Kriegsschiffe.[]
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Kriegsschiffe, (niederländ. Orlogschiffe,) sind von sechsfachem Rang:
- 1) von 1920 - 1700 Tonnen, (die Tonne zu 20 Centnern, mithin also Schiffe, die eine Ladung von 38,400 - 34,000 Centnern führen können,) besezt mit 850 - 750 Mann und mit 110 - 90 Canonen.
- 2) von 1625 - 1557 Tonnen, 750 - 660 Mann, 90 - 80 Canonen.
- 3) 1400 - 1119 Tonnen, 600 - 410 Mann, 80 - 60 Canonen.
- 4) 1068 - 707 Tonnen, 400 - 250 Mann, 60 - 50 Canonen.
- 5) 678 - 595 Tonnen, 250 - 300 Mann, 40 - 20 Canonen.
- 6) 430 - 300 Tonnen, 150 - 100, 20 - 16 Canonen.
Nur die Schiffe vom 1sten bis 3ten Rang sind eigentlich Kriegsschiffe; die von 50 Canonen rechnen die Engländer wenigstens nicht darunter. Die vom 5ten und 6ten Rang sind nur Fregatten und Corvetten, und kommen im Treffen nicht in die Linie, daher nur der erstern Linienschiffe genennet werden.
Der Sold eines Schiffscapitäns ist nach dem Rang seines Schiffs bestimmt. So bekommt z. E. in England der Capitän eines Schiffs vom 1sten Rang täglich 15 Schillinge, vom 2ten 12, vom 3ten 10, vom 4ten 7, vom 5ten 6, und vom 6ten 5 Schillinge.
Die Rangordnung der Kriegsschiffe wird übrigens auch hier und da etwas anders bestimmt, z. E. in Frankreich, wo nur ein fünffacher Rang ist. Doch sind die Verschiedenheiten nicht sehr beträchtlich.
Kriegsschiffe, die über 80 Canonen führen, sind wegen ihrer Kostbarkeit und Schwere, weniger nüzlich, als, verhältnißmäßig, andere.
Das in der neuern Zeit so gewöhnlich gewordene Beschlagen der Kriegsschiffe mit Kupfer schützt die gegen Seewürmer und Fäulniß, und macht, daß sie leichter die Wellen durchschneiden und besser segeln.
Von Reisende.[]
Dr. G. F. A. Wendeborn.[]
- [1793]
Ehe ich nach Portsmouth kam, hatte ich Kriegsschiffe genug gesehen, war auch auf mehr als einem gewesen; allein, nie hatte ich, bis jetzt, den Anblick eines völlig bemanneten und in wirklichen Diensten sich befindenden, genossen. Um so viel mehr war es mit angenem, meinen Wunsch, den ich hierüber hegte, zu befriedigen. Ausser zwei Empfehlungsschreiben, die ich zu dieser Absicht bei mir hatte, und davon eines vergeblich war, weil der dem ich es zustellen solte, sich nicht mehr zu Portsmouth befand, machte ich an unsrer Wirthstafel eine angeneme Bekanntschaft mit einem Lieutenant des Linienschiffes Brunswick von vier und siebenzig Canonen. Er lud mich ein, am folgenden Morgen, welches ein Sonntag war, um elf Uhr, zu ihm an Bord zu kommen. Das Schiff lag im Hafen, mit seiner vollzählichen Mannschaft von sechshundert Mann, vor Ancker. Sir Roger Curtis, der sich während der Belagerung von Gibraltar, besonders bey dem Vorfalle mit dem schwimmenden Batterien und Canonenböten der Spanier, so hervorgethan, ist iezt der Capitain desselben. Ich liess mich in einem Boote an das Schif bringen, und konnte kaum meinen Augen trauen, wie ich mit ihnen die Höhe maass, die ich hinauf zu klettern hatte bis ich aufs Verdeck kam. Wenn Frauenzimmer von einiger Bedeutung, auf ein solches Schiff gehen, wird, wie dergleichen auch auf Kauffarteischiffen geschiehet, ein eigener dazu verfertigter bequemer Lehnstuhl von oben herabgelassen, in welchem sie sitzend hinauf gezogen werden. In Wahrheit, mein Lieber, es ist ein grosser und schöner Anblick, ein Linienschiff unter Segel, oder auch nur, mit seinen wehenden Flaggen, vor sich zu sehen. Hundert Gedanken sind mir dabei eingefallen, wenn ich an die Erfindung, an den Bau, an die Ausrüstung, an die Kosten, an die Bemannung, an die Disciplin eines solchen schwimmenden Castels, und an den Unsinn der Menschen gedachte, sich auf dem Meere zu schlagen, sich einander, mit ihren Schiffen zu Grunde zu richten, und so wie die Kosten, so auch das Elend des unnatürlichen Krieges zu vermehren. Wie gross müste das Erstaunen der Alten wol seyn, die sich auf die Schiffarth legten, und sie auch Seetreffen lieferten, wenn sie aus ihrer Vorwelt, in die gegenwärtige einen Blick thun, und unsere heutigen Kriegsschiffe, mit ihren damaligen, so wie ihre Seegefechte, mit denen die in neuern Zeiten geliefert sind, vergleichen könten. Wer einem englischen Matrosen erzehlen wolte, dass der grosse Lucullus, bei seinem Triumphe zu Rom, hundert und zehn grosse, dem Feinde abgenommenen Kriegsschiffe, durch die Strassen habe ziehen lassen, der würde ihm zum grossen Gelächter bewegen, und wenig Glauben bei ihm finden. Gleichwohl berichtet Plutarch dass dergleichen geschehen sey, und dass es Kriegsschiffe gewesen, die mit ihren ehernen Schnäbeln oder Rostris versehen waren. Sie sind also nicht ansehnlicher als grosse Böte gewesen, welches auch die, von den Keisern der ersten Iahrhunderte, auf seinen Pfuhle oder Teiche an der Tiber, angestelleten Naumachia oder Seegefechte bestätigen. Zehn heutige englische Fregatten, würden über die vereinigten römischen, carthaginischen, egyptischen und asiatischen Flotten, einen leichten Sieg davon getragen haben. Doch, ich will Sie hiemit nicht weiter unterhalten, sondern Ihnen nur sagen, dass ich glücklich aufs Verdeck kam, und, wie ich mich nach meinem Lieutenant erkundigte, fand dass er abwesend war. Er wiess sich hernach aus, dass er, aus Besorgnis ich mögte nicht zurechtfinden, nach dem Gasthofe gegangen war, um mich abzuholen. Indessen verlor ich durch seine Abwesenheit nichts, denn zween andere Lieutenants, die auf dem Verdeck auf uns abgingen, wie sie höreten wen ich suchte, und was die Absicht sey, warum ich an Bord gekommen, boten sich sogleich zu meinen Führern an, um mir das Schiff zu zeigen. Erwarten Sie nicht, dass ich mich in eine umständliche Erzehlung dessen was ich hier vor Augen hatte, einlassen solle; dazu wäre ich theils nicht fähig, theils würden mehrere Bogen dazu erfordert werden, um Ihnen auch nur eine unvollkommene Erzehlung davon zu machen. Es sey genug wenn ich Ihnen im Allgemeinen sage, was meine Aufmerksamkeit vorzüglich an sich gezogen. Die Grösse des Raums, den man auf dem Oberverdecke vor sich siehet, die Menge Menschen die sich auf demselben bewegen, die Reinlichkeit die überall so sichtbar ist, fället zuerst dem beobachtenden Auge auf. Aus der Cajüte des Capitains, kan man, nach Vorne zu, den ganzen Raum des Verdecks übersehen, aber noch vollkommener von dem Verdecke über der Cajüte, auf dem sich der Capitain befindet, wenn ein Treffen geliefert wird. Da derselbe hier alsdenn so ausgezeichnet und so frei stehet, oder auf und abgehet, wenn er die nöthigen Befehle, während der Action ertheilt, so wundert es mich, dass solche Schiffscapitains nicht häuffiger ihr Leben verlieren. Sir Roger Curtis, der, wie ich gesagt dieses Schiff jezt commandiret, war eben abwesend, und ich hatte Zeit genug mich in seiner Cajüte umzusehen, die eigentlich aus zwei ansehnlichen Zimmern bestehet, davon das hinterste so schön, gros, geräumig und helle ist, dass er eine Art von Staatszimmer vorstellen mögte. Das andere, welches als Vorzimmer angesehen werden kan, dienet zugleich zum Schlafzimmer. Wie ich vermute ist der Capitain der einzige der eine grosse Bettstelle zum schlafen hat, deren Pfosten in den Fussboden eingeschroben werden, weil sie sonst, bei der Bewegung des Schiffes, nicht still stehen würde. In stürmischem Wetter, muss es sich gleichwohl, in solchem Bette, nicht zum besten ruhen lassen; besser in Hängematten, wie die, darin die Matrosen, so wie die andern Officiere, liegen. Die Hängematten der Matrosen sind unter dem zweiten Verdeck angebracht, und jeder hat seine, am Querbalken, angeschriebene Zahl, wo er seine Matte beim Schlafengehen anhänget, und sie des Morgens beim Aufstehen wegnimt, zuammenrollet, und an der Gallerie, die um das Schiff herläuft, neben den übrigen, unter einer Art von grobem Wachstuche, welches zur Bedeckung dienet, aufbewahret. Diese Hängematten, englisch hammocks, werden bei einer Action, ausserhalb dem Schiffe aufgehänget, damit sie anstatt Wollsäcke diesen mögen, um, durch Elasticität, die Stärke der Kugeln zu schwächen, die auf das Schiff angeschossen werden. Die Breite des Raums der jedem Matrosen zur Schlafstelle angewiesen ist, schien mit sehr gering zu seyn, und ich wundere mich dass die Leute noch so gesund bleiben, wenn sie bei Hunderten, wie Heringe neben einander gepackt, fast dicht unter dem Boden des Verdecks liegen. Freilich ist es nicht überall gepfropft voll, weil viele auf der Wache seyn müssen; aber nichts desto weniger ist die Anzahl immer gross genug, um die Luft zwischen den Verdecken zu verderben. Da indessen die Schiesslöcher offen gehalten werden können, so trägt dieses zur Reinigung derselben vieles bei. Die Canonen sind auf allen Verdecken, ja sogar in der Cajüte des Capitains angebracht, und es gehöret nicht allein viel Raum, sondern auch eine Beobachtung des Gleichgewichts des Schiffes dazu, um sie gehörig zu vertheilen. Zwischen den Canonen und ihren Lavetten, halten sich die Matrosen aus, und ich vergnügte mich an den verschiedenen Beschäftigungen, womit sie sich die Zeit vertreiben. Da es Sontag, und grade die Stunde war, in welcher der Vormittagsgottesdienst, pflegt gehalten zu werden, so wunderte ich mich dass ich dergleichen auf dem Schiffe nicht warnam; allein, man sagte mir dass die gewöhnlichen Morgengebete wären vorgelesen worden, womit man sich genüge. Es ging indessen unter einer solchen Menge Menschen ganz ruhig und anständig her; doch schien es mit ein wenig sonderbar, dass verschiedene Weibspersonen, die vermuthlich Matrosenweiber waren, und jezt, am Schiffe, sich bei ihren Männern aufzuhalten Erlaubnis hatten, unter so manchen hundert Mannspersonen, ganz ernsthaft sich ankleideten, und ihre Toilette machten; die Eifersucht am Bord eines Schiffes scheint nicht sehr stark zu seyn.
Der grosse Ofen, wenn Sie lieber wollen, die Küche auf dem Schiffe, erregte meine Aufmerksamkeit nicht wenig. Sie ist fast in der Mitte, unter dem obersten Verdecke angebracht, wie ein Ofen der auf einem dicken steinern Boden ruhet. In demselben befindet sich das Steinkohlenfeuer, welches an mehrern Orten sichtbar ist, wo ich Töpfe kochen, und einige Hammelbraten sich umdrehen sah. Sie können leicht erachten, dass ein Feuer an welchen Speise für sechshundert Menschen zubereitet wird, nicht gar klein seyn könne, und, in Wahrheit, dieses war gross genug, da es zum Kochen und zum Braten dienen muste. Wie ich eine Besorgnis gegen meine Führer äusserte, dass dieser grosse Ofen, mit seiner Feuermasse, gefährlich für das Schiff werden könne, erwiederten sie, dass sie deswegen unbekümmert wären; ja, sie zeigten mit, zum Beweise, wie wenig man Sorge dieserwegen unterhielte, dass das Pulvermagazin, nicht in grosser Entfernung von dieser Küche sey. Ich hab ihrer Behauptung, dass keine Gefahr hievon zu besorgen wäre, gerne Beifall, freuete mich doch aber innerlich, dass ich, aus der ofnen See, zumal bei stürmischem Wetter, wenn Schiff und Ofen sehr schwanken, mich nicht auf demselben befände; wiewol ich glaube, dass zu solcher Zeit wenig oder gar kein Feuer im Schiffe anzutreffen seyn wird. Indessen habe ich die längst bekante Bemerkung selbst zu machen Gelegenheit gehabt, dass die Wirkung der Wellen, auf ein so grosses Schiff, bei weitem nicht so stark sein könne als bei kleinern. Obgleich der Wind ziemlich stark war, und das Schiff den Boden des Hafens keinesweges berührete, oder vest darauf lag, so bemerkte ich doch nicht die geringste Bewegung, bei meiner Anwesenheit auf demselben; die kleinern Fahrzeuge, in der Nachbarschaft, schienen sehr zu schwanken.
Die grossen Canonen, die, wie ich vorhin erwähnet, auf ihren Lavetten, auf ihren verschiedenen Verdecken stehen, werden nicht mit Lunten abgefeuert, sondern mit Schlössern, an welchen Hähne, wie bei den Flinten, angebracht sind, die, wenn es auf eine Action angesehen ist, sogleich zum Gebrauche angeschroben werden. Was das Herausnehmen des Pulvers aus dem Magazine oder der Pulverkammer, bei solchen Gelegenheiten betrift, so konten meine Führer kaum Wort genug finden, um mir die Sorgfalt zu beschreiben mit der man dabei zu Werke gehet. Die englischen Officiere und Matrosen konten sich daher des grössten Erstaunens nicht enthalten, wie sie, im lezten Kriege, nach dem Treffen mit den Spaniern, wo Rodney die englische und Langara die spanische Flotte commandirte, die eroberten Schiffe in Besiz namen, und fanden, wie sehr die Verdecke mit Pulver bestreuet waren, weil die Spanier so sorglos und so nachlässig bei dem Herausnehmen des Pulvers verfahren. Vermuthlich ist dieses eine Ursach, warum spanische Schiffe bei Seegefechten öfters in die Luft fliegen, welches die Engländer durch ihre vorgemeldete Sorgfalt vermeiden.
Dass die zahlreiche Mannschaft eines solchen ungeheuern schwimmenden Gebäudes, zu einem langen Auffenthalte auf der See, auch sehr viel Mundvorrath erfordere, lässt sich leicht erachten, und Sie würden sich kaum vorstellen, wie viel Raum zum Aufbehalten des süssen Wassers und anderer Getränke, so wie zum Zwieback, Mehl, gesalzenem Fleische, Hülsenfrüchten, u. s. w. erfordert wird. Die unglaubliche Menge Ratzen, die sich am Bord der Schiffe befindet, thut besonders dem Mehl und den Zwiebäcken vielen Schaden. Bei den Anschlägen, zur Versorgung der Schiffe auf weiten Reisen, muss daher nicht wenig auf die Ernährung der Ratzen, die nicht auszurotten sind, gerechnet werden. Die Matrosen halten, natürlicher Weise, ihre Mahlzeiten unter den weitläufigen Verdecken; allein die Officiere haben ihre unterschiedenen Kammern in welchen sie speisen. Die Tafel des Capitains eines Kriegsschiffes ist gemeiniglich wohl versorget; aber die übrigen müssen sich sparsam behelfen, Einer der Lieutenants die mich herumführeten, zeigten mit einige Kammern oder Mess-rooms, wie sie genant werden, in welchen der Tisch für die Lieutenants und Mates angerichtet wird. Sie haben für den der nicht an das Seewesen gewöhnet ist, wenig Reizendes, und ich glaube dass die meisten Officiere dem Himmel danken, wenn sie am Lande speisen können. Die Kammern sind eng und niedrig, und gleichwol speisen wol ein Duzend, und mehrere, darin. Tageslicht fället auch nicht hinnein, wenigstens nicht in die welche ich sah, daher selbst am hellen Mittage Lichter darin gebrant werden, welche das ihrige dazu beitragen den Ort heiss und ängstlich zu machen. Da ich hier eben der Lichter erwähne, so will ich nicht vergessen Ihnen zu sagen, dass am Hintertheile des Schiffes, wenn es ein Admiralschiff ist, über den Cajütenfenstern des Capitains, an den Seiten des Steuerruders, grosse Laternen angebracht sind, in welchen Talglichter die Nacht hindurch brennen, und dass man den Rang des Admirals an der Zahl der in den Laternen angezündeten Lichter erkennet. Das Anzünden derselben kam mir, für den der es zu verrichten hat, als eine gefährliche Arbeit vor, zumal wenn es stürmischen Wetter ist. Indessen sind die Matrosen des Kletterns, das andern Grausen verursachen mögte, sehr gewohnt. Von der ungeheuern Grösse der Ancker, und der unbeschreiblichen Dicke der Anckertaue, die ich hier sah, können Sie gar keine Vorstellung machen, ohne dergleichen selbst mit Augen zu sehen. Um ein einziges grosses Anckertau zu verfertigen, werden an die hundert Menschen erfordert, die wegen der schweren Arbeit nur täglich vier Stunden arbeiten können. Es gehören auch nicht wenig Hände dazu, um die Ancker im Schiffe fallen zu lassen und sie wieder aufzuziehen oder zu lichten. Ich erinnere mich, vor mehrern Iahren, zu Woolwich, ein neuverfertigtes Anckertau gesehen zu haben, das aus dem dasigen königliche Bauhofe, nach einem Kriegsschiffe gebracht wurde. Ueber neunzig Menschen waren nöthig, um es der Länge nach, durch die Strassen nach der Thames zu tragen, und es erforderte mehr als zehn Minuten, um die Procession vorüber gehen zu sehen. Gleichwol las ich neulich in unsern hiesigen öffentlichen Blättern, dass in einer nördlichen Grafschaft Englandes, so eben eine Fabrik sey errichtet worden, in welcher man, durch Maschinen, die, wie Mühlen, durch Wasser in Bewegung gesezt werden, alle Arten von Stricken und Seilen, auf die leichteste Art, sehr geschwinde verfertige, und dass nicht zehn Menschen erfordert werden, um ein so ungeheuers Anckertau als ich eben beschrieben, in weil kürzerer Zeit als gewöhnlich erfordert wird, zu Stande zu bringen. Wenn dem wirklich so ist, wie viele Menschen werden dadurch ausser Brod gesezt werden, die bisher, durch solche Arbeit, ihren Unterhalt verdienten! Von den Pumpen auf den Schiffe, welche erstaunenswürdige hydraulische Maschinen sind, sage ich Ihnen hier nichts; sie erwecken Bewunderung.
Ich verliess endlich dass Schiff mit grosser Zufriedenheit über das was ich gesehen hatte, ob ich gleich einen ganzen Tag gerne darauf hätte zubringen mögen, um meine, immer mehr rege werdende, Neugier, durch Fragen und Untersuchungen, näher zu befriedigen. Nochmals muss ich es wiederholen, dass die Höflichkeit mit der ich von den Officieren, die mich herumführeten, aufgenommen und unterhalten wurde, mir ausserordentlich Vergnügen machte. Wie ich von dem Schiffe wieder hinab, in ein unten wartendes Boot, steig hatte der eine Lieutenant die Güte zween Matrosen zu beordern, auswendig an der Mitte des Schiffes, neben der Leiter, zu warten, damit mir, bei dem Herabsteigen, kein Unfall begegnen mögte, und ein kleines Trinkgeld, das ich diesen Leuten auf der Leiter oder Treppe gab, schien sie sehr froh und dankbar zu machen. Von hier liess ich mich sogleich an ein anderes Schiff vom zweiten Range bringen. Es war der Barfleur von zwei und neunzig Canonen, welches den Franzosen genommen ist. Dieses Schiff, welches unter die besten in der englischen Flotte gerechnet wird, war bereits ausser Commission gesezt, und schon gröstentheils abgetakelt. Es lag höher hinauf im Hafen, und ich war so glücklich den Officier an den ich ein Empfehlungsschreiben hatte, noch auf demselben anzutreffen. Ich werde Sie damit nicht aufhalten, das zu erzehlen was ich hier sah, nur das will ich bemerken, dass man auf einem abgetakelten Schiffe, den Bau und die Einrichtung desselben, besser und gemächlicher betrachten kan, als wenn es völlig ausgerüstet ist, und alle seine Mannschaft am Bord hat. Wie ich vom Barfleur mich wieder ans Land hatte setzen lassen, begegnete mit der Lieutenant vom Brunswick, der mich im Gasthofe ausgesucht hatte, und ich ersuchte ihn mit mir nach dem Dock-yard oder Schiffsbauhofe und Seearsenal zu gehen, wozu er gleich willig war.
Zeitungsnachrichten.[]
1812.[]
Vermischte Nachrichten. [3]
Man hat in England Versuche angestellt, um Linienschiffe ohne innere Verkleidung zu erbauen, indem man letztere durch schräg angebrachte Balkenbände ersetzt. Der Zweck dieser Erfindung ist, das Bauholz zu sparen, und zu gleicher Zeit die Schiffe mehr vor dem Zertrümmern zu sichern. Der Ramillies und der Albion sich nach dieser Methode erbauet. Auch will man die Lage der Verdeckbretter (deck-planks) dergestalt verändern, daß sie einen Winkel von 45 Graden mit der Linie des Kiels bilden.
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1806.
- ↑ Reise durch einige westlichen und südlichen Provinzen Englands von Dr. G. F. A. Wendeborn. Hamburg bei Bachmann und Gundermann 1793.
- ↑ Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 97. Montag, den 22. April 1812.