Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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I. Korrespondenz.

Schreiben eines Hannöv. Officiers.[]

[1]

Brügge, den 7. Febr. 1794.

Die hannöverischen Truppen haben keine Winterquartiere. Das Hauptquartier ist in Brügge. Unsere Vorposten stehen bey Ypern, Menin, Courtray, Rouvelar, Nieuport xc. Der Hr. General Graf v. Wallmoden, welcher auf der Retirade von Wormhout das Commando über unsre Truppen übernommen, weil der Hr. Feldmarschall v. Freytag blessirt wurde, ist nun von dem letztern wieder abgelöset. Diese beyde Feldherrn werden von uns aufs höchste geliebt und geschätzt. Unsere Truppen haben sich unter ihnen einen unsterblichen Ruhm erworben, und die Danksagungs-Complimente von unserm gnädigsten Könige und den hohen Befehlshabern der Armee, sind die besten Beweise Ihrer Zufriedenheit mit unserm Corps. Unsere Artillerie hat dieser Tagen wieder über einige, seit kurzen vorgefallene, Affairen, folgendes Danksagungsschreiben in einem allerhöchsten Rescript an den Hrn. General Grafen v. Wallmoden bekommen:

"Georg der Dritte von Gottes Gnaden, König von Großbrittanien xc. xc. unsern wohlgeneigten und gnädigsten Willen zuvor: Hoch- und Wohlgebohrner, besonders Lieber und Getreuer! Aus Eurem Bricht vom 21sten v. M. lassen Wir uns den fernern Vorfallenheiten bey der Armee angezeigt habt, und wie uns das darinn von dem Lieutenant v. Grote, bey dem Euch anvertrauten Leibgarde-Regiment, und dem Artillerie-Corps sowohl überhaupt, als auch den bey diesem Corps stehenden Officiers, als dem Major Ritter, dem Hauptmann Schamhorst, dem Lieut. Ritter und den Fähndrichs Polchau und Heire, insbesondere beygelegte gute Zeugniß, nicht anders als zum Wohlgefallen gereichen kann; so werden Wir auch jederzeit gern bereit seyn, das gute Verhalten unsrer Truppen, so viel es sich thun läßt, zu belohnen. Wir verbleiben Euch mit Wohlgeneigtheit und gnädigsten Willen stets beygethan xc. St. James, den 30. Jan 1794.

Georg R."

Unsere reitende Artillerie wird wegen ihres vielen Gebrauchs, und weil sie vortreflich eingerichtet ist, noch auf diesen Feldzug um's doppelte vermehrt. Der General v. Trew, der unsere ganze Artillerie neu eingerichtet hat, hat viel Ehre sich dadurch erworben. Unsere Infanterie hat in dieser Campagne viel gelitten; sie ist größtentheils mehr als zwanzigmal ins Feuer gewesen, ohne die Belagerung von Valenciennes mitgerechnet. Denken Sie sich, liebster Freund, die Schlacht bey Famars, die Belagerung von Valenciennes, die Expedition nach Cambray, die Affairen bey Rexpoede, Wormhout, Esquelbeck und Arnik; die Schlacht bey Wormhout, und die gleich darauf zwey Tage dauernde Schlacht bey Hondschoote, die Affaire bey Poperingen; die Actionen bey Menin, Werwik, Cisoing und Moucron. Es hat oft an Patronen gefehlt; man hat zwey bis dreymal so viel gebraucht, wie man sonst in der blutigsten Campagne gebrauchte. Unsere Infanterie bekommt jetzt neue Montirungen, und außer denselben neue Caputröcke, welche ausgetheilt sind und greis aussehen. Man Hört, daß 10,000 Mann feindlicher Truppen von der Rheinarmee bey der Nordarmee, die außer den Vestungs-Garnisonen aus 94 Bataillonen bestehen soll, wenn nichts detaschirt ist, angekommen sind. Die französis. Armeen bedürfen gewiß jetzt Ruhe, und wir werden also vorerst nichts von ihnen zu befürchten haben.


Quellen.[]

  1. Fliegende Blätter. Dem französischen Krieg und dem Revolutionswesen unsrer Zeiten gewidmet. Januar 1794.


Literatur.[]

  • Gegenwärtiger Be- und Zustand der Churhannövrischen Trouppen, herausgegeben von Caspar Georg Carl von Wurmb, Lieutenant im Churhannövrischen 9ten Infanterie-Regimente, Sachs-Gotha. Göttingen, gedruckt bei Johann Georg Rosenbusch 1791.
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