Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Der Strehlensche Kreis.[]


[1] Ist gegen 6 Quadratmeilen groß und enthält in einer Stadt und 67 Dörfern 17562 Einwohner, wovon 2922 in der Stadt und 14640 im Kreise leben. Dieser Kreis ist der gebirgigste im ganzen Fürstenthum und seine Hügel werden immer höher, je mehr man sich dem Münsterbergschen nähert. Gegen Norden ist der Kreis ganz eben und um so fruchtbarer, da er einen herrlichen Weitzenboden hat. Der Kreis bringt alle Arten von Getreide in vorzüglicher Güte und Menge hervor. Die Ohlau, die kleine Lohe, und das Krönwaßer, die den Kreis bewäßern, liefern an ihren niedrigen Ufer den nöthigen Heubedarf, und die mit Wald besetzten Berge versehen ihn mit dem nöthigen Brenn- und Bauholze. Die Bewohner dieses Kreises bauen auch eine Menge Obst, unter dem sich die Kirschen wegen ihrer vorzüglichen Güte und Menge sehr auszeichnen. Die Dörfer sind alle gut gebaut, die Bewohner wohlhabend, und Pferde und Rindvieh von großem Schlage und sehr einträglich. Zu dieser beßern Bauart der Häuser trägt die Nähe der um Strehlen sich häufig befindenden Steinbrüche viel bei. Die Produkte dieses Kreises sind Getreide, Obst, und einiger Flachs, am vorzüglichsten und beträchtlichsten sind die Produkte aus dem Mineralreich, als: Krystalle, Marmor, Kalk, Thon, Quarze, die man auch für Agate hält, Sandstein und viele andre Bruchsteine, Mergel- und Walkererde. Dieser Kreis, deßen Einwohner sich vom Ackerbau, Obstbau, vom Flachs und Baumwollspinnen ernähren, gehört zum Kanton des Reiterregiments von Heising Nro. 8.

British Library.

Strehlen liegt am linken Ufer der Ohlau, hat doppelte Mauern und einen tiefen Graben, der nebst dem Zwischenraum der doppelten Mauern mit Obst und Maulbeerbäumen bepflanzt ist. Sie hat 2 evangelische Kirchen, 2 Begräbnißkirchen, ein Augustinerkloster und Kirche und eine böhmische reformirte Kirche, worin die Bewohner der nahen böhmischen Kolonien ihren Gottesdienst halten; dann giebts noch eine evangelische und katholische Schule und ein Spital nebst einer kleinen Kirche. Hier ist noch ein königl. Domainen-Amt, ein altes Schloß und ein zum Prieborner Amte gehöriger Hof, der zu einer ansehnlichen Lederfabrik eingerichtet ist. Die Stadt hat 389 Häuser, die wegen der Nähe der Steinbrüche meist gemauert, aber nur zum 3ten Theil mit Flachwerk gedeckt sind, und 2922 Einwohner, ein Accise und Zollamt, ein Steuer- Post- und Fabriken- Steueramt, 3 Viehmärkte, 2 Jahr- und Wollmärkte und einen Wochenmarkt, und eine Garnison von einer Eskadron Reiter, vom Regiment Heising, Nro. 8.

Die Einwohner Strehlens ernähren sich vom Kleinhandel, vom Bierbrauen, von mehrern Handwerken, einigem Tuchmachen und der Baumwollspinnerei. Hier wird einiges Tuch, Hüte, Handschuhe und Strümpfe gemacht, mehreres Leder in der dazu eingerichteten Ledermanufactur verarbeitet, einige Seide gewonnen und viel Baumwolle gesponnen.

Unter den Dörfern sind mehrere sehr bekannt. Prieborn hat schönen Marmor, eine Kalkofen, mehrern Mergel und macht nebst mehreren Dörfern ein der Charitee gehöriges Amt aus. Schönbrunn gehört sonst mit noch einigen andern Gütern dem berüchtigten Baron Warkotsch, der im Jahr 1761 den Plan machte, den König von Preußen in die Hände der Oesterreicher zu spielen; allein am Abende der Ausführung durch seinen Jäger verrathen, hatte er kaum Gelegenheit zu entwichen. Des Hochverraths angeklagt, wurde er im Brustbilde geköpft und geviertheilt, uud seine schönen Güter eingezogen und zum Besten des Berliner Krankenhauses (Charitée) verkauft. Krummendorf hat schöne Krystalle, die manchmal in ansehnlicher Größe gewonnen und mit Vortheil an die Steinschneider verkauft werden. Woiselwiz liegt hart an Strehlen an, zu deßen Amt es gehört; hier wohnte Friedrich der Große, als ihn Warkotsch mit Hülfe der Oesterreicher aufhe en wollte. Auf der Südseite Strehlens liegen einige böhmische Kolonien, deren Bewohner sich vom Baumwollspinnen und Weben ernähren, sich der Marienkirche in Strehlen zu ihrem hußitischen Gottesdienst bedienen und unter der Breslauer Kammer stehen. Töppendorf und Türpitz haben guten Thon.


Quellen.[]

  1. Geographische Beschreibung des Herzogthums Schlesien und der Grafschaft Glatz. Herausgegeben von J. G. Sternagel. 1815.
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