Der Briegsche Kreis.[]
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2. Briegsche Kreis, (der) ein landräthlicher Kreis im Fürstenthum gleiches Namens, gränzt an den Oppelnschen, Falkenbergschen, Grottkauschen, Ohlauschen, Oels-Bernstädtschen und Namslauschen Kreis, enthält 9 Quadratmeilen und wird durch die Oder in 2 fast gleiche Stücke getheilt. Der Boden ist fast durchgehends eine Ebene, die nur einige Hügel aber keine Berge hat, daher findet man auch außer Eisenerz, Schwefel und Vitriolkies, keine Mineralien, aber doch Kalk, Torf und Thon. Die Fruchtbarkeit des Bodens ist sehr verschieden, doch trifft man auch hier, wie beinahe in ganz Schlesien auf der linken Seite der Oder, tragbarern und meist lehmigen Acker, auf der rechten hingegen ist er weniger fruchtbar und meist sandig; hier ist auch der Heidekornbau am geschicktesten, daher auch daselbst wenig Flachs und Weizen gebaut wird. Auf der deutschen Seite hat die Gegend bei Rathen, Taschenberg, Kantersdorf, Schwanowitz und Prambsen, vorzüglich den besten Boden, wo man mehr Weizen als Roggen gewinnt. Der Acker bei Löwen ist lehmig und mit schwarzer und grauer Erde vermischt; der nahe am Neisseflusse liegende Boden, etwas kalt und kiesig, die Gegend um Koppen aber hat einen brennenden Sandboden. Auf der Seite der Oder braucht man mehr Pferde, und auf der polnischen mehr Ochsen zum Ackerbau; die Getreideerndte fängt gewöhnlich nach dem 10ten July an. Die gewöhnlichsten Feldfrüchte sind: Weisen, Roggen, Gerste, Hafer, Hirse, Heidekorn, Kartoffeln und Küchengewächse; Flachs wird bloß zum Bedürfniß der Einwohner gebaut; Hopfen und Wein wird nur wenig gebaut; Heu gewinnt man jährlich gegen 5000 Fuder zu 12 Centner. und im J. 1782 waren hier: 100507 Obst- und 2400 Maulbeerbäume. Die Pferde und Kühe sind auf der deutschen Seite von großer, auf der polnischen hingegen meist von mittlerer Art. Im J. 1782 waren hier: 3683 Pferde, 1307 Ochsen, 7616 Kühe, 3669 Stück Jungvieh, 37802 Schafe, (welche ohngefähr 723 Centner Wolle liefern,) 5261 Schweine, 1589 volle Hausbienenstöcke und 28 Waldbienen chwärme. -- Waldungen sind am meisten auf der polnischen Seite, auf der deutschen weniger, sie bestehen aus vielen Eichen, etwas Büchen und Birken, meistens aber Nadelholz und enthalten viel Wildpret. -- Fische aller Art sind in Flüssen, Seen, Bächen und Teichen im Ueberfluß da. -- Im Kreise sind überhaupt 2 Städte, Brieg und Löwen, 2 Marktflecken, 59 Dörfer, worunter 4 Kolonien, darin waren um J. 1782: 35 Kirchen, 44 Schulhäuser, 39 Vorwerke, 857 Bauern, 1205 Gärtner, 657 Häusler, 19 Müller, 2889 Wohnungen. Im J. 1801 lebten in den Städten 9324 und auf dem Lande 20388 Menschen. -- Die Einwohner auf der deutschen Seite der Oder sind, wie im Durchschnitt in ganz Schlesien, gebildeter als auf der polnischen Seite und auch wohlhabender. Ein Theil der Einwohner beschäftigt sich im Winter mit Leinwandweben und man verfertigt daselbst eine Art von 2 Ellen breiten Leinwand, die zwar nicht recht weiß, aber doch dauerhaft ist. -- Die Gebäude der Landleute sind größtentheils von Lehm, besonders hat man ganz feuerfeste, ohne Holz von bloßem Lehm gebaute Häuser, die von den Wohngebäuden etwas entfernt liegen und worin man Getreide und andere Sachen aufbewahrt. -- Die Kreisverfassung besorgt 1 Landrath, 1 Marschkommissarius, 2 Deputirte, 1 Kreisphysikus und 1 Steuereinnehmer. Bei ersterm haben die Stände das Wahlrecht; in Ansehung der Steuern gehört der Kreis zur ersten Klasse, und bei der Viehassekuranz zur 2ten Sozietät. -- Als Kanton gehört der Kreis zu dem Infanterieregiment No. 28.
Der Brieger Kreis.[]
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Ist nach Hofrath Sack gegen 11 Quadratmeilen groß und enthält in 2 Städten und einigen 60 Dörfern 30853 Einwohner, wovon 21030 in den Dörfern und Marktflecken und 9823 in den beiden Städten wohnen. Dieser Kreis ist, einige Hügel ausgenommen, eben und flach. Der Boden deßelben ist auf der deutschen Seite lehmig, übrigens fruchtbar, und bringt alle Arten Getreide und Gemüse, das der Landmann zu seinem Bedarf erbaut, hervor, auf der rechten oder polnischen Seite der Oder ist er sandig und weniger fruchtbar, hier bringt er nur Korn, Heidekorn, Gerste, Hafer und weniges Gemüse hervor. Die deutsche Seite erzeugt mehr Getreide als sie bedarf und führt noch eine Menge davon aus, indeß man auf der polnischen Seite nur das benöthigte erbaut. Dafür liefert dieser letztere Theil eine Menge Holz, womit es die andre Seite versieht. Die Oder durchströmt diesen wie den Ohlauer Kreis und theilt ihn in 2 Seiten in die deutsche und polnische, ein. Beide sind von einander sehr verschieden, denn indeß die deutsche Seite einen beßern Ackerbau, einen größern Schlag von Pferden und Rindvieh, wohlhabendere Einwohner und beßer gebaute Dörfer hat, ist die polnische Seite gerade das Gegentheil davon. Die Dürftigkeit des Bodens hat hier auf alles Einfluß, das Vieh ist kleiner und elender, die Kleidung und Wohnung der Einwohner schlechter und selbst unreinlicher. Die merkwürdigsten Flüße sind: die Oder, die Neiße und Stober, beide letztern Flüße treten von verschiedner Seite und in einiger Entfernung von einander nicht fern vom Oppelnschen Fürstenthum in die Oder, nachdem sie nur kurze Zeit oder an der Grenze des Kreises hinfloßen. Diese und mehrere andre kleine Bäche bewäßern den Kreis. Unter den Produkten ist der Flachs und die daraus verfertigte Hausleinwand, Getreide, Kalk, Thon und Torf. Die Bewohner des Landes ernähren sich vom Getreidebau, vom Flachsspinnen und Leinweben, die Bewohner der Städte von Handwerken, von Tuch- Baumwoll- und Zeugweben.
Brieg liegt an der linken Seite der Oder und war sonst lange die Residenz seiner Herzoge. Seiner vielen in neuern Zeiten erlittenen Brände ungeachtet ist es eine schöne und nahrhafte Stadt. Unter der österreichischen Regierung gehörte sie zu den festern Städten Schlesiens, allein unter der preußischen Herrschaft sind ihre Festungswerke nicht sehr erweitert worden und die angelegten sind zum Theil abgebtragen worden.
Sie gehört mit zu den ältern Städten des Landes, die früh genug deutsches Recht erhielten. Die Stadt hat 3 evangelische Kirchen, 2 katholische, ein Kapuzinerkloster und eine Begräbnißkirche, ein lutherisches Gymnasium, womit nach dem Geiste der Zeit eine Bürgerschule verbunden ist, eine bekannte und zweckmäßige Mädchenschule, und eine katholische Schule. Unter den zahlreichen öffentlichen Gebäuden ist das ehemalige herzogliche jetzt königlichen Schloß, das Getreide und Salzmagazin, das Zeughaus, die Casernen, ein paar Hospitäler, ein Post-, Zucht- und Irrenhaus. Das Zuchthaus ist unter der preußischen Regierung verbeßert und neu erbaut. Friedrich II. erweiterte es und versah es mit größern Einkünften um mehrere Züchtlinge aufzunehmen und zu beschäftigen. Diese Beschäftigung besteht im Flachs und Baumwollspinnen, im Lein, Kattun und leichten Zeug weben. Das Irrenhaus ist nicht sehr beträchtlich und noch lange nicht so eingerichtet, als der Menschfreund wünscht und die Krankheit erfordert. Die Stadt hat mehrere königliche Aemter, als: das Oberamt und Consistorium für Oberschlesien, das Accise- und Zollamt, das Bau- Burg- Fiscalat- Inquisitoriat- Salz- Proviant- Post- Mühlenwaage- Steuer- Servis- Stifts- Tabaks- und Juden Toleranzamt, und außerdem noch 558 Bürgerhäuser, in den 8682 Menschen wohnen und sich vom Handel, dem gewöhnlichen Handwerk, dem Bierbrauen und den Manufacturen ernähren. Die letztern sind nicht unbeträchtlich, denn außer Tuch wird noch eine Menge wollner, baumwollner und leinener Zeuge verfertigt und auf den Jahrmärkten in den grössern innländischen Städten und selbst im Auslande abgesetzt. Der Aufenthalt so vieler königlichen Officianten, die vielen Märkte und selbst das Militair trägt zur Nahrhaftigkeit des Orts nicht wenig bei. Die Stadt hat 3 Jahrmärkte, 4 beträchtliche Viehmärkte und 2 Wochenmärkte und außerdem noch das Infanterie Regiment Malschizky Nro. 28, nebst einer Compagnie Garnison- Artillerie zur Besatzung.
Löwen liegt am linken Ufer der Neisse und ist eine kleine offne Mediatstadt, die der gräflichen Familie von Bees gehört. Sie hat eine evangelische Kirche und Schule, ein kleines Hospital, ein herrschaftliches Schloß und 168 Häuser, worin 1141 Einwohner sind, die sich vom Ackerbau, Bierbrauen, einigem Handel und den gewöhnlichen Handwerk ernähren. Das Städtchen hat ein Accis- und Zollamt und eine Postwärterei, 5 Jahrmärkte und einen Viehmarkt. Die Garnison besteht aus einer Eskadron Reuter, vom Regiment Heising Nro. 8.
Der Marktflecken Michelau liegt ebenfalls am linken Ufer der Neisse, aber in einiger Entfernung von demselben, und ist schon gegen 200 Jahr zum Marktflecken ernannt worden, er gehört dem Stifte Camenz, er hat eine katholische Kirche, eine evangelische Kirche und Schule und einige 60 Häuser, deren Bewohner sich vom Ackerbau, dem Handwerk und den 3 Jahrmärkten ernähren. Auch hat es einigen Torf.
Carlsmarkt ist ebenfalls ein Marktflecken, den Carl VI. 1712 dazu erhoben hat, gehört aber zu dem dasigen Königlichen Amte. Der Flecken hat eine evangelische Kirche, eine katholische Kirche und Schule, ein königliches Amtshaus und ein Waisenhaus; die Bewohner ernähren sich vom Ackerbau und einigen wenigen Handwerken. In seiner Nähe liegt ein sehr beträchtlicher Kalkberg, auch hat er einen Jahrmarkt.
Unter den Dörfern dieses Kreises sind Mollwiz wegen der am 10ten April 1741 hier vorgefallnen Schlacht, die den Besitz Schlesiens für Preußen entschied, Loßen, wegen der Maltheser Commende, die ehedem den Tempelherrn gehörte, und Schweidniz wegen seiner Piasteneiche, zu der die erstern Herzoge Schlesiens wallfahrteten und sich mit einander berathschlagten, am merkwürdigsten, andere Dörfer sind wegen ihrem Torf, ihren Bleichen, Theeröfen oder aufgefundnen Urnen bekannt.