Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Zeitungsnachrichten.[]

1813.[]

Vermischte Nachrichten. [1]

Berliner Blätter enthalten folgenden Aufsatz über die Kosaken, vom Doctor und Professor Heidemann:

KostumKozakUkrainski BNW2

"Die Kosaken bewohnen die mittäglichen Gegenden von Rußland, dem ehemaligen Pohlen und der Ukraine, und reden mit Einmischung pohlnischer und türkischer Wörter die russische Sprache. Ursprünglich entstammen sie von Türken und verschiedenen Tatarhorden, später haben sie sich zu einer eigenen Völkerschaft geformt. Sie sind die leichten Truppen der russischen Armee, und bestehen aus ansehnlichen Haufen oder Pulks. Sie haben keinen Adel, und also auch keine Leibeigenschaft. Alle sind Brüder. Nur ihren Oberbefehlshaber (Hetmann) bestätigt die russische Regierung, und gibt ihm beständigen Sold, Ihre übrigen Offizieren setzen sie nach Gefallen ein und ab.

Der gemeine Kosak muß auf eigene Kosten beritten und bewaffnet seyn. Er bekommt nur im Kriege Proviant, Pulver, Kugeln und die geringe Löhnung von noch nicht zwei Gulden monatlich. Ehedem hatten die Offiziere gar keinen Rang in der Armee, so daß sie den russischen Unteroffizieren untergeordnet werden konnten. In neuern Zeiten hat sich das etwas verändert.

Dieses Volk ist in allen Stämmen gegen 700,000 streitbare Männer stark. Bestimmt, die weitläufigen russischen Grenzen gegen die Einfälle der Tartarn und anderer wilden Horden zu decken, lebt es in in einer Art von immerwährendem Kriege. Jeder Einzelne ist vom 18ten bis zum 50sten Jahre Soldat, muß sich sein Pferd halten, kann sich übrigens kleiden, wie er will. Alle führen Spieße, aber mancher hat einen Säbel, mancher eine Flinte, oder ein Pistol. Andere führen Kugelbüchsen, oder nur Pfeil und Bogen. Schrecklich ist ihre Karbatsche (Kantschuh), welche sie nicht nur für ihre Pferde, sondern auch gegen wehrlose Feinde gebrauchen. Ihre Offiziere commandiren nicht, wie im übrigen Europa, mit dem Degen, sondern mit der Karbatsche.

Die Kosaken wohnen in etwas befestigten Dörfern, treiben besonders die Pferdezucht, und wo es angeht, auch etwas Ackerbau. Ihre Pferde sind zwar klein und sehen elend aus, können aber in einem Tgge 12 bis 15 Meilen machen. Die Kosaken leben, von Jugend auf zu Beschwerden und geringer Kost abgehärtet, sehr haushälterisch, im Kriege ist rauben und plündern ihre Lieblingssache. Wenn sie können, machen sie gern Gefangene und führen dazu gewöhnlich Schlingen bei sich. Man hat zwar eine gewisse Mannszucht bei ihnen einzuführen gesucht, es läßt sich aber nicht viel darin thun, weil ihre Menge zu groß ist und die Regierung ihre Dienste nicht füglich mit Geld bezahlen kann.

Der reichste und beste Theil von ihnen sind die Donschen Kosaken. Sie wohnen in den waldlosen Flächen an beiden Seiten des Don bis an das Asow'sche Meer. Es ist eine hohe, magere, holzarme aber salzreiche Gegend. Es sind meistens wohlgewachsene, schöne Leute, wie etwa die russischen Bauern. Krieg und Sucht nach Beute ist ihr Element. Ihre Häuser sind von Blockwerk, haben meistens Schornsteine, und sind im Innern ziemlich reinlich. Sie speisen ordentlich und sind gastfrei. Uberhaupt fangen sie schon an, einen gewissen Luxus zu huldigen, sie belegen ihre Waffen und ihr Reitzeug nicht selten mit Silber. Mit Künsten und Handwerken beschäftigen sie sich nie, dagegen treiben die Pferde, Schaf- und Hornviehzucht so stark, daß ein reicher Kosak wohl 200 Pferde hat. Sonst sind ihre Sitten und Gebräuche ganz russisch.

Von diesem Don'schen Stamme gingen nun mehrere Colonien aus, welche ihren Namen von der verschiedenen Wohnorten, wo sie sich niederließen, annahmen. Die Orenburgischen sind die merkwürdigsten: nach ihnen die uralischen oder Uralskischen Kosaken. Sie wohnen am Jaikfluß bis an die kaspische See, sind frisch, munter und stark, aber überaus roh, stolz, unbändig und grausam. Fischerei, Jagd, Obstbau und Viehzucht sind ihre Nahrungszweige, und da sie dieß alles im Überflusse haben, so wird bei ihnen von früh bis in die Nacht gezecht. Dieser ausgelassenen Lebensart wegen gelangen nur wenige zu einem hohen Alter.

Ein ungefähr 6 bis 7000 starker Haufen Kosaken, welcher wegen Freibeuterei auf dem kaspischen Meere gestraft werden sollte, entfloh 1577 nach Sibirien. Dort verheiratheten sie sich mit den Töchtern des Landes, und bildeten eine eigene Colonie. In der That leisten sie dem russischen Reiche große Dienste; und treiben einen ansehnlichen Handel. Nur die, welche bis nach Kamtschatka hinkamen, müssen ärmlich leben, sie wohnen in finstern Erdhütten, kleiden sich in Thierhäute, haben kein Brod, und genießen allerhand Fleisch, Wurzeln und Fische nicht selten roh.

Die Saporoger Kosaken wohnten an den Wasserfällen des Dnieper, und wurden ihrer Verfassung nach gänzlich aufgehoben. Die Pohlen nannten sie Haidamaken.

Soldatenleben und Ehelosigkeit waren ihre Gesetze. Weil sie dabei aber hätten aussterben müssen, so nahmen sie die verlaufensten, liederlichsten Taugennichtse aus alten Völkern unter sich auf. Sie bauten sich nicht Hütten, sondern krochen in die Erde, waren stets besoffen, und raubten auf türkischem, tartarischem oder pohlnischem Gebiet. Wer eine Weibsperson stehlen konnte, behielt sie auf seinem Viehhofe, aber in sein Dorf durfte sie nicht kommen. Bei allen dem hatten sie unter sich gewisse Begriffe von Recht und Unrecht. So durfte keiner den andern bestehlen, noch weniger ermorden. Im letztern Falle wurde der Mörder neben dem Erschlagenen lebendig begraben. Jetzt sind diese wilden Leute an das Ufer des schwarzen Meeres versetzt, und man läßt es sich angelegen seyn, sie im Zaum zu halten, und zu nützlichen, ruhigen Staatsbürgern umzuschaffen.


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Quellen.[]

  1. Oesterreichischer Beobachter. Nro.7. Donnerstag, den 7. Jänner 1813.

Literatur.[]

Trachten.[]

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