bey weitem die bequemsten. Die innere Einrichtung eines solchen Wagens hat Annehmlichkeiten ohne Ende, und man fühlt sie, mit Wohlgefallen, in allen Jahreszeiten. Aber wehe dem, der etwas Wesentliches an einem solchen Wagen zerbricht, besonders in den unwirthbaren Gegenden von Norddeutschland. Ausser den Schwierigkeiten, das Zerbrochene wieder gemacht zu bekommen, wird es gewöhnlich so wieder hergestellt, daß der nächste Zufall sich immer an dem ausgebesserten Orte zuträgt. Als wir gestern eine Asche zerbrachen, befürchtete ich anfangs, daß der Schade nur zu Hannover geheilt werden könnte; es fand sich endlich ein Schmidt, der mit einer Art Ungewißheit und Zweifel die Arbeit unternahm: allein ich sehe schon, daß die Achse durch das Zusammenschweißen dünner werden muß, als sie vorher war; auch erklärt der Mann, daß er ihr die vorige Ründe nicht wiedergeben kann, und endlich muß das Eisen dadurch, daß es wieder durch ein starkes Feuer gegangen ist, einen beträchtlichen Grad von Sprödigkeit bekommen, der uns auf diesen elenden Wegen einen neuen Bruch erwarten läßt. Endlich fährt man auf schlechten Wegen, nie so geschwind mit einem Englischen Wagen, als mit den gemeinen Gefährten des Landes. Ihr hohes Hängen und der starke Schwung ihrer vortreflichen Federn, machen die Postillons furchtsam; und, da sie das Geleise der Länder des festen Landes nicht haben, so ist ihr Lauf, auf schlechten Wegen, stossend und beschwerlich.
Quellen.[]
- ↑ Wanderungen durch die Niederlande, Deutschland, die Schweiz und Italien in den Jahren 1793 und 1794. Leipzig, 1796. bei Voß und Kompagnie.