Bayrische Staaten.[]
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Bayrische, (Pfalz-Bayrische) Staaten. Sie sind sehr ansehnlich, so daß sie ein Königreich vorstellen können; ihre gegenwärtige Größe beträgt 1067 ge. Quadratmeilen, mit 2,220,000 Einwohnern, und wenigstens 14 Millionen Einkünften. Ehemals waren sie sehr zerstreut, auch niemals unter Einem Regenten beysammen, bis im J. 1799. Maximilian Joseph IV. Herzog von Zweybrücken, die übrigen unter seinem Vorgänger vereinigten größern Länder des Staats durch Erbschaft antrat. Es gehörten zu demselben das Herzogthum Baiern, nebst der Oberpfalz, Neuburg und Sulzbach; dann die Kurpfalz mit den einverleibten Fürstenthümern und Herrschaften; die Herzogthümer Jülich, Berg und Zweybrücken; die Herrschaften Ravensberg und Bergen op Zoom in den Niederlanden; sehr einträgliche unter Französischer Hoheit stehende Besitzungen in Nieder-Elsaß; das Fürstenthum Mindelheim und mehrere zerstreute Graf- und Herrschaften. Die östlichern zum Kurfürstenthum Baiern gehörigen Länder hatten im Jahr 1794. auf 734 Quadratmeilen, 1,219,168 Einwohner. Die Einkünfte sind die beym Herzogthum Baiern angegebenen von 6½ Millionen Gulden, wobey aber für die Nebenländer alle Administrationskosten schon abgezogen sind. Die zum Kürfürstenthum Pfalz, und zu Zweybrücken gehörigen Länder lassen sich nicht mit der nemlichen Schärfe angeben; nach der wahrscheinlichsten Mittelberechnung haben sie auf 260 Quadratmeilen, 920,000 Einwohner, und brachten 5 Millionen Einkünfte. Aus dem Verhältnisse der Quadratmeilen zur Volkszahl zeigt sich ein sehr auffallender Abstand gegen die eigentlich Baierischen Länder. Die Pfälzischen liegen aber unter einem sehr glücklichen milden Klima, haben meist einen fruchtbaren Boden, viele Manufakturen, und daher bey einer befördernden Regierung und hinreichender Aufklärung fast alle eine starke Bevölkerung. Vorzüglich zeichneten sich hierin die Niederländischen Herrschaften und die Besitzungen im Elsaß aus; nur die rauhern Berge und Wälder des Hundsruckens und viele Striche im Zweybrückischen widersezten sich einer beträchtlichen Menschenzahl. Von allen diesen Besitzungen ist das einige Herzogthum Berg mit 54 Quadratmeilen und 261,504 Seelen übrig geblieben. Die Striche jenseit des Rheins brachte den Lüneviller Frieden in den festen Besitz der Franzosen; und vermittelst freundschaftlicher Konvention wendeten sie auch die am rechten Rheinufer liegenden Theile der Pfalz zu anderweitigen Vertheilungen an, welche Baden, Darmstadt und Leiningen erhielten. -- Für diesen sehr beträchtlichen Verlust hat nun Baiern bey den allgemeinen Ausgleichungen im J. 1802. erhalten: in dem Unfange von Baiern, die Bißthümer Freysingen, den kleinern westlichen Theil von Passau mit der Stadt dieses Namens, und die Freyheit, die Stifter seines eignen Landes aufzuheben, welches man aber allenfalls nur bey Waldsassen als eine Entschädigung anrechnen könnte. In Franken, das wichtige Hochstift Würzburg mit einigen Ausnahmen, das ganze Hochstift Bamberg, anfangs auch ganz Eichstädt, welches aber später nur auf die obern Aemter eingeschränkt wurde (und auch diese mußten dem Großherzog von Toscana durch die baierischen Besitzungen in Böhmen vergütete werden;) ferner die Reichsstädte Rothenburg, Schweinfurth, Windsheim und Weissenburg, und die beyden Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld. In Schwaben die Hochstifter Augsburg und Kempten; die Abteyen Elchingen, Irrsee, Kaisersheim, Ottobeuern, Roggenburg, St. Ulrich und Afra, Ursperg, Wettenhausen, Söfflingen und Wengen; die Reichsstädte Ulm, Memmingen Bopfingen, Buchhorn, Dinkelsbühl, Kempten, Leutkirch, Nördlingen, Ravensburg, Kaufbeuern und Wangen. Von diesen neuen Erwerbungen enthalten die beyden Bißthümer in Baiern 18 Quadratmeilen, 44,000 Seelen und 400,000 Gulden Einkünfte. In Franken, die beyden Bißthümer 156 Quadratmeilen 445,000 Seelen, 3,800,000 Gulden Einkünfte. Die 4 Reichsstädte und 2 Reichsdörfer, 10 Quadratmeilen, 41,800 Seelen, 180,000 fl. Einkünfte. In Schwaben die beyden Bißthümer 62 Quadratmeilen, 129,000 Seelen, und 700,000 fl. Einkünfte. Die 10 Prälaturen 17 Quadratmeilen, 86,000 Einwohner und 642,000 fl. Einkünfte. Die 11 Reichsstädte 26 Quadratmeilen, 92,800 Seelen, und 507,000 fl. Einkünfte. Die Prälaturen besassen ausser ihrem eigenthümlichen Gebiete sehr viele Unterthanen und Gefälle im Fremdherrischen; daher das Mißverhältniß zwischen dem angegebenen Maas des Flächeninhalts zu den Einkünften. Das reiche Waldsassen nebst den übrigen landsässigen Stiftern in Baiern werden nicht als Entschädigung betrachtet, da sie schon zum Lande gehörten, und auch andern Fürsten die freye Verfügung über ihre geistlichen Güter zugesichert worden ist. Eben so ist auch das reiche Eberach nicht mit berechnet, weil es keine unmittelbaren Besitzungen hatte, und die Einkünfte unter Würzburg begriffen sind. Die obern Theile des Bißthums Eichstädt konnten ebenfalls nicht in Anschlag kommen, weil sie wirklich nicht als Entschädigung gegeben wurden, sondern durch die Bairischen in Böhmen gelegenen Güter dem Kurfürsten von Salzburg vergütet werden mußten. Pfalzbaiern vertauschte 1803. diese obern Aemter des Stifts Eichstädt, (ausgenommen ein kleines östlich von der Rednitz gelegenes Stück) nebst den Städten Windsheim, Weissenburg und Dünkelsbühl und mehrern in den Fürstenthum Anspach und Bayreuth zerstreuten Unterthanen, Rechten und Gefällen, an Preussen.
Die gesammten Entschädigungen betragen also 279 Quadratmeilen mit 738,600 Seelen und 6,229,000 Einkünften; die leztern erhalten aber auf mehrere Jahre eine beträchtliche Verminderung, weil das zahlreiche Personale der Geistlichkeit nach der Vorschrift des Hauptdeputationsschusses proportionirte Pensionen erhält, die künftige geistliche Einrichtung zum Theil eine neue Dotation erfordert, und wegen der auf den Entschädigungslanden haftenden Schulden. Da nun Pfalzbaierns Verlust 206 Quadratmeilen, über 650,000 Seelen und gegen 4 Millionen an Einkünften betrug, so ist der Gewinn nicht sehr bedeutend, zumal wenn man die ausgebliebenen Einkünfte während der Zeit des Kriegs mit in Anschlag bringen will. Aber die Erwerbung wird wichtig durch die Concentrirung der Kurbairischen Besitzungen, von welchen das Herzogthum Berg nun das einzige abgerissene Land ist. Zur Verwaltung der Fränkischen Länder, von welchen sich der Kurfürst Herzog von Franken schreibt, ist ein Oberappellationsgericht zu Bamberg, eine Landesdirektion zu Würzburg und eine zweyte zu Bamberg seit 1803, errichtet. Für die neuen Länder in Schwaben, zu welchen auch die ältern Bairischen Besitzungen in diesem Kreise geschlagen wurden, sind zwey Interimsregierungen vorhanden. Die eine hat ihren Sitz zu Dillingen und begreift die nördlichern Striche; nemlich das Hochstift oder Fürstenthum Augsburg, die Abteyen Elchingen, Söflingen, Roggenburg, St. Ulrich und Afra, Ursperg, Wettenhausen, die Städte Ulm, Dünkelsbühl, Bopfingen nebst den ältern Besitzungen Wiesensteig und Wertingen. Die andere hat einen Sitz zu Kempten, und umfaßt die südlichern Theile, nemlich das Stift und Stadt Kempten, die Abteyen Irsee, Ottobeuern; die Städte Memmingen, Kaufbeuern, Ravensburg, Leutkirch, Wangen und Buchhorn, nebst den ältern Besitzungen Mündelheim, Türkheim und Illerdissen. -- Baiern erhält auch ein beträchtliches Gewicht auf dem Reichstage, da es in den Fürstenrathe 13 Virilstimmen besizt, nemlich für Oberbaiern, Niederbaiern, Sulzbach, Neuburg, Bamberg, Berg, Würzburg, Augsburg, Freysingen, Passau, Kempten, Leuchtenberg, Mindelheim. Unter diesen sind die von Berg, Niederbaiern, Sulzbach und Mindelheim erst durch den Hauptschluß der Reichsdeputation im J. 1803. neu aufgestellt worden. Dagegen sind die ehemaligen Stimmen von Lautern, Simmern, Veldenz und Zweybrücken eingegangen. Pfalzbaiern hat als jezt 6 Stimmen mehr, als es ehemals hatte. Alle Länder des Kurfürsten haben überdies das jus de non appellando.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Neu bearbeitet von Konrad Mannert, Königl. Bairischen Hofrath und Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.