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Copenhagen (dänisch Kjöbenhaven), die Hauptstadt von Dänemark und die Residenz des Königs auf der Insel Seeland, an der Ostsee, mit einem Hafen. Die Zahl der Häuser beläuft sich auf 4000 und die der Einwohner steigt über 100,000. Die prächtige Residenz des Königs daselbst heißt Christians-Burg. Die Stadt hat auch eine Universität. Die große königliche Bibliothek (mit welcher die von suhmsche vereinigt worden ist), die scandinavische Literaturgesellschaft und viele andere treffliche Gesellschaften ähnlicher Art. Sie erlitt im J. 1795 eine große Verheerung durch Feuer, wovon sie sich jedoch größtentheils erholte. Allein größer und schrecklicher war die Verwüstung, welche diese schöne Residenzstadt im J. 1807 durch einen plötzlichen Angriff der Engländer erlitt, die sie nach einem fürchterlichen Bombardement zur Capitulation zwangen. 305 Häuser und Gebäude, und darunter die schöne Frauenkirche, wurden ganz eingeäschert; gegen 2000 Menschen, sowohl von der Besatzung als den Einwohnern, verloren ihr Leben dabei. Auf 9000 Bomben, welche in die Stadt flogen, und vorzüglich die neuerfundenen congreveschen Brandraketen richteten diese Verwüstung in einigen Tagen an.
(Der auswärtige Leser wird gebeten, die beygefügte Grundzeichnung Kopenhagens zu Rathe zu ziehen).
Die von seinen Ruinen auferstandene Hauptstadt tritt, wie der Vogel Phönix aus seiner Asche, in einer verjüngten und verherrlichten Gestalt hervor. Durch eine genauere Bekanntschaft mit ihr, erfährt man, daß sie nicht allein, in Ansehung ihrer Gebäude erneuert würde, sondern auch in den leztern Zeiten bewunderungswürdige Fortschritte machte zu dem ruhmvollen Ziele, ein Muster für viele der größten Städte Europas zu seyn.
Von den Straßen dieser Stadt, von der Lage ihrer öffentlichen Plätze und Gebäude, erhält man in der Stadt selbst den deutlichsten Begriff. Es ist nicht schwer sich in derselben zu orientiren, da die Straßen und öffentlichen Plätze an den Ecken mit ihren Namen bezeichnet, die Häuser numerirt sind, und die Kanäle, Märkte, Kirchen, Schlösser, Packhöfe, Kriegsschiffe und Statuen sich in einem so weiten Abstande von einander befinden, daß man gar nicht irrgeführt wird, sondern die beqwemsten Ruhepunkte für die Einbildungskraft hat. Hiezu kommt noch, daß man auf seiner Wanderung durch die Stadt, nach allen Richtungen hin einer beynahe schnurgeraden Linie folgen, und also auch beynahe alles Merkwürdige, das der Stadt innerhalb seiner Wälle hat, finden kann.
Von der Seeseite bietet Kopenhagen den schönsten Anblick dar, und wird in weiter Ferne gesehen. Wer zu Lande, von Deutschland oder den dänischen Provinzen kommt, erblickt zwar die höchsten Kirchthürme der Stadt in einer Ferne von sechs Meilen; da aber die Stadt hinter einem Hügel auf einer Ebene liegt, und von hohen Wällen umgeben ist, wird man sie erst in der Nähe gewahr.
Wenn der Reisende, von der einförmigen Rothschilder Chaussee ermüdet, den Hügel *) erreicht, hinter welchem die Stadt sich verbirgt, wird er sehr angenehm überrascht. Mit einem Blick übersieht er die hervorragende Stadt mit allen ihren Thürmen; die Insel Amack und die von Schiffen volle Rhede; vor der Stadt eine Menge Lustgärten und Landhäuser, hinter derselben den 4 Meilen breiten Sund, jenseits von der schwedischen Küste begränzt.
*) Friedrichsberg, oder gewöhnlicher, Waldbyebakke genannt.
Die mit vielen schönen Gebäuden, Alleen, und mit einer Ehrensäule prunkende Vorstadt Westerbroe, läßt den Ankommenden schon die Pracht der Stadt ahnden. Das erste große Gebäude zur rechten Hand, wenn man aus der Friedrichsberger Allee kommt, ist das von dem Hofprediger Christiani angelegte Erziehungsinstitut. Das daran stoßende wird die Schießbahn genannt; es ist ein Versammlungsort für die Schützengesellschaft, die hier ihre Uebungen hat, und eins der gesuchtesten Restaurationshäuser. Das nicht weit vom Westerthor errichtete Monument, ein Obelisk von Sandstein, von vier großen allegorischen Marmorbildern umgeben, ist ein Denkmal der durch die Gesetze des jetzigen Königs verminderten Bauernsclaverey.
Durch das Westerthor, vom Friederich III erbauet, dessen Name mit der Jahrzahl 1668 darauf steht, ist eine sehr starke Passage von Reisenden, Marktwagen, Gehenden und Reitenden, da es nach der allgemeinen Landstraße durch Seeland hinaus führt.
Ist man durch das Thor gekommen, so hat man zur linken Hand die Wache, wo der mit Extrapost kommende Reisende dem machthabenden Lieutenant seinen Namen anzeigen muß. Zur rechten Hand ist ein Markt, Halmtorvet genannt, worauf Heu verkauft wird. Hier wird auch Pferdehandel getrieben. Dieser Platz wird gegen Süden von dem Wartower-Hospital begränzt, einer der reichsten von den milden Stiftungen der Stadt.
Wenn man durchs Westerthor gekommen ist, kann man sich gleich einen Begrif machen von dem Theile von Kopenhagen, der nach der lezten großen Feuersbrunst 1795 wieder erbaut worden ist. In allen nahen Straßen erblickt man große 3 bis 4 Stockwerk hohe Häuser. Die Straßen sind ziemlich breit, gut gepflastert und mit Trottoirs für die Fußgänger versehen. Die Straße, gerade vor dem Westerthore, heißt die Friederichsbergerstraße, welchen Namen sie nach dem Schlosse auf dem Waldbyerhügel führt. Links ist die Westerstrasse. Beyde Straßen werden meistens von Flachs- Eisenkram- Gewürzhändlern, Färbern und andern Bürgern bewohnt, deren Gewerbe sehr von den aus ganz Seeland hieherströmenden Landleuten belebt werden. Beyde Straßen führen zu dem durch sein Alter ehrwürdigen und mit vielen schönen Häusern gezierten alten Markte. (Siehe die Abbildung dieses Markts auf der Kupfertafel No. 1.)
Statens Museum for Kunst, Kopenhagen
Auf diesem Markt steht ein Springbrunnen mit einem künstlichen und kostbaren eisernen Gitter. Aus dem Bilde der Liebe von vergoldeten Bronze, mit einem Kinde an der Hand, springen die Wasserstralen hervor.
Auf diesem Platze stand rechts, wenn man von der Friederichsbergerstraße kam, das Rathhaus der Stadt. Hinter diesem war ein Platz, der Neumarkt genannt, der jezt, (mit dem Platze, worauf das Rathhaus stand,) mit dem alten Markte vereinigt worden ist. Auf dem Neumarkte stand vor dem Brande das Waisenhaus mit seiner Buchdruckerey und Apothek *). Ein Gebäude von großem Umfange, worinn 150 Kinder ehedem an Leib und Seele verkrüppelt wurden. Jezt wird auf diesem abgebrannten Grunde ein neues Rathhaus erbauet.
*) Die dem Waisenhause gehörige Apothek und Buchdruckerei wurde nachher wieder erbauet, aber von dem Waisenhause getrennt.
Nach dem Markte führen 7 Straßen hin, und unter diesen die Norderstrasse, wo der Thurm der Kirch zu unser l. Frauen, 394 Fuß hoch, sich kühn erhebt.
Von dem alten Markte kommt man zuerst durch die neue Straße, (Ryegade) so genannt, weil sie nach der Feuersbrunst 1728 angelegt wurde, um die Communikation zwischen dem Wimmelschaft und dem alten Markte zu eröffnen. Diese kurtze Straße führt nach dem Wimmelschaft hin, die sich mit zwey Qweergassen endigt, zur rechten Hand mit der Hyskenstraße (Hyskenstrædet) und zur linken mit der Klosterstraße (Klosterstrædet).
Jezt fängt eine Straße an, die an den Straßenecken den Namen Amackermarkt (Amagertorv) führt; eine gar nicht passende Benennung, weil der Markt erst weiter unten anfängt.
Von den großen und ansehnlichen Gebäuden, die man auf dem Wege von dem Westerthore an gesehen hat, ist wohl keines, (des verst. Bürgermajors und Rathmanns Langes auf dem alten Markte etwa ausgenommen) welches die dem Professor Manthey gehörige Löwenapotheke überträfe. Schade, daß ein so prächtiges Gebäude an einer Ecke und mit seiner Hauptfaçade in einer Nebengasse liegt!
In der Straße, die gewöhnlich Amackermarkt genannt wird, ist das von dem Tuchhändler Petersen 1755 gestiftete Jungfrauenkloster; und diesem gegenüber die Heiligengeist-Kirche, dessen zwey gothische Portäle, mit Bildhauerarbeit verziert, die einzigen Ueberbleibsel von den Zierrathen der Kirche sind, die in der großen Feuersbrunst 1728 ein Raub der Flammen wurde.
Man geht einer Menge von Boutiken vorbey, die hier auf einander gehäuft sind, weil dieser Platz der am meisten besuchte ist, und dann steht man endlich auf dem eigentlichen Amackermarkte, der seinen Namen von den Amackern hat, die in uralten Zeiten hier mit Fischen handelten, und seit der Zeit Christians des Zweiten, mit Milch und Gartengewächsen.
Dieser Markt ist ehemals der Mittelpunkt der ganzen Stadt gewesen, und war nächst dem alten Markt der älteste in der Stadt. Seit der Feuersbrunst 1795 ist derselbe mit dem Höibroplatz vereinigt, der seinen Namen von der Brücke Høibroe hat, die nach dem Schlossplatze hinführt.
Unter den schönen Häusern, womit dieser Platz umgeben ist, sind besonders zwey einer Auszeichnung werth. Das erste gehört dem Direktor der königl. Buchdruckerey J. F. Schultz, und ist in einem edlen einfachen Styl erbaut. Das andere dem Kaufmann Friederici an demselben Orte erbaut, wo vor deren lezten Brande das alte gothische Gebäude stand, welches, weil der schwedische General Steenbock hier während Friederichs des IV Regierung als Gefangener wohnte, unter dem Nahmen Steenbokkens Gaard (das Haus des Steenbocks) bekannt ist.
Von dem Høibroplads erblickt der Wanderer die Ruinen des Christiansburger Schlosses, und östlich die Ueberbleibsel der durch ihr Alter ehrwürdigen Nicolaikirche. Zur linken Hand, dem Canal entlang, ist eine Reihe von prächtigen Gebäuden, unter welchen sich besonders die Häuser des Gastwirths Löbels und des schwedischen Consuls durch eine schöne Architektur auszeichnen. Zur rechten Hand ist der alte Strand, ein Fischmarkt. Die Weiber, die hier mit Fischen handeln, sind ihrer Grobheit wegen sehr berüchtigt. Grobheiten werden daher Gammelstrands-Redenarten genannt.
Eins von den Häusern auf dem Amackermarkt, No. 3 ist wahrscheinlich das älteste in Kopenhagen. An dem Giebel stehet die Jahrszahl 1616.
Die lange Osterstrasse hat keine Merkwürdigkeiten, welche die Aufmerksamkeit eines Reisenden auf sich ziehen könnten. Das Haus, worinn das Hof- und Stadtgericht gehalten wird, ist ihr einziges öffentliche Gebäude.
Auf dieser Straße und in den nahen Qweergassen findet man die ältesten Denkmäler der Baukunst, deren Alter jedoch nicht höher als bis auf Friederichs des Zweiten Zeiten steigt.
Von den beyden lezten Qweergassen links heißt die erste Christenbernikovstrædet, die andere aber Peder Madsens Gang.
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Die Osterstrasse endigt, wo einer der grösten und schönsten Plätze in ganz Europa anfängt. Dieser Platz wird entweder mit dem alten Nahmen Hallandsaas genannt, oder mit dem neuen Kongens Nyetorv (des Königs Neumarkt) *); nach der Erweiterung Kopenhagens unter Christian IV und den folgenden Königen ist dieser Markt der Mittelpunkt der Stadt geworden. Des Königs Neumarkt ist mit vielen prächtigen und geschmackvollen Gebäuden umgeben; unter diesen wird die Aufmerksamkeit des Reisenden besonders von dem Schauspielhause, dem Charlottenburger Schlosse, der Hauptwache, dem so genannten Gießhause, dem Thottischen Palais, dem so genannten Grams Gaard *) gefesselt. Mitten auf dem Platz stehet die Statue Christian des Vten zu Pferde, und an der Seite des Charlottenburger Schlosses ist ein Canal, der neue Hafen (Nyehavn) genannt, worinn immer viele Schiffe liegen.
*) S. die Abbildung dieses Markts auf der Kupfertafel No. 2.
**) Das jezt dem Aubergisten Rau gehört, und einer der vornehmsten Gasthöfe Kopenhagens ist.
Unseren Reisenden begleiten wir jezt von des Königs Neumarkt in die lange, breite und schnurgerade Straße, die an den Ecken den Namen Norgesgaden (Norwegens-Straße) führt, im gemeinen Leben aber die Breitenstraße (Bredgaden) genannt wird.
Zur rechten Hand in dieser Straße ist der St. Anna Platz, der ihren Namen von einer Capelle hat, die hier vor der Reformation zu St. Anna's Ehre errichtet war. An der Nordseite ist dieser Platz mit prächtigen Privat-Gebäuden umgeben, an der Westseite von der Garnisonskirche; im Süden erblickt man einen Theil der dänischen Flotte und ihre Magazine.
Von dem St. Annaplatz fängt in der Breitenstraße eine zusammenhängende Kette von Pallästen an, die in Ansehung der Pracht, Grösse, und Eleganz eine Vergleichung mit allen Pallästen Europas aushält. (S. die Abbildung dieses Markts auf der Kupfertafel No.3).
Das Eckhaus zur rechten Hand gehört dem Kammerherre Lindenkrone, und ist von Seeländischen Sandsteinen erbaut. Der Königinn Qweergasse gerade gegenüber, ist der Berkentinsche, jezt Schimmelmannische Pallast.
An der andern Ecke der Qweergasse ist das von seiner Pracht berühmte Danneschiold-Laurwigsche Palais, welches von seinem jetzigen Besitzer, dem Etatsrath Brun, einem der angesehensten Kaufleute Kopenhagens, bewohnt wird.
Auf der andern Seite der Breitenstraße ist das ehemalige Bernstorffische Palais, welches nach Bernstorffs Tode von dem Stadtconducteur Prof. Rawert und dem Zimmermeister Maj. Hallander gekauft und für mehrere vornehmen Familien eingerichtet wurde.
Wenn man diesem prächtigen Pallaste vorbeygekommen ist, hat man zur rechten Hand die noch unvollendete Friedrichskirche, und zur linken die Friederichsstraße, die auf den berühmten Friederichsplatz hinführt, wo jenes Meisterwerk der Kunst, die Statue Friederichs des Vten, von vier einander durchaus ähnlichen Pallästen umschlossen wird, die gewöhnlich die Palais (Palæaeerne) genannt werden, weil sie die schönsten Zierden der Stadt sind.
Das Palais an der Ecke der Friederichsstraße, welches dem ehemaligen Bernstoffischen von Aussen ganz ähnlich ist, und von dem Staatsminister Freyherrn v. Dehn erbaut wurde, gehört jezt dem Herzog von Augustenburg, und wird von ihm bewohnt.
Links in der nahen Qweergasse sieht man die von Friederich dem IVten erbaute Landkadetten-Academie; gegen über die 1783 gestiftete chirurgische Academie, und weiterhin das vom König Friederich dem Vten gestiftete Hospital.
Am Ende der langen Breitenstraße hat man die schöne mit jungen Bäumen bepflanzte Esplanade vor sich, deren Alleen links zu dem Osterthore hinführen; rechts aber nach der Zollbude.
Hier stehet der überraschte Reisende an den Ufern der Ostsee, bey dem Hafen, von welchem die Stadt ihren Ursprung und Namen hat, folgt mit seinem Blicke der Reihe der hier liegenden Kriegsschiffe, und einer großen Menge Fahrzeuge, die theils auf der Rehde geankert haben, theils aus- oder einlaufen, oder die vollen Seegel spannen; überall Leben und Thätigkeit, die Folgen eines weit ausgebreiteten Handels.
Zur linken Hand liegt die mit doppelten Gräben und Wällen befestigte Citadelle Friederichshafen. Sie enthält einige in einer schnurgeraden Linie angelegten Baraqven, ein Proviantmagazin, Zeughaus und dergleichen. Im Centro ist ein geräumiger Paradeplatz, bey dessen beyden Enden die Kirche und das Kommandantenhaus liegen.
Das äusserste Citadelthor, welches nach der Kalkbrennerei hinführt, ist der Punkt, welcher die Länge der Stadt begrenzt; hier hat also die Wanderung des Reisenden ihr Ziel erreicht.
Eine Wanderung durch die Stadt in der Qweere fängt von dem Norderthore an, durch welches alle Reisende, die von Norwegen und Schweden, wie von dem nördlichen und nordöstlichen Theile Seelands kommen, passiren müssen. Die Vorstadt ist hier nicht so ansehnlich, wie die vor dem Westerthore. Auf der sogenannten Norderbrücke (Nørrebroe) ist bloß ein einziges großes Gebäude, der Blauehof (Blaagaard) genannt, mit seinen Gärten und Alleen, wo jezt ein Seminarium für Landschullehrer angelegt ist; übrigens ist zwischen dem Norder- und Osterthore eine lange Reihe von Bleichen, Küchengärten, Landhäusern und Fabriken.
Der Weg führt über eine Brücke, unter welcher zwey Seen (Sorte-See und Peblingesøen) mit einander vereinigt werden.
Statens Museum for Kunst, Kopenhagen
Das Norderthor ist das höchste und ansehnlichste von allen Stadtthoren. Ehemals war dieses Thor am Ende der Norderstraße; im Jahre 1671 wurde es aber hieher verlegt. Die erste Straße, worauf es führt, heißt die Friederichsburgerstraße, von dem Schlosse Friederichsburg, der ehemaligen Sommerresidenz des Hofes. In der Mitte dieser Straße erblickt man das von Christian den IVten erbaute, beynahe zweyhundertjährige Rosenburgerschloß.
Die Friederichsburgerstraße endigt mit dem Kohlenmarkte oder dem Platze, wo die Kohlenbrenner von den Waldgegenden des Nordöstlichen Seelands ihre Waaren feilbieten.
Von dem Kohlenmarkte kommt man zuerst auf die kleine, und nachher auf die große Kaufmacherstrasse. Die Benennung "Kiøbmagergade" ist eine verdorbne Außsprache des veralteten Worts Kiødmanger, welches in der alten dänischen Sprache ein Metzger bedeutet. Gleich bey dem Eintritt in die Kaufmacherstrasse hat man zur linken Hand den von seiner Bauart berühmten Runden Thurm, der, wenn man auf der Spitze desselben stehet, eine herrliche Aussicht über die Stadt und die ganze umliegende Gegend darbietet; gegen Norden und West Felder, Waldungen und Dörfer; gegen Osten und Süden die Insel Hween, Amack, und die Küsten Schonens.
Rechts, dem Runden Thurm gegenüber, ist die Kannikenstraße, die ihren Namen von den ehemals hier wohnenden katholischen Kanonicis führt. In dieser Straße findet man beynahe alle zur Universität gehörigen Gebäude und Einrichtungen, wovon auch der Runde Thurm, mit seinem astronomischen Observatorium, ein Theil ist. Wenn man auf der Kaufmacherstrasse einige Schritte weiter gehet, hat man zur linken Hand die königl. Porcellanfabrik. Weiter zur rechten die Laubstraße (Løvstrædet), eine Qweergasse, die nach dem Grauenbrüdermarkt (Graabrødretorvet) hinführt, der gewöhnlich Ulfeldtsplatz genannt wird, von der steinernen Schandsäule, die hier dem Landesverräther Corsitz Ulfeldt errichtet ist. Einige Metzger und Fischhändler haben hier ihre Buden.
Weiter unten auf der Kaufmacherstrasse ist das Posthaus oder das Generalpostamt, wo die königlichen Postcomptoirs aller reitenden und fahrenden Posten sind. Dieses Haus war ehemals unter dem Namen Marskalksgaard bekannt, weil es in Christian des IVten Zeiten von dem jedesmaligen Oberhofmarschall bewohnt wurde.
Dem Posthause gegenüber war das Haus des Großkanzlers oder das Reventlowische Palais; hinter diesem ein großer Garten. In neueren Zeiten wurde es niedergerissen und in eine Qweergasse mit sehr hohen und ansehnlichen Häusern verwandelt, welche jezt den Namen: Kronprindsensgade (die Kronprinzenstraße) führt.
Einige Häuser weit von dem Posthause ist die Hofapothek, ein großes und schönes Gebäude. Am Ende der Kaufmacherstrasse befindet sich der Wanderer wieder auf dem ehemaligen Amakermarkt, jezt Høibroplads. Er gehet nun über die Brücke, und steht auf dem geräumigen und ansehnlichen Schloßplatz. In den Ruinen des abgebrannten Schlosses ist jezt täglich eine Menge Menschen beschäftigt. Der Schloßplatz gewähret dem Auge und der Einbildungskraft den reichsten und mannigfaltigsten Genuß. Wenn man von der Hohenbrücke (Høibroe) kommt, sieht man rechts Christiansburg; gerade vor sich; a) das große Canzleygebäude, wo die wichtigsten Landescollegien ihren Sitz haben; b) die neue Bank, ein massives steinernes Gebäude, das einer Feuersbrunst zu trotzen scheint, und c) die in gothischem Geschmack von Christian IV erbauete Börse. Zur linken Hand erblickt man einen mit kleinen Handelsschiffen vollgepfropften Kanal, und jenseits desselben die Holmskirche und die Ueberreste der Admiralitätsgebäude, aus welchen die Flammen, die Kopenhagen 1795 verheerten, ausgiengen.
Von dem Schlossplatze geht man durch die mit vieler Bildhauerarbeit und zwey schönen Portälen gezierte, 406 Fuß lange, Börse. Rechts ist eine Reihe von Privathäusern, Nyebørs (die Neuebörse) genannt. Hier fängt die Knippelsbrücke an, so genannt von einem in der Nähe derselben ehemals wohnenden Manne, der Hans Knip hieß. Diese Brücke zwischen Seeland und Amack wurde 1620 angelegt und auf großen Zimmerklotzen mit Steinen angefüllt, befestigt; eine Anlage, die wegen des hier sehr reißenden Meeresstromes mit unbeschreiblichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte.
Christianshafen verräth beym ersten Anblick sein jüngeres Alter; alle Straßen sind gerade, und werden von einander in rechten Winkeln durchschnitten. Obgleich hier die beyden schönsten Kirchen der Hauptstadt und nicht wenige große öffentliche Gebäude und prächtige Privat-Häuser sind, so ist doch dieser Theil der Stadt, im Ganzen genommen, nicht ansehnlich. Die beyden großen Feuersbrünste, welche die älteren Theile der Stadt verschönerten, erreichten nicht Christianshafen.
Die erste Straße auf Christianshafen heißt Broegaden oder Langebroegaden, wahrscheinlich daher, weil die Knippelsbroe ehemals Langebroe (die Langebrücke) hieß, bis jene weit längere, die sich 220 Ellen über das Meer von Appelbyes Platz bis an den blauen Thurm (Blaataarn) und das Königl. Brauhaus, im Jahre 1686 erbauet wurde.
Aus der Brogade kommt man in einer Qweergasse, Strandgaden (die Strandstraße), auf welcher, ausser mehreren ansehnlichen Gebäuden, das asiatische Compagniehaus liegt, welches ausser einem weitläuftigen Platze, aus zwey durch ein Thor mit einander verbundenen symmetrischen Gebäuden besteht; in dem einen sind die Comptoirs, die Direktionsstuben, der Versammlungssaal der Interessenten; in dem andern die Niederlage der ostindischen und chinesischen Waaren.
Nicht weit von den Gebäuden der asiatischen Compagnie ist die berühmte, von Christian den IVten zur Reparation der Kriegsschiffe eingerichtete Docke.
In der Strandstraße hat man die Friederichskirche gerade vor sich, und links die kleine Marktstraße (Lilletorvegade); über den Markt und durch die große Marktstraße nähert man sich dem Ziele seiner Wanderung. Das Merkwürdigste auf diesem Wege ist das Laboratorium der Artillerie, und auf dem Markte das Zuchthaus, welches ein völliges Viereck bildet, so daß alle vier Seiten sich nach vier Straßen wenden. Das Hauptgebäude, welches von dem Inspektor, dem Prediger u. s. w. bewohnt wird, steht auf dem Markte.
Am äussersten Ende der Overgade over Vandet ist das Seehospital, (Søeqvæsthuset) eine der wichtigsten von den vielen wohlthätigen Stiftungen Kopenhagens.
Zwischen der Königinnstraße und der Prinzenstraße liegt die Kirche unsers Heilandes (Vor Frelsers Kirke) die schönste in ganz Kopenhagen; ihr Thurm zeichnet sich besonders durch seine überaus künstliche Spitze aus. Diese ist eine Windeltreppe, die in einer Spirallinie immer schmaler wird, und mit der größten Sicherheit bis ans oberste Ende bestiegen werden kann.
Die Kirche gegenüber liegt die Veterinärschule.
Die Qweergasse, welche auf die Prinzenstraße folgt, heißt die Amackerstraße; unmittelbar darauf kommt man ins Amackerthor, welches diesseits das Ende Kopenhagens und jezt unser Ziel ist.
Ein orcanmäßiger Sturm, welcher hier vorgestern von früh 11. bis den Mittags 1. Uhr wüthete, hat in allen Strassen der Stadt an den Dächern vielen Schaden angerichtet, von zwey Kirchthürnen die Stangen mit den Wetterfahnen herabgeworfen und auf dem Lande verschiedene Gebäude ganz umgestürzt. Eine Schildwache wurde auf dem Posten erschlagen und eine andere mit dem Schilderhause vom Wall heruntergestürzt, ohne jedoch beschädigt zu werden. Auf dem Schloßpläze war die Gewalt des Windes so heftig, daß er 3. Kutschen umwarf. Man befürchtet, traurige Nachrichten aus der See zu erhalten. Ein auf hiesiger Rhede liegendes Schiff kam auf den Grund und ein Flensburger ist bey der Insel Amack ganz untergegangen, die Mannschaft desselben jedoch geborgen worden.
Der Verlust, den Kopenhagen innerhalb des kurzen Zeitraums von 14 Jahren durch Feuersbrunst erlitten hat, wird auf 30 Mill. Rthlr. angeschlagen. Der Bau des im Jahre 1794 abgebrannten Residenzschlosses Christiansburg soll 15 Mill. Rthlr. gekostet haben. Die in der Feuersbrunst im Jahre 1795 abgebrannten Gebäude waren für 4 Mill. 629,550 Rthlr. assekurirt, und die durch das Englische Bombardement in Feuer aufgegangenen öffentlichen und Privatgebäude für 2 Mill. 403,850 Rthlr. Dieses giebt die grosse Summe von 22 Mill. 33,400 Rthlr. Wird diesem der Werth aller der in Christiansburg und nachher in der Stadt verbrannten Mobilien hinzugerechnet, und in Betracht genommen, daß Gebäudeassekuranz dem wahren Werth nicht völlig gleichkommt, so darf obige Summe von 30 Mill. Rthlr. nicht für übertrieben gehalten werden. Der König hat den Besitzern der durch das feindliche Bombardement eingeäscherten oder unbewohnbar gewordenen Häuser und Wohnungen, die von Gebäuden in Kopenhagen am 1. Okt. 1802 verordnete Abgabe auf ein Jahr erlassen.
Quellen.[]
↑Conversations-Lexicon oder encyclopädisches Handwörterbuch für gebildete Stände. Stuttgart bei A. F. Macklot. 1816.
↑Beschreibung der Stadt Kopenhagen, vom Professor R. Nyerup. Aus dem Dänischen übersezt, abgekürzt, und theils vermehrt von M. Möller. Kopenhagen 1807.
↑Post- und Ordinari Schaffhauser Samstags-Zeitung. Vom 16. Merz, 1793. Num. 22.
↑Wiener-Zeitung. Nro 18. Mittwoch, den 2. März 1808.
Literatur.[]
Freie Bemerkungen über Kopenhagen in Briefen. 1796.
Beschreibung der Stadt Kopenhagen, vom Professor R. Nyerup. Aus dem Dänischen übersezt, abgekürzt, und theils vermehrt von M. Möller. Kopenhagen 1807. Im Proftischen Verlage auf der Börse No. 11. 12. 13.